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Cem Gülay

„Deutschland braucht die Jugend – und die Jugend braucht Deutschland“

Kein Hollywood-Streifen. Aber ein Leben wie im Film: Als 20-Jähriger startete Cem Gülay seine Gangsterkarriere. Er war in einer Bande organisiert. Sie betrogen und erpressten gewerbsmäßig. Nach sieben Jahren stieg er aus. Heute ist Cem Gülay 39 Jahre alt und Buchautor: „Türken-Sam: Eine deutsche Gangsterkarriere“, hat er gemeinsam mit Helmut Kuhn geschrieben. Er erzählt in seiner Autobiografie über das Leben als Gangster und warnt die Politik vor einer verfehlten Migrationspolitik. Journalist und Autor Murat Ham im Gespräch mit Cem Gülay.

Von Freitag, 19.03.2010, 8:05 Uhr|zuletzt aktualisiert: Sonntag, 05.09.2010, 17:34 Uhr Lesedauer: 2 Minuten  |  

MiGAZIN: Sie sprechen gutes Deutsch und haben Abitur gemacht an einem bürgerlichen Gymnasium in Hamburg. Dann folgte kein Studium, sondern eine Gangsterkarriere. Was sind die Hintergründe?

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Cem Gülay: Mich hat der Alltagsrassismus im Handel, bei der Ausländerbehörde, aber auch in der Schule belastet. Beispielsweise habe ich während eines High-School-Jahres in Florida mitbekommen, dass schwarze und weiße Schüler die Anti-Diskriminierungs-Gesetze respektieren. Rassistische Bemerkungen werden mit Schulverweis geahndet. Doch Deutschland tut sich schwer. Hier herrscht eine andere Realität.

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MiGAZIN: Was meinen Sie genau?

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Gülay: Als ich zum Beispiel noch Gymnasiast war, wurde ich zum Schülersprecher gewählt. Aber ich habe dieses Amt aus einem Grund wieder abgegeben: Der Schuldirektor sagte, er könne keinen türkischen Schulsprecher dulden. Das war wie ein Schlag ins Gesicht.

MiGAZIN: Sie haben als Gangster etliche Opfer krankenhausreif geschlagen und wollen heute die Jugend schützen …

Gülay: Am Ende geht es um Respekt. Ich wollte als Gangster respektiert werden. Ich suchte meine Chance und fand die Akzeptanz nicht in der deutschen Gesellschaft, sondern im kriminellen Milieu. Der Weg war nicht richtig. Das weiß ich heute auch. Viele Deutsch-Türken fühlen sich ausgegrenzt. Ich kenne das Gefühl.

Murat Ham ist in Braunschweig geboren, Diplom-Politikwissenschaftler und ausgebildeter Journalist. Er besitzt mehrjährige Berufserfahrung als Redakteur bei namhaften Print- und Funkmedien und als Redaktionsleiter in der Unternehmenskommunikation. Murat Ham lebt und arbeitet in Berlin. Mehr über ihn unter www.murat-ham.de.

MiGAZIN: Welches Ziel hat das Buch?

Gülay: Ich weiß genau, wie die Jugend heute im Ghetto tickt. Ob Berlin-Neukölln oder andere soziale Brennpunkte in Deutschland, viele Jugendliche haben keine Perspektive. Sie sind wütend und fühlen sich benachteiligt. Die Politik darf die Generation nicht für verloren erklären. Migrantenkinder sollten nach Quoten vermehrt in deutschen Schulen verteilt werden. Ich will eine echte Chancengleichheit für alle. Deutschland kann sich auch keine brutale Jugend leisten. Deutschland braucht die Jugend – und die Jugend braucht Deutschland. Interview

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  1. sunset sagt:

    @Selcuk
    Wenn Sie nicht wissen,was ich meine,dann sind Sie bemitleidenswert.
    Kennen Sie Serdar Somuncu?
    Den finde ich z.B. ganz grossartig und auch er hat dieses Phänomen in seinem Buch „Der Antitürke“ beschrieben.Das fällt nämlich jedem halbwegs gebildeten Menschen auf.
    Gucken Sie sich mal die Passagiere an,die nach Deutschland fliegen.Diese sehen leider sehr typisch nach „Almanci“ aus.Ich persönlich wurde in der Türkei nie so betitelt,aber es ist wohl nicht von der Hand zu weisen,dass ein negatives Bild damit verknüpft ist.
    Die Jungs aus Deutschland laufen im Bushido-Style herum,während Gleichaltrige in der Türkei sich nach coolen Bands wie Franz Ferdinand,Placebo….etc. richten und dementsprechend anders aussehen.
    Eine Band wie Depeche Mode hat in der Türkei eine riesige Fangemeinde (die treten da ja oft auf),während ich hier in Deutschland oftmals weit und breit die Einzige Türkischstämmige auf deren Konzerten war.

