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Keine Einmischung!

Zuerst die Muttersprache!

„Nicht dieselbe Sprache lässt Menschen einander verstehen, sondern das Gefühl, das sie teilen.“ Mevlana, sufischer Dichter, 12. Jh.

Von Freitag, 04.03.2011, 8:28 Uhr|zuletzt aktualisiert: Mittwoch, 09.03.2011, 3:58 Uhr Lesedauer: 2 Minuten  |  

Wird ein Kind geboren, hört es zuerst die Stimme des Geburtshelfers oder der Hebamme, aber dann passiert etwas wunderbares, im Arm seiner Mutter hört es nicht nur ihre Stimme, sondern jene Sprache, die ihm sein Leben lang emotional begleiten wird. Unabhängig davon, ob es diese Sprache später gut oder schlecht spricht, ungeachtet davon, wie viele Sprachen es später noch sprechen wird.

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Die Sprache seiner Mutter wird immer etwas ganz besonderes bleiben, es ist die Sprache, in der es seiner Mutter zum ersten mal begegnet, die Mutter-Kind-Sprache. Jene Sprache, in der sie ihn ermahnt, liebt und erzieht, die Sprache, in der er sich ihr anvertraut und sich ihr widersetzt. Die Sprache, die beide emotional verbindet, sowohl im Guten als auch im Schlechten. Es ist die Sprache, in der Mutter und Kind sich mitteilen, in der sie leben. Deshalb frage ich, welcher Politiker nimmt sich das Recht heraus, diesen Mutter-Kind-Dialog mit politischen Ambitionen zu stören?

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Soweit kann und darf Politik nicht gehen. Es ist auch nicht rechtens. Im Grundgesetz steht: „Pflege und Erziehung der Kinder sind das natürliche Recht der Eltern und die zuvörderst ihnen obliegende Pflicht. Über ihre Betätigung wacht die staatliche Gemeinschaft.“ Zur Erziehung gehört auch nun mal auch die Sprache. Die Mutter-Kind-Bindung wird zum wesentlichen über die Sprache bestimmt. Könnte es überhaupt zu einer Verständigung zwischen Mutter und Kind kommen, wenn bereits die Sprache eingeschränkt und fehlerhaft ist?

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Obgleich Linguisten inzwischen neutral von L1 statt von Muttersprachen sprechen und Politiker im Zuge der Migrationsbewegung lieber von Herkunftssprachen sprechen, wird der emotionale Aspekt von Sprachen einfach fallen gelassen, dabei haben Sprachen und Emotionen sehr viel miteinander zu tun. Wenn wir erstaunt sind, verschlägt es uns die Sprache, sind wir verunsichert, wissen wir nicht, was wir sagen sollen, versuchen wir uns an ein Wort zu erinnern, so liegt es uns auf der Zunge, sind wir traumatisiert, leiden wir unter Aphasie-Sprachverlust.

Dass Sprache mehr ist als nur ein Instrument, das der Verständigung dient, wird im türkischen sehr schön beschrieben. Im türkischen ist Sprache und Zunge ein und dasselbe. „Tatli yiyelim, tattli konusalim“ sagt ein türkisches Sprichwort und lädt ein, Süßes zu essen, um die Unterhaltung „schmackhaft“ zu machen. Somit haben Zunge, Sprache und Geschmack sehr viel miteinander gemeinsam. Sich in die Mutter-Kind-Sprache einzumischen, nur aus Angst, die Kinder von Einwanderern würden sonst keine Deutschkompetenz entwickeln, ist nicht nur falsch und verwerflich, sondern schlichtweg „geschmacklos.“

Aber so sehr Sprachen auch für das gesamtgesellschaftliche Miteinander wichtig sind, viel wichtiger ist Empathie. Wie sagte der sufische Dichter Mevlana einst so schön: „Nicht die selbe Sprache lässt Menschen einander verstehen, sondern das Gefühl, das sie teilen.“ Aktuell Meinung

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  1. Miro sagt:

    @Marc Fischer

    Zum Glück ist es ja nicht bei allen schlechter geworden, aber dei denen wo es so ist könnte das auch an den gewachsenen Parallelgesellschaften liegen, wer nur türkische Freunden hat und türkisches Fehrnsehn schaut und türkische Musik hört, der wird natürlich Probleme haben vernünftiges Deutsch zu lernen oder zu sprechen und sich zu integrieren. Sie sind offensichtlich so ein Expemplar das solche Entwicklungen niemals einem Migranten selbst vorwerfen würde. Es muss der Staat oder die bösen Deutschen daran schuld sein. Immer wieder schön das linke Dogma mit der Eigenverantwortung live in action zu sehn.
    Danke :D

  2. Boli sagt:

    @S.G.

