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Offener Brief

Fatih Akin boykottiert Filmpremiere in der Schweiz

Der Hamburger Filmregisseur Fatih Akin hat aus Protest gegen das Schweizer Bauverbot für Minarette die Teilnahme an der Premiere seines neuen Films „Soul Kitchen“ in der Schweiz in einem offenen Brief abgesagt, den wir hier im Wortlaut veröffentlichen:

Freitag, 04.12.2009, 8:18 Uhr|zuletzt aktualisiert: Sonntag, 05.09.2010, 1:26 Uhr Lesedauer: 1 Minuten  |  

Hiermit verkünde ich meinen Protest gegen den Volksentscheid der Schweiz gegen den Bau von Minaretten an Moscheen. Dieser Volksentscheid widerspricht meinem Verständnis von Humanismus, Toleranz und dem Glauben daran, dass ein harmonisches Miteinander von Menschen unterschiedlicher Herkunft, Rasse und Religion möglich sein muss.

Fatih Akin (* 25. August 1973 in Hamburg) ist ein deutscher Filmregisseur, Drehbuchautor, Schauspieler und Produzent türkischer Abstammung. Für Gegen die Wand mit Birol Ünel und Sibel Kekilli in den Hauptrollen nahm er 2004 den Goldenen Bären, den Deutschen Filmpreis und den Europäischen Filmpreis entgegen und brachte es damit zu internationaler Bekanntheit. Quelle: Wikipedia

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Da ich Kind moslemischer Eltern bin, die in Minaretten keinen politischen Islam, sondern lediglich die vollständige Architektur ihrer Gotteshäuser sehen, fühle ich mich durch den Volksentscheid auch persönlich betroffen.

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Deswegen weigere ich mich, in die Schweiz einzureisen. Ich werde am 16. Dezember 2009 nicht zur Schweizer Premiere meines Films “Soul Kitchen” erscheinen, um meinen Film dort zu bewerben.

Ich möchte durch meine Abwesenheit meinen Unmut ausdrücken. Mehr liegt leider nicht in meiner Hand.

Ich kann mir das Votum der Schweizer gegen den Minarettenbau nur mit Angst erklären. Angst ist die Quelle allen Übels. “Angst essen Seele auf” heißt ein Film von Rainer Werner Fassbinder. Vielleicht hat die Angst in der Schweiz schon zu viele Seelen aufgegessen.

Fatih Akin Gesellschaft

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  1. Boli sagt:

    Vielleicht gelingt es ja, über eine breite öffentliche Diskussion viele der diffusen Ängste aufzulösen und durch bessere Kenntnis über muslimische Glaubenspraktiken zu ersetzen (dann hätte die unselige Abstimmung in der Schweiz doch noch ihr gutes).
    Auf dass nicht immer noch mehr Seelen von Angst aufgegessen werden!

