Studie
In Großstädten fehlt Wohnraum für Flüchtlinge
Einer aktuellen Studie zufolge kann die Integration von Flüchtlingen in den Wohnungsmarkt die gesellschaftliche Integration fördern. Allerdings fehlt es in vielen Städten an bezahlbarem Wohnraum. Und nicht immer sei eine Unterbringung in einer Wohnung die bessere Alternative.
Dienstag, 17.10.2017, 6:25 Uhr|zuletzt aktualisiert: Mittwoch, 08.01.2020, 15:43 Uhr Lesedauer: 2 Minuten |
Mangel an bezahlbarem Wohnraum in deutschen Städten erschwert Flüchtlingen die Wohnungssuche. Zu diesem Schluss kommt eine Studie des Bundesinstituts für Bau-, Stadt- und Raumforschung (BBSR), die am Montag in Bonn veröffentlicht wurde. Demnach leben Flüchtlinge vor allem in Großstädten und in Städten mit Hochschulen lange Zeit in Not- und Gemeinschaftsunterkünften. Es fehle dort an preisgünstigen Wohnungen.
Den Studienautoren zufolge weicht die Verteilung von Geflüchteten von den Erwartungen ab. Asylbewerber werden nach dem Königsteiner Schlüssel auf die Länder verteilt. „Es sind jedoch Abweichungen davon zu beobachten. „Generell zeigt sich eine räumliche Konzentration auf die nördlichen und westlichen Bundesländer, sowohl von Asylbewerbern als auch von anerkannten Geflüchteten“, heißt es in der Studie.
Gesellschaftliche Integration durch den Wohnungsmarkt
Die BBSR-Studie wertete Literatur und Daten aus zehn Fallstudien in deutschen Kommunen aus, zu denen unter anderem Mainz, Köln und Hannover gehören. Die Untersuchung des Bundesinstituts weist auf eine ungleichmäßige Verteilung der Flüchtlinge innerhalb von Kommunen hin: Gemeinschaftsunterkünfte entstünden nur selten in Wohngebieten mit einer einkommensstarken Bevölkerung. Dort fehlten sowohl günstige Wohnungen als auch freie Grundstücke, um neuen Wohnraum zu schaffen. Auch stoße die Unterbringung von Flüchtlingen in den Gebieten „teilweise auf Vorbehalte“, heißt es in der Studie
Die Wissenschaftler warnen jedoch von voreiligen Schlüssen. Integration in den Wohnungsmarkt sei nicht gleichbedeutend mit Integration in die Gesellschaft. In Kommunen, in denen die Versorgung von Geflüchteten auf dem regulären Wohnungsmarkt gelinge, mangele es oft an Perspektiven für passende Arbeits- und Ausbildungsplätze.
Wohnung nicht immer besser
Auf der anderen Seite mahnen die Experten, dass eine Wohnungsunterbringung nicht generell besser ist als die Unterbringung in Gemeinschaftsunterkünften. In der Praxis stelle die Wohnungsunterbringung nicht immer eine Verbesserung gegenüber der Unterbringung in Gemeinschaftsunterkünften dar. „Mancherorts sind die Wohnungen mit vielen Menschen belegt, die sich nicht ausgesucht haben, Zimmer, Bad und Küche miteinander zu teilen. Der Wohnstandard ist bisweilen geringer als in kleinen Wohnheimen und die Privatsphäre ist stark eingeschränkt“, heißt es in der Studie.
Die Zahl der Asylbewerber und Flüchtlinge ist in den vergangenen Jahren aufgrund von Bürgerkriegen, politischen Krisen und der wirtschaftlichen Perspektivlosigkeit in den Heimatländern gestiegen. 1,3 Mio. Menschen stellten von 2014 bis 2016 erstmals einen Asylantrag. In vielen Städten und Gemeinden führte diese Einwanderung zu Engpässen in der Erstversorgung und vorläufigen Unterbringung von Flüchtlingen. (epd/mig) Leitartikel Panorama Studien
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