Afd Nährboden für Hetze
BKA-Chef befürchtet mehr Angriffe auf Flüchtlingsunterkünfte
Der Chef des Bundeskriminalamtes Münch befürchtet, dass die Zahl der Angriffe auf Flüchtlingsunterkünfte die Bilanz des Vorjahres übertrifft. Seit Jahresbeginn seien bereits 705 Angriffe auf Flüchtlingsunterkünfte registriert worden.
Montag, 05.09.2016, 8:21 Uhr|zuletzt aktualisiert: Montag, 05.09.2016, 15:45 Uhr Lesedauer: 2 Minuten |
Die rechtspopulistische AfD fördert mit ihrem Auftreten nach Einschätzung von BKA-Präsident Holger Münch rechtsextreme und rassistische Strömungen. „Die AfD hat Fremdenfeindlichkeit in unserer Gesellschaft salonfähig gemacht“, sagte der Leiter des Bundeskriminalamtes (BKA) dem Tagesspiegel. Sie biete den ideologischen Nährboden „für die rechte Hetze auch im Netz“ und verleihe ihr einen legalen Anstrich.
Rechten Hetzern werde so das Gefühl gegeben, sich mit ihrer Weltanschauung in einem gesellschaftsfähigen Raum zu bewegen, betonte Münch. Das erleichtere es, „sich radikal im Netz zu bewegen“, und sei gefährlich.
Für 2016 sei zu befürchten, dass die Zahl der Angriffe auf Flüchtlingsunterkünfte „die Bilanz des Vorjahres erreicht oder sogar noch übertrifft“, sagte Münch. Das Bundeskriminalamt habe seit Jahresbeginn bereits 705 Angriffe auf Flüchtlingsunterkünfte registriert, darunter 57 Brandstiftungen und 67 andere Gewalttaten. Die aktuellen Zahlen seien nicht ganz so hoch wie vor einem Jahr, „aber der Sockel der Delikte bleibt hoch“, betonte der BKA-Präsident. 2014 seien bundesweit sechs Brandanschläge auf Flüchtlingsunterkünfte verübt worden.
Als erschreckend bezeichnete Münch, dass rund drei Viertel der ermittelten Tatverdächtigen zuvor nicht als Extremisten polizeilich bekannt gewesen seien. Es sei möglich, dass sich inzwischen „eine neue Klientel politisch motivierter Straftäter heranbildet“, sagte der BKA-Chef. Es sei zu beobachten, dass sich lokale Netzwerke bilden, die sich zu Angriffen auf Flüchtlingsunterkünfte verabreden. Dabei bestehe auch das Risiko, dass daraus terroristische Gruppen entstehen, sagte Münch: „Das wäre das Frühstadium einer Entwicklung wie beim NSU.“
Generalbundesanwaltschaft und Polizei verfolgten deshalb die Strategie, bei ersten Anzeichen terroristischer Strukturen „so schnell wie möglich zu reagieren, um diese zu zerschlagen“, betonte Münch. Entsprechend sei bei der im Mai 2015 ausgehobenen Neonazigruppe „Oldschool Society“ vorgegangen worden, die Anschläge auf Flüchtlingsunterkünfte vorbereitet habe. (epd/mig) Aktuell Gesellschaft
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