    Die Kommentare sind wieder einmal typisch:
    Keiner findet es nervig oder störend, wenn Italiener oder Amerikaner Doppeltstaatler sein können und auch ihre Mutter-Sprache an ihre Kinder beibringen. Sobald es aber um “die Türken” geht, werden andere Maßstäbe gesetzt. Das ist eigentliche die Blindheit, die mich an der Diskussion stört…

    Und die wenigsten Türken finden es nervig das agressiv-ultranationalistische Agitation mitten in Deutschland alles andere als dazu führen das man akzeptiert wird in der Gesellschaft. Das ist die eigentliche Blindheit, die mich an der Diskussion stört…
    Jeder Ausländer der sich so wie ihr in der Türkei verhalten würde wäre seines Lebens nicht mehr sicher.

    @Realist
    Nur wer schon die Sprache verweigert sollte auch keine Aufenthaltsgenehmigung mehr bekommen!!

  3. Belladetta sagt:

    Der Ton macht die Musik – auch hier!
    Es ist schon erstaunlich, so viele widerliche und dummdreiste Sprüche lesen zu müssen, die obendrein höchstwahrscheinlich auch noch von Leuten stammen, die gerade mal eine Sprache mehr schlecht als recht gelernt haben, aber keine weitere und daher eigentlich bei diesem Thema den Mund halten sollten. Ich frage mich wirklich, wie man aus diesem niveaulosen Schlagabtausch, in dem nur Anschuldigungen und Vorwürfe zur Sprache kommen, zu einer sachgerechten Kritik, auch an der Autorin, finden will. Mir schmeckt weder die Fixierung auf die ‚heilige‘ Muttersprache noch die auf die deutsche. Empathie läßt sich in allen Sprachen vermitteln, es ist eine Sache der Einübung durch Sozialisation und nicht auf die Muttersprache beschränkt. Die Ausführungen hier sind so derartig theoretisch und obendrein voreingenommen, dass ich ein Gegenbeispiel, und zwar mein eigenes, einblenden möchte.
    Belladetta ist mein ins Koreanische übertragener französischer Vorname, so wie er auf meiner koreanischen Geburtsurkunde steht. Meine Eltern sind beide deutsche Muttersprachler und lebten in den 1960er Jahren in Korea. Meine Eltern konnten mit mir, dem damaligen Kleinkind noch so sehr auf Deutsch reden, ich habe immer nur auf Koreanisch geantwortet, sobald ich sprechen konnte. Schließlich sprach das ganze Umfeld Koreanisch und meine Mutter mußte sich mit der Französin in der Nachbarschaft auch auf Koreanisch unterhalten, weil diese kein Englisch und meine Mutter kein Französisch konnte. Nun mag meine Mutter mit mir zwar Deutsch gesprochen haben, aber mit allen anderen Menschen sprach sie die Landessprache, auch mit solchen, die so gar nicht koreanisch aussahen. Später als Kind in Deutschland habe ich nicht begreifen können, daß weder meine Verwandten noch die deutschen Kinder im Kindergarten Koreanisch verstehen. In Korea sprachen sie doch alle die Landessprache, egal wie die Menschen aussahen. Es hat sehr lange gebraucht, bis ich begriffen hatte, daß man hier ’nur‘ Deutsch spricht, aber ich hatte eine sehr verständnisvolle und einfühlsame Erzieherin, die sich um mich bemühte und mir vor allem durch das Singen von Kinderliedern die deutsche Sprache näherbrachte. Kinder fühlen sich in allen Sprachen wohl, solange man nicht auf sie einschimpft mit so furchtbaren Imperativen wie „Sprecht Deutsch!“ als sei man beim Militär.
    Wie sonst hätte ich im Kleinkindalter von 2-3 Jahren koreanische und japanische Kinderlieder lernen können, die ich bis heute singen kann. Von meiner Mutter habe ich sie jedenfalls nicht gelernt, sondern von einem befreundeten koreanischen Arzt, der sich gern mit uns Kindern beschäftigte und uns begeistern konnte. Können Sie, liebe türkischen Mitbürger, sich das hier in Deutschland vorstellen, daß ein Kollege zu Besuch kommt und mit Ihren Kindern deutsche Kinderlieder singt und mit ihnen spielt? In Korea habe ich zudem alleine jeden Morgen bei unseren koreanischen Nachbarn gefrühstückt; koreanisches Essen ist für mich bis heute das beste überhaupt. Können Sie, liebe deutschen Mitbürger, sich hier vorstellen, daß Ihr kleines türkisches Nachbarkind jeden Morgen an der Tür klingelt und mit Ihnen frühstücken will, oder vielleicht Kuchen? Wären Sie da begeistert, oder hätten Sie dafür grundsätzlich keine Zeit?
    Ich hatte das Glück, mit mehreren Sprachen und Kulturen aufwachsen zu dürfen und fühle mich daher nicht nur in einem Kulturkreis wohl. Aber es bedarf, das will ich nicht verhehlen, auch vorbildlicher Mütter, die souverän ihr Leben gestalten und ihren Kindern Orientierung geben können. Meine Mutter hat in Deutschland beim Staubsaugen immer koreanische Volkslieder gesungen und bis heute macht sie ihren Kimchi selbst. Koreanische Gerichte gehören immer noch selbstverständlich zum Speiseplan. Käme eine türkische Mutter auf die Idee, mal ein deutsches Volkslied beim Putzen zu singen? Warum ist die Vorstellung irgendwie befremdlich?
    Ich empfinde es als größtes Kompliment, wenn Menschen in China oder Indien sagen, mit Belladetta ist es so, als sei sie schon immer hier gewesen. Sie empfinden mich nicht als Fremdkörper und, ganz ehrlich, ich fühle mich auch immer schnell zuhause. Das verdanke ich meinen koreanischen Vorbildern. Es ist eine Frage der Sozialisation und
    wie gesagt, der Ton macht die Musik….

