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"Deutscher Islam"

Innenministerium will Islamkonferenz neu aufstellen

Mit seiner Aussage "Der Islam gehört nicht zu Deutschland" irritierte Seehofer kurz nach Amtsantritt die Muslime im Land. Jetzt steht sein Ministerium vor einem Neustart der Islamkonferenz. Gesucht wird nach einem "deutschen Islam".

Montag, 16.07.2018, 5:24 Uhr|zuletzt aktualisiert: Mittwoch, 18.07.2018, 1:55 Uhr Lesedauer: 2 Minuten  |  

Das Bundesinnenministerium will nach der Sommerpause mit der Islamkonferenz in neuer Form starten. Staatssekretär Markus Kerber sagte dem „Evangelischen Pressedienst“ am Freitag, die Vielfalt muslimischen Lebens müsse die Konferenz prägen. Er denke an neue, kleinere Initiativen von jungen Muslimen. In der vergangenen Wahlperiode konzentrierte sich die Islamkonferenz auf Verhandlungen mit den etablierten Verbänden. Kerber sagte: „Ich würde eine Verengung auf einen Dialog mit den Verbänden für einen Fehler halten.“

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Der Dialog soll nach der Sommerpause beginnen. Nach einem Bericht im Boulevardblatt „Bild“ sollen auch wieder Einzelpersonen zugelassen werden. Das war bereits unter der Federführung früherer Bundesregierungen der Fall, immer wieder aber auch umstritten, weil sich die Frage stellte, wie Einzelpersonen eine Religionsgemeinschaft repräsentieren und über deren Belange verhandeln können.

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Islam nach Wunsch?

Kritk ernteten die Pläne von Vertretern islamischer Religionsgemeinschaften. Bekir Altaş, Generalsekretär der Islamischen Gemeinschaft Milli Görüş, Ali Kızılkaya, früherer Vorsitzender des Islamrats, warfen der Bundesregierung Anmaßung vor. Man wolle sich einen Islam nach Wunsch bestellen.

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Bei der Islamkonferenz wird unter anderem verhandelt, wie Muslime gleiche Rechte wie als Körperschaft anerkannte Religionsgemeinschaften wahrnehmen können. Bisher gibt es keine Staatsverträge wie mit den Kirchen, in denen etwa Religionsunterricht, Seelsorge in staatlichen Einrichtungen und der Einzug von Kirchensteuern geregelt sind. Für den islamischen Religionsunterricht und Lehrstühle für islamische Theologie an deutschen Hochschulen wurden Hilfskonstrukte entwickelt. Eine der offenen Fragen ist nach wie vor die Ausbildung von Imamen in Deutschland.

Seehofers Irritation

Bundesinnenminister Horst Seehofer (CSU) erzeugte kurz nach Amtsantritt Schlagzeilen, als er in einem Interview sagte, der Islam gehöre nicht Deutschland. Kerber sagte dazu der „Bild“: „Man kann lange über den Satz streiten, ob der Islam nach Deutschland gehört oder nicht. Minister Seehofer hat sich eindeutig festgelegt: Der Islam gehört nicht dazu, die hier in Deutschland lebenden Muslime schon.“

Die Frage sei, ob es einen deutschen Islam geben könne, der auf den rechtlichen und kulturellen Rahmenbedingungen in Deutschland basiert, sagte der für den Themenbereich Heimat zuständige Staatssekretär. Kerber war 2006 Mitgründer der Deutschen Islamkonferenz. Damals war er bereits einmal Staatssekretär im Innenministerium, als der damalige Ressortchef Wolfgang Schäuble (CDU) das Forum zwischen Staat und Muslimen ins Leben rief.

Keine festen Teilnehmer mehr

Welche Verbände und Initiativen künftig konkret dabei sein sollen, sagte Kerber nicht. Die Integrationsbeauftragte der Bundesregierung, Annette Widmann-Mauz (CDU), sagte, wichtig sei, dass auch junge Muslime und Frauen eine Stimme erhielten. Es sei gut, die Debatte um einen „deutschen Islam“ ins Zentrum zu rücken.

Eine Sprecherin des Innenministeriums sagte, über die genaue Konzeption der Islamkonferenz werde derzeit beraten, auch mit Initiativen der Zivilgesellschaft und den Kirchen. Voraussichtlich gebe es für die künftige Islamkonferenz gar keine festen Mitgliedschaften, sondern themen- und formatorientiert passende Zusammenstellungen. (epd/mig) Aktuell Politik

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  1. Ute Plass sagt:

    ‚ Gesucht wird nach einem „deutschen Islam“.‘

    Ali Kızılkaya, früherer Vorsitzender des Islamrats, ist zuzustimmen, wenn er
    den Vorwurf der Anmaßung erhebt.

    Diese Suche nach einem sog. „deutschen Islam“ birgt vor allem viel Stoff für Kabarett und Satire.

  2. Bert sagt:

    „Diese Suche nach einem sog. „deutschen Islam“ birgt vor allem viel Stoff für Kabarett und Satire.“

    Immerhin weniger Stoff, als zu glaube, dass ausgerechnet DITIB einen fortschrittlichen Islam etablieren könnte.

    Einen besseren Islam kann man nur gegen diese Verbände etablieren und nicht mit ihnen.

  3. A.F.B. sagt:

    Wir leben heute in einer globalisierten Welt, was einschließt, daß muslimische Minderheiten in irgendeinem Land, die Jahrhunderte vom Großteil der islamischen Weltgmeinschaft isoliert lebten und von diesem Hauptstrom abweichende Eigenheiten entwickelten, sich wieder an den in der Welt vorherrschenden islamischen Stömungen orientieren und aus deren Quellen schöpfen. Ein „deutscher“ Islam nach den Wunschvorstellungen einiger Politiker wäre genau das Gegenteil, und dazu müßte man die Muslime in Deutschland vom Rest der islamischen Weltgemeinschaft isolieren und sie zudem dazu bringen, von außen auferlegte Änderungen in Angelegenheiten ihrer eigenen Religion zu akzeptieren. Wenn die betreffenden Politiker begreifen würden, daß das nicht geht, könnten sie den Muslimen und Nichtmuslimen in Deutschland viel Ärger ersparen.