    Dahinter verbirgt sich nicht einfach ein anderer Musikgeschmack,sondern viel Weitreichenderes.Türken in Deutschland glauben oft,sie wären so eine Art Afro-Amerikaner aus Harlem (Serdar Somuncu hat diese sehr treffend und bissig als „Ersatz-Neger“ betitelt).
    Deutschland ist aber NICHT Harlem.

    Beantworten Sie mir bitte folgende Frage:
    Was für ein Image haben Deutsch-Türken in der Türkei.Und WARUM?????????????

    • Selçuk sagt:

      Bemitleidenswert? Alles klar. Keine besonders schöne Art eine Diskussion zu führen! Ich habe lediglich eine Frage gestellt, auf die Sie nicht antworten müssen.

      Zu dem Rest Ihres Kommentars sollten Sie jedes Mal anmerken, dass es IHRE Beobachtungen und IHRE Erfahrungen sind. Nur IHRE. Außerdem sollten Sie wirklich aufhören zu pauschalisieren. Ansonsten sehe ich keinen Sinn darin, auf solche Kommentare einzugehen. Sie haben Ihre eigene Definition von „modern“ und „rückständig“ formuliert. Mit diesen Definitionen können Sie versuchen zu argumentieren, aber gehen Sie nicht davon aus, dass jeder mit diesen Definitionen, die man aus Ihren Sätzen entnehmen kann, einverstanden ist.

      Ich wurde auch nie als „Almanci“ betitelt, habe aber mitbekommen, dass dieser Begriff immer dann verwendet wurde, wenn man über Türken, die in Deutschland leben, gesprochen hat. In keinster Weise wurde dieser Begriff mit einem negativem Bild in Verbindung gebracht. Das sind meine Beobachtungen.

      Ich weiß nicht, was für ein Image Deutsch-Türken in der Türkei haben. Die Frage gebe ich lieber nicht an Sie zurück, da ich vermute, dass Sie Ihre eigene Beobachtung dazu nutzen, um eine pauschalisierte Aussage von sich zu geben.

  2. sunset sagt:

    @Selcuk
    Naja,jetzt tun Sie mal nicht so unwissend.Über die „Almancis“ machen sich dort viele lustig.Es gab mal eine ganze Folge von meiner (mitlerweile ausgelaufenen) Lieblingsserie „Avrupa Yakasi“ über Deutsch-Türken.Es sind ja nunmal oft Leute,die weder deutsch,noch türkisch sind.
    Die haben eine eigene Subkultur gebildet.Die reden weder richtig türkisch,noch richtig deutsch.Diese typischen „Almanci-Frisuren“ sind auch ein Thema in der Türkei.Die Jungs,die vorne kurzes,hinten langes Haar mit blonden Stränchen haben,sich die Augenbrauen zupfen und ins Solarium gehen…usw.,von den weiblichen „Almancis“ mal ganz zu schweigen.
    „Bemitleidenswert“ habe ich geschrieben,weil Ihre Art der Diskussionsführung auch zu wünschen übrig lässt.Sie klingen oft ironisch oder stellen sich absichtlich dumm.Sie fragen,wie ich an einem „Gate“ erkenne,ob jemand rückständig ist.Das sieht man unter anderem an den oben beschriebenen Personen.Und daran,wie sie reden (nämlich in einem enorm einfachen Bauern-Türkisch),worüber sie reden…usw.
    Legendär sind ja auch immer die Leute,die irgendwelche Lebensmittel aus ihren anatolischen Dörfern mit im Gepäck haben.Vor ein paar Jahren sagte mal einer vom Sicherheitspersonal am Istanbuler Flughafen:“Teyze,bu ne yaa?“
    Die gute Frau hatte irgendwelche Lebensmittel in einem riesengrossen Plastikbehälter bei sich.So etwas ist enorm peinlich und JA:RÜCKSTÄNDIG (so etwas machen Türkei-Türken NICHT!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!).

    Ich schäme mich dann immer vor den deutschen Grenzbeamten,wenn ich hier gelandet bin.
    Gott sei Dank scheinen diese mitlerweile gut unterscheiden zu können.In Frankfurt wird ja direkt nach dem aussteigen eine Passkontrolle genacht.Wenn man aus diesem „Rohr“ aus dem Flugzeug aussteigt.Also noch vor der eigentlichen Passkontrolle.
    Letztens meinte einer der Polizisten auf meine Frage hin,ob er meinen Pass sehen will: „Von ihnen nicht,danke.“
    Da wusste ich,dass die inzwischen auch wissen,wer die „Pappenheimer“ sind.

