Baden-Württemberg
SPD fordert Mentalitätswechsel im Umgang mit Muttersprachen
Am 27. März wird in Baden-Württemberg gewählt. Sollte die SPD-Landtagsfraktion Erfolg haben, wolle sie Sprachförderung und Ganztagsangebote ausbauen und mehr Wert auf die Muttersprache legen. Für die CDU ist das Wahlkampfmanöver.
Montag, 31.01.2011, 8:30 Uhr|zuletzt aktualisiert: Montag, 13.06.2011, 23:52 Uhr Lesedauer: 4 Minuten |
In Baden-Württemberg stehen am 27. März 2011 die Landtagswahlen an. Für den Fall eines Wahlerfolges kündigt die SPD-Landtagsfraktion eine frühere Sprachförderung an. Damit ziehe die Fraktion Konsequenzen daraus, dass die schwarz-gelbe Bildungspolitik im Land vor allem ein Ergebnis hat: die Benachteiligung von Kindern sozial schwacher Schichten.
„Die SPD wird damit aufräumen, dass ein Schulerfolg im Land stark vom Geldbeutel der Eltern abhängt“, sagte Fraktionschef Claus Schmiedel (SPD) am Freitag in Stuttgart. CDU und FDP hätten sich demgegenüber seit Jahren geweigert, die negativen sozialen Folgen ihrer Bildungspolitik abzumildern. Die Folge sei jetzt, dass der direkte Übergang von der Schule ins Berufsleben häufig nicht gelinge.
Dass die Kultusministerin das Problem ausgerechnet jetzt vor den Wahlen thematisieren wolle, zeige die kurzsichtige Denkweise bei Schwarz-Gelb. „Wie in anderen Fällen auch, wird die Landesregierung lediglich dann aktiv, wenn ihre Angst vor den Wählern groß genug ist“, betonte Schmiedel.
Ausbau der Sprachförderung
Konkrete wolle die SPD die Sprachförderung an Kindergärten und Schulen deutlich ausbauen. Sie soll entsprechend den wissenschaftlichen Erkenntnissen bereits im ersten Kindergartenjahr beginnen. SPD-Bildungssprecher Frank Mentrup fordert dabei, insbesondere Kindertageseinrichtungen in einem schwierigen sozialen Umfeld mit mehr pädagogischen Fachkräften und Fortbildungsangeboten auszustatten.
Zudem wolle die SPD die Sprachförderung in der Grundschule fortsetzen, wenn der Bedarf nachgewiesen werde. Schließlich zeigten internationale Erfahrungen, dass ein Zeitraum von vier bis acht Jahren nötig sei, um eine Zweitsprache systematisch zu erlernen. Die SPD verweist dabei auf das Beispiel England. Jeder junge Mensch erhalte dort so lange eine Englischförderung, bis dem Bildungserfolg in der Schule nichts mehr im Wege stehe – und zwar bis zu fünf Jahre lang.
Mentalitätswechsel im Umgang mit Muttersprachen
Beim Umgang mit anderen Muttersprachen fordert Mentrup einen Mentalitätswechsel an den Schulen: „Andere Muttersprachen sind ein Schatz, kein Problem. Dieser Schatz muss gefördert werden.“ Er verweist ebenfalls auf England, wo die jeweilige Muttersprache der Kinder eine hohe Wertschätzung genieße. Schüler mit Englisch als Zweitsprache erhalten dort auch Angebote für einen Unterricht in ihrer Muttersprache. Diese Angebote sind in einem Curriculum strukturiert, können durch Tests und Prüfungen zertifiziert und im Zeugnis nachgewiesen werden.
Die SPD will das baden-württembergische Bildungssystem ebenfalls stärker auf die vorhandenden unterschiedlichen Muttersprachen einstellen. So könnten einzelne Muttersprachen wie Türkisch oder Russisch als reguläres Fremdsprachenangebot an den Schulen gelernt werden – auf Basis der Kompetenzen und Lernziele aus den Bildungsplänen und auf Basis von Lehrkräften, die in Deutschland aus- und fortgebildet wurden. Schulen könnten weniger vertretene Muttersprachen als Arbeitsgemeinschaft anbieten und zusätzliche anerkannte Zertifikate im Zeugnis ergänzen. „Dies wäre ein sinnvoller Weg, nicht nur mit dem vorhandenen Sprachschatz in den Schulen konstruktiv umzugehen, sondern die jungen Menschen intensiv zu fördern“, erklärt Mentrup.
Entkopplung von sozialer Herkunft und Bildungserfolg
Schließlich müsse ein besonderes Augenmerk auf die Elternarbeit und Elternbildung gelegt werden. Die Eltern sollten viel stärker in die Abläufe in den Kindertageseinrichtungen und Schulen einbezogen werden. Für eine entscheidende Stellschraube zur Entkopplung des Zusammenhangs von sozialer Herkunft und Bildungserfolg hält die SPD gut ausgestattete, echte Angebote zur Ganztagsbildung.