  4. Europa sagt:

    @Belladetta

    Aber ist das was du da geschrieben hast nicht ein bisschen naiv und teilweise auch falsch dargestellt? Deine Mutter wäre doch Migrantin 1. Generation und du bist die 2. Generation und kannst schon perfekt deutsch. Das ist bei unseren türkischen Kollegen nciht der Fall, da fängt man bei jeder Generation wieder von vorne an. Dein Beispiel mit dem Frühstück ist zwar eine gute Idee, aber da wirds auch nicht lange dauern bis die ersten Probleme auftauchen. Das ist überhaupt das grösste Problem, dass jeden Schritt den man auf diese Leute zugeht, als auslöschung ihrer Identität wahrgenommen wird und wirklichkeit ist es nur die Angst vor Neuem.

  5. Belladetta sagt:

    @Europa
    Ich habe mich wohl nicht klar genug ausgedrückt: Meine Mutter ist Südtirolerin und mein Vater Norddeutscher. Sie haben sich in Korea kennengelernt, geheiratet und sind dann mit 3 Kindern nur der deutschen Schulausbildung zuliebe nach Deutschland zurückgekehrt. Ich hatte als Kleinkind ein phantastisches koreanisches Umfeld und sprach daher besser Koreanisch als Deutsch, was ja eigentlich meine Muttersprache ist, wenn man das so genau nimmt. Aber nun, meine Eltern haben sich in Korea bei weitem wohler gefühlt als in Deutschland. Sie haben Deutschland als eher kinderfeindlich erlebt. Aber das kann man Deutschen, die nie im Ausland gelebt haben, sehr schwer vermitteln.

  6. Europa sagt:

    @Belladetta
    Oups, da habe ich dann vllt etwas falsch verstanden. Sorry

  7. Pingback: Die Maus, die Muttersprache und das ZDF fragt auf Türkisch

  8. Boli sagt:

    Keine Einmischung à la Türkei:
    http://kurier.at/interaktiv/kommentare/2080156.php

    Wir hätten die Probleme nicht wenn die Leute schon grundsätzlich besser vorbereitet hier in Deutschland angekommen wären.

  9. Pingback: Kanackendeutsch – Quasi die deutsch-türkische Antwort auf verpasste Chancen « Löwen-Apotheke Bederkesa

  10. Christine sagt:

    Doch, Karmel, sie teilen mehr als Sie wahrhaben wollen. Nikolaus, zum Beispiel…
    Es wåre schön wenn sie wie Gåste behandelt würden! Denn als Gast in der Türkei zu sein gibt uns viele Vorrechte… das beste Essen und schönste Zimmer…..
    Es gibt auch genügend Deutsche, die schon Jahre in der Türkei leben und kein Wort Türkisch können…
    Wenn ich Türke in Deutschland wåre, dann würde ich es mir auch genau überlegen, ob ich mich wirklich in eine Gesellschaft integrieren möchte, die ståndig meine Religion, meine Lebensweise und meine Kultur schlecht machen… meinen Respekt vor den Türken, die trotz allem Deutschland lieben und den Deutschen ihre Fehler verzeihen können. Ich kann es nåmlich nicht.