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Integrationsbericht

Migrant – eine diskriminierende Etikettierung!?

Die Enquete-Kommission „Integration und Migration in Rheinland-Pfalz“ empfiehlt, nicht mehr über „den“ Migranten zu sprechen. Diese Bezeichnung sei eine pauschalisierende, stigmatisierende und oft auch diskriminierende Etikettierung.

Dienstag, 04.01.2011, 8:30 Uhr|zuletzt aktualisiert: Sonntag, 16.01.2011, 21:27 Uhr Lesedauer: 22 Minuten  |  

Die Enquete-Kommission „Integration und Migration in Rheinland-Pfalz“ hat im Dezember 2010 ihre Arbeit nach über zwei Jahren abgeschlossen. Der Abschlussbericht enthält Informationen und Analysen über die Lebenssituation von Migranten in Rheinland-Pfalz. „Gemeinsam mit unseren Sachverständigen haben wir zukunftsweisende Handlungsempfehlungen entwickelt, um die gleichberechtigte Teilhabe von Migrantinnen und Migranten in allen Bereichen des täglichen Lebens zu erreichen“, so der integrationspolitische Sprecher, Dieter Klöckner (SPD).

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Die Bezeichnung "Migrant" ist ...
    vollkommen in Ordnung. (58%)
    diskriminierend. (33%)
    ... weiß nicht. (9%)
     
    Wird geladen ... Wird geladen ...

    Eines dieser zukunftsweisenden Handlungsempfehlungen beziehe sich auf die Bezeichnung „Migrant“. Denn im Lauf der Debatten um Integration habe sich gezeigt, dass es irreführend sei von „den“ Migranten zu sprechen. „Diese Bezeichnung ist aus Sicht vieler Menschen mit Migrationshintergrund eine pauschalisierende, stigmatisierende und oft auch diskriminierende Etikettierung“, teilt die Enquete-Komission mit.

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    Zu den Zusammanfassungen der einzelnen Handlungs- empfehlungen:
    Statistische Grundlagen
    Bildung
    Ausbildung
    Arbeitsmarkt
    Lebens- und Wohnumfeld
    Gewalt und Kriminalität
    Gesundheit und Pflege
    Frauen, Familie, Kinder
    Partizipation
    Kunst und Kultur
    Medien
    Zuwanderung und Asyl

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    Der Begriff impliziere ebenfalls, dass es sich um eine homogene Gruppe mit prinzipiell ähnlichen Werten und Lebensstilen handelt. Man lebe aber in einer heterogenen Gesellschaft, in der auch Zugewanderte keine homogene Gruppe seien. Die Pluralisierung und Differenzierung der Lebenslagen, die Existenz und Veränderung gesellschaftlicher Milieus betreffe alle Menschen in Rheinland-Pfalz – mit und ohne Migrationshintergrund. Das Bild von Menschen mit Migrationshintergrund müsse der Differenziertheit der Gruppen entsprechend in die öffentliche Wahrnehmung gerückt werden. (hs) Politik

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    1. schneider sagt:

      Neulich türkten auf türkisch vier türkische Türklinge türkend,
      Sich übertürkend am Türk, welcher der türkischste sei.
      Vier türknamig benannt: Türke, Tükerig, Türkling, Türkdich;
      Selbst so hatten zu türken sie sich die Namen getürkt.
      Jetzt wetttürkten sie, türkend in grammatikalischer Türkheit,
      Türkischen Komparativ, türkischsten Superlativ.
      “Ich bin türkischer als türkisch.” “Ich türkischerer.” “Türkischester bin ich.”
      “Ich bin der Türkereste oder der Türkestere.”

      aber klar, laut bogo70 gibt es überzogenen Nationalismus nur in Deutscheland, dort wo sie freiwillig unter den Kartoffelessern lebt und von ihrer fernen, perfekten Heimat träumt. Nur warum will sie dorthin nicht zurück? Dorthin, wo alles so schön und wunderbar ist?

