Türkei-Deutschland
Erdoğan fordert türkische Gymnasien in Deutschland
Der türkische Premier Recep Tayyip Erdoğan spricht sich für türkische Gymnasien und Universitäten in Deutschland und die doppelte Staatsbürgerschaft aus. Außerdem bezeichnet er eine EU-Vollmitgliedschaft als alternativlos. Nächste Woche reist Bundeskanzlerin Angela Merkel in die Türkei.
Donnerstag, 25.03.2010, 8:06 Uhr|zuletzt aktualisiert: Samstag, 11.09.2010, 3:13 Uhr Lesedauer: 3 Minuten |
Um eine privilegierte Partnerschaft möchte Bundeskanzlerin Angela Merkel bei ihrem Türkeibesuch nächste Woche werben. Der türkische Premier Recep Tayyip Erdoğan hingegen bezeichnete in einem Interview mit der Wochenzeitung Zeit eine EU-Vollmitgliedschaft als alternativlos und verwies auf die EU-Verträge, die keine ‚privilegierte Partnerschaft‘ kennen.
Türkische Gymnasien in Deutschland
Mehr als die Divergenzen um die Zukunft des EU-Beitrittsprozesses der Türkei, sorgte aber die Forderung Erdoğans nach türkischen Gymnasien und Universitäten in Deutschland für Aufregung.
„In der Türkei haben wir deutsche Gymnasien – warum sollte es keine türkischen Gymnasien in Deutschland geben?“, führte der türkische Premier aus und begründete seinen Vorstoß mit Sprachproblemen der rund drei Millionen Türkischstämmigen in Deutschland. „Hier hat Deutschland noch nicht die Zeichen der Zeit erkannt. Man muss zunächst die eigene Sprache beherrschen, also Türkisch – und das ist leider selten der Fall.“
Für die Zeit nach dem Abitur denkt Erdoğan an eine türkische Universität. „Wir gründen gerade die Türkisch-Deutsche Universität in Istanbul. Warum gründen wir nicht auch eine bei Ihnen? Es gibt da ein Bedürfnis. Das ist in meinen Augen kein Luxus, sondern ein Beitrag zur Integration.“
Erst Deutsch, dann Türkisch
CSU-Generalsekretär Alexander Dobrindt sieht das laut Spiegel Online anders: „Erdoğan will Integration vereiteln, um die bei uns lebenden Türken für seine politischen Zwecke zu instrumentalisieren.“ Deutsch müssten türkische Kinder lernen, um sich in Deutschland integrieren zu können.
Ähnlich sieht es der integrationspolitische Sprecher Serkan Tören (FDP), und bezeichnet Erdoğans Vorstoß als „falsches Signal“. Richtschnur müsse die deutsche Sprache sein. Auch der Vergleich deutscher Gymnasien in der Türkei sei irreführend: „Dort gehen überwiegend Kinder der Eliten auf deutsche Schulen“. In Deutschland aber gehe es meist um Kinder aus sozial schwachen Familien.
Doppelte Staatsbürgerschaft
Erdoğan sprach sich außerdem für die Einführung der doppelten Staatsangehörigkeit in Deutschland aus. „Ich finde es sehr bedauerlich, dass Deutschland zu den Ländern in der Europäischen Union gehört, die das nicht zulassen“, sagte der türkische Premier. Schließlich könne niemand seine ethnische Herkunft ändern, wenn er seine Staatsbürgerschaft ablege. Politik
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Ein türkisch-deutsches Gymnasium in Deutschland (oder mehrere) – das ist auch aus meiner Sicht eine gute Idee.
Es gibt zum Beispiel französische Gymnasien in Deutschland – warum also nicht auch türkische?
Gymnasien bilden Eliten heran. Gerade da liegt vorerst noch ein Defizit bezüglich der Türkischstämmigen in Deutschland. Der Nutzen für die Integration und für die Wirtschaftsbeziehungen zwischen den beiden Ländern ist offensichtlich. Ebenso offensichtlich ist die Unfähigkeit vieler Konservativer, mit der Migration und ihren Chancen konstruktiv umzugehen.
