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Keine Peanuts

Sarrazin oder die neue Salonfähigkeit des Rassismus

Thilo Sarrazins Äußerungen über Migrantengruppen sind, um in der Sprache deutscher Banker zu bleiben, keine Peanuts. Wer öffentlich über den Verlust deutscher "Qualität" durch eine hohe Geburtenrate der Türken schwadroniert oder zum Beleg für die jeweilige Nützlichkeit von Zuwanderergruppen auf unterschiedliche IQs zwischen Juden und Türken verweist, begeht kein Kavaliersdelikt. Diese Äußerungen sind schlichtweg rassistisch, und die Staatsanwaltschaft hat zu Recht die ersten Schritte zur Eröffnung eines Verfahrens wegen Volksverhetzung eingeleitet.

Von Mittwoch, 14.10.2009, 8:19 Uhr|zuletzt aktualisiert: Sonntag, 05.09.2010, 16:00 Uhr Lesedauer: 2 Minuten  |  

Doch das ist nur ein Aspekt, mindestens ebenso erschreckend sind viele der Reaktionen auf Sarrazins Äußerungen. Statt zu erwartender Empörung von Medien und Meinungsträgern beginnt eine muntere Rechenstunde über die Frage: Zu wie viel Prozent hat Sarrazin Recht? Das lässt die Frage aufkommen: Ist er ein Einzelfall? Geht es eigentlich um ihn?

Rassistische Äußerungen sind nicht zu X-Prozent richtig oder falsch und lassen sich auch nicht mit einem Faktencheck überprüfen. Sie greifen (vermeintliche) Tatsachen auf und rühren sie zu menschenverachtenden biologistischen oder ethnisierenden Zuschreibungen zusammen. Wenn nun in der Öffentlichkeit viel darüber diskutiert wird, dass Sarrazin ja auch irgendwie Recht hat, und nur wenig über den menschenverachtenden und rassistischen Kern in seinen Äußerungen, dann zeigt das, wie schmal der Grat zwischen provokanten Aufklärungsversuchen und rassistischer Diffamierung ist und wie gering das Bewusstsein in Teilen der meinungsbildenden Oberschicht darüber ist, wann diese Grenze überschritten ist.

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Halten wird fest: In den letzten Jahren hat es eine umfassende und ernsthafte Bestandsaufnahme der integrationspolitischen Situation gegeben, und es gibt kaum ein Problem, das nicht umfassend diskutiert wurde. Einzelne Erkenntnisse aus dieser Analyse werden aber inzwischen zu einer Art „Einwanderer-Bashing“ genutzt, das einem dem Atem nimmt. Gerade in den Kreisen, die das Kosmopolitische so sehr schätzen, sind „ironisch gemeinte“ abfällige Äußerungen à la Sarrazin hoffähig geworden. Da liegen bei Teilen unserer Oberschicht Wohlfahrtschauvinismus und Rassismus recht eng beieinander, und die Beleidigungsskala scheint nach oben offen zu sein, wenn es gegen bestimmte Migrantengruppen geht.

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Die ganze Wucht dieser Entwicklung trifft besonders Einwandererfamilien aus der Türkei. Wer in diesen Tagen mit türkeistämmigen Berlinerinnen und Berlinern spricht und wer die Schlagzeilen der türkischsprachigen Medien verfolgt, erlebt ihr Entsetzen darüber, dass ein hochrangiges Mitglied der deutschen Wirtschaftselite sich so äußert. Mehr aber noch ist die tiefe Verunsicherung darüber zu spüren, dass es offenbar auf der Bundesebene nur wenige gibt, die ihn bremsen. „Ist nur Sarrazin das Problem?“ war der Kommentar einer türkischsprachigen Zeitung überschrieben und dieses spiegelt das Gefühl vieler.

Gerade die aktive türkische Mittelschicht, die in den letzten Jahren ein großes gesellschaftspolitisches Engagement entwickelt hat, spürt sehr genau die rassistischen Untertöne. Statt die in diesen Jahren gewachsenen Gemeinsamkeiten und das entstehende Wir-Gefühl zu stärken, wird die Kluft zu den Herkunftsgruppen vergrößert.

Die Forderung nach einem Rücktritt, bzw. einer Entlassung von Thilo Sarrazin aus dem Vorstand der Bundesbank hat vor dem Hintergrund, dass ein Teil der deutschen Öffentlichkeit seine Äußerungen „versteht“, eher an Bedeutung gewonnen. Ohne diesen Schritt wird ein Vertrauen in die demokratischen Diskurse in der Bundesrepublik vor allem bei den türkischen Einwanderinnen und Einwanderern für lange Zeit tiefgreifend beschädigt. Diese Wirkung zu verstehen und entsprechend zu handeln, ist eine wichtige Aufgabe der kommenden Debatten. Die Schritte, die die Bundesbank jetzt unternommen hat, können dabei nur ein Anfang sein. Meinung

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  1. Boli sagt:

    @Erkan
    Stell mal zusammen, wen du genau hier haben willst und wen nicht?