    2. konradi sagt:

      @Hallo Pragmatikerin

      Schön das Du auch mal was Erfreuliches erlebt hast! – Nur ist das was Du da beschreibst der absolute „Normalfall“ in diesem Land. Ich selbst lebe mitten in einem multikulturell geprägten Stadtteil von Hamburg und fahre jeden Tag U und S-Bahn und wenn mir nach vielen eigenen Erfahrungen und Beobachtungen am Ende eines klar geworden ist in unserer ganzen Integrationsdebatte, – dann das: Nur mit den Mädels werden wir es schaffen !!! – Nur mit den Bogo´s und Mobo´s hier. – Nur mit Nazan Eckes, mit Melda Akbas, Özlem Topçu, Güner Yasemin Balcı, Hatice Akyün, Lale Akgün, Elif Shafak, Necla Kelek, Seyran Ates und deren frechen „muslim bitches“ werden wir für dieses Land eine Zukunft schaffen können, aber niemals mit deren narzisstisch und machohaft verkrachten Brüdern und Vätern!

      Ich weiß nicht wo Du wohnst, aber vermutlich am Stadtrand von Frankfurt, oder noch weiter weg auf dem Land – und möglicherweise benutzt Du auch nur selten Bus und Bahn, deshalb erscheint Dir das Verhalten der sympathischen jungen Damen im Café als etwas „Besonderes“ und Außergewöhnliches. Aber Du solltest auxch hier nicht zu hart sein mit deinen Urteilen, denn wer hier in diesem Forum schreibt hat sein Herz schon mal auf dem rechten Fleck – und eines Tages wird auch „Arabeska“ noch einsehen das sie sich aus ihren Gefängnissen befreien kann und befreien muß..(Arabeska: schau dir den Film „Die Fremde“ an, den gibt´s inzwischen auch als Video zum kaufen!)

      Also liebe Pragmatikerin, ich weiß Du bist schon über 50 und Du bist in einer Welt groß geworden, wo es in der Innenstadt noch keine Dönerbuden, keine türkischen Gemüsehändler, nur sehr wenige italienische Restaurants, wo es vor allem aber noch keine Kinderwagen schiebende Muttis gab, die ihre Kleinen „Hasan“ und „Nesrin“ gerufen haben. Deshalb erscheint Dir das Leben, so wie es sich heute im Alltag in jeder deutschen Großstadt zeigt vermutlich fremder – und damit bedrohlicher – als für die jungen Männer und Frauen die 1990 in Frankfurt geboren wurden und die kaum etwas anderes kennem als den Rapper Bushido, Galatasaray Istanbul und die grüne Partei von Cem Özdemir …

      Die Welt hat sich vielleicht schneller verändert als Du Dich selbst, liebe Pragmatikerin. – Deutschland ist seit 20 Jahren ein Einwanderungsland, unserer „Gäste“ sind mittlerweile gleichberechtigte „Staatsbürger und Nachbarn“ und wollen genauso respektiert, geachtet vor allem aber „geliebt“ werden wie wir „Altdeutschen“ das untereinander auch tun. – Und sie wollen sich nicht dafür bedanken müssen das wir ihre Eltern liebevoll und fürsorglich in unsere Sozialsysteme aufgenommen haben. (Bitte jetzt dazu keine blöden Sprüche von außerhalb!) Wofür sollen sie sich auch bedanken – etwa dafür das Sie in einer Frankfurter Geburtsklinik auf die Welt gekommen sind ?

      Die klugen Migrantenkinder heute – hier im Forum zum Beispiel „Bogo70“ und die freche „Mobo“ (ich vermute mal sie ist eine Frau ;) – also die Bogo´s und Mobo´s vergessen das leider immer, wenn sie auf „unbelehrbare Sarrazinversteher“ wie Dir herumhacken.

      Bogo und Mobo kennen nicht Kulenlampff, Franz Josef Strauß, die Capri-Fischer, oder das hier: http://tinyurl.com/5fzf2r und das hier: http://tinyurl.com/36y66qf . Denen ist die Welt Deiner Jugend so fremd wie uns „Altdeutschen“ Atatürks „Şapka kanunu“ oder diese jeden arischen Nerv zersägende „Halk Müziği“ …

      Den hier mitlesenden Damen möchte ich bei dieser Gelegenheit gleich mal empfehlen sich ab und zu mal hier: http://einestages.spiegel.de/page/Home.html umzuschauen oder sich vielleicht dieses nette kleine Büchlein zu kaufen: http://tinyurl.com/3yyghur – dann fällt das Urteil über die Generation der unbelehrbaren „Pragmatikerin“ vielleicht auch mal etwas nachsichtiger aus …

