Heinz Buschkowsky
Migranteneltern verhindern Integration ihrer Kinder
Für dem Bürgermeister des Berliner Stadtteils Neukölln, Heinz Buschkowsky, verhindern Eltern mit Migrationshintergrund aus bildungsfernen Schichten durch tradierte Erziehungsmuster die Integration ihrer Kinder - Lösung sei die Kürzung des Kindergeldes bei Schulschwänzern. Mitverantwortlich für die Situation sei das Sozialsystem.
Mittwoch, 21.10.2009, 8:11 Uhr|zuletzt aktualisiert: Samstag, 21.08.2010, 15:53 Uhr Lesedauer: 2 Minuten |
Neukölln als „problematischsten Bezirk Berlins“ möchte der Bürgermeister Heinz Buschkowsky nicht bezeichnen. Allerdings werde es zu Recht als „sozialer Brennpunkt“ bezeichnet weil „der Anteil der Migranten an der Bevölkerung“ dort bereits bei „55 Prozent“ liege und der überwiegende Teil davon „den bildungsfernen Schichten der Herkunftsländer“ entstamme.
„Die Familien kommen aus Kulturkreisen mit einem Werte- und Sozialisationsgerüst, das von unseren mitteleuropäischen Zivilisationsnormen weit entfernt ist. Der Überlebenskampf, spartanische Existenzgrundlagen, Familienriten, Geschlechterrollen, Gewalt als Herrschafts- und Kommunikationsform haben sie in ihren Herkunftsländern geprägt. Und hier versuchen sie nun, ihr bisheriges Leben hinter verschlossenen Türen zu konservieren. Sie sind nie wirklich angekommen und, was viel schlimmer ist, durch die tradierten Erziehungsmuster verhindern sie die Integration ihrer Kinder“, so Buschkoswsky.
Die Schule hingegen könne nur auf den Fundamenten des Elternhauses aufbauen und die Eltern müssten die Arbeit der Schule zumindest motivierend unterstützen. Dort, wo das Elternhaus der Schulbildung gleichgültig bis ablehnend gegenüberstehe, werde es auch für die Lehrer sehr schwer. Die Schulpflicht werde häufig nur als unverbindliche Empfehlung betrachtet. Der Bürgermeister weiter: „Ich sage da immer: Kommt das Kind nicht in die Schule, kommt das Kindergeld nicht auf das Konto. Die Leute müssen verstehen lernen, dass staatliche Leistungen auch mit der Erwartung einer Gegenleistung verbunden sind.“ Die Kürzung des Kindergeldes versteht Buschkowsky als „Motivationshilfe“. Man müsse „da ansetzen, wo es weh tut, am Geldbeutel.“
Mitverantwortlich zeichnet der Berliner Bürgermeister das Sozialsystem. Hartz IV sei als alleinige Lebensgrundlage adaptiert, denn es garantiere einen Lebensstandard weit über dem des Herkunftslandes. Buschkowsky weiter: „Und damit sind viele auch zufrieden.“ In Neukölln-Nord würden je nach Wohngebiet zwei Drittel bis drei Viertel aller Kinder Hartz IV beziehen. Es gebe Schulen, in denen 90 Prozent der Eltern von der Zuzahlung bei den Lernmitteln befreit seien. „Das heißt, in einer solchen Schule geht so gut wie kein Elternteil mehr arbeiten. Erwerbsleben spielt im Alltag zu Hause überhaupt keine Rolle, es ist weder Vorbild noch Motivation. Es findet in der Sozialisation der Kinder einfach nicht statt“, so Buschkowsky in einem Interview mit der Berliner Morgenpost. Politik
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Was mich immer wieder wundert, ist dass solche Trampel in Bezirken Bürgermeister werden können, in denen eigentlich ein Anatole Bürgermeister sein müßte.
55 % Ausländer meint doch 55 % Türken, oder sollte ich den Herrn Buschkowsky hier missverstehen?
Diese widerwärtigen Stereotypien sind der institutionaliserte Rassismus – ekelhaft.
Selbstverständlich gibt es Eltern, die aufgrund der eigenen Ungebildetheit ihren Kindern nicht wirklich helfen können; es ist aber die Reaktion der Gesellschaft, die die Weichen stellt.
