EU-Studie
Deutschlands Integrationsarbeit nur Mittelmaß
Im internationalen Vergleich ist Deutschlands Integrationsleistung nur Mittelmaß. Insbesondere in den Bereichen Bildung, Aufenthalt, Einbürgerung, Antidiskriminierung und Gleichbehandlung hinkt Deutschland anderen Ländern hinterher. Das ist das Ergebnis einer EU-Studie.
Dienstag, 01.03.2011, 8:30 Uhr|zuletzt aktualisiert: Mittwoch, 08.01.2020, 15:45 Uhr Lesedauer: 3 Minuten |
Die Bildungschancen von Migranten in Deutschland sind im EU-Vergleich nur Mittelmaß. Das ist das Ergebnis einer EU-Studie der British Council und die Migration Policy Group, die Montag in Brüssel vorgestellt wurde. Verglichen wurde, ob Regierungen gleiche Rechte, Pflichten und Möglichkeiten für alle Einwohner gewährleisten und sich damit an internationale Standards halten, auf die sich die EU-Staaten geeinigt haben.
Deutschland nur Mittelmaß
Und hier hinkt Deutschland im EU-Vergleich gleich in mehreren Punkten anderen Staaten hinterher. Besonders hart trifft Deutschland der Vorwurf, mit seinen verschiedenen Schulzweigen und -arten Kinder mit Migrationshintergrund vor viele Herausforderungen zu stellen. Aber auch in Bezug auf hoch qualifizierte heißt es, dass Migranten teilweise vom Öffentlichen Dienst ausgeschlossen sind oder von Stipendien nicht profitieren können.
Studie: Für die Studie „Migrant Integration Policy Index III“ wurden 148 politische Indikatoren aufgestellt und 27 EU-Mitgliedsstaaten sowie Norwegen, Schweiz, Kanada und USA miteinander verglichen. Eine Zusammenfassung der Studie gibt es als kostenloser Download (PDF).
Unter dem Strich erreicht Deutschland nur 57 von 100 möglichen Punkten. Der EU-Durchschnitt liegt zwar bei 52 Punkten, doch bleibt Deutschland deutlich hinter den Niederlanden, Belgien, Spanien und Italien zurück. Spitzenreiter sind Schweden (83) und Portugal (79). Abgeschlagen belegen Slowakei (36), Zypern (35) und Lettland (31 Punkte) die letzten Plätze.
Aufenthalt und Einbürgerung
Auf das Gesamtergebnis flossen auch aufenthalts- und einbürgerungsrechtliche Aspekte ein. Jan Niessen, Direktor der Migration Policy Group und Autor der Studie, bemängelte, dass in Deutschland viele Einbürgerungsentscheidungen willkürlich getroffen werden. Auch die doppelte Staatsbürgerschaft stehe nur EU-Bürgern offen. Andere Länder seien hier und in puncto Aufenthaltsrecht viel offener.
So müsse in Deutschland ein Migrant bis zu acht Jahre warten, ehe er sein Aufenthalt langfristig festigen könne (Platz 24 von 31). Darüber hinaus seien die Hürden für einen Daueraufenthalt in keinem Vergleichsland so hoch wie in Deutschland. Während in den meisten Ländern ein legales Grundeinkommen und einfache Sprachkenntnisse ohne Integrationstests genüge, müsse ein Migrant in Deutschland nahezu Einbürgerungskriterien erfüllen. In diesem Zusammenhang wird auch bemängelt, dass bei Familienzusammenführungen ein Sprachtest im Ausland abverlangt werde, ehe ein Migrant überhaupt ein Visum für einen Aufenthalt in Deutschland ausgestellt werde (Platz 17 von 31).
Schließlich schneidet Deutschland auch bei der Antidiskriminierung schlecht ab. Insbesondere im Bereich der Gleichstellung werde wenig unternommen, kritisieren die Autoren der Studie. So blieben Antidiskriminierungsgesetze weitestgehend wirkungslos.