    3. Pragmatikerin sagt:

      @arabeska

      „Und wissen Sie auch, wer die Sarrazenen waren ?
      Es steht fest, dass der bekannte Demagoge Thilo S. von den Sabäern abstammt und seine Familie vermutlich mit den muslimischen Sarrazenen, die Teile von Spanien erobert hatten nach Frankreich gelangte. Urspünglich gehört er aber zu den Volksgruppen die heute im Jemen leben, also dem Vorderen Orient.“

      Es hat bisher noch keiner von der Mehrheitsbevölkerung verlangt, dass ein Migrant/Muoslem nach Europa – speziell nach Deutschland – kommt und der perfekte „Angepasste“ sein soll. „Gut Ding will Weile haben“ sagt ein altes Sprichwort. Natürlich muss ich erst mal als Zuwanderer zusehen, wie es in dem Land zugeht, in dem ich Leben will; und muss dann für mich die richtigen Schlüsse ziehen.

      In der wievielten Generation dann jemand mit der Mehrheitsgesellschaft lebt, ist dann nur noch Geschichte. (Familiengeschichte).

      Auch ich habe einen französischen Namen, meine Vorfahren sind auch mal als Hugenotten eingewandert!!!!!!!!! Aber was sagt Ihnen das? Meine Vorfahren haben sich assimiliert und ich bin das – heutige – Endprodukt – diser Assimilation.

      Ich war auch schon in Frankreich, Paris, Elsass usw.. Ich finde das Land und seine Bevölkerung interessant, aber ich bin Deutsche. So sollte es – nach einer angemessenen Eingewöhnungszeit sein, meinen Sie nicht auch?

      Pragmatikerin

    4. bogo70 sagt:

      @schneider,
      Lustig, nur blöd das ich keine Türkin bin. ;-)
      Ich bin zwar auch keine autochton Deutsche, aber Passdeutsche darf ich sein, so gut benommen habe ich mich in Deutschland und das schon 1991 unter Kanzler Kohl. Meine serbischen Landsleute in der damaligen jugoslawischen Botschaft waren irgendwie froh mich loszuwerden, warum auch immer. Ich glaube fast die hielten mich für eine Landesverräterin und das Blöde dabei, jetzt wollen mich die Deutschen trotzdem nicht.

      „Dumm gelaufen, jetzt bin ich zwar eine Kartoffel , kann mit meinem Ausweis vor ihrer Nase herumwedeln, mich auf den Kopf stellen, zetern und schreien oder Saltos schlagen, Respekt aber den kann ich mir damit nicht erkaufen.“

      Grundlegender Fehler in der Festplatte, Ethnisierung.

    5. schneider sagt:

      Hallo Bogo,
      ja, war ja nur ein kleiner Witz, man sollte das alles nicht so bierernst nehmen. Ich persönlich denke aber, dass es in Deutschland vergleichsweise wenig Nationalstolz gibt. Waren Sie schon mal in Italien? Oder der Türkei? Was würden Sie sagen, wenn wir in Deutschland in unsere Kirchen riesige Deutschlandflaggen über dem Altar hängen haben…?
      Aber mal eine andere Frage, ganz persönlicher Natur: kann es sein, dass Sie im Grunde nicht für sich persönlich sprechen, sondern für den türkischen Teil ihrer Familie? Sie legen sich ganz schön ins Zeug für das Türkentum, für den Islam, sind aber selber -laut Ihrer Aussage- agnostische Serbin, im Kontext des Islam eine Ungläubige. Normalerweise würde man erwarten, dass Sie sich als Serbin für den Balkan in die Bresche werfen, für Großserbien oder ähnliches. Gebürtig sind sie wohl orthodoxe Christin, haben ihren Glauben aber ad acta gelegt, weil …?

    6. schneider sagt:

      ach so, noch ein Nachtrag, Entschuldigen Sie. Eine Stelle Ihrer Aussage hat mich doch sehr verdutzt: Sie behaupten, die Deutschen wollen Sie nicht.

