Studie
Europäische Muslime sehen EU positiver als andere Europäer
Das Vertrauen in die EU ist laut einer Studie unter Muslimen Europas größer als bei anderen Gruppen. Die Autoren mahnen dennoch mehr Integrationsanstrengungen an. Denn unter den späteren Einwanderergenerationen sinkt die Zustimmung bereits.
Montag, 30.10.2017, 6:25 Uhr|zuletzt aktualisiert: Mittwoch, 08.01.2020, 15:43 Uhr Lesedauer: 2 Minuten |
Muslime in Europa sehen laut einer Studie die EU positiver als alle anderen Europäer. Die Muslime hätten im Durchschnitt ein höheres Vertrauen in EU-Institutionen als etwa Christen und Konfessionslose, erklärte der Politikwissenschaftler Bernd Schlipphak vom Exzellenzcluster Religion und Politik der Universität Münster am Freitag. Ein Grund dafür sei, dass Muslime mit ihrer Lebenssituation in der EU zufriedener seien als andere. Rund 95 Prozent der befragten Muslime seien Migranten der ersten oder zweiten Generation, die ihre neue Lebenssituation als besser bewerteten als in ihrem Herkunftsland.
Muslime seien die einzigen von allen untersuchten Gruppen aus 16 europäischen Ländern, die ihr Vertrauen in das Europäische Parlament auf einer Skala von eins bis zehn mit mehr als fünf bewerteten, erklärte das Exzellenzcluster. Sie schätzen die wirtschaftliche Situation, die Gesundheitsversorgung und das politische System im Aufnahmeland mehr als Nicht-Zugewanderte. Zudem wirkt sich der Studie zufolge ein hohes politisches Interesse positiv auf das Vertrauen in die EU-Institutionen aus. „Die Religion dagegen spielt für die Haltung zur EU, anders als angenommen, keine Rolle“, erläuterte Schlipphak.
Religiösität hat keinen Einfluss auf Vertrauen
Zwar schätzten sich europäische Muslime im Durchschnitt als religiöser ein als andere Europäer, erklärte der Ko-Autor der Studie, der Politikwissenschaftler Mujtaba Isani. Diese Einschätzung scheine aber weder einen negativen noch einen positiven Einfluss auf ihr Vertrauen in die EU zu haben. Dagegen hätten von Muslimen in arabischen Ländern in früheren Studien nur eine Minderheit die EU positiv bewertet.
Die Zustimmung zur EU sinkt laut Untersuchung jedoch, je weiter die Migrationserfahrung zurückliegt. Europäische Muslime der zweiten Einwanderergeneration zeigen weniger Vertrauen in die politischen Institutionen des Aufnahmelandes und der EU als Muslime der ersten Generation. Negativ wirke sich auch Diskriminierung aus. Das sei umso problematischer, weil den Analysen zufolge Gefühle der Diskriminierung unter europäischen Muslimen der zweiten Einwanderergeneration stärker verbreitet seien.
Forscher: Probleme in den Blick nehmen
Die Autoren plädieren dafür, die Integration europäischer Muslime langfristig zu stärken und besonders die Probleme der zweiten Generation in den Blick zu nehmen. Die Studie zeige, dass erfolgreiche Integration zu einem höheren Vertrauen in politische Institutionen führten. „Langfristige Integrationsbemühungen sind unerlässlich, wenn das hohe Niveau des Vertrauens der europäischen Muslime in die EU aufrechterhalten werden soll“, mahnte Schlipphak.
Die Forscher werteten für die Studie Daten des European Social Survey (ESS) von 2002 bis 2014 aus. Aktuellere Daten lägen zu dem Thema nicht vor. Für den European Social Survey (ESS) werden alle zwei Jahre europäische Bürger zu gesellschaftlichen und politischen Themen befragt. Die Wissenschaftler verglichen die Aussagen von rund 3.600 europäischen Muslimen mit denen anderer Gruppen. Befragt wurden Menschen in Österreich, Belgien, Dänemark, Finnland, Frankreich, Deutschland, Griechenland, Irland, Niederlande, Norwegen, Portugal, Slowenien, Spanien, Schweden, Schweiz und Großbritannien. (epd/mig) Gesellschaft Leitartikel Studien
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