Türkische Presse Türkei
10.03.2010 – Erdogan, Erdbeben, Armenien
Ministerpräsident Recep Tayyip Erdogan hat gestern den „Internationalen König-Faisal Preis“ entgegengenommen. Des Weiteren wurde in der türkischen Provinz Erzincan gestern um 17.35 und um 20.14 zwei weitere Erdbeben der Stärke 4,1 und 4,0 nach Richterskala verzeichnet.
Von GastautorIn Mittwoch, 10.03.2010, 13:11 Uhr|zuletzt aktualisiert: Donnerstag, 19.08.2010, 0:05 Uhr Lesedauer: 5 Minuten |
Presseschau der Türkischen Rundfunk- und Fernsehanstalt (TRT-World)
Botschafter werden nicht zurückgeschickt
Zaman wiedergibt unter der Schlagzeile, „Botschafter werden nicht zurückgeschickt“, die Worte des Ministerpräsidenten Recep Tayyip Erdogan, wonach er die Armenier-Resolution der USA kritisiert habe. Im Detail der Meldung wird darauf verwiesen, dass der für die Entgegennahme des „König Faisal“ Preises in Saudi Arabien weilende Ministerpräsident Erdogan die Fragen der Journalisten beantwortet habe. Erdogan habe unterstrichen, dass der nach dem Armenier-Entwurf in die Türkei zurückberufene türkische Botschafter Namik Tan erst nach der Klärung dieser Angelegenheit wieder in die USA zurückkehren werde.
Nukleare Öffnung von Israel und Syrien
Haber Türk schreibt unter der Schlagzeile, „Nukleare Öffnung von Israel und Syrien“, dass Israel und Syrien, die an der Pariser-Konferenz teilgenommen haben, erklärt hätten, im Bereich der Nuklearenergie zusammenzuarbeiten. Der israelische Minister für Infrastruktur, Uzi Landau habe gesagt, dass Israel in Zusammenarbeit mit seinen arabischen Nachbarn Atomkraftwerke bauen möchte. Der syrische Vize-Außenminister Faisal Mikdad habe vermerkt, dass sein Land für die steigende Energienachfrage im Bereich der Nuklearenergie voranschreiten möchte.
Im Nahen Osten beginnt die Pendeldiplomatie
Cumhuriyet meldet, dass im Nahen Osten die Pendeldiplomatie begonnen habe, die Parteien jedoch keine Hoffnung hätten. Der Meldung zufolge hätten Israel und Palästina, die seit der Ratifizierung des Abkommens von Oslo direkte Friedensverhandlungen führen, nun unter Vermittlung des US-Sonderbeauftragten für den Nahen Osten, George Mitchell indirekte Verhandlungen aufgenommen. Der US-Sonderbeauftragte Mitchell, der mit dem israelischen Ministerpräsidenten Benjamin Netanjahu und dem Palästinenserpräsidenten Mahmud Abbas getrennt zusammenkam, habe erklärt, dass die Parteien die indirekten Verhandlungen akzeptiert hätten und er nächste Woche in der Region den Verlauf ausdiskutieren werde.
Papandreou-Clinton treffen
Yeni Safak schreibt; der griechische Ministerpräsident Giorgos Papandreou habe gesagt, wenn die Spekulanten nicht verhindert werden, eine Krise ausbrechen könne. Papandreou habe nach dem Treffen mit US-Außenministerin Hillary Clinton vermerkt, dass sein Land mit den höheren Zinsen die Verschuldung nicht mehr fortsetzen kann. Der griechische Ministerpräsident habe für die Krise die Spekulanten verantwortlich gemacht und sofern diese nicht gezügelt würden, könne Papandreou zufolge eine neue Finanzkrise ausbrechen.
Strauss-Kahn warnt vor einer neuen Krise
In einer weiteren Meldung von Yeni Safak lesen wir, dass der Präsident des Internationalen Währungsfonds IWF, Dominique Strauss-Kahn vor einer neuen Krise gewarnt habe. Er könne den Zeitpunkt der nächsten Krise nicht einschätzen, jedoch sei er sich sicher, dass eine neue Krise ausbrechen werde. Strauss-Kahn zufolge würde es sehr lange Zeit in Anspruch nehmen, bis die Konsumenten in den Entwicklungsländern, wie beispielsweise China, das Wachstum der Weltwirtschaft ankurbeln.