    • Selçuk sagt:

      Lassen Sie uns hier einen Punkt setzen. Ich sehe wirklich keinen Sinn diese Diskussion weiterzuführen.

    • Petersen sagt:

      Hallo Sunset,
      das ist interessant. Ich wusste nicht, dass dass es so eine Diskrepanz zwischen *gebildeten* und *unjgebildeten deutsch-türkischen* Türken gibt. Vielleicht – auch aufgrund dessen, was maria geschrieben hat – muss ich doch mal nach Istanbul reisen, und mir wirklich alles vor Ort selber angucken.* Leider kenne ich keine Türken von Ihrem Schlag, leider. Sie machen mir einen sehr aufgeklärten, wachen, klugen Eindruck. Schade, dass Sie Deutschland den Rücken kehren!

      Viele Grüße
      Petersen

      *Falls jemand Empfehlungen diesbezüglich hat, wäre ich sehr dankbar. Meine Reise wird Ende Mai bzw. Anfang Juni stattfinden, ich suche mir gerade einen Flug heraus. Die Aschewolke wird bis dahin hoffentlich kein Problem mehr sein.

      • Selçuk sagt:

        Falls Sie wirklich in die Türkei reisen werden, denken Sie bitte daran, dass „ungebildete“ Menschen keine schlechten Menschen sind. Begegnen Sie ihnen nicht mit Vorurteilen. Ich bin in der Türkei geboren und weiß wovon ich rede.

        Wenn ich mir die Diskussion über Bildung und Moderne anschaue und erkenne, wie arrogant und verachtend „gebildete“ Menschen sein können, denke ich mir immer, dass ich lieber ein ungebildeter Çoban (Hirt) im tiefsten Anatolien wäre, als irgend ein arroganter Professor auf einer renommierten Universität. Ein gebildeter Mensch ist kein besser Mensch. Keine Gesellschaft braucht Spalter.

        • Mehmet sagt:

          Selcuk,
          da kann ich Ihnen nur Recht geben. Ich war an der Bogazici University für ein Semester und dort trieft es nur von solchen Eliten deren Selbstbewusstsein auf das Schlechtmachen von u.a. Deutschtürken und anatolischen Bauern basiert. In ein Paar Punkten würde ich denen sogar Recht geben. Aber die “weißen” Türken sind sowas von arrogant, dass ich allein deswegen schon die türkische Arbeitswelt ausgeschlagen habe. Ich bin nicht gerade der “Alter-isch-mach-disch-kaputt”-Türke. Aber dadurch, dass ich in Deutschland geboren bin und meine Türkischkenntnisse nicht gerade die besten sind, war ich schon in deren Schublade. Ich konnte tun und lassen was ich wollte, ich kam da nicht mehr raus.
          Was ich bei der Elite gemerkt habe war, dass sie “Modern sein” sehr plakativ verstehen. “Musikinstrument spielen” oder irgendeine andere Kunst (jedoch keine orientalische, sondern es muss eine “westliche” sein, damit man modern ist”, auf eine angesagte Privatschule gehen, möglichst noch französisch sprechen, bei McDonals oder Starbucks oder sonstigen westlichen Bars abhängen, Bier trinken, Kein Kopftuch etc. (übrigens mach ich auch sämtliche dieser aufgezählten Punkte, zähle mich aber deswegen nicht lange nicht zu den Modernen). Diese gewissen Verhaltenweisen haben schon ausgereicht. VERHALENSWEISEN und nicht DENKMUSTER. Denn letzere wären entscheidend, damit man sich modern nennen darf. Dass man differenzieren kann zwischen Frauen, die das Kopftuch tragen weil sie die Religion leben wollen und Frauen, die das als politisches Symbol verstehen. Differenzieren zwischen Kurden und PKK. Differenieren zwischen Armeniern und der Diaspora, unterscheiden zwischen friedfertigen und radikalen Moslems, Unterscheiden bei der Lebensweise von Moslems zwischen sinnvollen und eher störenden Werten. Bei der sich selbst ernannten Elite wird in vielen Themen in schwarz und weiß gedacht. Positionen, die sich zwischen den Extremen befinden, werden gar nicht in Erwägung gezogen. Ich hätte da vor meiner Reise in die Türkei nach 7 Jahren viel mehr erwartet und bin sehr enttäuscht worden.

