Zensus 2011
Weniger Ausländer und Migranten als bisher angenommen
In Deutschland leben knapp 6,2 Millionen Ausländer - das ist über eine Millionen weniger als bisher angenommen. Auch der Anteil der Menschen mit Migrationshintergrund ist deutlich weniger. Das sind Zahlen und Fakten der ersten Volkszählung seit 20 Jahren.
Montag, 03.06.2013, 8:30 Uhr|zuletzt aktualisiert: Mittwoch, 08.01.2020, 15:45 Uhr Lesedauer: 3 Minuten |
Am 9. Mai 2011 lebten nach den jetzt vorliegenden Ergebnissen des Zensus 2011 in Deutschland 80,2 Millionen Einwohner. „Gegenüber der bisher gültigen Bevölkerungszahl aus der amtlichen Bevölkerungsfortschreibung gab es am Zensusstichtag damit in Deutschland rund 1,5 Millionen Einwohner weniger als bislang angenommen“, sagte Roderich Egeler, Präsident des Statistischen Bundesamtes, am Freitag auf einer Pressekonferenz zur Vorstellung der Ergebnisse des Zensus 2011 in Berlin.
1,1 Mio. weniger Ausländer
Von den rund 80,2 Millionen Einwohnern hatten etwa 74 Millionen Personen (92,3 %) die deutsche Staatsangehörigkeit. Knapp 6,2 Millionen Einwohner (7,7 %) besaßen eine ausländische Staatsangehörigkeit. Der Vergleich der Zensusergebnisse mit den bisherigen Bevölkerungszahlen aus der amtlichen Bevölkerungsfortschreibung zeigt bei den Deutschen mit – 0,6 % eine relativ geringe Abweichung (– 428.000 Personen).
Bei den Ausländern hingegen lag die Differenz der Bevölkerungszahlen bei – 14,9 %, das sind nahezu 1,1 Millionen Personen weniger als bislang angenommen. Besonders deutliche Abweichungen bei der Zahl der Ausländer gibt es in den einwohnerstarken Bundesländern Nordrhein-Westfalen (– 278.000), Bayern (–190.000) und Baden-Württemberg (–149.000). Deutlich über den Bundesdurchschnitt lag der Ausländeranteil in Hamburg (12,4 %), Hessen (11,1 %), Berlin (11,3 %), Baden-Württemberg und Bremen (jeweils 10,8 %). In den neuen Bundesländern betrug er zwischen 1,5 % und 1,9 %.
Migrationshintergrund: Als Personen mit Migrationshintergrund zählen im Zensus 2011 alle Ausländer sowie alle Deutschen, die nach 1955 auf das Gebiet der heutigen Bundesrepublik Deutschland zugewandert sind oder mindestens einen nach 1955 zugewanderten Elternteil haben.
Weniger Migranten
Die Zahl der Personen mit Migrationshintergrund (15 Millionen) hingegen entspricht knapp 18,9 % der Gesamtbevölkerung. Damit ist der beim Zensus 2011 festgestellte Anteil der Bevölkerung mit Migrationshintergrund für Deutschland niedriger als der entsprechende Wert aus dem Mikrozensus 2011 (19,5 %). Mit Ausnahme Hamburgs und Nordrhein-Westfalens trifft dies für alle übrigen Bundesländer zu. Besonders ausgeprägt ist die Differenz zwischen Zensus und Mikrozensus in Bremen sowie in den neuen Bundesländern.
Nur knapp 40 % der Einwohner mit Migrationshintergrund sind und Ausländer. Davon ist der überwiegende Teil (etwa 70 %) selbst zugewandert. Gut 60 % aller Personen mit Migrationshintergrund besitzen die deutsche Staatsangehörigkeit; von ihnen hat etwas mehr als die Hälfte den Migrationshintergrund aufgrund eigener Zuwanderung, während etwas weniger als die Hälfte bereits in Deutschland geboren ist und die Migranteneigenschaft auf Grund des Zuzugs mindestens eines Elternteils hat.
