Brückenbauer
8. April – Internationaler Tag der Roma
Am 8. April 1971 versammelten sich mehrere Roma-Vertreter/innen zum Welt-Roma-Kongress in London. Dieser Tag jährt sich zum 41. Mal und ist die kopernikanische Wende der Roma, auf die eine Vielzahl von politischen Forderungen zurückzuführen ist.
Von Merfin Demir Donnerstag, 05.04.2012, 8:25 Uhr|zuletzt aktualisiert: Dienstag, 10.04.2012, 23:01 Uhr Lesedauer: 2 Minuten |
Zu den wichtigen politischen Forderungen des Roma-Weltkongresses gehörten die Zurückweisung des beleidigenden und diffamierenden „Zigeunerbegriffs“ und die Forderung, den nationalsozialistischen Völkermord an den Sinti und Roma endlich anzuerkennen, was 26 Jahre nach Ende der Diktatur längst überfällig war. Den Anspruch nach mehr Akzeptanz der Roma mündete nach jahrzehntelanger Lobbyarbeit in der Anerkennung als offizielle Minderheit durch mehrere Einzelstaaten, so auch der Bundesrepublik Deutschland.
Als Folge des Weltkongresses fand 1976 in Indien das Weltroma-Festival statt. Ein wichtiger symbolischer Akt, zumal im Jahr 1000 nach Christus die Angehörige der Roma ausgerechnet aus Nordwestindien vertrieben bzw. versklavt worden sind. Aufgrund von Sprachvergleichen des Romanes (der Sprache der Roma) ist trotz dieser großen Zeitspanne die historische Herkunft aus Nordwestindien gesichert. Das verwundert umso mehr, da Roma eine weitestgehend mündliche Überlieferungstradition haben.
Diese weltweite Roma-Bewegung war völlig neuartig. Aus dem Kongress bildete sich u.a. 1978 die International Romani Union heraus. Sie ist später beim Wirtschafts- und Sozialausschuss der Vereinten Nationen akkreditiert worden. Diese und eine Vielzahl anderer nationaler und internationaler Organisationen bilden die wichtige Basis der Selbstorganisation der Roma.
Die zweite Wende leitete die Jugendbewegung der Roma ein. Am 8. April 2010 lud die spanische EU-Ratspräsidentschaft zum European Roma Summit, an der schätzungsweise 500 hochgradige politische und zivilgesellschaftliche Vertreter/innen aus ganz Europa teilnahmen. Parallel dazu lud das im Januar 2010 gegründete TernYpe International Roma Youth Network zum ersten European Roma Youth Summit ein. Die Teilnehmer/innen des Youth-Summits waren sowohl Roma als auch Nichtroma aus Ost- wie auch aus Westeuropa. Sie verstehen sich bis heute als Alternative zur bisherigen Roma-Bewegung, die zur aktiven Bürgerbeteiligung der Jugendlichen beitragen will.
Das Youth-Summit war gepaart mit der Forderung, als Jugend mit ihren besonderen Interessen vonseiten des eigentlichen Roma-Summits wahrgenommen und beteiligt zu werden. Das künstlerische, politische und öffentliche Auftreten der Jugendlichen hatte einen direkten Erfolg, sodass sie vom spanischen Sozialminister empfangen worden sind. Eine Vielzahl der Politiker/innen besuchte das parallel stattfindende European Roma Youth Summit, um sich einen unmittelbaren Eindruck zu machen. In den darauffolgenden Jahren rief das TernYpe-Netzwerk auch eine eigene Antirassismuskampagne ins Leben, an der sich auch jugendliche Roma aus Deutschland beteiligt haben.
Wie man sieht, gibt es für die Roma eine Vielzahl von Gründen den 8. April zu würdigen. Es ist für die Roma eine Gelegenheit, sich gemeinsam mit Nichtroma zu sensibilisieren, eine Gelegenheit sich gegen Abschiebung von Roma in den Kosovo oder gegen pogromartige Übergriffe in Ungarn zu solidarisieren. Aktuell Meinung
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