      Wer sind denn die Deutschen? Die grantige Wurstverkäuferin um die Ecke? Der unfreundliche Busfahrer? Thilo Sarrazin (der meines Erachtens sich kein Sarrazene war, sondern wohl eher ein Nachfahre eines Kreuzzüglers)? Sehen Sie, ich bin böhmischer Abstammung mit einem norddeutschen Elternteil, optisch wohl eher ein Deutscher. Nun lebe ich in München in einem eher etwas traditionellem Stadtteil, und wissen Sie was, mich mögen die Leute hier auch nicht. Weil ich kein Bayer bin, selbstverständlich. Weil ich kein Bairisch spreche. Aber müssen mich alle lieben? In Katalonien wurde ich auch nicht besser behandelt, ebensowenig wie in der Türkei. Interessanterweise wurde ich bei den Engländern und den Amerikanern besser aufgenommen.

    7. Pragmatikerin sagt:

      Hallo Schneider :-)
      Aber müssen mich alle lieben?

      Wie heisst doch ein geflügeltes Wort: „Jedermans Darling ist auch jedermans Depp“

      Grüsse nach München aus Frankfurt
      Pragmatikerin

    8. Pragmatikerin sagt:

      Hallo Konradi :-)

      Deine Meinung „nur mit den Mädels wie z.B. Bogo 70 oder MoBo werden wir es schaffen“, sehe ich etwas diffenrenzierter. Kennst du das Wort „Zickenkrieg“? dieser findet überall dort statt, wo Frauen „kämpfen“, egal um was es geht. Ich nehme mich da nicht aus!!!!! Ich habe beruflich immer zugesehen, dass ich keine direkte Kollegin hatte, mit Männern bin ich dagegen immer sehr gut ausgekommen. ;-) Ich glaube, das nennt man Rivalität, lach ;-)

      Spass beiseite, Ernst kommt!!!

      Ich wohne in dem neuesten und schönsten Stadtteil von Frankfurt. Bergen-Enkheim wurde 1977 nach Frankfurt eingemeindet und gehörte davor zu Hanau. Dieser Stadtteil ist beides, ländlich und sehr städtisch. Wir haben ein grosses Einkaufszentrum – es nennt sich Hessen-Center – und wir haben zwei U-Bahnlinien, welche direkt in die Innenstadt von Frankfurt fahren)ca. 15 km) . Ich bin also in wenigen Minuten aus der Beschaulichkeit mitten im prallen Leben. Ich besitze die Bahncard 50 und eine Jahreskarte für alle übrigen Verkehrsanbindungen, man kann mich also nicht in die Schublade „Eigenbrötlerin“ oder „Abgehoben“ stecken.

      Das Verhalten der jungen Damen erschien mir sowas von Normal in dem Augenblick, wo ich es beobachtete, ich war nur so fassungslos, weil ich von Türkinnen im besonderen, diese Verhaltensweise nicht kenne (bei meinen häufigen Aufenthalten in Offenbach habe ich dazu oft Gelegenheit ).

      Dass meine „Schreibe“ hier im Forum hart klingt, ist oft gewollt. Von 2000 bis 2007 war ich Schöffin beim Landgericht Frankfurt am Main. Die meisten Hauptverhandlungen hatten mit Äusländern und im speziellen mit dem Aufenthaltsrecht zu tun. Auch Dorgenschmuggel, Zwangsehen und Kriminalität sowie Gewaltdelikte musste ich oft „verurteilen“. Ausserdem war ich zeitweise als Rechtsanwalts-Fachangestellte und Notargehilfin in einer Anwaltskanzlei für Ausländerrecht bzw. Asylrecht tätig.

      Wenn man in diesem Metier viele Jahre gearbeitet hat, isat man (privat) manchmal nostalgisch, im täglichen Einerlei hat man aber mehr mit der Realität “ zu kämpfen“. Ich gehöre nicht zu der Sorte Frauen, die nach Erreichung des Rentenalters die Hände in den Schoss legen (das solltest du schon daran merken, dass ich im Internet „zu Hause“ bin). Bei AOL und T-Online schreibe ich in mehreren Foren – die nicht alle mit Migration zu tun haben, mein virtueller Freundeskreis ist entsprechend hoch.

      „Deshalb erscheint Dir das Leben, so wie es sich heute im Alltag in jeder deutschen Großstadt zeigt vermutlich fremder – und damit bedrohlicher – als für die jungen Männer und Frauen die 1990 in Frankfurt geboren wurden…..“ Als ich diesen Satz gelesen habe, sorry, ich habe aus vollem Halse gelacht. Solche Frauen jenseits der 60 mag es zwar überwiegend geben, ich gehöre jedoch keinesfalls dazu.