      • maria sagt:

        Ja, Petersen, kommen Sie in die Türkei, machen Sie sich Ihr eigenes Bild davon. Istanbul ist natürlich immer eine Reise wert, dort finden Sie alles, was Ihr Türkeibild bestätigen oder überraschen wird.
        Um allerdings tiefer in die Kultur der Türkei einzudringen, bedarf es mehr als Istanbul. Nehmen Sie sich einen Rucksack und reisen Sie ins Land. Egal wohin, Sie werden täglich neue Überraschungen erleben und mit einem vielleicht völlig neuen Bild nach Hause zurückkehren.
        Wohin Sie auch gehen werden, Ihnen werden immer Menschen mit Herz begegnen. Dazu gibt es sogar ein türkisches Sprichwort: „Je enger die Gassen, desto weiter die Herzen“.

        Vielleicht können Sie dann auch mit Ihrem neuen, etwas tieferen Einblick in die türkische Gesellschaft mit dazu beitragen, dass das Miteinander mehr an Bedeutung gewinnt.

      • Mehmet sagt:

        Wie lange wollen Sie rumreisen wenn ich fragen darf?

  3. sunset sagt:

    @Petersen

    Aber warum wundern Sie sich denn?Ungebildete und gebildete Deutsche sind doch auch nicht gleich.

    Der Hauptgrund,weshalb ich Deutschland verlassen werde ist GENAU der !!! Die Unfähigkeit der Mehrheitsgesellschaft,unterscheiden zu können und mal darüber nachzudenken,WELCHE Sorte Türken hier mehrheitlich eingewandert ist.
    Deutschland brauchte einfache Arbeiter,die in den Fabriken,als Putzfrauen,Srassenreiniger…etc. arbeiten.Natürlich ist im Grossen und Ganzen eine sehr bildungsferne Schicht eingewandert (noch deutlicher:Die Unterschicht).
    Ich möchte aber betonen,dass es auch aus diesen Familien welche gibt,die extrem gut integriert sind.

    Wenn Sie in die Türkei fliegen,würde ich als „Einstieg“ Istanbul empfehlen.
    Und gehen Sie dort unbedingt mal in den Stadtteil „Taxim“ und dort auf die „Istiklal Caddesi“ .Dort reihen sich die Cafes,Die Bars,die coolen Clubs,Bistros…etc aneinander.
    Und gehen Sie unbedingt auch in den Stadtteil „Ortaköy“.Dort sehen Sie hochmoderne Türkinnen,die in den Kneipen Bier trinken.Von den Rock-,Jazz,Technoclubs…etc. mal ganz zu schweigen.
    Istanbul gilt als das neue Barcelona.Und selbst dieser Vergleich wird Istanbul nicht gerecht.

    Ach ja,das noch:
    Sie haben gesagt,dass Sie keine Türken von meinem Schlag kennen.Wissen Sie woran das liegt?
    Daran,dass Sie Türken jenseits der Klischees garnicht als solche wahrnehmen.
    Wissen Sie welchen Satz ich am Häufigsten höre?Folgenden:
    „Sie sind Türkin ??? Sie sehen garnicht so aus.“

    Einmal saß ich mit Bundeswehrsoldaten im Zug und wir haben uns amüsiert unterhalten.Die haben nicht gemerkt,dass ich türkischer Herkunft bin.In solchen Fällen merken Deutsche es erst dann,wenn ich meinen Namen sage.
    Und dann fragen die mich,ob ein Elternteil deutsch ist.

    @Selcuk
    Warum fühlen Sie sich angegriffen?Ich finde,dass Sie sich ausserordentlich gut ausdrücken.Ungebildet sind Sie ganz sicher nicht.
    Ich verachte ganz und garnicht Hirten im tiefsten Anatolien.Diese leben im Rahmen ihrer Möglichkeiten.
    Ich schaue NIE auf Leute herab,die nicht die Möglichkeiten hatten,sich weiterzuentwickeln.Wer bin ich denn?
    Mir geht es um Menschen,die wie hier in Deutschland ALLE die Möglichkeit hatten,ihre Kinder in Kindergärten zu schicken,damit sie deutsch lernen…etc.
    Während meiner Schulzeit war es auch so,dass den Kindern aus ärmeren Familien (bei uns war es ein jugoslawisches Mädchen),die Klassenfahren und sämtliches Schulmaterial vom Staat/bzw. der Schule bezahlt wurden.
    Ich habe bereits geschrieben,dass viele türkische Kinder in Haupt-/ und Sonderschulen gesteckt wurden.Und WARUM?????Weil sich die Eltern nicht darum gekümmert haben,dass sie deutsch lernen.