Türken und Hamburg vorn
Die zahlenmäßig bedeutsamsten Herkunftsländer sind die Türkei (17,9 %) und Polen (13,1 %). Es folgen Russland (8,7 %) und Kasachstan (8,2 %) sowie Italien (5,3 %). Damit kommt aus fünf Herkunftsländern bereits mehr als die Hälfte (53 %) aller Menschen mit Migrationshintergrund.
Anteilsmäßig leben den meisten Migranten in Hamburg (27,5 %), gefolgt von Baden-Württemberg (25,2 %) und Bremen (25,1 %). Den geringsten Anteil weist bei den westlichen Bundesländern Schleswig-Holstein (11,7 %) auf. In den westdeutschen Großstädten ab 100.000 Einwohnern schwankt der Anteil zwischen 15,8 % in Lübeck und 48,9 % in Offenbach am Main. Der Anteil der Bevölkerung mit Migrationshintergrund liegt in allen östlichen Bundesländern unter 5 %. In Berlin haben 23,9 % der Einwohner einen Migrationshintergrund.
Keine verlässlichen Daten zu Religion
Beim Zensus 2011 haben sich relativ wenige Menschen zu einer der Weltreligionen Judentum, Islam, Buddhismus und Hinduismus bekannt. Die Werte gehen von 0,1 % (Hinduismus) bis 1,9 % (Islam). „Es ist jedoch davon auszugehen, dass gerade die Anhänger dieser Religionen überproportional häufig von der Möglichkeit Gebrauch gemacht haben, auf die Beantwortung der Frage zur Religionszugehörigkeit zu verzichten. Das bedeutet bedauerlicherweise auch, dass der Zensus 2011 keine verlässlichen Ergebnisse zu diesen Religionen in Deutschland bereitstellen kann“, so Roderich Egeler. (bk) Gesellschaft Leitartikel Studien
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Wenn man die Muslime allgemein unter Terrorismusverdacht stellt (wie dies in der Praxis trotz aller anderslautenden offiziellen Erklärungen geschehen ist), ist es nicht verwunderlich, wenn sich viele von ihnen scheuen, bei der Volkszählung ihre Religionszugehörigkeit anzugeben. Da hätte das Bundesministerium des Inneren bereits vor Jahren dieser religiösen Minderheit gegenüber eine andere Politik verfolgen müssen. Jetzt kann der Staat eine der Früchte seiner falschen Politik ernten.
@Lynx
Muslime sind nicht per se Ausländer oder Migranten. Und ihr Kommentar klingt so, als wären Sie enttäuscht, dass es nicht so viele Muslime gibt, wie Sie erhofft hatten, also müssen Sie sich das irgendwie anders zusammenschustern und was bietet sich da besser an, als den Deutschen mal wieder Fremdenfeindlichkeit vorzuwerfen.
Unter Muslimen gibt es nunmal auch viele Atheisten und Agnostiker, die sich lediglich zu den Traditionen aus dem Islam bekennen, aber mit der Religion an sich nichts zu tun haben.
Sieht aus wie ein Muslim, benimmt sich wie ein Muslim, ist aber kein Muslim! Auch wenn viele Verbände im Namen dieser „Muslime“ sprechen wollen, so haben sie eigentlich keine Berechtigung dazu! Und dies führt, dann auch dazu, dass man denkt, dass die Muslime eine homogene Einheit wären die alle die gleiche Meinung vertreten, wie Sie es tun! So ist es aber Gott sei dank nicht!
@ Lynx
Vielleicht zeigt das Ergebnis aber auch, das die von den Verbänden für
sich in Anspruch genommen „Muslime, die sie vertreten“ noch geringer
ist, als ohnehin schon von Fachleuten eingeschätzt.
Und das die größte Zahl von Migranten islamischen Glaubens sich
nicht von diesen Verbänden in Anspruch nehmen läßt, und ihre
Religion als das leben, was sie sein sollte: Privatsache
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