Studie
Am stärksten vernachlässigte Vertreibungskrisen alle in Afrika
Erstmals liegen alle der am stärksten aus dem Blick geratenen Vertreibungskrisen in Afrika. Das ist das Ergebnis einer Studie des Norwegischen Flüchtlingsrats. Dabei habe der Krieg in der Ukraine aufgezeigt, was möglich sei, wenn die internationale Gemeinschaft sich einer Krise annehme.
Mittwoch, 01.06.2022, 16:00 Uhr|zuletzt aktualisiert: Mittwoch, 01.06.2022, 14:17 Uhr Lesedauer: 2 Minuten |
Die zehn weltweit am stärksten aus dem Blick geratenen Vertreibungskrisen liegen nach einer Studie des Norwegischen Flüchtlingsrats (NRC) alle in Afrika. Dies sei das erste Mal der Fall, heißt es in dem am Mittwoch vorgestellten Bericht. An erster Stelle der Länder mit den am meisten vernachlässigten Krisen steht die Demokratische Republik Kongo. Es folgen Burkina Faso, Kamerun und der Südsudan.
Drei Kriterien kennzeichnen dem Bericht zufolge die Nichtbeachtung: Mangel an Geld, fehlende Aufmerksamkeit der Medien und ausbleibende internationale Initiativen in Politik und Diplomatie. „Dass die am meisten vernachlässigten Krisen der Welt alle in Afrika sind, verweist auf das chronische Versagen von Entscheidern, Gebern und den Medien, Konflikte und menschliches Leid auf diesem Kontinent anzugehen“, erklärte NRC- Generalsekretär Jan Egeland. Angesichts des alles dominierenden Kriegs in der Ukraine sei zu befürchten, dass „afrikanisches Leiden weiter in den Schatten gedrängt wird“.
Schlimmste humanitäre Krise in der Republik Kongo
Ein Paradebeispiel sei die Demokratische Republik Kongo. Dort sei eine der schlimmsten humanitären Krisen zu beklagen, doch sowohl innerhalb als auch außerhalb Afrikas schlössen jene, die Veränderungen bewirken könnten, die Augen vor Wellen brutaler und gezielter Angriffe auf die Bevölkerung. Der Osten des Kongos wird seit Jahrzehnten von Gewalt erschüttert, im vergangenen Jahr wurden laut NCR täglich 6.000 Menschen zur Flucht aus ihren Häusern gezwungen. In der Region sind zahlreiche Rebellengruppen aktiv und kämpfen um Einfluss und Zugriff auf die reichen Bodenschätze. Aber auch Regierungstruppen und ausländischen Akteuren werden schwere Menschenrechtsverstöße zur Last gelegt.
Seit Ende 2021 habe es im Nordostkongo einen dramatischen Anstieg der Angriffe auf Flüchtlingslager gegeben, erklärte der NRC. Innerhalb des Landes seien aktuell 5,5 Millionen Menschen auf der Flucht, ein Drittel der Bevölkerung leide unter Hunger. Derweil habe die dem Kongo zur Verfügung gestellte Hilfe weniger als einem US-Dollar pro Person pro Woche entsprochen.
Deutlich weniger Aufmerksamkeit für Burkina Faso als für Ukraine
Als weiteres Beispiel nennt der Bericht Burkina Faso. Dort habe die Lage der Menschen, von denen immer mehr aus ihren Häusern vertrieben würden, innerhalb eines ganzen Jahres deutlich weniger mediale Aufmerksamkeit erhalten als der Ukraine-Krieg an einem durchschnittlichen Tag in den ersten drei Monaten des Konflikts. Der Krieg in der Ukraine habe aufgezeigt, was möglich sei, wenn die internationale Gemeinschaft sich einer Krise annehme, erklärte Egeland. In Afrika hingegen bedeute die Vernachlässigung, dass Konflikte zu Dauerkrisen würden und die Hoffnungen von Generationen auf eine bessere Zukunft zunichtemachten.
Der NRC bringt jedes Jahr eine Liste der am meisten vernachlässigten Flüchtlingskrisen weltweit heraus. Aufgelistet sind in diesem Jahr weiter der Tschad, Mali, der Sudan, Nigeria, Burundi und Äthiopien. (epd/mig) Aktuell Ausland
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