Heiner Bielefeldt
Grenze der Meinungsfreiheit ist erreicht, wo es um bloße Diffamierung und Ausgrenzung geht
Der Direktor des Deutschen Instituts für Menschenrechte in Berlin und Professor für Menschenrechte und Menschenrechtspolitik an der Universität Erlangen-Nürnberg, Heiner Bielefeldt, bezeichnete den „harten Kern der Islamophobie“ als rassistisch.
Freitag, 08.01.2010, 8:08 Uhr|zuletzt aktualisiert: Sonntag, 05.09.2010, 2:06 Uhr Lesedauer: 1 Minuten |
Die Abneigung gegen Ausländer oder anders Aussehende werde gern als Religionskritik ausgegeben, weil sie hier bis in bürgerliche und linksliberale Kreise anschlussfähig seien. „Sie posieren als Helden der Aufklärung, indem sie auf Minderheiten eindreschen“, sagte Bielefeld der Tageszeitung.
Der katholische Theologe und Philosoph betonte, dass über religiöse Fragen in vielfältiger Weise diskutiert werden müsse. Die Meinungsfreiheit gelte auch für pauschale, aggressive und geschmacklose Vorwürfe. „Die Grenze ist aber erreicht, wo es nicht mehr um eine Diskussion, sondern um bloße Diffamierung und Ausgrenzung geht“, so Bielefeld.
Er sprach von einer gefährlichen Ausgrenzung, wenn den Muslimen eine strukturelle Verlogenheit unterstellt wird. „Wer sich in diese Logik hineinbegibt, wird nicht mehr aus ihr herausfinden. Vielmehr ist jedem Gesprächspartner zunächst einmal Glaubwürdigkeit zu unterstellen, bis zum Beweis des Gegenteils.“
Das Grundgesetz sei für in Deutschland aufgewachsene Muslime eine Selbstverständlichkeit, ist sich Bielefeld zudem sicher. „Ich kann verstehen, dass sie hilflos, überrascht und verärgert reagieren, wenn von ihnen – in einem oft inquisitorischen Ton – Sonderbekenntnisse verlangt werden. Niemand fragt einen christlich geprägten Menschen, wie sich bestimmte Stellen in der Bibel mit dem Grundgesetz vertragen.“
Dabei hätten die christlichen Kirchen gegenüber dem Islam nur einen Erfahrungsvorsprung im Umgang mit dem säkularen Staat. „Es wäre falsch zu sagen, die Christen haben die Aufklärung bereits hinter sich und der Islam hat sie noch vor sich. Vielmehr ist dieser Prozess bei beiden Religionen nicht abgeschlossen“, so Bielefeld abschließend. Gesellschaft
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Gilt das auch für die SPRINGER-Presse?
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