    Leider ist es so,dass die gut Integrierten unter dem Image der Nicht-Integrierten leiden müssen.

  4. sunset sagt:

    @Petersen
    Entschuldigung,der oben genannte Stadtteil heisst „Taksim“ nicht „Taxim“.Da habe ich mal wieder nach dem deutschen Alphabet gedacht.

  5. sunset sagt:

    Cem,
    Ich bin in vieler Hinsicht völlig einer Meinung mit Dir.
    Am Allermeisten stört mich (wie ich in meiner Antwort auf @Petersens Beitrag geschrieben habe),dass die Mehrheitsgesellschaft nicht differenzieren kann.Das stört mich so sehr,dass ich ja genau deshalb nach Istanbul auswandern werde (wie viele gebildete Deutsch-Türken es vor mir getan haben).Andere werden folgen,das hast Du auch erwähnt.

    Allerdings gibt es auch Dinge,die ich anders sehe.
    Dass „wir integrierten Türkischstämmigen“ mit Vorurteilen konfrontiert werden,hängt doch zweifelsohne sehr stark damit zusammen,dass ein Grossteil der Deutsch-Türken den Weg der Integration,den sie mühelos hätten gehen können,nicht gegangen sind.Natürlich gab und gibt es Diskriminierung.Aber war/ist diese Diskriminierung so weitreichend,dass man automatisch komplett asozial werden muss?
    Bei mir ist es z.B. so,dass meine Eltern immer noch mit meiner Grundschullehrerin befreundet sind.Sie ist ein Familienfreund geworden (und das schon während meiner Schulzeit).Wir duzen uns.
    Meine Erfahrung hat immer wieder gezeigt,dass Deutsche zum Dialog bereit sind,wenn man auf sie zugeht.

    • Mehmet sagt:

      „den Weg der Integration,den sie mühelos hätten gehen können,nicht gegangen sind.Natürlich gab und gibt es Diskriminierung.Aber war/ist diese Diskriminierung so weitreichend,dass man automatisch komplett asozial werden muss?“

      Ich gebe Ihnen Recht, dass auf türkischer Seite viel Nachholbedarf in Sachen Wertschätzung der Bildung besteht. Wenn Sie jedoch hier geboren und aufgewachsen wären, dann hätten Sie miterlebt, dass es es viele Deutsch-Türken gibt, die Bildung als hohes Gut ansehen, das in Deutschland diesen wirklich jeder Riegel vorgeschoben wird. Da können Ihnen viele ein Lied von singen.
      Übrigens: Den Satz „Ich hätte jetzt nicht gedacht, dass Sie Türke sind.“ heißt nicht, dass es wenige wie Sie gibt, sondern eher, dass Ihr gegenüber unwissend ist. Sie merken das nämlich genau dann, wenn Sie eine Gegenfrage stellen: „Ach ja? Und wie viele Türken kennen Sie persönlich?“
      Die meisten werden Ihnen die Zahlen 0-3 nennen und wenn sie jemanden kennen, dann nur sehr oberflächlich oder nur vom „Hallo“ und „Tschüss“. Testen Sie das mal aus ;)
      Die meisten kennen die Türken doch nur über die Medien und schauen auf die randalierenden Türken. Nur wenige nehmen die Friedfertigen wahr.

    • cem gülay sagt:

