Anzeige

Türkische Schulabgänger

Streit um Genozid-Vorwurf rutscht unter die Gürtellinie

Kenan Kolat (TGD) bezeichnete in der Hürriyet die Aufnahme des vermeintlichen Massakers an den Armeniern in den Lehrplan der brandenburgischen Schulen als eine psychologische Belastung für die Schüler. Bundestagsabgeordnete Erika Steinbach (CDU) kontert nun mit Anatolien und türkischen Schulabgängern ohne Abschluss.

Montag, 10.08.2009, 7:00 Uhr|zuletzt aktualisiert: Samstag, 21.08.2010, 3:06 Uhr Lesedauer: 1 Minuten  |  

Kenan Kolat, Bundesvorsitzender der Türkischen Gemeinde in Deutschland (TGD) bezeichnete in der Hürriyet vom 5. August 2009 die Aufnahme des vermeintlichen Massakers an die Armenier in den Lehrplan der brandenburgischen Schulen als eine psychologische Belastung für die Schüler, der sie in ihren schulischen Leistungen beeinflusse, (wir berichteten).

Es sei die Aufgabe der Historiker, solche geschichtlichen Ereignisse zu hinterfragen und zu bewerten. Dies sei bisher aber unzureichend und nur einseitig behandelt worden. Deshalb müsse der Lehrplan geändert und die Genozid-Vorwurf aus der Lehrerhandreichung entfernt werden.

___STEADY_PAYWALL___

Außerdem, so Kolat, gefährde es „gefährde den inneren Frieden“ und müsse daher aus dem Lehrplan gestrichen werden.

Anzeige

„Schließlich hat die Hälfte der in Deutschland lebenden drei Millionen Türken überhaupt keinen Schulabschluss“
Die Sprecherin für Menschenrechte und Humanitäre Hilfe der CDU/CSU-Bundestagsfraktion Erika Steinbach reagierte auf die Ausführungen Kolats und erklärte: „Die Intervention von Kenan Kolat, den Genozid an den Armeniern aus dem Lehrplan von Schülern zu streichen, mag vielleicht in Anatolien erfolgreich sein, im bundesdeutschen Brandenburg verbietet sich jedoch eine solche Einmischung in die Schulhoheit.“

Im Osmanischen Reich seien etwa 1,5 Millionen Armenier systematischen Massakern und Deportationen zum Opfer gefallen. Das im Unterricht unter den Tisch kehren zu wollen, widerspreche völlig einer freien Erziehung.

Kolats Begründung, die Bezeichnung „Genozid“ für die Massenmorde setze türkischstämmige Schüler unter einen „psychologischen Druck“, der sie in ihren schulischen Leistungen beeinflusse, sei absolut haltlos. „Schließlich hat die Hälfte der in Deutschland lebenden drei Millionen Türken überhaupt keinen Schulabschluss, obwohl der Genozid an den Armeniern bundesweit nur im brandenburgischen Lehrplan vorkommt.“, so Steinbach. Politik

Zurück zur Startseite
MiGLETTER (mehr Informationen)

Verpasse nichts mehr. Bestelle jetzt den kostenlosen MiGAZIN-Newsletter:

UNTERSTÜTZE MiGAZIN! (mehr Informationen)

Wir informieren täglich über das Wichtigste zu Migration, Integration und Rassismus. Dafür wurde MiGAZIN mit dem Grimme Online Award ausgezeichnet. Unterstüzte diese Arbeit und verpasse nichts mehr: Werde jetzt Mitglied.

MiGGLIED WERDEN
Auch interessant
MiGDISKUTIEREN (Bitte die Netiquette beachten.)

  1. Boli sagt:

    @ibo

    Es ist auch nunmal eine Tatsache, dass die Türkei schon zu 99% alle EU Kritirien erfüllt.

    Huiiuiui, da hat aber einer einen ordentlichen Schluck Selbstüberschätzung genommen wie? Ich verweise auf die obigen Fernsehberichte die ich am 15.08. / 17:03 Uhr reingestellt habe. Du hast sie bestimmt nicht angeschaut richtig?
    Keine Angst es ist nicht alles negativ, aber es ist immer noch zu viel negativ, was vielleicht Prozentual auf
    maximal 50 % schließen lässt. Also realistisch sind Sie nicht!! Viel Spaß beim aufwachen! (Nein es sind keine selbstgedrehten Youtubevideos sondern authentische journalistische Berichte)
    Und nein, auf Wikipedia sollte man sich in der Tat nicht alleine stützen. Aber alle Beweise, Bilder und Filmausschnitte bezüglich Genozid wurden nachweislich von verschiedenen internationalen Beobachtern oder auch nur zufällig im Lande anwesenden fotografiert, gefilmt und schriftlich beschrieben.
    Was glauben Sie wohl wieso als Universitätsstandort des Historikers im letzten Video keine türkische Stadt auftaucht sondern wie hier angegeben Boston. Der arme Junge müsste in der Türkei absolut und real um sein Leben fürchten, weil er etwas ausspricht über das nicht geredet werden soll. Der beste Beweis, das der Genozid passiert ist, ist eine Ansprache Atatürks 1920 wo er diese Ereignisse wenn auch nur einmal als Schande für die Türkei bezeichnet hat. Auch wenn er es später nicht mehr gesagt hat, wohl um den nationalen Zusammenhalt und den Glauben an das reine Gewissen der Nation nicht weiter zu gefährden, wenn es nicht gestimmt hätte, bzw. wenn Atatürk sich nicht sicher gewesen wäre, wieso hätte er diese Angelegenheit „auf Verdacht“ als Schandtat ÖFFENTLICH vor einem Mikrophon zugeben? Erklären Sie mir dies bitte einmal!! Und sind die zu tausenden getöteten und vertriebenen Pontosgriechen aus dem Schwarzmeergebiet und die Assyrisch-Aramäischen Christen auch nur alles Lügner und Weltverschwörer gegen die Türkei?? Das ist doch völlig Widersinnig!!
    Und die Tatsache das solche militaristisch-nationalistischen Gruppen wie Egenerkon im Staat existieren bzw. sogar einen Teil des Staates repräsentieren untermauert meine Behauptungen nur noch mehr, das mit diesem Staat und seinem Volk einiges im Argen ist. Zumindest immer noch. Die die dagegen sind haben leider immer noch zu wenig zu sagen.