Kultursensible, stadtteilnahe Hausaufgabenhilfe und schon wären die meisten Probleme lösbar.
Stattdessen werden selbstorganisierte Fördermaßnahmen von insbesondere türkischstämmigen Elternvereinen nach Kräften behindert; siehe Hessen, siehe NRW.
Von ihrer reflexhaften „Rassisumusphilie“ bei Sachdiskussionen können Sie sich wohl schwer trennen. Wie gesagt, ich halte Türken und Deutsche nicht für eine Rasse.
Ihre Aussage erscheint mir interessant:
„Was mich immer wieder wundert, ist dass solche Trampel in Bezirken Bürgermeister werden können, in denen eigentlich ein Anatole Bürgermeister sein müßte.“
Sie sind also der Meinung, dass Türken besser von Türken „regiert“ werden sollten. Ihre recht paternalistisch klingende Bemerkung lässt vielleicht bestimmte Rückschlüsse zu:
Nach Ihrer eigenen Argumentation befinden Sie sich mit solchen Äusserungen doch direkt in dem Rassistenlager, dass Sie vermeintlich kritisieren. Meine Ansicht ist: Bürgermeister- bzw. Bezirksbürgermeisterfunktion sollten durch Sachkunde, nicht durch Herkunft geprägt sein. Nationlität/“Rasse“ (einfachend unpassend: „Man fühlt die Absicht. Man ist verstimmt.“) ist keinerlei Qualitfikationskriterium für dieses Amt, im Höchstfall einmal schmückende Biografie.
(Ich gehe keinesfalls davon aus, dass Sie sich bewusst im „Rassistenlager“ aufhalten. Wollte Sie einmal darauf aufmerksam machen, dass solche Argumentationsformen doch wenig zum Sachdialog beitragen).
PS: Prägnanter gedeutet – die „rassistische“ Äusserung von Ihnen – kann es auch bedeuten, dass ein Deutscher aufgrund seiner „rassischen“ Herkunft als Deutscher naturgemäss (weil pauschal Eigenschaft „Deutscher“) keinerlei Verständnis für die Probleme und Wünsche von türkischen Migranten haben kann. Wahrscheinlich liegt das Wohl in den Genen aller Deutschen.:-):-)
(Ich halte da den Kern Ihrer Argumentation für sehr fragwürdig und sachfremd).
Das finde ich gliechermaßen nett wie lustig, dass Sie auf diese Weise für Sachargumente werben.
Das von mir immer wieder gehörte und nicht akzeptierte Argument ist, dass dort der Migrantenanteil an der Bevölkerung die Ursache aller Probleme – die „die Deutschen“dann nicht lösen können – sei.
Ich bin dann einfach dafür, die Problemlösung durch andere versuchen zu lassen.
Dieses ganze Geschwafel von Migrantenanteilen, an der Bevölkerung insgesamt, an den Kinder in der Grundschule und wo auch immer, ist pure Ausgrenzungsdemagogie. Übrigens bis heute ausserordentlich wirksam gegen die berechtigte Teilhabe.
Die Eltern der Problemkinder und die türkischen Verbände haben wohl Jahrzehnte gehabt, um die eigenen Probleme zu lösen. Da ist doch einmal „herzerfrischend“ wenn ein anerkanntermassen bodenständiger Bezirksbürgersmeisten einmal neue, kontroverse Lösungsvorschläge gemacht. Im Minimum können die Ergebnisse der Vorschläge so ineffizient sein wie die bis heute von „türkischer“ Seite praktizierten Massnahmen bzw. (eher) Unterlassungen. Mir wäre es lieber, wenn man da diese „innovativen“ Bürgermeistervorschläge“ zumindest einmal konstruktiv prüft und testet.
Rassimus – einfach aus der Diskussion weglassen, es führt nur zur Vernebelung, schafft unnötige, nicht-konstruktive Diskussiontabus und lenkt nur wieder von der Problemlösung ab.
So kann Integration halt nicht funktionieren; es sind eben nicht die Probleme der türkischen Problemkinder oder türkischer Verbände.
Diese sind deshalb auch selbstverständlich nicht von ihnen selbst zu lösen. Es ist der wechselseitige Umgang der Gesellschaft.