      Liebe Sunset,ich glaube das es einen Unterschied gibt, in der Betrachtung von Mann und Frau.Meine Cousine Bilkay Öney, ist im Innenausschuss der SPD in Berlin.Sie bestätigt den Unterschied mit voller Überzeugung.Die deutsche Gesellschaft , vor allem die Grünen und die Frauenbewegung haben in Sachen Gleichberechtigung viel gutes getan.Erstaunlicher weise, schreiben mir viele gebildete Frauen,das sie die ewigen Erklärungen satt haben.Viele haben auch Söhne und spüren eine Unsicherheit,wie wird es meinem Kind ergehen.Du solltest aber aufpassen,die Kinder in Gettos pauschal anzugreifen.In den Umständen, in denen sie aufwachsen müssen,sind erschreckend.Auch solltest du hier nicht den Eindruck hinterlassen,das es immer Türken sind.Leider wurden alle Schwarzköpfe, immer schon als Türken bezeichnet.Selbst in Müggeln(waren Inder)Ich gebe nicht den Deutschen die Schuld!Im Buch erwähnte ich schon,dass Volksvertreter und Wirtschaftsbosse dafür verantwortlich sind.Schau mal,wenn Du schon über Deutschland meckerst und weg willst,dann sagen sich die Jugendlichen hat doch eh kein Sinn sich anzustrengen.Man hat versäumt meine Generation fair und Gleichberechtigt in die Gesellschaft einzugliedern.Man nimmt an,das die ,die Integriert sind auch zufrieden sind.Mehrheitlich eine Fehlinterpretation.Einige haben es durch Assimilation erreicht,andere durch stillschweigen,um die Deutschen nicht zu verärgern.Asoziales Verhalten hat auch nichts mit Bildung zu tun(Steuerbetrüger,Korruption,Betrug,Pädophilie in der Kirche,Kinderpornographie,Hooligans,Skinheads,Nazis,Linksautonome,Politiker die vor der Wahl lügen,Ballermann,Jürgen Drews usw.Da du ja eigentlich Deutsch bist;-)hast Du auch die Klischees übernommen.So lange Du, nicht durch deine Herkunft gestört wurdest,war alles gut.Du selber hast auch weggeschaut.Jetzt haben wir eine Mehrheitsgesellschaft ,die die Türken als Integrationsunfähig befinden (60% laut Emnid).Für männliche Türken wären es wohl 90%.Ihr Frauen rettet die Statistik.Jetzt bekommen es alle Türken ab.Selbst Kaya Yana ist perplex, sich immer wieder erklären zu müssen.Das grösste Arschloch!Sorry Leser.Die jugend hat fast nichts und wenn die’Bauern‘ wie Du sagst, nicht in der Lage sind ihre Kinder Zu Fördern,dann muss es der Staat machen;wie bei den Banken.Es gibt Lösungen,aber da tun sich die Deutschen Entscheidungsträger schwer,weil dann die Ossis rum heulen werden,weil sie das Geld doch viel dringender brauchen,nämlich für die Sanierung der Altstädte,wo nur noch alte Leute leben.Die Einheit hat mehr gekostet als nur Geld.Nur kein Politiker traut sich was zu sagen.Feiglinge!Deshalb ist es bequemer den‘ Bauern‘,den Jugendlichen den Islam die Schuld zugeben.Ich wuuuuuuusste schooooon vor zwanzig Jahren,dass es so kommen wird.Du willst mir doch nicht erzählen,dass im Land der Dichter und Denker alle verblödet sind.Deswegen wird es keine 1OTausend Deutsche geben die mein Buch kaufen,weil man sich von mir nichts erklären lassen will.Nicht von einem Kanaken!

  6. maria sagt:

    Hallo sunset,

    ich kann Sie schon verstehen, dass Sie manchmal der Verzweiflung nahe sind, wenn Sie feststellen, dass nicht jeder in Deutschland lebende türkische Migrant (oh mein Gott, wie ich diese Wortspielerei hasse) sich so entwickelt hat, wie Sie und Ihre Familie.

    Seit ich in der Türkei lebe, habe ich mich allerdings von der Differenzierung „gebildet“ und „ungebildet“ befreit. Natürlich wäre es schön, würde jeder Mensch eine gute Bildung anstreben. Aber, nicht jeder kann studieren und nicht jeder will studieren. Daher darf man meiner Meinung nach nicht den Fehler machen, die kognitive Bildung als das non plus ultra anzusehen. Es ist nur ein Teil der gesamten Bildung. Der andere Teil ist die emotionale Bildung. Und die scheint mir doch im Gegensatz zur deutschen Gesellschaft in der türkischen noch wesentlich stärker ausgeprägt zu sein. Bitte vergessen Sie das nicht in Ihrer gesamten Beurteilung. Die teyze, die voll bepackt mit sämtlichen Leckereien nach Deutschland fliegt, nimmt damit ein Stück verlassene Heimat mit, obwohl sie alles in Deutschland auch kaufen könnte. Womöglich trägt sie noch ein Kopftuch und ist mit einem langen Mantel bekleidet. Aber was sagt das über ihre gesamte Bildung aus? Sie kann vielleicht nicht Lesen oder Schreiben, ist sie deswegen ein schlechterer Mensch? Das glaube ich kaum. Wahrscheinlich verteilt sie das Mitgebrachte unter ihren Verwandten und Bekannten und das Wenigste behält sie für sich zurück. Das heißt, sie denkt an diese und vergisst sie nicht, sie sorgt sich um andere, möchte, dass sie Teilhaben an ihrem Ausflug in die alte Heimat. So zumindest habe ich es schon zigmal bei türkischen Freunden in Deutschland erlebt.
    Ich meine, für diese Menschen brauchen Sie sich nicht zu schämen. Deren Herz ist noch weit, noch nicht von materiellem Denken zerstört. Könnte man vielleicht nicht sogar fragen, was kann ich von der teyze noch lernen?