    Das ist einfach:

    1. Menschen die ohne grundlegenste Schulbildung sind (lesen, schreiben, rechnen) und sich nicht wenigstens mit einfachen Worten auf deutsch verständigen können (unterster Kurslevel) also ungefähr so wie nicht wenige Türken und Araber. Hier würde ich alle Drittstaatler mit hineinnehmen.
    2. Die Beobachtungen und Ergebnisse haben über die Jahre gezeigt, welche Einwanderergruppen bereichernd sind und welche sich bei der Integration quasi selbst im Weg stehen und dem Land Schaden zufügen.
    Ergebnis = Keine Zuwanderung mehr aus entsprechenden Ländern (das macht übrigens praktisch JEDES bekannte Einwanderungsland so, alle trotzdem im Land lebenden sind in der Regel illegal Eingereiste – siehe z.B. Latinos in den USA).
    3. Keine Sonderrechte im öffentlichen Leben: siehe z.B. Burkinibadezeiten und Gebetsräume in Schulen
    4. Gebetshäuser fremder Religionen sollten zumindest äußerlich der europäischen Architektur angepasst sein. Das das geht dafür gibt es Beispiel.
    5. Kopftuchverbot auf Schulgeländen, Unis und Behörden, ganz wie in der Türkei.
    6. Erst Ausländer die die deutsche Staatsangehörikeit haben (bei einer Mindestwartezeit von 8 Jahren ohne Straffälligkeit bezogen auf schwere Straftaten wie Körperverletzung, Raub, Mord, schwere Sachbeschädigung) sollten: wie beim Führerschein eine Bewährungszeit (hier 5 Jahre) bezogen auf die Staatsbürgerschaft durchstehen, wählen gehen dürfen und die gleichen Rechte wie Alle haben.
    Geschieht jedoch innerhalb dieser Zeit oben angegebenes (spätestens nach dem dritten Mal) wird der Pass wieder entzogen, die alte Staatsbürgerschaft wieder gültig und die Ausweisung droht nach spätestens 3 Monaten Ausreisevorbereitungszeit.
    7. Bevor ich es vergesse: Ein Arbeitgeber ist VOR der Erlaubnis zur Einreise nachzuweisen und das Arbeitsverhältnis muß dann mind. 1 Jahr bestehen( wenn nicht muß das Land innerhalb von 4 Wochen verlassen werden, so wie es in Dubai grundsätzlich und unabhängig von der Aufenthaltsdauer gemacht wird). Wird dann nicht innerhalb von 3 Monaten (wie bei Visum) eine neue Arbeit nachgewiesen entfällt jeglicher Sozialhilfebezug und die Aufenthaltserlaubnis entfällt..
    8. So lange die Eltern nicht BEIDE die deutsche Staatsangehörigkeit haben wird das Kind NICHT automatisch Deutscher. Haben die Eltern obige Punkte nicht gebrochen und das Recht auf die deutsche Staatsangehörigkeit erworben wird auch das Kind automatisch deutsch.

    Fazit:
    Es betrifft also letztendlich keine Menschen die die kulturelle, sprachliche und schulische Fähigkeit haben Teil der deutschen Gesellschaft zu werden.
    …………………………………………………………………………………………
    Mein kultureller Hintergrund steht ausser Frage und ist bis ins 15. Jahrhundert familiär nachweisbar in Deutschland beheimatet.
    ………………………………………………………………………………………..
    Den Einbürgerungstest hatte ich in der Vergangenheit spasshalber 2 Mal völlig unvorbereitet im Internet gemacht. Jedesmal um die 25 richtige Antworten.
    —————————————————————————-
    Das Du Dich auf das Grundgesetz berufst is ja in Ordnung. Nur kann niemand verlangen, das man bestimmte Gesetzestexte nicht verändern darf, wenn es die Lage erfordert. Da nennst Du mir mal bitte ein Land, das das jemals ohne Änderung durchgehalten hat.
    Und stellt Euch einfach mal vor es wäre umgekehrt. 3 Millionen Deutsche in der Türkei. Ihr würdet Euch kaum anders verhalten, da bin ich sicher.

