Anzeige

Integrationsdebatte

Integration? Nein danke!

Es gibt Worte, die verlieren schon aufgrund ihrer übermäßigen Nutzung ihren Glanz. Sie werden farblos und inhaltsleer, können gar das Gegenteil von ihrer ursprünglichen Bedeutung ausdrücken. Integration wird mehr und mehr zu solch einem Wort.

Freitag, 23.04.2010, 10:29 Uhr|zuletzt aktualisiert: Montag, 13.09.2010, 2:06 Uhr Lesedauer: 2 Minuten  |  

So darf man sich nicht wundern, wenn sich eine Plattform gegen den Gebrauch dieses Wortes wendet. „Unter dem Begriff „Integration“ wird Entrechtung, Ausgrenzung und Anpassung gefördert“, kritisiert die Initiative „Integration? Nein danke!“. „Erst GLEICHE RECHTE und CHANCEN werden eine Grundlage schaffen, ohne Vorbehalte und Belehrungen in Vielfalt und Wechselwirkung zusammen und selbstbestimmt leben zu können. Solidarität und Offenheit statt Feindbilder!“ heißt es kämpferisch auf der Webseite der Plattform.

Anzeige

Nicht wenig hat sich die Plattform vorgenommen:
• Abschaffung aller Migrant_innen und Flüchtlinge betreffende Entrechtungsgesetze
• Abschaffung aller Sanktionsmaßnahmen (z.B. Aufenthaltsentzug bei geringem Einkommen)
• Umfangreiche Angebote (z.B. Sprachkurse) auf freiwilliger Basis
• Gleiche Chancen bei Bildung, Arbeit und Wohnen
• Nichtrassistische Berichterstattung und kritische Medienöffentlichkeit
• Keine Verdrängung aus den Stadtteilen
• Partizipationsmöglichkeiten in allen Bereichen, v.a. auf politischer Ebene (z.B. Wahlrecht)
• Konsequente Bestrafung von hetzerischen und rassistischen Äußerungen und Handlungen

___STEADY_PAYWALL___

Besonders gegen den mittlerweile obligatorischen Gebrauch des Begriffs „Integration“ spricht sich die Plattform kritisch aus. „Der Begriff ‚Integration‘ hört sich harmlos gar positiv an, aber dahinter verbirgt sich eine systematische Politik der Ausgrenzung. Unter Androhung von Repressalien sollen sich die integrieren, die eh schon zu den Entrechteten gehören.“ Dabei richten die Plattformmitglieder ihren Blick nicht nur auf die Situation von Migranten. Auch in anderen Lebensbereichen wird der Begriff und das Verständnis dahinter kritisiert: „So sollen sich z.B. Arbeitslosengeld-II-EmpfängerInnen zu den miserabelsten Bedingungen in den Arbeitsmarkt ‚integrieren‘.“

Anzeige

MigrantInnen werden einerseits als unerwünscht und noch dazu als willkommene Sündenböcke dargestellt; andererseits werden sie dazu verpflichtet, zugeschriebene und vermeintliche „Defizite“ selbst auszuräumen, so die Initiative. Während man so tue, als fördere man die MigrantInnen in ihrem eigenen Interesse bei der Eingliederung in die Gesellschaft, erreiche die deutsche Migrationspolitik das Gegenteil. „Erst bei genauem Hinschauen werden die wahren Absichten und Effekte der ‚Integrationspolitik‘ deutlich. Selbst ein vorbehaltloses Aufeinanderzugehen auf gleicher Augenhöhe, das unter ungerechten Verhältnissen eh nicht die Lösung sein kann, war und ist nicht das Ziel der Integrationspolitik.“

Mit zahlreichen Veranstaltungen und Diskussionen will die Initiative auf diese Diskrepanzen aufmerksam machen. Weitere Informationen und Veranstaltungstipps kann man auf der Webseite der Plattform finden. Gesellschaft

Zurück zur Startseite
MiGLETTER (mehr Informationen)

Verpasse nichts mehr. Bestelle jetzt den kostenlosen MiGAZIN-Newsletter:

UNTERSTÜTZE MiGAZIN! (mehr Informationen)

Wir informieren täglich über das Wichtigste zu Migration, Integration und Rassismus. Dafür wurde MiGAZIN mit dem Grimme Online Award ausgezeichnet. Unterstüzte diese Arbeit und verpasse nichts mehr: Werde jetzt Mitglied.

MiGGLIED WERDEN
Auch interessant
MiGDISKUTIEREN (Bitte die Netiquette beachten.)

  1. Hagia Sophia sagt:

    zu „Konsequente Bestrafung von hetzerischen und rassistischen Äußerungen und Handlungen“

    Gilt das auch wenn Türken zu Deutschen „Scheiß-Deutsche“ sagen?
    Ich glaube nicht..

    In Deutschland muss keiner Hungern, jeder kriegt ein Dach über den Kopf und als Dank kann man doch wohl erwarten, dass die Leute sich hier anpassen.

    Integration ist eine Bringschuld und wer weiter in Parallelgesellschaften oder im tiefsten Mittelalter leben will, der sollte besser zurück nach Hause gehen.

    • Selma sagt:

      „wer weiter in Parallelgesellschaften oder im tiefsten Mittelalter leben will, der sollte besser zurück nach Hause gehen.“

      So wie du dich anhörst lebst du wahrscheinlich freiwillig! selbst in einer Parallelgesellschaft!
      Viele Afghanen wollen wie in einem „Mittelalter“ leben. Warum also sind die Deutschen drüben und töten Zivilisten. Auf der ganzen Welt Unheil anrichten, aber zuhause ungestört unter sich bleiben – das hättest du wohl gerne!