    Sie sehen, Bildung ist ein vielschichtiger Begriff. Er hängt nicht nur von Diplomen und Zeugnissen ab. Es steht uns daher meiner Meinung nach nicht zu, auf Menschen mit weniger „Schul“bildung herabzusehen. Man muss immer den Menschen im Gesamten sehen, gerade in der derzeitigen Integration-Diskussion.

    Im übrigen, Istanbul besteht nicht nur aus der Istiklal-Cadd. und Bagdag-Cadd.. Istanbul beherbergt auch Fatih und Balat. Istanbul ist ein aus dem ganzen Land zusammengetragenes buntes Mosaik. Ein Bild, das nie endet und die Farben immer neu mischt. Aber immer hat man das Gefühl, jedes einzelne Mosaiksteinchen hat nicht nur seinen ihm zufällig zugewiesenen, angestammten Platz, nein, das gesamte Bild würde ohne jedes kleinste Mosaik an Wert verlieren, das Bild würde entstellt, an Kraft verlieren. Wenn Sie nach Istanbul übersiedeln, werden Sie Istanbul erst mit all seiner Vielfältigkeit kennenlernen.

  7. sunset sagt:

    @Mehmet
    Ich bin in Deutschland geboren und aufgewachsen!Das habe ich doch geschrieben.
    Wir (meine Familie) haben zwischendurch in Istanbul gelebt.Ich war dort zuerst in zwei verschiedenen Grundschulen,danach auf dem privaten,deutschen Gymnasium (Alman Lisesi) in Beyoglu.

    ABER: Den absolut grössten Teil meines Lebens habe ich in Deutschland verbracht.Obwohl ich fliessend,akzentfrei türkisch spreche und nie Probleme in der Türkei hatte,bin ich sehr,sehr deutsch.
    Das ist auch das Tragische an der Ganzen Sache.Dass ausgerechnet türkischstämmige Menschen wie ich es irgendwann nicht mehr in Deutschland ertragen,WEIL wir eben so deutsch sind und trotzdem immer für die Nicht-Integrierten herhalten müssen.

    Also,WOVON wollen Sie mir ein Lied singen?????
    Ich kenne mich bestens aus in Deutschland.Es war eben NICHT so,dass sich Türken integrieren wollten und man sie nicht gelassen hat.Es war vielmehr so,dass hier schon immer rückständige Türken gelebt haben,die ihre Töchter nicht zu Klassenausflügen gelassen haben,geschweige denn in die Disco….etc.
    Noch heute ist es so,dass diese rückständige Fraktion von Türken es ihren Töchtern nicht erlaubt,deutsche Männer zu heiraten.
    Und wegen dieser Art von Türken (von denen es in Deutschland wimmelt) hatten und haben Türken,die anders sind,leider auch Probleme.
    Meine türkischstämmigen Freundinnen und ich haben alle sehr moderne Eltern,die von Anfang an darauf geachtet haben,dass wir mit gleichaltrigen deutschen aufwachsen.
    Ich habe immer meine Geburtstage gefeiert und meine deutschen Freunde eingeladen und siehe da:Auch ich wurde immer von denen eingeladen.
    Wieviele türkische Eltern haben sich denn um so etwas gekümmert?

    Weil türkische Familien so rückständig gelebt haben,waren sie von Anfang an unbeliebt.Und schon in den 80ern (als eben an den Häuserwänden „Türken Raus“ stand) gab es deshalb eine Abneigung gegenüber Türken,weil diese eben durch Kopftücher…etc. besonders negativ hervorstachen.
    Anders ausgedrückt:
    Es gäbe heute kein Integrationsproblem mit Türken,wenn halbwegs gebildete Leute hier eingewandert wären oder sich die nicht so gebildeten angepasst hätten.

    Italiener wurden bis in die 80er auch diskriminiert.Und,was ist heute?Jeder mag Italiener.Diese haben nicht gleich Gangs gegründet,weil sie ausgegrenzt wurden.
    Auch Griechen wurden verkloppt und haben sich nicht so asozial entwickelt,wie die Türken.

    Ich habe eigentlich nur EIN Problem mit den Deutschen:Dass sie NICHT differenzieren können und nicht wissen,dass Türken hierzulande so sind,wie sie sind,weil sie aus extrem ungebildeten Familien stammen.

    Und,liebe @maria,
    mit ungebildet bzw. gebildet meine ich garnicht irgendwelche akademischen Abschlüsse.Es wäre absurd,so zu denken.
    Ich meine damit,dass man sich zivilisiert verhält.

