Studie zeigt
Ausländerfeindliche Wahlplakate mindern Leistung von Schülern mit Migrationshintergrund
Die Leistungen von Jugendlichen mit Migrationshintergrund verschlechtern sich bei Intelligenzaufgaben, wenn sie zuvor mit ausländerkritischen Wahlplakaten konfrontiert wurden. Das zeigt eine Studie der Universität Linz. Auch die Auswirkungen der Sarrazin-Debatte müssten untersucht werden, fordert Prof. Appel.
Mittwoch, 11.09.2013, 8:30 Uhr|zuletzt aktualisiert: Montag, 16.09.2013, 23:10 Uhr Lesedauer: 2 Minuten |
Besonders zu Wahlkampfzeiten gehen Parteien wie die NPD in Deutschland oder die FPÖ in Österreich mit ausländerfeindlichen und –kritischen Plakaten auf Stimmenfang. Eine Studie der Johannes Kepler Universität (JKU) Linz hat sich mit den Auswirkungen solcher Plakate auseinandergesetzt – ein bisher weitestgehend unerforschtes Feld. Im Vordergrund der Untersuchung standen die psychologischen Auswirkungen solcher Wahlplakate auf Jugendliche mit Migrationshintergrund.
„Wir gingen der Frage nach, welche Auswirkungen Plakate mit Slogans wie ‚Daham statt Islam‘ oder ‚Deutsch statt nix versteh’n‘ auf Jugendliche mit Migrationshintergrund in Österreich haben“, so Professor Markus Appel vom Institut für Pädagogik und Psychologie. Er verweist auf zahlreiche sozialpsychologische Studien, die darauf hindeuten, dass Menschen immer dann, wenn sie sich ausgeschlossen und abgelehnt fühlen, mit Stress reagieren. Stress wiederum habe verschiedene negative Konsequenzen, unter anderem reduziere sich die geistige Leistungsfähigkeit der Betroffenen.
Info: Ein ausführlicher Artikel von Professor Markus Appel zum Thema ist in der renommierten Fachzeitschrift „Political Psychology“ zu finden.
Schlechtere Leistung durch Ablehnung
Diese Erkenntnisse hätten sich in der aktuellen Untersuchung gezeigt. Die an österreichischen Mittelschulen durchgeführte experimentelle Studie zeigte, dass sich die Leistung von Jugendlichen mit Migrationshintergrund bei Intelligenzaufgaben verschlechtert, wenn sie zuvor mit ausländerkritischen Wahlplakaten der FPÖ konfrontiert wurden. Bei neutralen Wahlplakaten oder bei Jugendlichen ohne Migrationshintergrund war kein solcher Leistungsabfall zu verzeichnen.
„In einem gesellschaftlichen Klima der Ablehnung ist es schwer, seine volle Leistung zu zeigen. Es steht zu befürchten, dass ein ausländerkritisches Klima mitverantwortlich ist für die im Durchschnitt geringeren Bildungserfolge von Jugendlichen mit Migrationshintergrund – und das nicht nur in Österreich. Es ist zu vermuten, dass ähnliche Effekte auch in Deutschland gefunden würden. Hier wären weitere Studien sinnvoll“, erklärt Appel dem MiGAZIN.
Sarrazin-Debatte untersuchen!
Er verweist auf die bisher noch wenig erforschten psychologischen Konsequenzen der Sarrazin-Debatte in Deutschland. „Mir sind keine psychologischen Studien bekannt. Denkbar wäre, dass solch ein gesellschaftlicher Diskurs negative Effekte auf die Identifikation mit Schule, Lernen und Leistung von Jugendlichen mit Migrationshintergrund ausübt. Hier wären weitere Studien sinnvoll“, so Appel abschließend. (bk) Leitartikel Politik
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Also, wenn ich sonst keine Probleme mehr habe, dann kann man sich mit diesem Thema befassen. Solange aber Migranten von der Arbeitswelt ferngehalten werden und schlecht bezahlt werden von der Mitte der Gesellschaft, also von CDU, SPD, FDP, Grüne etc. solange können mir die NPD Plakate nichts anhaben. NPD spricht aus was es denkt, die anderen etablierten Parteien geben sich als menschenfreundlich, verhalten sich aber wenn es um die guten Arbeitsplätze, um Schlüßelpositionen geht genauso wie die NPD. Sie sollten die psychologischen Nachwirkungen erforschen bei Menschen, die schon lange hier leben, perfekt Deutsch sprechen, gebildet sind und keine Arbeit haben. Das macht den Menschen zu schaffen und nicht die Sarazzin-Debatte oder Wahlplakate der NPD.
