Islam Studie
Deutschland ist Schlusslicht
Deutsche denken weit kritischer über den Islam als andere Europäer. Das ist das Ergebnis einer Studie der Westfälischen Wilhelms-Universität Münster, die heute in Berlin vorgestellt wird.
Donnerstag, 02.12.2010, 8:26 Uhr|zuletzt aktualisiert: Mittwoch, 08.12.2010, 8:03 Uhr Lesedauer: 2 Minuten |
Der Exzellenzcluster „Religion und Politik“ der Westfälischen Wilhelms-Universität Münster (WWU) hat im Sommer vor der Sarrazin-Debatte eine der bislang größten Umfragen zur religiösen Vielfalt in Europa durchgeführt. Die repräsentative Studie unter Leitung des Religionssoziologen Prof. Dr. Detlef Pollack zeigt, wie die Bevölkerung in fünf europäischen Ländern auf die wachsende Zahl fremder Religionen in ihrer Umgebung reagiert, was sie vom Islam hält und welche Regeln sie sich angesichts der wachsenden Vielfalt wünscht. Die Ergebnisse präsentieren die Wissenschaftler heute in Berlin.
Deutschland Schlusslicht
Einem Vorabbericht der Wochenzeitung Zeit zufolge denken Deutsche weit kritischer über den Islam als Franzosen oder Niederländer. Weniger als fünf Prozent der Deutschen halten den Islam für tolerant. Bei den Dänen, Franzosen und Niederländern beträgt die Quote mehr als 20 Prozent.
Außerdem sehen die meisten Deutschen kaum positive Seiten des Islam. Den Bau von Moscheen befürworten im Westen weniger als 30, im Osten weniger als 20 Prozent. Die Zustimmung zu Minaretten oder zur Einführung muslimischer Feiertage ist noch geringer. Die größte Zustimmung für den Bau von Moschee gibt es in Portugal (fast 75 Prozent) gefolgt von Frankreich und den Niederlanden mit etwa 30 Prozent und Dänemark (50 Prozent).
Die Studie
Für die Erhebung befragte das Meinungsforschungsinstitut TNS Emnid im Auftrag des Clusters je 1.000 Menschen in Ost- und Westdeutschland, Frankreich, Dänemark, Portugal und den Niederlanden. Die Teilnehmer sprachen etwa darüber, ob Muslime sich an die westliche Kultur anpassen sollten und ob die wachsende religiöse Vielfalt eine Ursache von Konflikten ist oder zur kulturellen Bereicherung beiträgt. Die Soziologen prüften auch, welche Eigenschaften die Befragten dem Islam und dem Christentum beimessen: Fanatismus und Gewaltbereitschaft oder Friedfertigkeit und Achtung der Menschenrechte.
Die Forscher ergründeten zudem, wie viel Kontakt die Teilnehmer zu je anderen Gruppen wie Juden, Christen, Muslimen, Hindus, Buddhisten und Atheisten pflegen. Dahinter stand die Annahme, dass persönliche Kontakte Vorurteile mindern können. Als weitere Einflussfaktoren wurden Neid gegenüber Ausländern, Konkurrenz um Arbeitsplätze und eine allgemeine kulturelle Offenheit untersucht.
Wie lassen sich verschiedene Religionen integrieren?
„Die Leitfrage der Untersuchung lautete, wie sich verschiedene Religionen in einer Gesellschaft angesichts interreligiöser und kultureller Konflikte politisch und sozial integrieren lassen“, erläutert Soziologe Pollack. Sein Forscherteam erfragte auch Einstellungen zu kulturellen Unterschieden und zur praktischen Religionsausübung. „Wir wollten auch erfahren, wie die Menschen in den untersuchten Ländern das Verhältnis von Kirche und Staat sowie Religion und Politik geregelt wissen wollen“, so der Experte. Die Untersuchung ist Teil seines Projektes C21 „Die Legitimität des religiösen Pluralismus“ am Exzellenzcluster. (eb) Aktuell Gesellschaft
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Was ich gruselig fand, war dass auf der Seite der „Welt“ die Ergebnisse dieser Studie in den Kommentaren mithilfe der üblichen strukturell rassistischen Parolen angezweifelt wurde.
@MoBo
ich glaub schon das hat System, dass im Kommentarbereich bestimmter Zeitungen gegen Muslime und Ausländer gehetzt wird. Man versucht eine gewisse Grundfeindlichkeit zu etablieren um dann bei den Wahlen abzuschöpfen.
Die Deutschen sind keineswegs intolerant oder gar fremdenfeindlich. Allerdings stehen sie Parallelgesellschaften und einem rückwärtsgewandten Islam zunehmend kritisch gegenüber. Und das ist gut so!! Im Übrigen: Wenn die Muslime insbesondere in den islamisch geprägten Ländern gegenüber Christen, Juden etc. nur halb so tolerant wären, wie wir es in Westeuropa gegenüber den Muslimen sind, dann wäre dies schon ein Erfolg. Die Realität in den islamisch geprägten Ländern sieht leider anders aus.
@ Toleranz: was irgendwelche Leute in der Wüste machen interessiert mich für die Debatte in Deutschland nicht, und das was als Beitrag so bei der Welt steht ist nicht eine Kritik an einer Parallelgesellschaft – darüber kann man gerne diskutieren – sondern Rassismus.