Hier hinkt Baden-Württemberg dem Bundesdurchschnitt deutlich hinterher. Mit lediglich 11,6 Prozent habe Baden-Württemberg die bundesweit geringste Quote an Ganztagsbetreuung für Kinder im Alter von 3 bis unter 6 Jahren in Kindertageseinrichtungen. Der bundesweite Durchschnitt beträgt 29,9 Prozent (Stand 2009). Auch beim Anteil der öffentlichen Ganztagsschulen im Grundschulbereich liege Baden-Württemberg mit 8,8 Prozent meilenweit hinter dem Bundesdurchschnitt von 36,8 Prozent (Stand 2008) zurück.
CDU wirft SPD Wahlkampfmanöver vor
Kultusministerin Marion Schick (CDU) indessen weist die Vorwürfe der SPD-Landtagsfraktion entschieden zurück. „Voller Verzweiflung versucht die SPD nun vor der Wahl Horrorbilder an die Wand zu zeichnen, die mit der Realität nichts mehr zu tun haben“, so Schick. Bereits jetzt bestünden im Sprachförderungskonzept der Landesregierung die Möglichkeit, Kinder zu fördern.
„Die SPD darf zur Kenntnis nehmen, dass ihre Forderungen nach einer früher beginnenden Sprachförderung bereits Wirklichkeit geworden sind. Kinder mit Förderbedarf können in den Kindergärten schon längst vom ersten Kindergartenjahr an gezielt gefördert werden. Wir haben alle 38.000 Erzieherinnen und Erzieher im Land für diese Aufgabe qualifiziert und sie leisten ganz hervorragende Arbeit“, sagte Schick, lies die Forderungen der SPD zu den Muttersprachenangeboten jedoch unkommentiert. (sb)
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Die Erwartung, von der SPD etwas Vernünftiges zu hören, ist offensichtlich unrealistisch!
„Am 27. März wird in Baden-Württemberg gewählt. Sollte die SPD-Landtagsfraktion Erfolg haben, wolle sie Sprachförderung und Ganztagsangebote ausbauen und mehr Wert auf die Muttersprache legen“
Deutsche Sprake, schwere Sprake, denn der Satz beinhaltet etwas ganz anderes, als er aussagen soll/will!
Ausländische Kinder, die hier geboren sind, sind meistens bis zum 23. Lebensjahr ?! Deutsche (wenn die Gesetzeslage es zulässt ;-) ) Ihre Muttersprache wäre also Deutsch!!! Was die SPD aber meint ist, diesen Kindern die Sprache Ihrer Eltern oder Grosseltern, die Ausländer oder nur „Passdeutsche“ sind, näher zu bringen um sie zu lernen. So legt sich die SPD – rein sprachlich – selbst ein Kuckucksei, lach.
Pragmatikerin
„„Die SPD wird damit aufräumen, dass ein Schulerfolg im Land stark vom Geldbeutel der Eltern abhängt“, “
Wer sagt denn sowas? Schulerfolg wird doch vererbt! Hat der Thilo Sarrazin so geschrieben. in seinem Buch „Deutschland schafft sich ab“
@Pragmatikerin,
Auch für Deutsche scheint die deutsche Sprache ein Mammutprojekt, selbst wenn sie von sich behaupten intelektuell sogar den Muttersprachlern überlegen zu sein. Muttersprache liebe Pragmatikerin, Muttersprache steht da, die Sprache der Eltern dieser Kinder, die mit 18 Jahren entscheiden dürfen, ob sie Deutsch werden oder lieber das bleiben was ihre Eltern sind oder waren.
Ich wurde am Nachmittag in einem serbischen Verein unterrichtet, so etwas gibt es heute eher selten. In dem Verein meines Sohnes geben Mütter und gute Schüler Nachhilfe, aber das reicht grade für die hohen Ansprüche, die wir und unser Bildungssystem unseren Kindern inzwischen auferlegen. In Moscheen wird meines Wissens neben dem Unterricht in Arabisch, gehäuft auch Nachhilfe gegeben. Von allen Migranten sind es grade die Muslime, die viel in Kontakt mit ihrer Muttersprache kommen, bei Besuchen der Moscheevereine und im Elternhaus. Wenn die jeweilige Muttersprache als Wahlfach genommen werden könnte, wäre es ein Meilenstein im Bildungswesen. Französisch hat sich für meine Kinder als Hassfach herausgestellt, Spanisch in der Oberstufe war bzw. ist Prima, aber das sie es in Zukunft gebrauchen können, bezweifeln sie. In Deutschland ist der Unterricht viel zu sehr auf die Interessen der Gesellschaft ausgerichtet, denn auf die Interessen der Kinder, dass kann nur schiefgehen. Denn Halbwissen mit oder ohne Förderung nutzt wohl kaum etwas im Beruf.
@ Bogo 70
Wie Sie wissen, habe ich keine Kinder; ich habe mit meinem Posting nur die Erklärung dafür geschrieben, warum die SPD auf dem „absteigenden Ast“ ist.
In einer Beziehung haben Sie recht, heute bekommen – leider – die Kinder die Quittung dafür, dass für die Bildung der Kinder – aber auch vieler Erwachsener – jahrelang kein Geld übrig war. Das merkt man in vielen Bereichen, warum nicht auch bei Behörden, die es eigentlich besser wissen müssten………
Ich amüsiere mich jedesmal, wenn ich es mit der arbeitetenden Bevölkerung (in Büroberufen) zu tun bekomme, soviel Nichtwissen auf einem Haufen, menno was haben die z.B. 13 Jahre lang gelernt.
Pragmatikerin