Gibt es die Studie auch im Netz zu lesen?
@ Pippi, nicht nur – aber sicher zu einem Teil – trägt die Sarrazindebatte der vergangenen Jahre dazu bei, dass Vorurteile in der Mehrheitsgesellschaft salonfähig geworden sind und sich so etabliert haben, dass es selbst für gebildete Menschen aus Familien mit Migrationsgeschichte schlechtere Chancen gibt und diese ebenso von den allgemeinen Vorurteilen betroffen sind. So ist die Zahl der arbeitslosen Akademiker mit Migrationshintergrund deutlich höher als die der arbeitslosen Akademiker ohne Migrationshintergrund und zwar bei gleichwertiger oder sogar höhere Qualifikation der ersten Gruppe. Wohlgemerkt, dass liegt nicht an den Sprachkenntnissen, denn Deutsch beherrscht die erste Gruppe sehr gut.
Kein wunder , wenn einem ständig suggeriert wird das man nichts wert ist eh nur abschaum und minderwertig und diese sache ständig in der wahrnehmung mit schwingt kann man nichts anderes erwarten .
Zunächst einmal ist immer vor einer monokausalen Herleitung von bestimmten Phänomenen zu warnen.
So gut wie jedes psycho-soziale Phänomen hat eine kaum zu überschauende Ursachenkette und jeder verweist dann am Liebsten auf die Ursache, die ihm am Besten in seinen „ideologischen Kram“ passt.
Die Leistungen von Schülern und gerade auch die „Minderleistungen“ von Schülern haben eine „unendliche“ Anzahl von Gründen und jeder „Fall“ ist individuell zu betrachten.
Ohne Zweifel aber kann sich die Erfahrung von Abwertung jeglicher Art negativ auf Lernleistungen auswirken auch abwertende „Plakate“. Das ist aber nicht neu, sondern fast schon eine Binsenweisheit.
Josef Özcan (Diplom Psycholge / Amnesty International)
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Dazu brauche ich kein Schüler mit Migrationshintergrund zu sein. Als Muslim deutscher Herkunft stoßen mir ausländer- und mehr noch islamfeindliche Parolen auf. Bisweilen beeinträchtigen mich islam- und muslimfeindliche Äußerungen, die sogar in „gemäßigten“ Internetforen zu finden sind, für einige Zeit in meiner Arbeitsleistung. Um dies zu erkennen, brauche ich keine Studie.
Welche Ziele verfolgt Herr Prof. Appel verfolgt mit einer solchen Studie. Eine Studie dieser Art mit empirischen Beweisen aufzubauen ist nicht möglich ,m.E. Auch macht das keinen Sinn, da es wirklich wesentlich schwerwiegende Verletzungen gibt, die den Migraten hier zu Lande zu schaffen macht. Diese Verletzungen kommen von der Mitte der Gesellschaft und gerade das macht den Migranten noch mehr zu schaffen. Denn diese Miete gibt vor, keine Ressentiments gegenüber Migraten zu haben. Es sind gerade die jenigen, die so tun als ob sie nicht verstehen könnten, warum Menschen sich in Hellersdorf wegen eines Asylantenheims auf die Straße gehen. Wenn diese Menschen so migrantenfreundlich sind, warum haben sie ein Asylantenheim nicht in bester Wohnlage hingestellt? Die kultivierten, gebildeten Reichen hätten doch nichts dagegen, oder doch? Sie hätten was dagegen, sie haben schon was dagegen wenn ein Hospitz oder Altenheim in ihrer so teueren und hübschen Wohngegend gebaut wird. Und das ist die Mitte der Gesellschaft.
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