Länder und Sitten
Konfirmation und Konfirmation – ein Wort, kleine Unterschiede
Christliche Länder, aus denen Menschen nach Deutschland einwandern, sind eher katholisch oder orthodox. Dennoch der deutsche Aufwand, der hierzulande um die Konfirmation betrieben wird, verwirrend wirken. Und überhaupt: Was steckt eigentlich hinter diesem Begriff?
Montag, 29.06.2015, 12:12 Uhr|zuletzt aktualisiert: Montag, 29.06.2015, 12:11 Uhr Lesedauer: 3 Minuten |
Eine Konfirmation, im Sinne der evangelischen Landeskirchen in Deutschland ist eine, zumindest theoretisch, gewichtige Angelegenheit. Sie bildet aus kirchlicher Sicht den Übergang einen jungen Gläubigen zu einem vollwertigen Gemeindemitglied. In Deutschland findet diese „kirchliche Segenshandlung“ üblicherweise im 14. Lebensjahr statt und wird entsprechend groß im Familien- und Freundeskreis gefeiert.
Einen ähnlichen Ritus kennen eigentlich alle christlichen Kirchen. Allerdings finden sich auch unter den protestantischen Kirchen bereits gewaltige Unterschiede. So kann der um eine Konfirmation in Deutschland betriebene Aufwand schnell ein wenig befremdlich wirken und Fragen zum „angemessenen“ Verhalten aufwerfen.
Die nordeuropäischen – und aus protestantischer Sicht stark durch die schwedische Glaubenspolitik des 16. und 17. Jahrhunderts beeinflussten – Staaten haben, wie beispielsweise Norwegen, diese Feierlichkeit sogar in eine „zivile“ Konfirmation umgewandelt. Hier bildet diese nicht nur aus Sicht der Kirche, sondern sogar aus Sicht der Gesellschaft abseits des christlichen Glaubens einen Schritt zur Volljährigkeit. Auch hier ist eine große Feierlichkeit mit Gästen und vielen Geschenken üblich.
Weltweite Unterschiede
Schwieriger wird es dann schon bei freien Kirchen, Altreformierte und Methodisten. Hier existiert häufig gar keine auf ein festes Alter gelegte Konfirmation, sondern nehmen die Konfirmation erst dann vor, wenn sich ein Gläubiger von sich aus auch bereit zu diesem Schritt findet. Da dies häufig erst im Erwachsenenalter stattfindet, ist die damit einhergehende Feierlichkeit auch weniger groß angelegt und teure Geschenke eher die Seltenheit. Auch wird hier das Wort „Konfirmation“ als solches vermieden.
Kirchen mit einem starken Taufaspekt, wie Baptisten und Mennoniten wiederum kennen die Konfirmation gar nicht, denn hier ist bereits die Taufe des Gläubigen der Eintritt in die Kirche als volles Mitglied. Deswegen finden auch die Taufen erst deutlich später im Leben statt, als gemeinhin von Gläubigen der großen Konfessionen in Deutschland gewohnt.
Persönliche Dankesworte
Die Tradition besonders in Deutschland, die frischgebackenen Konfirmanden mit reichhaltigen und oft teuren Geschenken zu bedenken, begründet sich darin, dass das 14. Lebensjahr lange Zeit für das Ende der Schulzeit stand und die Geschenke auf der nach dem Gottesdienst folgenden Feierlichkeit eine Art Aussteuer bildeten, denn mit diesem Geld würde der oder die junge Erwachsene bald auf eigenen Beinen stehen. In manchen Teilen Deutschlands wird deswegen auch Konfirmanden eine recht teure Armbanduhr durch seine oder ihre Familien geschenkt, denn ab nun ist dieser symbolisch für seine eigene Zeit verantwortlich und muss nun pünktlich zur Arbeit erscheinen.
Natürlich ist dies nur der historische Hintergrund dieser Feierlichkeiten und nur in wenigen Teilen Deutschlands, eher auf dem Land und im stark protestantischen Norden und Osten der Republik wird dies auch noch so gehalten. Was sich allerdings in der in Deutschland vertretenen lutheranischen Kirche etabliert hat, ist die Feierlichkeit mit Familie und Freunden mit vielen Gästen und eben teuren Geschenken. Dabei sollte sich allerdings kein Gast übernehmen. Viel wichtiger ist es, gemeinsam eine Freude zu bereiten. Auch Geldgeschenke sind deswegen nicht unüblich.
Was allerdings bei allen protestantischen Kirchen üblich nach einer solchen Feierlichkeit ist, ist sich bei seinen Gästen zu bedanken. Wenn persönliche Geschenke gemacht wurden, dann sollte sich der Dank auch, neben dem Erscheinen auf der Feierlichkeit und zum Gottesdienst auch auf eben dieses Geschenk beziehen. Dies wird üblicherweise mit einer Dankeskarte getan, die, wenn nicht komplett selber geschrieben, vom Konfirmanden unterschrieben werden sollte.
Merkwürdige deutsche Traditionen?
Zwar liegen protestantische Gläubige eher im Hintertreffen, was die Einwanderung nach Deutschland betrifft, denn die meisten klassischen Einwanderungsländer sind, wenn sie eine christliche Tradition haben, eher katholischer oder orthodoxer Natur, aber auch auf einen protestantischen Kanadier oder US-Amerikaner kann der deutsche Aufwand verwirrend wirken. Das ist aber kein Grund, sich zu erschrecken. Meist hilft ein Gespräch mit den Eltern der Gastgeber oder, so es sich um das eigene Kind dreht, mit dem konfirmierenden Geistlichen. (ms) Feuilleton
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Hallo,
nicht alle nordeuropäischen Staaten sind durch die „schwedische Glaubenspolitik des 16. und 17. Jahrhunderts“ beeinflusst worden. Erst recht nicht Norwegen. Norwegen gehörte (zusammen mit Island und den Herzogtümern Schleswig und Holstein) zum Dänischen Gesamtstaat und wurde entsprechend durch das lutherische Dänemark beeinflusst. In der frühen Neuzeit bildeten sich mit Dänemark-Norwegen und Schweden-Finnland in Nordeuropa zwei konkurrierende Mächte. Norwegen gehörte aber nun eben gerade nicht zum schwedischen, sondern zum dänischen Einflussbereich (obwohl es Gebietsabtretungen von Norwegen an Schweden gegeben hat).
Auch die Verlinkung bei „freien Kirchen“ ist zumindest irritierend. Sind Freikirchen gemeint? Hier wird aber nur zum Bund der FeGs auf der Seite des Freikirchen-Verbundes VEF verlinkt.
Das katholische Kommunionfest wird nicht weniger opulent gefeiert als die Konfirmation und zwar umso mehr, je katholischer die jeweiligen Länder insgesamt sind. Da Deutschland zudem als reiches Land gilt, dürften sich die Einwanderer auch nicht so sehr über den betriebenen Aufwand wundern. Diese Feste haben auch die Bedeutung von Initiationsfesten. Der Kommunionjunge trägt zum ersten mal Anzug, der Konfirmant tritt als Gastgeber auf und hält seine erste Tischrede.
Die Geschenke waren, wie oben erwähnt, ein Teil der Aussteuer und sind auch heute meist von bleibendem und praktischem Wert, wie ein neues Fahrrad. Für weniger nahestehende Gäste genügt ein Geschenk um die 10 Euro, wobei auch die christlichen Buchverlage hübsche und altersgerechte Geschenkartikel anbieten.