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Thilo Sarrazin

Geistige Brandstiftung aus Langeweile

Thilo Sarrazin sorgt erneut mit provokanten Äußerungen für Schlagzeilen. Der Bild-Zeitung zufolge forderte er ein Kopftuchverbot für Schülerinnen und mehr Integrationsdruck auf Migranten. Seine Kritiker werfen ihm geistige Brandstiftung und das Schüren eines Kulturkampfes vor.

Dienstag, 15.12.2009, 8:11 Uhr|zuletzt aktualisiert: Montag, 23.08.2010, 7:16 Uhr Lesedauer: 2 Minuten  |  

Ferner bezeichnete Sarrazin Kopftücher als „Symbol des Machtanspruchs des Mannes über die Frau“. Zur besseren Integration schlug er vor: „Erstens den Zuzug begrenzen. Zweitens diejenigen, die da sind, unter Integrationsdruck setzen. Politik und Gesellschaft müssen eine Erwartungshaltung herstellen.“ Außerdem würde er „in Schulen darauf bestehen, dass man Deutsch redet.“

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Geistiger Brandstifter
Die Grünen-Bundesvorsitzende Claudia Roth kritisierte Sarrazins Äußerungen und forderte seine Entlassung aus dem Vorstand der Bundesbank. „Sarrazin ist in einem öffentlichen Amt längst nicht mehr zu rechtfertigen und gehört deshalb von der Bundesbank endlich gefeuert“, erklärte Roth in einer Pressemitteilung. Sarrazins Aussprüche zeigten „einmal mehr die Unfähigkeit, Minderheiten mit Respekt gegenüber zu treten“.

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Infobox: Letzte Woche veröffentlichte die ARD eine Studie nach der sich nur 22 Prozent der Deutschen keine Sorgen machen, dass sich der Islam in unserer Gesellschaft zu stark ausbreitet. 39 Prozent haben ein wenig Sorge und 36 Prozent machen sich große Sorgen um eine Expansion des Islams.

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Für Christine Buchholz (Die Linke), Mitglied des Parteivorstandes, ist der Vorstoß Sarrazins klar: „Er schürt weiter Ängste vor dem Islam.“ Sarrazins Angriffe seien in Kombination mit der Studie aus vergangener Woche “in höchstem Maße beunruhigend“ (siehe Infobox rechts). Sei es doch nicht das erste mal, dass in Zeiten wirtschaftlicher und sozialer Krise versucht werde, mit rassistischen Parolen von den Ursachen derselben abzulenken. „Sarrazin betätigt sich als geistiger Brandstifter“, so Buchholz.

Sarrazin hat Langeweile
Das Präsidiumsmitglied der Islamkonferenz, Badr Mohammed, bezeichnete Sarrazin in einem Bericht der „Berliner Morgenpost“ als einen „gefährlichen Prediger auf der christlichen Seite“. „Ich rufe Bundeskanzlerin Angela Merkel auf, diesen Kulturkampf so schnell wie möglich zu beenden“, sagte Badr.

Auch der Berliner Integrationsbeauftragte Günter Piening (Grüne) nahm Stellung zu Sarrazins provokanten Äußerungen. Das Kopftuchverbot sei „mit unserer Verfassung in keiner Form vereinbar“, sagte er der „Welt am Sonntag“. „Herr Sarrazin sollte ins Grundgesetz schauen: In unserem Land herrscht Religionsfreiheit“, sagte Piening weiter. Nach den jüngsten Äußerungen werde es wohl wieder eine Debatte um seine Funktion als Bundesbank-Vorstand geben. „Als Bundesbank-Vorstand wurde er vom Bundespräsidenten ernannt. Wenn so eine hoheitliche Institution so einen gefährlichen Unsinn erzählt, wird es schwierig“, so Piening.

Sarrazins Forderung nach einem Kopftuchverbot rief auch bei der SPD Unverständnis hervor. „Der Vorschlag ist weder neu, originell, realitätsnah noch verfassungsgemäß“, sagte der Parlamentarische Geschäftsführer, Christian Gäbler. „Ich weiß nicht, was Sarrazin dazu bewegt, vielleicht langweilt er sich in Frankfurt.“ Politik

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  1. Boli sagt:

    “Und mal so neben bei: Es gibt zahlreiche Muslime, die argumentieren, dass das Kopftuch keine religiöse Pflicht darstellt, dass man also genauso gut ohne Kopftuch ein guter Muslim sein kann.”
    Ich bin einer von diesen Muslimen.