Blamabel
Das schlechte Abschneiden Deutschlands bezeichnet der integrationspolitische Sprecher der Grünen-Bundestagsfraktion, Memet Kılıç, als „blamabel“. „Die Bildungschancen von Eingewanderten sind in Deutschland, wie erwartet, nicht gut ausgefallen. Gerade die Bildung ist ein Kernelement für mehr Teilhabemöglichkeiten. Durch das Drei-Klassen-Schulsystem aus dem 19. Jahrhundert ist schulischer Misserfolg für Jugendliche mit Migrationsgeschichte vorprogrammiert. Wenn Deutschland die Bildungschancen verbessern möchte, ist ein flächendeckender Abschied von diesem uralten Schulsystem notwendig“, so Kilic.
Tipp: Weitere Studien und Umfragen rund um Integration und Migration gibt es im MiGAZIN Dossier „Studien“.
Die Regelung für die Familienzusammenführung sei im internationalen Vergleich sehr hart. Sie stellten unzumutbare Barrieren für ein gemeinsames Familienleben dar und trennten Familien über Jahre. Die Pflicht, Deutschkenntnisse im Herkunftsland nachzuweisen, müsse daher abgeschafft werden. Kılıç weiter: „Denn die Teilnahme an einem Sprachkurs ist für die Betroffenen im Ausland oftmals nicht möglich. So sind Sprachschulen aufgrund großer Entfernungen zum Wohnort und damit verbundener Kosten für viele Ehegatten und Kinder unerreichbar. Deutsch können die nachziehenden Familienangehörigen am besten in Deutschland lernen und nicht im anderssprachigen Ausland.“ (ik)
Politik Studien
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Das ist das Ergebnis einer EU-Studie.
Das ist das Ergebnis Deutscher Politik dank CDU/CSU
Na ja, wieder mal ein Bericht, der von „unserer“ Regierung totgeschwiegen werden wird… Eigentlich kein Erkenntnisgewinn bezüglich Einbürgerung, dopp. Staatsangehörigkeit, etc.
Ein Kollege von mir ist nach Holland eingewandert, hat dort geheiratet und ist nach drei Jahren eingebürgert worden. Er hat jetzt die doppelte Staatsangehörigkeit und alle sind zufrieden. In Deutschland ist es auch kein Problem, wenn man Cacau aus Stuttgart ist, David McAllister aus Niedersachsen, oder noch 2-3 Millionen andere Beispiele….
Bei dieser insuffizienten Politik kann man nicht mehr erwarten.
Besser als nichts. „Halb zog sie ihn, halb sank er hin“ kann man nur sagen.
Der Rest ist den Migranten zu danken d.H. Integration troz der Politik.
Wie uninteressant! Mich würde mal interessieren wie die Statistik für die Türkei aussieht, will ja anscheinend auch in die EU.
[…]
Das einzige was man hier auf Migazin lesen kann sind die Forderungen nach vereinfachungen. Soll Deutschland sich wirklich den „dümmeren“ anpassen? Wie kann ein Einbürgerungstest, denn noch ein Problem sein, wenn man schon 7 Jahre hier lebt, bzw. wie kann man nach Deutschland kommen ohne die SPrache zu können. etc. pp
@ Redaktion
Waere es der Redaktion von MİGAZİN vielleicht moeglıch, uns hier eınmal den türkischstaemmigen Bevvoelkerungsanteil der als Vergleich genannten Laender zu bennen ? İn % ?
Nur so. Zum Vergleich.
Dann relativiert sich unsere Position möglicherweise.
Schon der Name dieser Studie ist ein Witz. Hier wird also die Integrationsleistung europäischer Staaten verglichen? Eine Integrationsleistung kann nicht der deutsche Staat erbringen, sondern dies kann nur der Einwanderer. Bereitstellen kann ein Staat höchstens Integrationsangebote und diese kann man dann vergleichen.