Es mag ja sogar zutreffen, dass einzelne türkische Familien ihre eigenen Kinder in der Entwicklung behindern.
Dass es das in erheblichem Umfang in deutschen Familien gibt, findet seine Entsprechung im SGB VIII.
Zitat:
„So kann Integration halt nicht funktionieren; es sind eben nicht die Probleme der türkischen Problemkinder oder türkischer Verbände.“
Es sind in ERSTER LINIE deren Probleme. Diese haben versagt. Asiatische Eltern und die anderer erfolgreicher Migrantengruppen haben nicht versagt. Deshalb natürlich auch die wesentliche höhere Reputation (Durchschnitt) dieser Migrantengruppen in Deutschland. Diese sind es auch nicht vorrangig, die Unterstützung brauchen, sondern die oben genannten Problemgruppen. Unterstützung ja – aber KNALLHART (!) mit Auflagen/Forderungen/“Sozialen Druck“ versehen, natürlich auch mit Sanktionsmöglichkeiten. Ich glaube sogar, dass diese Sprache von vielen dieser Familienoberhäupter besser verstanden wird, als normals „Sozialarbeiter-Kauserwelsch“. Ich plädiere lediglich dafür, dass man an Stelle des alten Misserfolgsansatzes einmal neue Ansätze testet BEVOR man sie vorab pauschal verwirft. Nach Test/Prüfung kann man immer noch korrigieren und optimieren. Die Alternative erscheint mir wieder nur die „Lange Bank“ und Aufschieberietis. Damit hat man für diese Kinder einmal etwas getan und deren Zukunft günstig beeinflusst. Und um die geht es mir mehr, als um irgendwelche ungebildeten, lernresistenen Eltern (natürlich undifferenziert ausgedrück, ein ganz bestimmer harter Kern in der türkischen Community!). Es wäre vielleicht sogar einmal ein innovativer Ansatz, ob man nicht die türkische Regierung fragt, ob diese aus Solidarität mit der Bundesregierung und dem deutschen Steuerzahler zumindest auch noch einen finanziellen Bildungszuschuss für „Problem-Türken“ (da diesen ihr türikischer Pass ja oft sehr wichtig erscheint) zahlen würde. Das wäre ein Zeichen, was auch in den Medien hierzulande sehr positiv bewertet würde. Auch vor dem Hintergrund, dass man bei der Anwerbung indirekt auch Strukturhilfe für die türkische Wirtschaft geleistet hat (Arbeitslosigkeit in Notgebietern aufgefangen, Gastarbeiter-Überweisungen in die Türkei). Da sollte es jetzt keine Denkblokaden geben, da könnten Deutsche und Türken an einem Strang ziehen. Wäre zumindest einmal ein Ansatz, der den Mainstream bei Lösungsgedanken verlassen würde. Zumindest sollte die Idee eine ergebnisoffene Diskussion wert sein.
PS: Sie haben recht, bei Deutschen gibt es ähnlich Phänomen, wenn auch in kleinerem Ausmass (in Prozenten gesehen) Es spricht aber nichts dagegen, auch dort solche „innovativen“ Berlin-Neukölln-Ansätze auszuprobieren. Natürlich müsste die Türkei dafür den Deutschen keine Zuschüsse zahlen.:-)
Ich lebe und arbeite unweit von Berlin Neukölln. Herr Buschkowsky hat hier leider das Recht auf seiner Seite. Er will, dass eben auch arme Kinder Abitur machen können und nicht drei : Mein Sohn hat aber….. Die Menschen dort sind nett, man kann mit ihnen sehr gut leben. Es geht aber darum, dass ALLE Kinder ins Bildungssystem finden. Sprachen sind die Tür zu Welt und Herz. JEDER kennt das Gefühl, wenn er sich nicht ausdrücken kann. Es ist ein blödes Gefühl. Ähnlich der Deutschen auf Mallorca, die unter sich bleiben und 20 Jahre kein Spanisch sprechen müssen. Das geht – ist aber doch wohl hoffentlich nicht Sinn von Miteinander. Ohne Schule keine tolle Perspektive. Und deshalb ist Neukölln ein ziemlich erhitztes Pflaster und für Kinder nicht toll.