Im Artikel wird die Studie zitiert mit
Mich überrascht hier die Zustimmung in Dänemark, denn dort war man wegen der Reaktionen auf die Mohammed-Karrikaturen betroffen und entsetzt.
Deshalb stellt sich die Frage, wer „repräsentativ“ befragt wurde.
Wenn ich herausfinden will, ob mehr Menschen lieber Heavy metal oder Klassik hören, frage ich nicht die Leute, die aus einem Konzert der Berliner Philharmoniker kommen … :)
Wenn es denn so ist, daß die Deutschen weitaus kritischer über den Islam denken, als Franzosen Holländer und große Teile Resteuropas, dann hat das damit zu tun,daß in D. ganz allgemein die Dinge dieser Welt kritischer hinterfragt werden als anderwärts üblich. Sich selbst hinterfragt man in D. in oft geradezu selbstquälerischer Art und Weise. Hat nix mit Rassismus – Faschimus – Antisemitismus zu tun, sondern eher mit Intellektualismu.
Toleranz! Deiner Sicht der DInge bin ich auch. Was MoBo dazu sagt ist bodenlos. Es geht mitnichten um “ irgendwelche Leute in der Wüste “ und was die machen, Das weis MoBo selber gut genug und heuchelt ganz einfach. Es geht auch nicht vor allem um die Massaker an Christen in Nordnigeria. Es geht um das Verhalten der mulimischen Welt Andersgläubigen ( unverschämterweise Ungläubige genannt ), in Indonesien, Saudi-Arabien, Pakistan und in den größten Teilen der Umma.—–Soso, das interessiert MoBo nicht ! Hat nur seine kleinen Probleme mit dem Deutschländertum im Blick. Sehr kleine Welt im Kopf, was? Was allein die Türkei, immerhin der zivilisierteste Teil der Umma, sich Christen gegenüber erlaubt, ist ungeheuerlich.
wo heuchle ich denn? Toleranz in Deutschland darf nicht an der Intoleranz von anderen Ländern gemessen werden darf. Selbst wenn „die Umma“ alle Christen rausschmeißen würde, würde das nicht erlauben, Muslime in Deutschland schlecht zu behandeln.
Mir ist übrigens nicht bekannt, dass es „eine Umma“ gibt, und sich die sog. Islamischen Länder da irgendwie absprechen. Die verhalten sich politisch gegeneinander genauso opportunistisch wie alle anderen Länder, siehe die chaotischen Reaktion arabischer Länder auf die Kriege mit Israel usw. usf.
Die Heuchelei besteht darin, daß Sie schreiben es interessierte Sie überhaupt nicht, was irgendwelche Leute in der Wüste machen, obwohl Sie genau wissen, daß es darum geht was die isl.Welt in ihren Ländern und Metropolen macht. Aber wenn sie vorgeben nicht zu wissen was die Umma ist, dann sind Sie möglicherweise wg. hartleibiger Informationsresistenz entschuldigt. Der Vorwurf der Heuchelei entfiele dann um der freundlichen Mahnung Platz zu machen: Informieren Sie sich besser.
Zitat meergans
„Was allein die Türkei, immerhin der zivilisierteste Teil der Umma, sich Christen gegenüber erlaubt, ist ungeheuerlich.“
Ich weiß nicht, was meergans mit dem Ausdruck „was allein die Türkei“ meint. Ist der türkische Staat mit seinen Gesetzen gegenüber anderen Religionen oder ist damit das gesamte türkische Volk gemeint.
Wenn es das türkische Volk betrifft, muss ich dieser Aussage leider wiedersprechen. Seit über 20 Jahren nun lebe ich als bekennende Christin in der Türkei. Und während dieser gesamten Zeit habe ich kein einziges Mal eine negative Erfahrung bezüglich meiner Religion gemacht. Ob im Alltag, während der Arbeit, bei den Behörden oder bei meinen Gottesdienstbesuchen in Istanbul, ich habe nie erlebt, dass ich als Christin abgelehnt wurde. Ich musste auch nie Rechenschaft darüber ablegen, warum ich kein Kopftuch trage oder nicht faste während des Ramadan. Warum ich an Weihnachten meine Kinder nicht in die Schule schicke oder beim örtlichen Jäger auch mal um eine Wildschweinkeule bitte. Ich werde immer nur als Mensch gesehen. Werde auch nicht dafür verurteilt oder angefeindet, dass in Europa, insbes. Deutschland, Moslems ständigen Anfeindungen und Vorurteilen ausgesetzt sind. Im Gegenteil, es heißt immer, du musst den Menschen ins Herz sehen, wenn du ihn erkennen und beurteilen willst.
Wäre es daher nicht auch an der Zeit, unser Gegenüber nicht nach Äußerlichkeiten zu beurteilen und sie wegen islamistischer Gräueltaten zu verurteilen, für die sie in keinster Weise Verantwortung tragen?
Lernen wir also, nur den Menschen zu sehen, die Religion als seine Privatangelegenheit zu betrachten und gegebenenfalls die daraus entstandenen kulturellen Traditionen oder Gesetze einfach zu respektieren.