    Eine breite öffentliche Diskusssion nutzt nur dann etwas, wenn man eben NICHT nur oberflächlich darüber redet wieso ein Muslim fünf man am Tag betet oder wie der Ramadan begangen wird. Das hilft GAR NICHTS!! Es geht vor allem um die muslimischen Schriften und Anweisungen selbst!! Der komplette Koran, die Hadithe und was es sonst noch für wichtige Schriften gibt die Einfluss nehmen könnten auf religiös soziales Verhalten, müssten konsequent und zielstrebig von einem internationalen muslimischen Gremium Sure für Sure, Anweisung für Anweisung für die Muslime verbindlich und für die Nichtmuslime zum klaren Verständnis auf die heutige Zeit interpretiert werden. Suren und Anweisungen die gegen Ungläubige, Juden und Christen hetzen müssten entweder zu historischen unwichtigen Aussagen degradiert werden ODER gelöscht werden!! DENN nur durch eine Entschärfung wird Klarheit einziehen und damit erst einmal die Möglichkeit Vertrauen zueinander zu haben. Wenn jedoch eine Seite oben genannte Suren in seinem Gebetsbuch hat, die Interpretation jedoch nicht geklärt ist und es ist Fakt das immer mehr Nichtmuslime den Koran schon alleine aus Neugier und dem Willen, heraus zu finden ob denn wirklich solches drinnen steht in die Hand nimmt dann wird dies so lange immer mehr Menschen dem Islam ablehnen lassen BIS der Islam selbst endlich einmal anfängt die Sache ehrlich zu klären.
    Denn die eigene vorhandene Radikalität in der islamischen Welt ist nichts Anderes wie der Ausdruck einer anderen Sorte von Ewiggestrigen die eine Heidenangst vor der wirklichen Auseinandersetzung mit der westlichen Welt und Moderne hat. Und wir sind uns doch hoffentlich einig das Taliban und ihre radikalisierten Helfershelfer aus westlichen Ländern zur niedersten Sorte von „Ewiggestrigen“ gehört, die die Welt neben Nazis und Kommunisten jemals gesehen hat, ODER?? Denn auch wenn die Volksabstimmung in der Schweiz einem konservativem Geist entsprungen ist, ich habe bisher noch nichts davon gehört, das Muslime und ihre Moscheen wie in einer zweiten Reichskristallnacht aufgrund dieser Abstimmung verfolgt und getötet wurden. WENN dem so wäre würde ich mich Ihrer Reaktion anschließen und eine abwehrende Haltung gegen solches Tun haben. Es wird aber schon so getan das MIT dieser Abstimmung ein Zustand wie in einer organisierten Vertreibungsorgie besteht. Das ist völliger Unsinn und verkennt die Realität vollkommen. Die schweizer Muslime mögen irritiert sein, jedoch fangen sie auch gleichzeitig an zu Fragen was sie denn eventuell falsch gemacht haben. Und genau das ist der Weg. Es darf einfach nicht sein das man eigenes Unvermögen und versäumtes aufklärendes Verhalten jetzt wieder versucht mit überzogener Empörung zu verdecken und so wieder nur Öl ins Feuer gießt.
    Oder stimmt letztendlich die vergangene Aussage von Erdogan in Anlehnung auf westliche Interpretationsversuche in Medeien dann doch??:

    Diese Bezeichnungen sind sehr hässlich, es ist anstößig und eine Beleidigung unserer Religion. Es gibt keinen moderaten oder nicht-moderaten Islam. Islam ist Islam und damit hat es sich.

    Ja nur was ist der Islam dann jetzt??

    • lynx dinniki sagt:

      Natürlich sind wir uns da einig:
      „Und wir sind uns doch hoffentlich einig das Taliban und ihre radikalisierten Helfershelfer aus westlichen Ländern zur niedersten Sorte von “Ewiggestrigen” gehört, die die Welt neben Nazis und Kommunisten jemals gesehen hat, ODER??“
      Hab ich doch klar gesagt:
      „Es ist deshalb wichtig, dass den Schreihälsen, Rassisten und Hasspredigern jedweder Couleur deutlich und öffentlich sichtbar entgegengetreten wird.“
      Was soll also solch eine rhetorische Fragestellung ???

      „Es wird aber schon so getan das MIT dieser Abstimmung ein Zustand wie in einer organisierten Vertreibungsorgie besteht. Das ist völliger Unsinn und verkennt die Realität vollkommen.“
      Von mir jedenfalls nicht.
      Trotzdem ein ABER:
      Die Schweizer haben durch ihr Votum über eine Frage zur Religionsausübung entschieden (Ja, denn auch die Gestaltung eines Gebetshauses ist Bestandteil der Religionsausübung). Damit wird die Religionsfreiheit zu einer Frage von Stimmenmehrheiten gemacht. Als Teil der Menschenrechte ist Religion aber nicht abstimmbar, denn Menschenrechte sind auch und gerade zum Schutz von Minderheiten existenziell wichtig. (Ich weiss, dass wir uns darin einig sind).
      Abstimmungen wie die erfolgte sind deshalb also sehr kontraproduktiv und behindern unnötig das gegenseitige Verständnis.

      Natürlich müssen sich die Muslime damit auseinandersetzen, wie sie ihren Glauben verstanden wissen wollen (und werden daran gemessen). Auch deren Schreihälsen und Scharfmachern ist entschieden entgegenzutreten (siehe oben).
      Nur geht es hier eben um eine Abstimmung in einem europäischen, ur-demokratischen Staat (und nicht um irgendwelche Taliban). Und in DEM Zusammenhang ist ein mehrheitliches Niederbügeln von Glaubenstraditionen (Minarett gehört zur Moschee wie ein Glockenturm zur christlichen Kirche) schon sehr befremdlich.

      • municipal sagt:

        @ lynx dinniki

        Glaubenstradition. Richtig. Aber NICHT bindender Bestandteil der Religion Islam.
        Da gibts nur die 5 Säulen.