      • Perlhuhn sagt:

        Sie haben Recht. Unsere Soldaten sollten nicht in Afghanistan sein, so wie Sie nicht in Deutschland sein sollten. Dem Land ist sowieso nicht zu helfen, und Sie sind der beste Beweis, dass unsere Kulturen völlig inkompatibel sind. Geld fordern, Asyl wie selbstverständlich in Anspruch nehmen und dann diejenigen, die das ermöglichen, auch noch zum Dank verhöhnen.
        Ja, wir wären gerne mit den Menschen guten Willens, die zum Beispiel aus dem buddhistischem Kulturkreis zu uns kommen, unter uns. Auch darin haben Sie recht, aber wir wissen beide, dass wird sie nicht zu Konsequenzen veranlassen.

    • Harun sagt:

      Ich würde Ihnen empfehlen dass sie dann Christean Wagner(CDU) unterstützen weil er genau ihre Forderung, also die Beleidigung von Deutschen unter Strafe stellen bzw. mit Abschiebung ahnden wollte. Mit solch einem Blödsinn ist dann auch die jetztige Familienministerin hausieren gegangen.

      Aber sie haben recht dieses Verhalten ist falsch, aber das berechtigt sie nicht sich in die Opferrolle zu begeben ! Alleine dieser Ansatz zeugt von rassistischer Gesinnung. Klar mag sein das Migranten auf Deutsche Schimpfen sie beleidigen usw, aber ist das nicht auch umgekehrt der Fall ? Sind wir hier schon in der Türkei ? Die Migranten verlangen einzig und alleine GLEICHE RECHTE, weil sie ja die Pflichten(Ausnahme Wehrdienst, wobei das auch auf Frauen zutrifft, reicht das aus um die dann ihre Rechte zu verweigern ?) ebenfalls übernehmen.

  2. Bernd Lohkamp sagt:

    Ein Forderungskatalog, wie der obrige ist äußerst kontraproduktiv.
    Zum Glück gibt es die vielen Migranten aus westlich orientierten Ländern,
    die täglich zeigen, dass Integration für beide Seiten eine feine Sache ist.

    • Selçuk sagt:

      „Zum Glück gibt es die vielen Migranten aus westlich orientierten Ländern, die täglich zeigen, dass Integration für beide Seiten eine feine Sache ist.“

      Es gibt auch viele Migranten, die nicht aus westlich orientierten Ländern stammen, aber auch täglich zeigen, dass Integration für beide Seiten eine feine Sache ist. Oder sehen Sie Diese nicht?

      Das Problem ist meiner Ansicht nach, dass der Begriff „Integration“ unterschiedlich verstanden wird. Das ist ein generelles Problem mit solchen Begriffen und den Definitionen. Als Erdoğan in Köln seine Rede hielt und die Assimilation als ein Verbrechen gegen die Menschlichkeit bezeichnete, hat sich jeder aufgeregt. Die einen setzten Assimilation mit Integration gleich, die anderen übersetzten diesen Begriff mit „Anpassung“, wobei sie den Kontext völlig außer Acht ließen und damit ihre eigene Unfähigkeit unter Beweis stellten, nicht mal den Duden richtig benutzen zu können. Als Merkel dann klarstellte, dass niemand eine Assimilation anstrebt, war natürlich nichts zu hören.

      Die Damen und Herren, die öffentlich über solche Themen debattieren, sollten erstmal erklären, was Sie unter dem jeweiligen Begriff verstehen.

  3. Sinan A. sagt:

    http://integrationneindanke.wordpress.com/
    Sehr schöne Initiative. Meine Rede. Wo darf ich unterschreiben?

    Im Interesse unserer Kinder. Diesen Integrationsquatschern kann man gar nicht oft genug den Spiegel vorhalten und sie als das entlarven, was sie sind, Spalter und Ausgrenzer.

  4. Non-EU-Alien sagt:

    „Integration ist eine Bringschuld…“

    Das stimmt so nicht. Integration ist ein bidirektionaler Prozess, wo beide Seiten gefordert sind. Auf der einen Seite ist es eine Bringschuld der Migranten, auf der anderen Seite ist es auch eine „Aufnehmerschuld“ der einheimischen Bevölkerung. Wenn der Ausländer bspw. auf größtenteils geschlossene Türen stößt, dann wird nichts mit der Integration. Dann den Ausländern vorwerfen in Parallelgesellschaften zu leben ist einsichtig und kann nur mit dem Attribut „Tunnelblick“ beschrieben werden. Es ist ähnlich wie in einer Ehe oder Lebenspartnerschaft – die funktioniert nämlich auch nur, wenn beide es wollen. Jetzt hier dem männlichen Geschlecht oder dem weiblichen eine Schuld zuzuweisen, wäre mehr als lächerlich – genau so wie Ihre Weisheit!

    Man sollte es sich daher nicht zu leicht machen mit solchen Weisheiten, wie Sie sie hier verbreiten!

  5. walter sagt:

    Müssen sich die betrunkenen Bahnhofgänger eigentlich auch integrieren oder gilt so etwas nur für Ausländer?

    In vielen Arbeitervierteln habe die Deutschen gar keinen Zugang zur gesellschaftlichen Einrichtungen, sie streben ihn nicht einmal an. Solange sie an ihrer Flasche Bier nuckeln und im Lager arbeiten oder H4 beziehen, ist die Welt in Ordnung. Sind diese Menschen jetzt integriert?