Interessant ist aber was in dieser Statistik zu hohen Punktezahlen führt und was nicht. Perfekt wäre wohl wenn Deutschland jeden ins Land ließe und dazu jedem Einwanderer direkt bei übertreten der Grenze den deutschen Pass aushändigen würde, kostenfrei versteht sich. Dann bekäme man 100 von 100 Punkten. Gut wäre auch Null Hindernisse bei der „Familienzusammenführung“, womit wohl primär die von den Eltern ausgesuchten Importpartner gemeint sind. Es ist aber auch unzumutbar 300 Worte Deutsch zu lernen wenn man nach Deutschland auswandern will. lol
Dann ist mal wieder das fast komplett kostenlose deutsche Schulsystem schuld das bestimmte Migrantenkinder nichts gebacken bekommen. Ein wenig anstrengen muss man sich schon selber, aber das zu verlangen gilt vermutlich schon fast als Ausländerfeindlich und führt zu Buuuuhhh 0 Punkten in der Integrationsstatistik. Fazit wenn Deutschland in dieser Studie ganz oben stehen würde, dann müsste man sich noch mehr Sorgen um die Zukunft des Landes machen als jetzt schon.
Wann kommt eigentlch mal eine europaweite Studie über die Integrationsleistung von Einwanderern. Wäre doch interessant zu sehn wer da gut abschneidet und wer tendenziell ein Integrationsverweigerer ist.
@Miro
Am witzigsten ist, dass ausgerechnet der Gewinner™ der Studie, nämlich Schweden, exakt an den gleichen Problemen, mit der gleichen Problemgruppe leidet – wenn nicht sogar noch schlimmer – wie alle anderen auch! :-) …einfach köstlich!
Der alles entscheidende Faktor für Integrationserfolge aller Art, und zwar „Sozialtransferleistungen“ wurde natürlich mal wieder einfach so weggelassen – hier hätte man nämlich nur so werten können:
– Der günstigste Fall: keine Zuwanderung ins Sozialsystem möglich
– Der ungünstigste Fall: uneingeschränkte Zuwanderung ins Sozialsystem möglich
@Europa: in einer EU-Studie werden nun mal nur EU-Länder unter die Lupe genommen.
@Manfred: in Deutschland sinds vielleicht die Türken, die gibt es aber auch massig in Holland, etc. In anderen Ländern ist der Anteil an Muslimen aus anderen Ländern mindestens genau so gross, bspw. Frankreich die ganzen Nordafrikaner (Marokko, Tunesien, etc.). in England die ganzen Pakistaner, etc. Also Sie stellen es immer so hin, wie es Ihnen passt, mal die Muslime, wenn dieses Argument nicht zieht, dann die Türken. Das macht ihre Aussagen nicht glaubwürdiger. Und ihre Anfrage an die Redaktion ist lächerlich, denn die Redaktion hat nur mit Quelle wiedergegeben, was in Deutschland dieser Tage Applaus verdient! Wenn Sie mehr interessiert, dann wenden Sie sich doch an den Verfasser dieser EU-Studie!
@Miro: Lesen Sie es sich doch einmal durch bevor Sie sowas posten. Sie schreiben „Eine Integrationsleistung kann nicht der deutsche Staat erbringen, sondern dies kann nur der Einwanderer.“ Selbst ranghohe Unionspolitiker sagen immer wieder, dass Integration eine zweiseitige Beziehung zwischen Aufnahmegesellschaft und Migranten ist. Wenn diese Studie allerdings als Resultat geschrieben hätte, dass Deutschland das beste Integrationsland ist, dann hätten Sie gesagt: Guckt mal wie toll wir sind!
@ alle drei Amigos: Wahrscheinlich wird es Sie verwundern, wenn ich sage, dass ich viele Ihrer kritischen Kommentare sogar nachvollziehen kann und auch unterstütze, würde ich mir trotzdem ein wenig mehr Sachlichkeit mit dieser Thematik wünschen und die fängt auch mal bei der Aufarbeitung eigener Versäumnisse an und nicht nur Schuldzuweisungen…
@ Non.EU.alien
Studieren Sie doch einmal das MIGAZİN seit Beginn. Was finden Sie von Seiten dieses Mediums?
Schuldzuweisungen en gross et en detail !
Gegen den deutschen Staat,die deutsche Politik, die Aufnahmegeselllschaft….
Das ist geradezu DİE GRUNDLAGE von Migazin und seine ureigenste (vermeintliche) Existenzberechtigung.
Eine interessante Studie, die so einige Schwächen aufzeigt. Die Details im hinteren Teil sind bemerkenswert. Vor allem, was die Antidiskriminierungsstelle des Bundes angeht. Viel mehr als beobachten und dokumentieren darf sie wohl nicht.