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Unstatistik des Monats

Vermeintliche Armutszuwanderung aus Bulgarien und Rumänien

Die Unstatistik des Monats Februar ist die Berichterstattung über das Ausmaß der Armutseinwanderung aus Bulgarien und Rumänien. Das teilte das Rheinisch-Westfälische Institut für Wirtschaftsforschung am Donnerstag mit.

Freitag, 01.03.2013, 8:25 Uhr|zuletzt aktualisiert: Sonntag, 09.06.2013, 22:36 Uhr Lesedauer: 2 Minuten  |  

So berichtete neben anderen großen Tageszeitungen beispielsweise die Frankfurter Allgemeine Zeitung am 15. Februar unter der Überschrift „Städtetag besorgt über Armutseinwanderung“: „Die jährliche Zahl der Armutseinwanderer aus Rumänien und Bulgarien hat sich in den vergangenen vier Jahren von 64 000 auf rund 147 000 mehr als verdoppelt; im ersten Halbjahr 2012 stieg die Zahl im Vergleich zum Vorjahr noch einmal um 24 Prozent.“

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Sie nahm dabei Bezug auf auf ein „Positionspapier des Deutschen Städtetages zu den Fragen der Zuwanderung aus Rumänien und Bulgarien“. Während dort jedoch lediglich die Einwandererzahlen genannt wurden, wurden in der Berichterstattung alle Zuwanderer aus diesen beiden Ländern als Armutsmigranten klassifiziert.

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Der Berliner Psychologe Gerd Gigerenzer, der Bochumer Ökonom und RWI-Vizepräsident Thomas Bauer und der Dortmunder Statistiker Walter Krämer haben die Aktion „Unstatistik des Monats“ im Jahr 2012 ins Leben gerufen. Sie hinterfragen jeden Monat sowohl jüngst publizierte Zahlen als auch deren Interpretationen. Die Aktion will so dazu beitragen, mit Daten und Fakten vernünftig umzugehen, in Zahlen gefasste Abbilder der Wirklichkeit korrekt zu interpretieren und eine immer komplexere Welt und Umwelt sinnvoller zu beschreiben.

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Diese Darstellung vermittelt allerdings ein falsches Bild der Zuwanderung aus Bulgarien und Rumänien nach Deutschland. Daten des Mikrozensus zeigen, dass 80% der Menschen, die seit Beginn der EU-Mitgliedschaft im Jahr 2007 aus diesen beiden Ländern nach Deutschland gekommen sind, einer Erwerbsarbeit nachgehen. Von diesen sind 22% hochqualifiziert und 46% qualifiziert.

Das schadet nur
„Bei diesen Zuwanderern handelt es sich häufig um Menschen mit Berufen, die wir in Deutschland dringend benötigen. Sicherlich findet auch Zuwanderung von Migranten ohne Schule und Berufsausbildung statt, die hier in prekären und teilweise menschenunwürdigen Verhältnissen leben und auf staatliche Hilfe angewiesen sind“, so die offizielle Begründung für den Titel „Unstatistik des Monats“.

Die Freizügigkeit innerhalb der EU könne neben vielen Vorteilen eben auch dazu führen, dass arme Menschen nach Deutschland kommen. Die Jury weiter: „Gerade in einer solchen Situation sollte man sich jedoch die Struktur der Zuwanderung aus den neuen EU-Mitgliedstaaten genau ansehen, um daraus eine für alle Beteiligten akzeptable Lösung zu entwickeln. Eine pauschale Klassifizierung aller Zuwanderer aus diesen Ländern als Armutsmigranten, die das Problem der Zuwanderung in die deutschen Sozialsysteme übertreibt, schadet da nur.“ (etb) Aktuell Feuilleton

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  1. Soli sagt:

    Wenn wir jetzt noch „Erwerbsarbeit“ und „Erwerbsarbeit die ohne finanzielle Unterstützung (Hartz IV) der Familien auseinanderrechnen, dann wäre es erst interessant.
    Sind die Daten im Mikrozensus (wo findet man diesen?) näher aufgeschlüsselt? Wie definiert dieser denn „Erwerbsarbeit“ – sind selbstständige (die vielen Abbruchunternehmer die sich nur so anmelden) Unternehmer, Minijobber und sozialversicherungspflichtige Arbeiter dort gesondert/aufgeschlüsselt erfasst?
    Ohne diese Info ist das doch nur Augenwischerei. Wenn die Zahlen stimmen sollten wäre ich mehr als positiv überrascht, sobei man nicht vergessen darf – die Quote der „Qualifizierten“ und „Unqualifizierten“ verschiebt sich gerade negativ, der erste Schwung war gut, was jetzt noch nachzieht scheint es ja eher nicht zu sein denn die Meldungen in den Zeitungen, TV Sendungen und in den Gemeinden sind ja wohl kaum aus der Luft gegriffen.

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