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Critical und Incorrect

Antimuslimischer Rassismus und Rassismusleugnung

Natürlich mag niemand Rassist sein, und so werden rassistische Muster oft als rationale Erkenntnisse ausgegeben. Und während Antisemitismus immerhin offiziell verpönt ist, gehört (ein Mindestmaß an) Islamfeindlichkeit quasi zum guten Ton.

Von Freitag, 03.12.2010, 8:28 Uhr|zuletzt aktualisiert: Mittwoch, 12.01.2011, 23:34 Uhr Lesedauer: 3 Minuten  |  

Rassismusleugnung ist seit jeher ein Teil des Rassismus, der keine Menschenrassen braucht, um Ausgrenzung zu produzieren. Natürlich mag niemand Rassist sein, und so werden rassistische Muster oft als rationale Erkenntnisse ausgegeben – weniger mit den rassistischen Strukturmerkmalen vertraut, als mit einem selbstidealisierenden Reflex behaftet. Natürlich betrifft das auch den antiislamischen Rassismus. Die Verleugnung dieses Rassismus kommt in verschiedenen Gewändern daher, die auf den ersten Blick nicht immer als solches zu erkennen sind – wie der Rassismus selbst eben auch nicht.

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Die gängigste Form scheint mir die des Verweises auf eine Berechtigung von „Islamkritik“. Schließlich gäbe es genug zu kritisieren, sowohl auf gesellschaftlicher als auch ideologischer Ebene – und während man noch behauptet, dass man nur den sog. Islamismus verabscheue, kommt es im Verlauf der Ausführungen doch zu einer Dämonisierung von Koran und Scharia und der Pflege eines Gegensatzes von islamischen Dogmen und „westlichen“ Werten. Während natürlich Missstände nicht zu leugnen sind, kann auch nicht geleugnet werden, dass ein Verweis auf solche keinen Rassismus rechtfertigt. Zudem fehlt ausnahmslos allen Vorwürfen, die man Muslimen gegenüber macht, schlicht die (Islam-)Spezifik. Verallgemeinerungen der Art „Im Islam…“ tragen immer bereits rassistische Züge.

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Eine andere Form der Rassismusleugnung droht dieser ersten den Rang abzulaufen. Das ist die Maulkorbthese, die ausgerechnet Meinungsführer wie Thilo Sarrazin bemühen. Um Kritik am Rassismus abzuwehren, wird diese Kritik als Versuch eines Redeverbotes gedeutet. Zwar gilt Meinungsfreiheit tatsächlich nicht für Rassismus und Volksverhetzung, dennoch stellt sich hier schnell der Reflex ein, „man wird doch wohl noch sagen dürfen…“. Dieser Schleusenöffner, der als vermeintliche Tabuandrohung im Namen einer sowieso nicht vorhandenen Political Correctness daher kommt, schließt eine kritische Debatte, die die Thesen wirklich prüft, von vornherein aus.

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Ein weiteres bewährtes Moment der Rassismusleugnung bietet in diesem Fall auch noch die Begriffsdiskussion über „Islamophobie“. Während man andere schiefe Begriffe wie „Xenophobie“ oder „Antisemitismus“ mitsamt ihrem teilweisen Missbrauch ignoriert, wird um den Begriff „Islamophobie“ ein wahres Weltverschwörungsszenario produziert. Es lohnt sich nicht, auf die Einwände gegen den Begriff einzugehen, denn die scheinen sowieso nur der Ablenkung vom Gegenstand zu dienen: dem der nachweislich vorhandenen Islamfeindlichkeit. Bei allen Mängeln wird der Begriff sich vermutlich durchsetzen, weil er international ist.

Weniger leicht als ein weiteres Element der Rassismusleugnung erkennbar ist der Vorwurf der Deutschenfeindlichkeit, den etwa Kristina Schröder schon lange propagiert, auch wenn es dazu nach wie vor keine wissenschaftlichen Untersuchungen gibt. Die Gelder dafür investiert das Ministerium von Fr. Schröder lieber in andere Projekte – fern ab von Rassismus, denn der ist als Strukturmerkmal durchaus an gesellschaftliche Hierarchien gebunden und die sollte man als Ministerin vielleicht nicht unbedingt aufdecken wollen?

Ohne Schimpfworte wie „Kartoffel“ oder „Jude“, ohne Antisemitismus und antideutsche Reflexe unter muslimischen oder anderen – damit eindeutig als fremd definierten und endgültig ausgegrenzten – Jugendlichen leugnen zu wollen, sollte dennoch nicht das Machtgefälle übersehen werden, das den Rassismus hervorbringt bzw. gar noch verteidigt. Während Antisemitismus immerhin offiziell verpönt ist, gehört (ein Mindestmaß an) Islamfeindlichkeit quasi zum guten Ton. Wollen wir die eine wie die andere Ablehnung bekämpfen, müsste man dieses Faktum in die Betrachtungen mit einbeziehen – schließt man das Machtgefälle und die Funktion von Rassismus von der Diskussion aus, verrät sich endgültig die Tendenz zur Rassismusleugnung und mithin zum Erhalt dominierender Strukturen. Aktuell Meinung

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  1. Friendofthesun sagt:

    Es gibt ein hervorragendes, ausführliches Buch zum Thema: „Islamfeindlichkeit. Wenn die Grenzen der Kritik verschwimmen“ aus dem VS-Verlag in Wiesbaden. Herausgegeben wurde es von dem Politologen Thorsten Gerald Schneiders.