      Manche TV Sendungen wie „Kuhlenkampf“, oder andere (sorry mir fällt sonst keine nostalgische Sendung mehr ein) werden manchmal wiederholt, ich sehe sie sicher nicht an, denn ich lebe in der Gegenwart. Ich mag zwar keine Rapper-Musik aber „volkstümliche Musik“ sicherlich auch nicht. Ich mag eher Chansons……. Der Umweltsong z.B. von Hans Harz „die weissen Tauben sind müde“ höre ich immer wieder gerne…..

      Zum Schluss: Ich habe gelernt zu diskutieren, was hier aber – hauptsächlich für mich von den weiblichen und manchmal auch den männlichen Kommentatoren (Migranten) herüberkommt ist, dieses Verteidigenwollen ihrer Lebensart hier in Europa und speziell in Deutschland. Es kümmert sie kein bischen, wie es von den Ur-Deutschen aufgenommen wird, hauptsache sie können jammern, fordern usw.

      Ich schreibe hier (früher nur bei Jurblog) weil ich als Privatperson anonym fremde Kulturen und deren Sichtweise kennenlernen will. Nicht kennenlernen will ich Rechthaberei, Uneinsichtigkeit und manchmal auch „Dummheit“.

      Pragmatikerin

    9. konradi sagt:

      Hallo Pragmatikerin –

      zunächst mal Dankeschön für Deine ausführliche Antwort. Der Begriff „Zickenkrieg“ ist mir auch durch den Kopf gegangen bei Eurem giftigen Hin und Her. Ich finde das aber durchaus lustig und unterhaltsam, solange der „Krieg“ auf einem intellektuell anspruchsvollen Niveau geführt wird. (Okay Niveau ist natürlich ein dehnbarer Begriff… ;)

      Ich war glaube ich zuletzt so vor etwa 20 Jahren in Frankfurt (abgesehen von ein paar Zwischenstopps auf dem Flughafen) – daher kenne ich den Stadtteil Enkheim noch nicht einmal vom Namen, sorry ich bin ein erbärmlicher Heimatkenner!

      Ich finde es absolut bewundernswert, das Du Dich hier trotz des heftigen Gegenwinds so tapfer engagierst, – mal ganz unabhängig davon, welche inhaltlichen Positionen Du einnimmst und wo es da zwischen uns Übereinstimmungen und Differenzen gibt. Als Mitarbeiterin in einer Anwaltskanzlei für Ausländerrecht hast Du zu der hier diskutierten Thematik natürlich auch Einblicke gewonnen, die mir fehlen.

      So ein anonymes Forum (obwohl man weiß ja nie …) hat ja wirklich den großen Vorteil, nicht „politisch korrekt“ sein zu müssen und allein deshalb kann es hier auch nicht so geschliffen und gesittet zu gehen wie in den Kommentaren unserer hochehrwürdigen und Staats-Leitmedien.

      Ich habe 15 Jahre meines Lebens in einer Wohngemeinschaft verbracht, und unter meinen Zimmernachbarn gab es auch einige Mitbewohner mit Migrationshintergrund (Polen, Schottland, Griechenland, Iran) zudem habe ich etwa ein Jahr in einem von Türken geführten Importgeschäft (Kleidung) gearbeitet. ich lebe hier in Hamburg mitten in einem multikulturell geprägten Stadtteil und fahre jeden Tag mit der U-Bahn. Ich erwähne das nur mal, damit meinen Kontrahenten und Kontrahentinnen hier klar ist, das ich nicht völlig „unbeleckt“ bin von dem, wozu ich hier Stellung beziehe.

      Daher vielleicht mal ein ganz grundsätzliches Statement: Ich bin zur Toleranz erzogen worden, ich bin Anhänger der bösen FDP und vertrete den kantianischen Grundsatz. Bezogen auf die Integrationsfragen habe ich über viele Jahre die ganz schlichte Position vertreten: „Es gibt ein Grundgesetz in diesem Land und wer sich daran hält ist hier herzlich willkommen“ – Punkt. Ende. Aus.

      Mit so einem Satz bin ich immer prima durchgekommen bei Freund und Feind. Aber dann – beginnend so etwa vor 10 Jahren – haben sich bei mir erste leise Zweifel eingeschlichen, ob mein tapfer vorgetragenes Credo nicht vielleicht doch etwas zu grobmaschig ist, und in den letzten Jahren habe ich meine Toleranz langsam aber stetig abgebaut. Heute liegt sie auf dem Nullpunkt. Der Buchtitel von Kirsten Heisig „Das Ende der Geduld“ trifft hundertprozentig meine augenblickliche Gefühlslage.

