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Sprache oder Strafe

CSU startet Wahlkampf auf dem Rücken von Migranten

CSU-Politiker Stefan Müller möchte Ausländer verpflichten, Deutsch zu lernen und sie bei Verweigerung bestrafen. Mehr Ehrlichkeit fordert Memet Kilic. Serkan Tören weist darauf hin, dass Migranten die Integrationskurse sogar freiwillig besuchen.

Freitag, 18.02.2011, 8:30 Uhr|zuletzt aktualisiert: Donnerstag, 24.02.2011, 1:02 Uhr Lesedauer: 2 Minuten  |  

„Jeder Ausländer, der künftig in Deutschland leben und arbeiten will, muss sich dazu verpflichten, Deutsch zu lernen“, sagte der Integrationsbeauftragte der Unionsfraktion im Bundestag, Stefan Müller (CSU), dem Hamburger Abendblatt am Donnerstag. Was ihm besonders wichtig sei, seien Fortschritte im Bereich der Sanktionen gegen Integrationsverweigerer. „Noch im letzten Jahr wurden auch im Falle anhaltender Integrationsverweigerung so gut wie keine Sanktionen verhängt. Viel zu oft haben die Ausländerbehörden beide Augen zugedrückt“, so Müller.

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Ehrlichkeit statt Wahlkampfgetöse
Dieser Einschätzung schließt sich der integrationspolitische Sprecher der Grünen, Memet Kilic, nicht an und fordert mehr Ehrlichkeit in dieser Debatte. „Die Integrationskurspflicht ist seit 2005 im Aufenthaltsgesetz vorgesehen. Was die Unionsparteien verbessern wollen, ist bis heute unklar“, erklärte der Grünen-Politiker. Anscheinend handele es sich um „Wahlkampfgetöse im Superwahljahr“.

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„Die Unionsparteien lassen sich ungern an Zahlen des Bundesinnenministers erinnern, nach denen es angeblich 15 Prozent Integrationskursverweigerer geben soll. Nach Angaben des Präsidenten des Bundesamtes für Migration und Flüchtlinge (BAMF) liegt die Zahl der Integrationskursverweigerer bei etwa einem Prozent“, so der Grünen-Politiker weiter. Und aus welchen Gründen die Teilnehmenden ihren Kurs abbrechen, sei noch nicht einmal bekannt. Es könnten gesundheitliche Gründe oder die Aufnahme einer Arbeit zur berechtigten Aufgabe des Kurses geführt haben. Insofern sei es „logisch, dass kaum Sanktionen verhängt werden. Möchte die Union die Immigranten ohne triftigen Grund pauschal sanktionieren?“

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Statt auf dem Rücken von Immigranten Wahlkampf zu führen, sollte die Union sich ernsthafte Gedanken machen, wie sie Immigranten unterstützen und dazu beitragen könne, dass in der Gesellschaft ein „Wir-Gefühl“ entsteht.

Forderung nach Sanktion ist fehl am Platz
Rückendeckung erhält Stefan Müller auch nicht vom Koalitionspartner. Der integrationspolitische Sprecher der FDP, Serkan Tören, verglich die Forderung des CSU-Politikers mit „wie Holz in den Wald tragen“. Die Teilnahme an einem Deutschkurs sei schon heute für zahlreiche Ausländer Pflicht. Zehntausende Migranten besuchten die Kurse gar freiwillig.

„Berechtigte Kritik gibt es allerdings an der Umsetzung möglicher Sanktionen. Hier haben wir es aber nicht mit einem Gesetzes-, sondern mit einem Vollzugsdefizit zu tun“, so Tören weiter. Forderungen nach Sanktionen über den bereits bestehenden und umfangreichen Katalog hinaus, seien in der Sache aber klar verfehlt. (eb)
Politik

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  1. Udo sagt:

    Danke an Loewe für die klaren Worte. Die Besucher der Integrationskurse sind oft Menschen mittleren oder hohen Alters, ohne Erfahrung im schulischen Erlernen einer Fremdsprache. Zudem sind die Unterschiede im Leistungsstand sehr groß. Einge konnten 0 Wörter, andere hatten den A1 Kurs besucht, wieder andere lebten schon lange in Deutschland und hatten zumindestens mündlich schon sehr viel drauf.
    Bei dem Integrationskurs meiner Frau kam noch hinzu, dass er mit rund 20 Schülern (die Zusammensetzung änderte sich ständig), wechselnden Lehrkräften (oft Aushilfskräften) viel zu groß war. Die Prüfung B1 schafften am Ende nur 3 oder 4 Schüler, die eh schon gut Deutsch sprachen, die Prüfung aber zur Arbeitsaufnahme oder zur Erlangung der deutschen Staatsangehörigkeit brauchten. Die anderen traten erst gar nicht zur Prüfung an und waren ohne Chance.
    Na ja, und der zweiwöchige Orientierungskurs am Ende war ein Witz
    […]

  2. Boli sagt:

    @Udo
    Wer kann denn schon behaupten das das Erlernen einer Sprache eine Sache von ein paar Wochen ist. Minimum 2 Jahre!! Und dann aber von Mo – Fr und zuhause auch sprechen.
    Und die die von vornherein ohne Chance sind bräuchten erst gar nicht in den Kurs kommen. Das ist vergebliche Liebesmüh. Die müsste man erst mal verpflichten die Grammatik etc. ihrer eigenen Sprache zu lernen. Allerdings sollte man für alles max. 4 Jahre investieren. Wer dann noch versagt sollte Deutschland schon verlassen müssen. Ich habs schon mal gesagt. Wir sind nicht für die Vorbildung der Menschen die hier sind bzw. hierher kommen verantwortlich. Eigenverantwortung ist gefragt.

  3. Udo sagt:

    @Boli
    Wenn jemand ohne gute Deutschkenntnisse im Alltag zurechtkommt und nicht auf staatlichen Hilfen angewiesen ist, dann sehe ich keinen Grund, warum er das Land verlassen sollte. Genausowenig können Sie jemanden vorschreiben, welche Sprache er zu Hause zu sprechen hat.

    Ansonsten gebe ich ihnen Recht. Eigenverantwortung ist gefragt. Sich nur auf einen sog. Integrationskurs zu verlassen, ist absolut fahrlässig.