  2. Boli sagt:

    @NDM

    Nur als Beispiel wäre gerade heute ein klarer, positionierender Artikel zur aktuellen Situation von Seyran Ates notwendig, denn irgendwo tummeln sich offenbar doch Leute, die sich in der Art der Agitation nicht von “handfesten” Neonazis unterscheiden. Das ist ebenso skandalös, wie die Aussagen Sarrazins. Je lauter Interessensvertreter aus Verbänden (z.B. ZDM & co.) oder Medien (z.B. Migazin, Hürriyet) zu derartigem schweigen, desto wahrscheinlicher wird es nämlich, dass sich pauschalisierende Rechts-Radikalinskis (PI, & co.) meinungsbildend diesem Thema widmen.

    Das ist Richtig. Eine verstärkte Selbstreflektion und Kritik an herzerwärmenden „Landsleuten“ die es nötig haben Morddrohungen auszusprechen gegen Menschen die Ihre Meinung kritisch gegen überzogene Traditions- und Religionsregeln kundtun wäre ein deutliches Zeichen endlich wirklich Vertrauen in das Gegenüber zu bekommen und dann wäre auf lange Sicht ein Herr Sarrazin auch nicht mehr nötig. Ein Weg ist da, nur der Wille??

    • NDM sagt:

      „Eine verstärkte Selbstreflektion und Kritik an herzerwärmenden “Landsleuten” die es nötig haben Morddrohungen auszusprechen gegen Menschen die Ihre Meinung kritisch gegen überzogene Traditions- und Religionsregeln kundtun wäre ein deutliches Zeichen endlich wirklich Vertrauen in das Gegenüber zu bekommen und dann wäre auf lange Sicht ein Herr Sarrazin auch nicht mehr nötig.“

      Ich weiß nicht, ob die Morddrohungen von „Landsleuten“ kommen. Es gibt keine genauen Hinweise, nur Spekulationen über Tatmotive. Denkbar ist aber natürlich, dass es Bozkurts oder religiöse Extremisten waren. Es ist aber auch eine False Flag Aktion denkbar.

      Ob Herr Sarrazin hierbei nötig ist oder nicht, mag ich nicht beurteilen. Solche Themen hat er ja überhaupt nicht angesprochen. Ich glaube auch kaum, dass er über den VWL-Standpunkt hinaus weiß, wovon er spricht. Da halte ich Herrn Buschkowsky schon für kompetenter. Was die Aussagen in seinem Interview angeht: die waren unnötig. Zumal er nichts gesagt hat, was nicht auch anderswo schon gesagt wurde, und schon vorher zu Entwicklungen wie z.B. der Islamkonferenz führte. Dafür brauchte es aber keine deFacto pauschalisierten Aussagen mit abwertendem Ton, sondern schlicht die politische Einsicht, dass es an einigen Stellen „hakt“. Er hat bereits bekannte Dinge bösartig zugespitzt, rassistisch konnotiert, und unnötig Überfremdungsängste geschürt, und einer durchaus sinnvollen Debatte über solche Themen einen Bärendienst erwiesen.

  3. Sinan A. sagt:

    @Boli

    So ganz entfernt ist dein Katalog von der aktuellen Praxis nicht. Hier und da könnte es noch restriktiver zugehen, aber das wird schon noch in deinem Sinne. Die Entwicklung geht langsam, aber Schritt für Schritt. Gesetzgeber, Kommunen und Sachbearbeiter geben jedenfalls ihr bestes, bis irgendwann 99% der Kanaken (so ungefähr lässen sich Türken, Araber plus Drittstaatler umschreiben im Klartext) vor der Tür stehen. Außer natürlich die jungen Weiblichen, vorzugsweise knackig. Die stehen bei den Deutschen hoch im Kurs.

    Einen kleinen Fehler hat dein Fazit: Es betrifft schon Menschen, die „die kulturelle, sprachliche und schulische Fahigkeit haben, Teil der deutschen Gesellschafft zu werden.“ Denn in Punkt 2 lehnst du jede Zuwanderung aus bestimmten Staaten ab. Das heißt dann, Quali egal, du nicht.

    Aber wie gesagt, das ist nicht mein Thema, das ist euer Thema. Damit seid ihr in Print und TV quasi vollversorgt. Ich persönlich sehe kaum Fernsehen, und wenn, dann sicher keinen Polit-Talk. Ich weiß also nicht, wie der letzte Stand der Dinge an der Rütli Schule in Berlin ist, oder wo die nächste Moschee gebaut wird. Vielleicht eine Bildungslücke, Asche über mein Haupt. Mein Thema ist Chancengleichkeit. Aber darüber mit Deutschen zu debattieren, ist z.Zt. so, als wolle man…

  4. municipal sagt:

    @ Sinan A.

    „Mein Thema ist Chancengleichkeit.“

    Und dafür wird ALLES ANDERE auusgeblendet?

    Auf das Niveau ein Satzes wie „außer natürlich die jungen Weiblichen, vorzugsweise knackig“ sollten Sie sich nicht hinabbegeben.