  2. Friendofthesun sagt:

    …ích sehe gerade, Migazin hat das Buch, von dem ich oben spreche, bereits rezensiert: http://www.migazin.de/2010/03/11/islamfeindlichkeit-wenn-die-grenzen-der-kritik-verschwimmen-2/

  3. MoBo sagt:

    „Und ich fühle mich durch die Präsenz von Kopftüchern in meiner Religionsfreiheit als Atheist gestört.“

    Boah, da hat aber jemand Komplexe… fühlt er sich auch durch Kreuztragende Christen in seiner Religionsfreiheit gestört?

  4. bogo70 sagt:

    @Georg K.
    Schön das man soviele Bücher über mich schreiben kann.
    Sie finden ich bin nicht genügend assimiliert und andere finden ich sei überassimliert.

    Jedem seine Meinung, mein Lebensmodell ist meine Angelegenheit und ob es Banker Sarrazin gefällt, oder dem Imam mißfällt juckt mich nicht die Bohne. Für einen Atheisten, sind sie ganz schön Intolerant. Ich bin, wie sagt man Agnostikerin? Jedenfalls akzeptiere ich jedes Lebensmodell, solange es keinem schadet. Das verlange ich natürlich auch für mich, ich schade keinem in seiner Religiösität und ich schade auch ihnen nicht, wenn ich mich nicht assimilieren will. Wobei eine Assimilation sowieso stattfindet, nur das wir es nicht bemerken, solange sie nicht erzwungen wird. Ich hab jedenfalls kein Problem damit, dass Deutschland mich mehr geprägt hat als meine ehemalige Heimat es konnte. Deshalb verstehe ich nicht warum sie ein Problem damit haben, dass Serbien mich auch geprägt haben könnte. Wenn sie der Meinung sind, mein bevorzugtes Modell von Leben und Leben lassen, würde ihnen schaden, dann kann ich mir schon vorstellen, wie bedroht sie sich von Menschen fühlen müssen, die eine ähnliche Auffassung wie sie haben. So what, mit oder ohne Sarrazins Kritik, bei mir ändert sich garnichts. Ganz einfach weil es gut ist, wie es ist.

    Übrigens finde ich Sarrazin könnte jetzt ruhig mal von den Milliönchen die er sich auf dem Rücken der Muslime verdient hat, ein paar an die Arche oder ähnliche Projekte spenden. Dann haben die Kidis wenigstens auch was davon. Wow, das nehm ich gleich mal in Angriff, wundern sie sich nicht wenn sie demnächt woanders von mir lesen. ;-)

  5. Georg K. sagt:

    @JeanJean
    Wow! Ich finde dass du damit voll ins schwarze getroffen hast. Viele Muslime entziehen sich der Diskussion indem sie jegliche Kritik von sich weisen mit der Begründung, man würde selbst einen komplett anderen islam leben.
    Die Muslime haben einfach ein krasses Problem mit Kritik und dem Umgang damit.
    Warum kriegt man von den Muslimen immer wieder das Gefühl, sie würden die Kritik nicht annehmen wollen? Es kann doch nicht sein dass ein ganzes Land sich über eine Minderheit aufregt und diese Minderheit nicht mal die kleinste Kritik wirklich ernst nimmt geschweige versucht sich anzupassen.

  6. Georg K. sagt:

    @bogo70
    Sarrazin soll das Geld verschenken, das er sich mit seinem 400 Seiten starkem Buch verdient hat? Der Mann hat sich ziemlich viel Mühe mit dem Buch gegeben in dem es übrigens nur in 2 oder 3 Kapitel um Muslime geht, soweit ich weiss. Aber was erlauben sie sich eigentlich über das Buch zu urteilen, wenn sie es nicht mal gelesen haben, geschweige verstanden.

    Tatsache ist doch, dass die meisten Migranten überhaupt nicht wissen was in dem Buch steht, sondern nur was in der „Bild“ stand, deshalb gabs auch so einen grosses Tralala. Und wer seine Bildung aus der „Bild“ hat, gibt Sarrazin doch nur Recht mit dem was er behauptet. Vielleicht hätte der Sarrazin ja wirklich ein Teil spenden können, aber nachdem die Muslime und die Kanzlerin den Sarrazin ohne das Buch gelesen zu haben, so in die Rechte Ecke gedrängt haben, finde ich die Abfindung in Form von dem Geld was er sich durch den Verkauf seines Buches verdient hat, ganz in Ordnung!
    Schlussendlich steh ich auf Sarrazins Seite, nicht wegen dem Buch, sondern weil er in der Öffentlichkeit ohne Grund und genügend Vorwissen von allen Seiten attackiert wurde und nicht mal vor Morddrohungen zurückgeschreckt wurde.
    Das sagt wenig über den Sarrazin aus, aber viel über seine Kritiker!

  7. Pingback: Literaturliste Islamophobie/Islamfeindlichkeit (Stand 18.07.2011) | Serdargunes' Blog

  8. schwesteringeborg sagt:

    Zum Teufel mit…….

    dem Katholikentag!

    Unter diesem Motto konntes letztes Jahr ein Demonstrationszug völlig ungehelligt durch die Stadt marschieren, in der gerade das oben genannte Großereignis mit 60000Gästen stattfand.

    Man stelle sich eine Demonstration unter dem gleichen Motto zu einem muslimischen Großereignis vor.

    Von mir aus darf jeder meinen Glauben nach Herzenlust verteufeln, für mich ist das auch tatsächlich kein besonderer Aufreger.

    Ebenso ist es für mich aber auch kein besonderer Aufreger, mich als Rassistin beschimpfen zu lassen, wenn ich angesichts einer Moschee nicht gleich in religiöse Verzückung gerate.

    Das Zauberwort heißt Freiheit und diese ist das Leitmerkmal einer säkulären Gesellschaft.