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Zu spät

Zypries für doppelte Staatsbürgerschaft

Bundesjustizministerin Brigitte Zypries (SPD) hat sich für die doppelte Staatsbürgerschaft und für das kommunale Wahlrecht auch für Nicht-EU-Ausländer ausgesprochen. Für Die Grünen kommt ihr Plädoyer zu spät, für Die Linke besteht ein Glaubwürdigkeitsproblem und für die CSU kommt die doppelte Staatsbürgerschaft nicht in Frage.

Freitag, 14.08.2009, 6:15 Uhr|zuletzt aktualisiert: Samstag, 21.08.2010, 3:06 Uhr Lesedauer: 2 Minuten  |  

„Wir sollten uns von der kleinstaatlich-nationalen Denkweise verabschieden und die Realitäten anerkennen“, sagte Bundesjustizministerin Brigitte Zypries (SPD) der Berliner Zeitung und hat sich für eine Anerkennung der doppelten Staatsbürgerschaft und eine Abschaffung des sogenannten Optionsmodells ausgesprochen, wonach sich in Deutschland geborene Kinder von Ausländern im Alter zwischen 18 und 23 Jahren zwischen der deutschen Staatsbürgerschaft und der ihrer Eltern entscheiden müssen.

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„Die jungen Leute sollten die Wahl haben, ob sie sich für eine Staatsbürgerschaft oder auch für beide entscheiden wollen“, führte Zypries weiter aus und ergänzte, dass diese Regelung auch „integrationspolitisch verfehlt“ sei.

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Auch forderte die Bundesjustizministerin das Wahlrecht für Ausländer aus Nicht-EU-Staaten. „Das fördert die Integration“, sagte Zypries. Wer wählen dürfe, könne Einfluss nehmen.

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Schließlich sprach sich Zypries für mehr Migranten im öffentlichen Dienst aus. Eine Verwaltung mit hoher interkultureller Kompetenz könne wesentlich besser Probleme oder Konflikte lösen, die sich im Alltag ergeben. Daher müssten für die Ämter, die Polizei oder die Feuerwehr gezielt Migranten angeworben werden. Derzeit seien von den 16.000 Mitarbeitern nur 300 Migranten. Das sei ein erhebliches Missverhältnis.

DOSSIER: Alles über die doppelte Staatsbürgerschaft und die Optionsregelung in chronologischer Reihenfolge.

Widerspruch aus der Union
Der Widerspruch auf den Vorstoß Zypries‘ lies nicht lange auf sich warten. Der innenpolitische Sprecher der CSU-Landesgruppe im Bundestag, Stephan Mayer, sagte, die generelle doppelte Staatsbürgerschaft komme für die CSU nicht in Frage.

„Wer auf Dauer in Deutschland leben will, der muss sich klar für die deutsche Staatsbürgerschaft entscheiden. Wer etwas anderes will, betreibt Rosinen-Pickerei: Denn der Doppelpass entlässt den Zuwanderer aus der eindeutigen Identifikation mit Deutschland als neuer Heimat. Das wäre ein krasser integrationspolitischer Irrweg.“, so Meyer.

Die CSU richten seine Bemühungen darauf, Zuwanderer zur Integration und Identifikation mit Deutschland zu motivieren. Das erreiche man aber nicht mit Wahlversprechungen in der Art des Doppelpasses, sondern nur indem man Zuwanderern Bildungs- und Aufstiegschancen in Deutschland eröffne.

Zu Späte Erkenntnisse mit Glaubwürdigkeitsproblem
Kritik erntete Zypries auch von den Grünen und der Linkspartei. Aber aus einem anderen Grund. Sie erinnerten Zypries daran, dass die SPD Anträge der Linksfraktion und der Grünen zur doppelten Staatsbürgerschaft abgelehnt hatte. Grünen-Sprecher Josef Winkler erklärte: „Erst vor wenigen Wochen haben nur sechs der insgesamt 221 SPD-Abgeordneten im Bundestag für einen gleichlautenden Gesetzentwurf von Bündnis 90/Die Grünen votiert. Das war ein parlamentarisches Trauerspiel.“ und warf Zypries vor, mit ihrem Vorstoß spät dran zu sein.

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So bescheinigte Ali Al Dailami (Die Linke) der Bundesjustizministerin ein „Glaubwürdigkeitsproblem“. Die SPD versuche, angesichts sinkender Umfragewerte mit diesem Vorstoß das verlorene Vertrauen der Wählerinnen und Wählern mit Migrationshintergrund zurückzugewinnen. Dies werde ihr so nicht gelingen. Dafür sei dieses Manöver zu durchsichtig und die Enttäuschung über die rot-grünen Regierungsjahre auch bei Bürgerinnen und Bürgern mit Migrationshintergrund zu groß. Politik

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  1. Daniel sagt:

    Bei der Frage nach der doppelten Staatsangehoerigkeit tauchen immer wieder die gleichen Befuerchtugen auf. Dabei haben alle diejenigen, die sich laengere Zeit und intensiver mit der Frage beschaeftigt haben, festgestellt, dass es ueberhaupt keine realen Gefahren gibt. V.a. der oft angenommene ‚politische Einfluss‘ in Deutschland oft von seitens Ankaras befuerchtet ist wenig gehaltvoll. Eine Regierung kann schon die eigenen Staatsbuerger im eigenen Staatsgebiet nicht zu einem bestimmten Wahlverhalten oder sonstigen Verhalten bestimmen. Wie soll das dann auf dem Gebiet eines anderen Staats funktionieren? Wer glaubt denn, das Menschen tuerkischer Abstammung und mit tuerkischem Pass ohne zu hinterfragen machen, was der tuerkische President oder Premier sagen?
    Meinen Sie denn, als Deutscher im Ausland, sagen wir mit deutschem und US-amerikanischem Pass, waehle ich McCain, weil meine Kanzlerin sagt, ein konservativer Politiker ist besser und sie koenne besser mit ihm? Wohl kaum!
    Wenn man sich laenger mit Migrantion und Staatsangehoerigkeitsfragen befasst, sieht man, dass es fuer Migranten/innen gute Gruende gibt, bei Staatsangehoerigekeiten anzustreben. Konflikte folgen daraus aber nicht. Das ist der Grund, warum in den letzten 20 Jahren viele Dutzende Staaten, die doppelte Staatsbuergerschaft anerkannt haben, neben den Staaten, die sie schon viel laenger anerkennen… Uebrigens koennen seit Aug 2007 alle EU Auslaender die doppelte Staatsangehoerigkeit behalten und in den letzten 6 Jahren ist in der Haelfte (!) der Einbuergerungen die doppelte Staatsbuergerschaft gestattet worden! Und bisher haben wir auch damit noch keine Probleme!