Deutsche Engstirnigkeit in Migrationsfragen hat schon unendlich viel Schaden angerichtet; man sieht an der Reaktion auf Erdogans Vorschlag, dass wir als Nation mit der Selbst-Schädigung fortzufahren beabsichtigen.
Nachweislich sind die Türken, man mag mir diese Bemerkung verzeihen, nicht wirklich die großen Gewinner der Integration. Wenige Türken machen eine Ausbildung, noch weniger Abitur.
Wieso motiviert Erdogan nicht die hier lebende Türken sich zu bemühen und nach mehr zu streben, was sicher einige tuen. Das würde zu einem Politiker, der sich um das Wohl seiner „Bürger“ bemüht, mehr passen.
Wenn sich das jetzt auf vier bis fünf Elitegymnasien deutschlandweit in den Metropolen beschränken würde, würde ich das vielleicht sogar begrüßen. Man kann aber nicht die türkische Jugend aus dem deutschen Bildungssystem outsourcen – sie leben ja schließlich in D und nicht (mehr) in der TUR.
Vielmehr hätte ich mich über eine Aussage Erdogans gefreut im Stile von: „Wir wollen den Bau von Kirchen in der TUR fördern und die christliche Gemeinschaft als gleichwertige Religionsgemeinschaft akzeptieren und unterstützen.“ Schließlich sind moslemische Gebetshäuser in D auch wie Pilze aus dem Boden am spriessen (wenn man sich die letzten 20 – 30 Jahre anschaut). Mit so einer Aussage wäre Erdogans Forderung nach EU-Vollmitgliedschaft und nach einer doppelten Staatsangehörigkeit in Deutschland bestimmt auf VIEL MEHR offene Ohren gestossen und er hätte den Auslandstürken einen Hammerdienst erwiesen. So muss man zusammenfassend feststellen, dass er genau das Gegenteil erreicht hat. Rhetorisch und diplomatisch ziemlich unterste Schublade…
Wenn ich mir vorstelle, dass es französische,englische oder jüdische Schulen gibt ist es doch klar, dass eine türkische auch legitim ist. So hätten die Schüler_innen die Möglichkeit ihre Sprachkompetenzen endlich optimal auszubauen. Man stelle sich das mal vor: die erste Abiturstufe die perfekt deutsch und türkisch spricht und schreibt.Plus Englisch und/oder Französisch/Spanisch etc. Was würde das den bitte für eine vielversprechende junge Generation bringen? Ich finde türkische Schulen eine tolle Idee und es ist eine Frechheit so eine Hetze zu betreiben. Ich als Elternteil würde mich freuen und würde mich entlastet fühlen, wenn meine Kids auf eine Schule gehen dürften. wo ihre Muttersprache unterrichtet wird UND darauf geachtet wird,dass sie korrektes Deutsch lernen. Und das Argument Parallelgesellschaft finde ich in diesem Zusammenhang albern, denn die ganzen privaten Eliteschulen…..was bilden oder fördern die denn dann bitte?
Die Forderung nach türkischen Gymnasien oder nach türkischen Schulen insgesamt, ist an sich doch sehr gut, wie gesagt es gibt auch jede Menge deutsche Auslandsschulen, auch in der Türkei, die sogar von der deutschen Botschaft getragen werden, obwohl es doch eine Angelegenheit des Föderalismus sein müsste.
In Istanbul gibt sogar ein deutsches und ein österreichisches Krankenhaus und dergleichen vieles mehr. Aber es verdeutlicht noch etwas völlig anderes, dass man nämlich den deutschen Bildungseinrichtungen nicht mehr so recht über den Weg traut, dass sie nicht wirklich den Ihnen aufgetragenen Bildungsauftrag an Kindern bzw. Schülern mit einem Hintergrund aus der Türkei nicht so recht bewerkstelligen können oder auch vielleicht gar nicht wollen. Denn es sind jetzt schon beinahe 50 Jahre ins Land gegangen und immer noch sind hier keine wesentlichen Fortschritte zu verzeichnen. Hier ist regelrecht die Zeit stehengeblieben und nur wenige konnten und durften den Sprung wagen, der Rest steckt in einem irrsinnigen Teufelskreis.