      Meine persönliche Erfahrung mit jungen männlichen Muslimen (und ich bitte diese Eingrenzung genau zu beachten) – ist: Gibst Du Ihnen den kleinen Finger, nehmen sie Dir die ganze Hand! Für mich ist das der zentrale Punkt in der ganzen Diskussion: TOLERANZ WIRD DIR ALS SCHWÄCHE AUSGELEGT ! – Jede kleine Lücke, die Du freiwillig einräumst wird ohne zu fragen und ohne jedes Dankeschön in ganzer Breite eingenommen und sofort verbarrikadiert: Jammern, Fordern, Platz erkämpfen, Verteidigungslinien weiter nach vorne velegen und ausbauen, strategische Allianzen bilden (Grüne, Postkommunisten), Gesetzeslücken ausnutzen, taktieren,lavieren, auf die Grundrechte pochen, (aber klammheimlich die Demokratie als „was für Weicheier“ verachten) – Entgegenkommen ausnutzen, Weiterjammern, Weiterfordern, weiteren Platz erkämpfen, Millimeter um Millimeter, Tag für Tag, Jahr für Jahr – das ist in etwa die grobe Beschreibung meine Sicht der Dinge.

      Es ist diese Kombination aus machohaft-pubertärem Herumgeprotze und absoluter Rücksichtslosigkeit gegenüber „abendländischen“ Werten und Normen, es ist das Desinteresse an meiner Herkunft, das Desinteresse an meiner Familie, das Desinteresse an meiner Geschichte, das Desinteresse an meinen Überzeugungen, das Desinteresse an meinem Menschenbild, das Desinteresse an meinem Frauenbild. – Ja, ich bekenne freimütig ich bin mittlerweile „islamophob“ und Thilo Sarrazin hat in weiten Teilen seines Buches recht.

      Sorry, Bogo, Mobo und die anderen „klugen“ Frauen hier, aber Eure Brüder und Männer haben sich mir gegenüber oft (löbliche Ausnahmen bestätigen die Regel) als ziemliche Arschlöcher erwiesen (Moderation: das Wort A… darf heute auch in öffentlich-rechtlichen Talkshows sanktionsfrei verwendet werden!) – und steter Tropfen höhlt nun mal den Stein …

      Mein Credo heute: Es gilt zwei Begriffe auseinanderzuhalten: Integration und Partizipation. – Mit dem unverdächtigen Wort „Partizipation“ werden von den „liberalen“ Muslimen (also etwa die Linie der hier im Migazin publizierenden Autoren und Autorinnen) aber die real existierenden Paralleluniversen nur weiter zementiert. Und das will ich einfach nicht. Basta! – Mit der wohlfeilen Erklärung „Wir halten uns doch penibel an das Grundgesetz, das wird ja wohl reichen, oder?“ – können auch die Brüder Özoguz gesetzeskonform und moralisch „legitimiert“ ihren kruden „Muslim-Markt“ betreiben …

      Mein Fazit daher: liebe Neudeutsche: es reicht nicht, bei der Fußball-WM schwarz-rot-goldene Fähnchen zu schwingen, da muß schon noch ein wenig mehr kommen – und ja, ich bekenne mich dazu, von Euch ganz einfach die ANERKENNUNG MEINER DEUTSCHEN LEITKULTUR EINZUFORDERN; DENN ICH WAR NUN MAL ZUERST DA !!!

      Leitkultur heißt für mich: dieses Land lieben zu lernen, es nach vorne bringen zu wollen, es nicht nur „ausnützen“ zu wollen. Leitkultur heißt nicht, die Wurzeln zu verneinen, heißt nicht die religiösen Freiheiten einschränken zu müssen, heißt schon gar nicht einer dumpf-braunen Xenophobie Vorschub zu leisten, – aber deutsche Leitkultur heißt absolute und uneingeschränkte Gleichstellung von Mann und Frau, deutsche Leitkultur heißt die Satellitenschüssel nicht mehr auf türkisch-arabische Fernsehsender auszurichten, deutsche Leitkultur heißt Goethe und Heine zu lesen, deutsche Leitkultur heißt Reinhard Mey und Bob Dylan zu hören, deutsche Leitkultur heißt auch mit blonden Männern zu schlafen und gemeinsame Kinder zu zeugen.