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Über 90 Jahre ist es her, dass die Armenier Opfer grausamer Deportationen wurden. Doch mit wachsendem Abstand von den Ereignissen scheint die weltweite Durchsetzungsfähigkeit dieses kleinen Volkes nicht kleiner, sondern sogar größer zu werden.
Gottes Mühlen mahlen langsam. Wer jedenfalls gemeint hätte, dass über den Völkermord an den christlichen Armeniern 1915 im Osmanischen Reich spätestens mit dem Tod der letzten Überlebenden Gras gewachsen wäre, sieht sich getäuscht. Obwohl keine Zeitzeugen mehr leben und die Gegenkräfte geradezu übermächtig sind, gelingt es einer geschickt agierenden armenischen Lobby wieder und wieder, politisch-diplomatische Erfolge zu erzielen.
Während den 14 Millionen deutschen Vertriebenen schon etwa 20 Jahre nach ihrer Vertreibung politisch nicht mehr viel zu gelingen schien – die Entsolidarisierung der eigenen, deutschen Gesellschaft mit dieser Opfergruppe jedenfalls ist beispiellos – kam eine ganz anders organisierte armenische Lobby etwa ein halbes Jahrhundert nach der grausamen Deportation erst so richtig in Fahrt.
Allein seit 1965 haben 21 Staaten die durch den osmanischen Staat begangenen Deportationen und Massaker der Jahre 1915 bis 1917 offiziell als Genozid im Sinne der UN-Völkermordkonvention von 1948 anerkannt. Dieser völlig gewaltfrei erzielte diplomatische Erfolg ist umso verblüffender, als Ankara keinen Aufwand scheut, Parlamentsresolutionen in aller Welt zugunsten der Armenier zu verhindern oder zumindest zu verwässern. Das Land hatte und hat dabei an sich gute Karten, die Türkei ist als wichtiger Verbündeter in der Nato eine regionale Großmacht mit Einfluss bis weit nach Zentralasien und verfügt zusätzlich über traditionell enge Kontakten mit Israel und jüdischen Organisationen.
Wie intensiv diese türkische Gegenarbeit betrieben wird, zeigt ein Blick in die Internet-Enzyklopädie „Wikipedia“. In vielen Sprachen gibt es Lexikon-Artikel über diesen Vorgang, aber oft sind sie für die freie Bearbeitung gesperrt, weil türkische „Patrioten“ dort die Geschichte fälschen, dass selbst polnische und tschechische Nationalisten ins Grübeln kommen könnten. In der Türkei selbst ist die offene Darstellung der damaligen Ereignisse eine mit hohen Haftstrafen bewehrte Straftat.
Trotzdem gelang es den Armeniern, in wichtigen Staaten Parlamentsbeschlüsse über diesen ersten großen Genozid des 20. Jahrhunderts zu bewirken. In Frankreich fand 2005 sogar ein Gesetz eine Mehrheit, das die Leugnung dieser Ereignisse in ähnlicher Weise verbieten sollte wie die des Holocaust. Im US-Kongress dauert das Tauziehen um die Bewertung dieser Verbrechen seit mehreren Jahren an. Vor wenigen Tagen hat nun der auswärtige Ausschuss des Repräsentantenhauses in einer Resolution die Ereignisse als Völkermord eingestuft – Spannungen mit der Türkei wurden dabei bewusst in Kauf genommen.
Konrad Badenheuer
Ich beschäftige mich schon seit einiger Zeit mit dieser Thematik und wünsche mir so sehr, dass ich irgendwann mal die WAHRHEIT erfahre. Der Westen sollte sich da ganz raushalten. Diese sollten sich erstmal mit ihrer eigenen Geschichte befassen, genauso wie sie es von der Türkei verlangen. Ich möchte, dass die Türkei und Armenien zusammen die Wahrheit finden. Hoffentlich kommt es irgendwann dazu, aber so korrupt und verlogen wie die Welt ist, wird es wohl nicht dazu kommen.
Sie scheinen für sich die Wahrheit gefunden zu haben. Ich möchte Sie nur daran erinnern, dass es immer eine andere Seite der Medaille gibt.