    • Mehmet sagt:

      Bitte arbeiten Sie, wenn möglich, mit der Funktion „Antworten“. Sonst wird das zu unübersichtlich und man kann Ihren Kommentar nicht einordnen.

  2. Senatssekretär sagt:

    Kriege sind schauderlich und als Nachkriegskind bin ich froh, nur durch Unfall eine Beinamputation ertragen zu müssen! Das Leben mit Behinderung kann sich keiner vorstellen, wenn er sie nicht selber durchlebt.
    Auch die Vertreibung und Diebstahl sind nicht zu beschreiben, für die Opfer!
    Anstatt zu leben und Nachbarn zu ehren, gehen sich die Menschen an. Hier in Deutschland wird es auch zu viel, ansehen zu müssen, was man uns alles wegnimmt und abbaut.
    Seid Ihr alle der Meinung, daß wir nicht ein Recht auf unser Leben haben und es selber bestimmen dürfen?
    Wer daher kommt und mir einen neuen Staat präsentiert, wie die BRD, daerf nicht kommen und in alten Sachen kramen, sondern sollte es mir zeigen, daß er ohne die alten Sachen auskommt. Ansonsten bleibt alles beim Alten: Diebe klauen und die Menschen leben!
    Ich selber bin zufrieden mit den ehrlichen Freunden aus Ost und West, Nord und Süd, weil wir uns achten!
    Daher sehe ich den Grund dieser Diskussion in einer Sache sehr deutrlich! Die Gewinner sind nicht die Menschen, sondern die Wirtschaftler, die mit Ergaunerten Gewinnen sich absetzen und von den Zentralen der Profite das Leben steuern!
    Natürlich zum Nachteil der Menschlichkeit!

  3. AY sagt:

    Ich verstehe das nicht. Ich bin in Deutschland zur Schule gegangen und da war das alles schon Thema, wenn auch nur kurz. Und noch was, wenn man einen Schüler im dritten Reich nach Juden gefragt hätte, welche Antwort hätte man da erwarten können. Es liegt doch an einem Selbst sich zu informieren. Ich habe gelernt, dass Genozid ein Versuch ist eine Ethnie auszulöschen, zu vernichten. Eine Artikulation hierzu, schriftlich oder mündlich, konnte ich im Fall der Armeniervertreibungen bisher nicht finden (http://www.devletarsivleri.gov.tr), daher finde ich den Ausdruck Genozid in diesem Zusammenhang fraglich. Die Ausrottung von Juden oder Indianern sind im Gegensatz dazu belegt. Sollte ein solches Dokument in diesem Zusammenhang auftauchen, kann es also nicht mehr geleugnet werden. Ob Ruanda oder Ex-Yugoslawien, das waren keine Genozide, sondern Verbrechen gegen die Menschlichkeit und Kriegsverbrechen. Nochmal: Genozid bedeutet, die geplante Ausrottung, nicht Vertreibung, eines Volkes und dem Versuch diese Ausrottung durchzuführen.

    Mir sind die Vorgänge um 1915 als Kriegsverbrechen und Verbrechen gegen die Menschlichkeit geläufig. Und so sollten sie unterrichtet werden, auch wenn man weiss, welche Folgen das für manche Schüler hat. Ich kann mich an sehr hysterische Reaktionen erinnern. Herr Kolat und Frau Steinbach bedienen Ressentiments ihrer jeweiligen Klientel. Vielleicht könnten beide ja die Rolle beider Nationen und Völker in diesem Zusammenhang besprechen. An vorderster Front bei der Organisation der Vertreibungen standen auch deutsche Militärs (wofür sich die CDU bei der armenischen Gemeinde entschuldigt hat). Auch wäre die Rolle der Nationen, welche einen armenischen Widerstand gegen das osmanische Reich organisierten, von Interesse.

    @Xtian: Die Vernünftigen sind vielleicht so vernünftig wie die deutschen Vernünftigen und wissen, daß die etablierten Medien nur noch Schwachsinn transportieren, weil sie nicht mehr wissen, was das Volk sehen will, und deshalb sich nicht mehr dort zu Wort melden wollen. Und: Genau, wir brauchen kein weiteres Ministerium dass noch mehr Steuergelder verbraucht. Was wir brauchen wäre eine intelligente Software die diesen ganzen Regierungs- und Verwaltungskram erledigt (rationalisiert), und diese Selbstdarsteller und Profilneurotiker im Parlament ersetzt. (Wurde schon an die Piraten weitergeleitet)