        Wissen Sie eigentlich, wie viel Moscheen (auch in anderen Ländern) es OHNE Minarette gibt? Und wie viele Kirchen (auch in Deutschland) ohne hohen Glockenturm ? Die nämlich in den letzten 3-4 Jahrzehnten in Deutschland (zugegeben wenigen) Kirchenneubauten wurden nämlich DER ZEIT angepasst.

        Hier baut man keine Basiliken mehr.

        • lynx dinniki sagt:

          @ municipal
          schönen Dank, dass Sie meine Ausführung zu Glaubenstradition und architektonischer Zugehörigkeit von Minarett und Glockenturm bestätigt haben. Beides sind Formen gelebten Glaubens, die solange unter den Schutz der Religionsfreiheit gehören, wie sie Menschenrechte anderer nicht verletzen. Ein Minarett verletzt kein Menschenrecht. Es steht den muslimischen Gemeinden deshalb frei (denn: freie Ausübung der Religion), ob sie ihrer Moschee ein Minarett (oder 2, oder 4 …) beifügen oder nicht.

          Und danke schön auch, dass ich nun endlich weiss, dass es Kirchen und Moscheen ohne Türme gibt und dass der Islam 5 Säulen hat ;-)

  2. Vernunft sagt:

    Wie wäre zur Abwechslung mal mit einem europaweiten (später auch gerne weltweit) Verbot für Religionen. Ob Islam, Christentum oder welche Religion auch immer, die noch im Jahre 2009 existiert. Allen gemeinsam ist doch die Menschenverachtung, wenn man genau drauf guckt.

    • Das ist ja eine spannende oder auch nur niedliche Überlegung.
      Was meinen Sie, wer sollte das Verbot durchsetzen?
      Religionen sind gesellschaftliche Ordnungssysteme, mehr nicht.
      Es ist genauso viel oder wenig überzeugend, dass ein Wachstumsbeschleunigungsgesetz Wachstum beschleunigt, wie es überzeugt, dass auf dem Gipfel eines Berges Gott Gesetze diktiert.

  3. dramadame sagt:

    @Boli , ich bitte Sie, hören Sie doch mit diesen naiven, tausendmal wiederholten Argumenten auf .
    Glauben Sie ja nicht, dass alle Muslime danach leben, was im Koran steht …und was die Suren vorschreiben .
    So wie die meisten Christen nicht danach leben was in der Bibel steht ( was auch nicht gerade TOLERANT, geschweige den GLEICHBERECHTIGT gegenüber Frauen , Kindern und Andersgläubigen ist ) .

  4. feli sagt:

    Schön. Aus welchen Gründen auch immer Fatih Akin zu diesem Entschluss gekommen ist, ob nun aus Werbegründen oder aus tatsächlichem Beleidigtsein, er hat der hier lebenden türkischen Bevölkerung einen Riesengefallen getan, da er damit den Eindruck erweckt., dass selbst bei jemandem wie Fatih Akin die Integration nur scheinbar ist.

    Abgesehen davon, dass es sich offenbar Akins Kenntnis entzieht, dass keineswegs Muslimen in der Schweiz die Ausübung ihrer Religion untersagt ist und dass es überhaupt keine Bauvorschriften für Moscheen gibt und schon allein deshalb ein Minarett nicht notwendiger Bestandteil einer Moschee ist.

    • Mit der Logik haben Sie es irgendwie nicht.
      Fatih Akin ist deutscher Moslem türkischer Herkunft.
      Moscheen werden überall mit Minarett gebaut, ebenso, wie zu einer Kirche üblicherweise ein Glockenturm gehört.
      Dass sowohl Glockenturm als auch Minarett durchaus profane Nutzung erfahren können, hebt die religiöse Bedeutung nicht auf.
      Wenn nun eine Mehrheitsgesellschaft einer ihrer Minderheiten deren religiöse Symbolik beschneidet, so greift sie sehr wohl in die Ausübung der Religion ein.
      Die Bauvorschrift, von der Sie schreiben ist ja gerade jene, dass Minarett nicht gebaut werden dürfen.
      Sie ist weder städtebaulich noch architektonisch überzeugend; sie ist lediglich die Sichtbarkeit der Muslime und damit deren Ankommen in der Gesellschaft behindernd.
      Dann davon zu schwätzen, dass der Muslim, der sich darüber beklagt ja wohl doch nur scheinintegriert sein kann, ist ziemlich perfide.

