Jugendstudie
Soziale Herkunft entscheidet über Bildung und Erfolg
In Deutschland hängt der Schulabschluss von der jeweiligen sozialen Herkunft der Jugendlichen ab, die immer weiter auseinanderdriftet. Bei Jugendlichen mit Migrationshintergrund steigt die Religiosität. Das sind Ergebnisse der 16. Shell-Jugendstudie.
Mittwoch, 15.09.2010, 8:31 Uhr|zuletzt aktualisiert: Mittwoch, 08.01.2020, 15:45 Uhr Lesedauer: 2 Minuten |
Eines der zentralen Ergebnisse der 16. Shell-Studie, die gestern in Berlin vorgestellt wurde ist, dass die Kluft zwischen den Milieus größer wird und weitreichende Folgen hat. So hat sich der Anteil der optimistischen Jugendlichen aus privilegierten Familien Gegenüber der letzten Shell Jugendstudie zwar deutlich erhöht (59 Prozent oder ein Plus von 9 Prozent im Vergleich zu 2006). Die Zuversicht von Jugendlichen aus sozial benachteiligten Familien ist dagegen rückläufig. Hier äußern sich nur noch 33 Prozent zuversichtlich. Diese soziale Kluft wird auch bei der Frage nach der Zufriedenheit im Leben deutlich: Während fast drei Viertel der Jugend im Allgemeinen zufrieden mit ihrem Leben sind, äußern sich Jugendliche aus unterprivilegierten Verhältnissen nur zu 40 Prozent positiv.
Bildung ist Schlüssel zum Erfolg
Auch weiterhin bleibt der Schulabschluss der Schlüssel zum Erfolg. In Deutschland hängt er so stark wie in keinem anderen Land von der jeweiligen sozialen Herkunft der Jugendlichen ab. Junge Leute ohne Schulabschluss finden seltener eine qualifizierte Arbeit oder eine Ausbildung. Insgesamt sind 71 Prozent der Jugendlichen aber davon überzeugt, sich ihre beruflichen Wünsche erfüllen zu können. Bei den Jugendlichen aus sozial schwierigen Verhältnissen sind es hingegen nur 41 Prozent.
Die 16. Shell Jugendstudie ist im Fischer Taschenbuch Verlag unter dem Titel „Jugend 2010“ erschienen und ist im Buchhandel erhältlich. Weitere Informationen zur Studie, für die 2.500 Jugendliche im Alter von 12 bis 25 Jahren befragt wurden, gibt es auf Shell.de.
Die Unterschiede zwischen den Milieus zieht sich wie ein roter Faden durch nahezu alle Ergebnisse der Studie. So befassen sich Jugendliche aus privilegierten Elternhäusern verstärkt mit Lesen und kreativen Tätigkeiten und pflegen vielfältige soziale Kontakte. Dagegen sind Jugendliche aus sozial benachteiligten Familien vornehmlich mit Computer und Fernsehen beschäftigt. Auch beim sozialen Engagement zeigen sich Unterschiede. Aktivität und Engagement sind bildungs- und schichtabhängig. Je gebildeter und privilegierter die Jugendlichen sind, desto häufiger sind sie im Alltag aktiv für den guten Zweck.
Steigende Religiosität bei Jugendlichen mit Migrationshintergrund
Religion hingegen spielt für die Mehrheit der Jugendlichen in Deutschland nur eine mäßige Rolle. Allerdings gibt es Unterschiede zwischen drei sehr verschiedenen religiösen Kulturen: Während Religion für junge Menschen in den neuen Bundesländern zumeist bedeutungslos geworden ist, spielt sie in den alten Bundesländern noch eine mäßige Rolle. Mittlerweile ist Gott nur noch für 44 Prozent der katholischen Jugendlichen wichtig. Ganz anders sieht es hingegen bei Jugendlichen mit Migrationshintergrund aus: Sie haben einen starken Bezug zur Religion, der in diesem Jahrzehnt zugenommen hat. Gesellschaft Studien
Wir informieren täglich über das Wichtigste zu Migration, Integration und Rassismus. Dafür wurde MiGAZIN mit dem Grimme Online Award ausgezeichnet. Unterstüzte diese Arbeit und verpasse nichts mehr: Werde jetzt Mitglied.
MiGGLIED WERDEN- Fachkräftemangel vs. Abschiebung Pflegeheim wehrt sich gegen Ausweisung seiner Pfleger
- Nach Budget-Halbierung Regierungsbeauftragter für Reform der Integrationskurse
- „Diskriminierend und rassistisch“ Thüringer Aktion will Bezahlkarte für Geflüchtete aushebeln
- „Hölle“ nach Trump-Sieg Massenabschiebungen in den USA sollen Realität werden
- Verwaltungsgerichtshof Nürnberg muss Allianz gegen rechts verlassen
- Ein Jahr Fachkräftegesetz Bundesregierung sieht Erfolg bei Einwanderung von…
Frage nach „Gott“ wurde falsch (suggestiv) formuliert
Bei dieser Studie wurden die Jugendlichen auch danach gefragt, ob sie an Gott glauben.
Dies ist wissenschaftlich unkorrekt formuliert. Denn mit dieser Formulierung wird suggeriert, dass es so etwas wie einen „Gott“ grundsätzlich gibt – obwohl es wissenschaftlich schon seit sehr langer Zeit fest steht, dass es weder möglich ist zu beweisen, dass es einen so genannten „Gott“ gibt, noch, dass es „ihn“ nicht gibt.
Korrekt hätte zum Beispiel gefragt werden müssen, ob man an so etwas wie einen „Gott“ glaubt – dann wäre es für beide Seiten (Interviewer und Interviewten) – klar, dass es unklar ist, ob „Gott“ überhaupt existiert.
Bei solch einer richtigen, weil neutralen Fragestellung wären die „Ja“-Antworten (37%) sicher noch deutlich niedriger ausgefallen!