Polizeimeldung sorgt für Empörung
Mann sticht Flüchtlinge ab, Polizei spricht von Zeichen gegen Flüchtlingspolitik
Ein 70-jähriger Russlanddeutscher hat drei Flüchtlinge mit einem Messer angegriffen. Einer der Opfer liegt verletzt im Krankenhaus. Laut Polizeimeldung wollte der Tatverdächtige ein Zeichen gegen die Flüchtlingspolitik setzen. Die Polizeimeldung sorgt im Netz für Empörung.
Mittwoch, 21.02.2018, 6:23 Uhr|zuletzt aktualisiert: Mittwoch, 21.02.2018, 17:25 Uhr Lesedauer: 2 Minuten |
Ein 70-Jähriger hat Polizeiangaben zufolge am vergangenen Samstag am Heilbronner Marktplatz drei Männer mit einem Messer verletzt. Tatverdächtiger ist ein in Heilbronn wohnhafter Mann mit russischer und deutscher Staatsangehörigkeit. Bei den Verletzten handelt es sich um einen 17 Jahre alten Afghanen, einem Iraker (25 Jahre) und einen Syrer (19 Jahre).
Wie Polizei und Staatsanwaltschaft in einer gemeinsamen Erklärung mitteilen, wurde der Mann von Passenten überwältigt. Bei dem Angriff erlitt der 17-jährige Afghane schwere Verletzungen und befindet sich derzeit auf stationärer Behandlung.
Über möglich Hintergründe der Tat schreiben Polizei und Staatsanwaltschaft: „Derzeit ist davon auszugehen, dass der Verdächtige mit seiner Aktion ein Zeichen gegen die aktuelle Flüchtlingspolitik setzen wollte.“
Diese Formulierung stößt im Internet auf Unverständnis und Verärgerung. Mario Sixtus schreibt auf dem Kurznachrichtendienst Twitter: „Ein Russlanddeutscher sticht mit dem Messer auf drei Flüchtlinge ein, und der Polizeisprecher nennt als Tatmotiv den Wunsch, ‚ein Zeichen zu setzen‘. Ey fuck! Sind denn alle wahnsinnig geworden in diesem Land!?!“
Ein Russlanddeutscher sticht mit dem Messer auf drei Flüchtlinge ein, und der Polizeisprecher nennt als Tatmotiv den Wunsch, „ein Zeichen zu setzen“. Ey, fuck! Sind denn alle wahnsinnig geworden in diesem Land!?! pic.twitter.com/Pf1xoYxVDj
— Mario Sixtus 馬六 🇪🇺🇭🇰 (@sixtus) 19. Februar 2018
Hunderte Nutzer teilten und kommentierten die Polizeimeldung binnen weniger Stunden. Patrick Gensing etwa schreibt: „Beim Amoklauf in München und dem Sprengstoffanschlag in Hamburg-Wilhelmsburg könnte man auch vom rechten Terror sprechen. Könnte. Wenn man es sehen wollte. Mir fällt dazu nichts mehr ein.“ Der Nutzer „ElektroNerd“ twittert: Und ess es ein Moslem gewesen wäre, wäre es ein Terroranschlag gewesen…“
Beim Amoklauf in München und dem Sprengstoffanschlag in Hamburg-Wilhelmsburg könnte man auch vom rechten Terror sprechen. Könnte. Wenn man es sehen wollte. Mir fällt da nichts mehr zu ein.
— Patrick Gensing (@PatrickGensing) 20. Februar 2018
Und wenn es ein Moslem gewesen wäre, wäre es ein Terroranschlag gewesen…
— ElektroNerd (@ElektroNerd) 20. Februar 2018
Daniel Schwerd fragt ironisch: „Wollte der Täter das Zeichen mit Messern an die Flüchtlinge heften?“ Und der Twitter-Nutzer „Sin_Sin“ schreibt: „Hoffentlich stehen wir eines Tages nicht da und fragen uns, wer anfing und wie das alles soweit kommen konnte.“
Wollte der Täteer das Zeichen mit Messern an die Flüchtlinge heften?
— Daniel Schwerd (@netnrd) 19. Februar 2018
Hoffentlich stehen wir eines Tages nicht da und fragen uns, wer anfing und wie das alles soweit kommen konnte.
— Sin_Sin (@sin_sin72) 20. Februar 2018
Die Ermittlungen dauern laut Polizeimeldung an. Bei einem Gutteil der Zeugen sei ein Dolmetscher hinzuzuziehen, „weshalb das Ergebnis der Vernehmungen erst in einiger Zeit vorliegen wird“, hießt es dort. Bei dem Beschuldigten sei eine Blutentnahme veranlasst worden. Das Ergebnis liege noch nicht vor. Für eine Stellungnahme war das Polizeipräsidium Heilbronn am Dienstag nicht zu erreichen. (mig) Aktuell Panorama
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