    Deutsch-Türken tragen eine massive Schuld daran,dass ich mich in diesem Land ständig erklären muss und ab und zu negative Erfahrungen mache.

    • Mehmet sagt:

      Ich finde es schön, dass Sie keine negativen oder zu vernachlässigenede Erfahrungen haben. Nur möchte Ich sie zitieren:

      „Ich habe eigentlich nur EIN Problem mit den Deutschen:Dass sie NICHT differenzieren können und nicht wissen,dass Türken hierzulande so sind,wie sie sind,weil sie aus extrem ungebildeten Familien stammen.“

      Seien Sie mir nicht böse wenn Ich ihnen sage, dass Sie hier einen Fehler machen: Sie gehen davon aus, dass wenn die Eltern sich um die Bildung der Kinder kümmern, diese automatisch eine bessere Schulbahn haben werden und die Diskriminierungen entweder nicht da oder zu vernachlässigen wären. Genau hier differenzieren Sie jedoch nicht.
      Ich kenne viele, die das Gegenteil erfahren haben (einschließlich mir und meinen Geschwistern). Sie ahnen gar nicht, wie viele Felsen man Ihnen in den Weg legt. Mein Bruder arbeitet bei einer Organisation für Migrantenkinder und kann so viele Geschichten erzählen, bei denen die Kinder zwar das Potenzial haben und die Eltern diese fördern, sie aber von den Lehrern . Wenn Sie sich vom Gegenteil Ihrer Erfahrungen ein Bild machen wollen, dann gibt es bestimmt auch in Ihrer Stadt ein paar Organisationen. Ich sage nicht, dass die Türken keine Schuld haben, aber es ist eben eine zweiseitige Sache. Ich glaub wir können uns auf folgende Einteilung einigen:
      – Diejenigen, die ihre Kinder nicht fördern und daher auch kein Recht haben zu meckern, wenn Sie benachteiligt werden
      – Diejenigen die ihre Kinder fördern:
      – Sie werden nicht benachteiligt
      – Sie werden von Deutschen benachteiligt
      – Sie finden keinen Weg, die Benachteiligung zu umgehen (in NRW entscheidet bspw der Grundschullehrer ob ein Kind auf ein Gymnasium kommt.)
      – Sie sind frustriert, haben aber dennoch einen Weg gefunden, die Benachteiligung zu umgehen

      Und Sunset, das meine ich mit Differenzierung. ;)

  8. sunset sagt:

    @Cem
    hat übrigens mit seiner Analyse über die Grünen mal wieder voll ins Schwarze getroffen.
    Ich stimme ihm zu.

  9. sunset sagt:

    @Cem

    Gerade habe ich auch Deinen anderen,längeren Beitrag gelesen.

    Es ist wahr: Türkischstämmige Männer haben es schwerer als türkischstämmige Frauen.Letztere haben (gerade wenn sie ein modernes Äusseres haben) weniger Probleme.Es ist mir auch noch nie passiert,dass ich in irgendeinen Club nicht reingelassen wurde.Männer haben eher das Problem.
    Als moderene,türkische Frau hat man bei deutschen Männern eine Art „Exotenbonus“.

    Was die Wiedervereinigung betrifft,hast Du 100% Recht.Ich sage das auch immer:
    Deutschland ist wirtschaftlich im Eimer,weil es die Wiedervereinigung gegeben hat.
    NICHT die Migranten,sondern die aufgekaufte DDR hat diese Land ruiniert.
    Türken sind jetzt Sündenböcke,auch das ist mir klar.

    Ich habe in meinem vorherigen Beitrag das Beispiel der Griechen und Italiener genannt.
    Du weisst ja sicherlich selber,dass Italiener „Spaghettifresser“ genannt wurden.
    Ich weiss von meinen Eltern,dass sich in den 70ern Griechen und Türken gemeinsam gegen Angriffe von Hooligans schützen mussten.
    Alle haben sich integriert.Nur die Türken sind nicht nur auf dem Stand der 70er/80er,sondern haben sich sogar noch zurückentwickelt.

  10. Dybth sagt:

    @sunset
    „Am Allermeisten stört mich (wie ich in meiner Antwort auf @Petersens Beitrag geschrieben habe),dass die Mehrheitsgesellschaft nicht differenzieren kann.Das stört mich so sehr,dass ich ja genau deshalb nach Istanbul auswandern werde“

    Wenn Sie zurueck sind in Istanbul, werden Sie bei den kopftuchtragenden Frauen differenzieren, oder die gleichem Muster aufzeigen, die Sie hier gegen sich erlebt haben?