      • filtho sagt:

        „Die Bauvorschrift, von der Sie schreiben ist ja gerade jene, dass Minarett nicht gebaut werden dürfen.“

        nein, der vorkommentator bezog sich wohl eher auf die nichtvorhandenen moslemischen vorschriften hinsichtlich der gestaltung von moscheen, weswegen das schweizer votum tatsächlich keinen eingriff in die religionsfreiheit bedeutet.

        „sie ist lediglich die Sichtbarkeit der Muslime und damit deren Ankommen in der Gesellschaft behindernd.“

        und schon wieder falsch. je weniger differenzen zu einheimischer architektur nach außen sichtbar, desto mehr integration. so einfach ist das spiel. beim „ankommen in der gesellschaft“, wie sie das so schön gutmenschlich-blumig formulieren stehen sich moslems doch wohl eher selbst im weg.

        • Ihre Argumentation trägt nicht.
          In wievielen Staaten dieser Erde gibt es eine muslimische Bevölkerungsmehrheit? Welche Vorschriften gelten in diesen verschiedenen Ländern für den allgemeinen Hochbau?
          Es ist keine Angelegenheit der Bibel, wie eine Kirche zu bauen ist, ebensowenig wie es eine Angelegenheit des Koran ist, wie eine Moschee zu bauen ist.
          Nach christlichem Verständnis wäre eigentlich überhaupt kein Bauwerk erforderlich; die bloße Zusammenkunft der Gläubigen ist Kirche. Das ist im Islam im Grunde nicht anders.
          Dennoch haben sich die Menschen seit der Stiftung der Religionen entwickelt und ausserhalb der Religion Normierungen entwickelt, die lokal und regional unterschiedlich sind.
          Sagen Sie mir, in welchen islamischen Ländern kein Minarett an die Moschee gebaut wird oder nennen Sie mir ein christliches Land, in dem grundsätzlich kein Kirch-(Glocken)turm gebaut wird.
          Die „Differenzen“ sind lediglich unterschiedliche Gebräuche und es gibt überhaupt keinen Grund in einer offenen Gesellschaft diese wegzuassimilieren.

  5. Kosmopolit sagt:

    @Andreas Scholz
    Wenn nun eine Mehrheitsgesellschaft einer ihrer Minderheiten deren religiöse Symbolik beschneidet, so greift sie sehr wohl in die Ausübung der Religion ein.

    Ist Religionsfreiheit nur eine Einbahnstraße?? Wird die nur bei uns eingefordert, wo bleibt die Freiheit anderer Religionen in islamischen Ländern?
    Gibt es hier wieder gute Ausreden??
    Zeigt gerade der Islam, dass Religionsfreiheit nicht auf seiner Agenda steht?

    • Die Religionsfreiheit ist jedenfalls für Deutschland ein unveräußerliches Menschenrecht.
      Die Bundesrepublik Deutschland hat die EMRK zu unmittelbar geltendem inländischen Recht übernommen.
      Wie andere Staaten mit dieser Frage umgehen, kann uns im Inland nicht von der Beachtung unserer Selbstverpflichtung abhalten.
      International muß selbstverständlich für eine sich ausbreitende Geltung der Menschenrechte geworben werden, ganz sich aber nicht durch die Nichtbneachtung im eigenen Land.

    • Mehmet sagt:

      „Wird die nur bei uns eingefordert, wo bleibt die Freiheit anderer Religionen in islamischen Ländern?“

      Da gibt Ihnen jeder Recht. Aber was können die in der Schweiz lebenden Muslime dafür, dass islamische Länder dies nicht bewerkstelligen?

  6. Kosmopolit sagt:

    Ich hoffe, das die BRD, und international tätigen Gesellschaften, keine so einseitigen Wirtschaftsverträge abschließen, bezüglich, wie mit international Menschenrechten umgegangen wird. H.Scolz, am besten, sie treten die Human Rights in die Tonne.

  7. Serhat sagt:

    ich bin schweizer Staatsbürger. Um bessere Behandlung von Christen in der Türkei oder bei den Saudis oder was weiß ich wo einzufordern habe ich Politiker gewählt, die sich darum kümmern sollten…. Das ist die Aufgabe von DIplomaten, Politikern etc.
    Diese typische Argumentation, von inneren Problemen ablenken in dem man auf andere zeigt Bsp „ja, aber in der Türkei ies es viel schlimmer….“ zieht bei mir nicht. Ich will in meinem eigenen Land (Schweiz) das Ideal erreichen.