    Ich glaube wenn man das in der muslimischen Community zur Diskussion stellen würde wäre der Krach groß. Von Ja-Stimmen bis Morddrohungen wäre alles dabei. Allerdings bin ich sicher das die Muslime in der Tat daran und schon sehr bald nicht mehr vorbeikommen. Sie müssen sich dem Thema und allen weiteren religiösen Fragen und Unklarheiten stellen ansonsten seh ich schwarz für die Zukunft.

    Wenn ich versuche (für mich) eine Antwort zu finden, versetze ich mich in die Lage aller Parteien. Ich persönlich finde bspw. sehr traurig und auch beschämend, wenn manche (ich kenne die genaue Zahl nicht) Gemeinden versuchen den Muezzinruf in Deutschland durchzusetzen.

    Indirekt gesehen hängt der Muezzinruf durchaus mit der Ablehnung von Minaretten generell zusammen. Das Problem ist das man Glockentürme und Minarette nicht pauschalisiert gleichsetzen kann.
    Dafür gibt es mehrere Gründe:
    1. Glockengeläut lädt ein in die Kirche zu kommen oder gibt auch einfach die Zeit vor. Der Muezzinruf lädt auch ein in die Moschee zu kommen, jedoch ist die Botschaft dadurch das diese von einem Menschen unter Verwendung von Worten überbracht wird in mehrfacher hinsicht problematisch.
    a) Glockengeläut wird von vielen Menschen vorausgesetzt es sind harmonisch klingende Glocken als etwas vom Hörempfinden ästhetisches betrachtet. Beim Muezzinruf ist die Lage schwieriger, da es zum Einen darauf ankommt wie harmonisch die Stimme klingt und das Verständnis von Singen ist nach europäischem Empfinden ein Anderes als bei Kulturen des Nahen Ostens.
    b)Diese Art des „Singens“ wird denke ich von vielen Menschen befremdlich und irgendwie langgezogen, zäh und unharmonisch empfunden.
    c)Desweiteren steckt im Muezzinruf folgende (ungefähre) Botschaft:
    Ihr Gläubigen kommt zum Heil, zum Gebet. Allah ist der Größte und Mohammed ist sein Prophet. Es gibt keinen Gott außer Allah.
    Eigentlich könnte man dies nicht weiter als schlimm empfinden da z.B. selbst arabische Christen Gott mit Allah anrufen. Jedoch tun die vergangenen und gegenwärtigen gewaltsamen Zusammenstöße zwischen islamischer und westlicher Welt ihr Übriges dazu das der Muezzinruf als Bedrohung gesehen wird.
    d) Ein weiterer Einwand ist dann noch die Häufigkeit nämlich eigentlich 5 mal am Tag was wohl nicht wenige Menschen wahnsinnig machen würde.

    Also kann man Glockenläuten und Muezzinruf nicht gleich behandeln, zumal Glockenläuten sogar noch weitere Funktionen erfüllt hat. Bei Feuer in der Stadt z.B. wurden diese ebenso geläutet. Die Glocken hatten also von jeher weltliche wie religiöse Bedeutung.

    Was also Kopftücher, Minarette usw. angeht ist dies nichts anderes als ein Kulturkampf der zwar immer wieder als nicht existent beschrieben wird, aber was anderes sollen die Konflikte denn sonst sein? Ich meine selbst die Türkei als teilsäkularisierter Staat hat haargenau diese Konflikte innerhalb der Gesellschaft noch lange nicht zur Zufriedenheit gelöst und deshalb wurde der Konflikt einfach mal so hierher exportiert was ich persönlich nicht als die feine englische Art empfinde weil unsere Gesellschaft ebenso schon genug andere Probleme hat. Ich glaube viele Menschen würden sich am liebsten damit gar nicht befassen müssen, da es sie letztlich eigentlich nur nervt.
    Allerdings finde ich es bemerkenswert, das ausgerechnet im Iran und Irak Muslime zu tausenden heimlich und selbst unter der Gefahr durch Glaubensübertritt mit dem Tode bestraft zu werden zum Christentum konvertieren. Das zeigt deutlich das die „islamischen“ Regime vor einer immer größer werdenden Krise stehen und die Legitimation von der Basis entzogen bekommen.
    http://www.heute.de/ZDFheute/inhalt/16/0,3672,7958224,00.html
    Das läßt vielleicht hoffen das ausgerechnet aus dieser Gegend in Zukunft eine neue Botschaft kommen wird. Aber ich glaube der Islam hat seinen Tiefpunkt noch nicht wirklich erreicht. Vielleicht wird er aber danach geläutert hervorgehen. Dann gäbe es auch keinen Grund für Feindschaft mehr.