Die heutige propagierte Teilhabe an der Bildung bedeutet doch letztlich später aber auch eine große Gefahr für die bisherige Elite, denn es schafft unnötig dem Balg des deutschen Bildungsbürgertum einen Konkurrenten mehr und wer will das wirklich im Ernst wollen. Das Elterngeld schießt in diese Ideologie voll hinein. Denn damit sollen die Unterschichten finanziellen trockengelegt und dafür die Akademikerin finanziell besser ausgestattet werden, damit auch sie (endlich) gebäre, hat aber bisher nur zu Mitnahmeeffekten geführt und zu nichts anderem mehr.
Man weiß sehr wohl, dass das Fach „Deutsch“ der Schalter des späteren Weiterkommens ist, des späteren Erfolgs im Berufsleben und damit in der Gesellschaft. Mit Deutsch als Schulfach wird aber schon in der Grundschule hart selektiert. Gerade ab der zweiten Klasse gibt es nämlich im Fach Mathematik zunehmend die Aufgaben vermehrt, dann als Textaufgaben und wer nicht gut deutsch kann, der wird auch in Mathe versagen, zumindest eine schlechtere Note kriegen, in Heimat- und Sachkunde und in anderen Fächern dann auch das gleiche Bild. Das hat mit wirklicher Intelligenz der Kinder dann wirklich gar nichts mehr zu tun.
Deshalb brauchen wir diese türkischen Schulen umso mehr, denn entweder kommt man als anerkannter Student vom Ausland gleich an eine deutsche Universität oder man vergisst es einfach. Das deutsche Bildungssystem ist nämlich ganz anders optimiert, diese Bildungsmembrane ist kaum durchlässig, selbst für die Deutschen nicht. Hier erhält der Schüler nur eine 25 Prozentige Bildung, der Rest muss nämlich Zuhause sich hart erarbeitet werden, durch ein Selbststudium, den Eltern oder auch durch teuren pädagogischen Einkauf. Und da können weder deutsche noch ausländische Kinder aus so genannte „Bildungsferne Schichten“ einfach nicht mithalten, das will man aber auch bewusst so halten. Deshalb ist es auch unwahr, wenn verlangt wird, dass türkische oder arabische Kinder besser Deutsch lernen sollen. Es will nur diese Fürsorge denn auch nur mimen und nichts anderes. Deshalb ist es umso wichtiger diese türkischen Schulen endlich überall aufzubauen. Denn wer seine eigene Muttersprache gut spricht und auch kann, der wird auch die Sprache besser lernen, wo er gerade lebt!
Und über die Sache mit der doppelten Staatsbürgerschaft ist zu viel geschrieben worden. Dieses Recht gibt es beinahe auch schon für jeden, auch für die Deutschen selbst, aber nicht für türkische Staatsangehörige, und sie wird nicht als Ausnahme verteilt, dass beweisen zuhauf viele Untersuchungen. Wer das weiterhin immer noch behauptet ist nicht von dieser Erde.
Niemand in der Türkei sitzt auf gepackten Koffern und will am Sozialtropf Deutschland sich langfristig teilhaben und sich binden lassen. Das ist ein völliger Blödsinn. Wie viele deutsche Urlauber jährlich selbst gemerkt haben müssten, braucht man das nötige Kleingeld. Das Leben kostet im Ausland doch noch viel mehr! Lasst doch die Leute mal sehen, wie es hier so zugeht, damit sie von ihren Träumereien endlich aufwachen und merken, dass hier weder Gold auf der Straße liegt noch Honig und Milch in Hülle und Fülle von den Bäumen herabfließen. Die Rückererzahlen zeigen und beweisen es zudem einen verstärkten Willen nur weg aus Deutschland zu kommen.
Außerdem ist es doch überhaupt eine Frage der Fairness, die gleichen Vorteile, die man selbst dort in der Türkei inne hat, auch anderen bei sich zu gewähren, ansonsten, muss man endlich damit aufhören, dass türkische Staatsbürger – weiterhin so benachteiligt werden, vor allem, wenn man selbst auch Mitglied der Zollunion der EU ist, also im Binnenmarkt.