      Von dieser Definition einer deutschen Leitkultur ist die übergroße Mehrheit der hier lebenden Muslime noch Lichtjahre entfernt und ich vermute, die meisten „Autochthondeutschen“ werden meine Wahrnehmung und Gefühlslage bestätigen.

      Jetzt seid „Ihr“ am Zug, Bogo und Mobo ! – Es liegt an Euch! – Versiebt es nicht, verdammt noch mal: es ist auch Eure Zukunft !!!

      Für dich alle guten Wünsche, liebe Pragmatikerin – und Gruß von der „Waterkant“ –

      Konradi :)

    10. Maria sagt:

      Da haben sich Pragmatikerin und Konradi aber mächtig ins Zeug gelegt, unseren ausländischen Mitbürgern hier mal zu sagen, was von ihnen erwartet wird. „Deutsche Leitkultur“, was immer auch darunter verstanden werden kann. Und sie fordern es, so schreibt zumindest Konradi, „DENN ICH WAR NUN MAL ZUERST DA !!!“

      Und ich meine, es spielt keine Rolle, wer zuerst da war. Denn unser Leben auf dieser Welt ist begrenzt, und alles ist nur geliehen.

      Von mir hat in der Türkei auch kein Mensch gefordert, dass ich die türkische Kultur annehme, womöglich mich sogar assimiliere. Welch schreckliche Forderung. Dass die Türkei zu meiner Heimat wurde, war nicht nur mein Verdienst. Sondern es war das Entgegenkommen der Türken, das uneingeschränkte Annehmen von meiner Person, so wie ich war, nur als Mensch.

      Ich wurde (und werde bis heute) nie als christlicher Ausländer gehandelt, verurteilt, weil ich kein Kopftuch trage, verurteilt, weil meine Jungs nicht beschnitten sind, verurteilt, weil wir Schweinefleisch essen (wir werden hier mit feinstem Wildschwein versorgt), verurteilt, weil ich emanzipiertes (welch schreckliches Wort) Verhalten an den Tag lege, verurteilt, weil wir immer noch deutsch zu Hause reden, verurteilt, weil ich im knappen Badeanzug neben meiner Kopftuch tragenden Freundin am Meer liege, verurteil, weil ich nicht faste, verurteilt, weil ich nicht fünf Mal am Tag bete, verurteilt weil ich nicht in die Moschee gehe, verurteilt weil ich immer noch deutsche Literatur lese, usw. usf.

      Und ich muss mich auch dafür nicht täglich rechtfertigen, dass ich so bin wie ich bin.
      Ganz im Gegenteil. Wir wurden aufgenommen als Menschen, mit all ihren Fehlern und Vorzügen. Egal wo, ob Schule, ob Behörde, bei der Arbeit, in der Nachbarschaft, in der Stadt oder bei den Freunden.
      Wir wurden an die Hand genommen und ins türkische Leben integriert. Das ist der Unterschied zu Deutschland. Hier habe ich gelernt, dass Integration keine Einbahnstraße ist, sondern regen Gegenverkehr hat.

      Würde nur jeder Einzelne von uns Deutschen in seinem nächsten Umfeld, Nachbarschaft, Arbeitsplatz, Schule (vor allem Schule) sich ein klein wenig der ausländischen Mitbürger annehmen, und ein wenig versuchen sie zu verstehen, oft genügt nur ein offenes Lächeln und ein Grüß Gott, die Probleme die entstanden sind, wären wesentlich geringer.
      Die Öffnung zum Deutschen kommt dann automatisch. Das Annehmen und Teilen deutscher Traditionen kommt dann von ganz alleine. Und irgendwann wird dann aus Ali ein Hans (bildlich gesehen).

      Und Pragmatikerin und Konradi, vielleicht versuchen Sie es einmal auf diese Art, mit den Fremden im Lande umzugehen. Ich kann niemandem einen deutschen Hut aufsetzen, nur weil ich das so möchte. Und wenn man sich mit fremden Kulturen einmal auseinandersetzt, kommt man auch zu der Überzeugung, „am deutschen Wesen muss nicht die Welt genesen“.

      Maria
      (Deutsche ohne Migrationshintergrund)