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Wochenrückblick

KW 10/11 – Allerlei Widersprüchliches zum Thema Islam und Integration

Die Themen der Woche sind: Ilja Trojanow unterstützt Patrick Bahners; Was will Necla Kelek eigentlich?; Der Rechtspopulist ist ein Modernisierungsverlierer; Seehofer macht der deutschen Wirtschaft keine Freude; Deutschpflicht und Herdprämie - ein Widerspruch; Der Islam gehört übrigens bald zur CSU

Von Leo Brux Montag, 14.03.2011, 8:22 Uhr|zuletzt aktualisiert: Sonntag, 13.03.2011, 23:38 Uhr Lesedauer: 5 Minuten  |  

Welches Deutschland ziehen Sie vor?
In der Frankfurter Allgemeinen springt Ilja Trojanow Patrick Bahners bei. Er mahnt an, dass es in Wirklichkeit um praktische Maßnahmen der Integration gehe, und nimmt dann die „Panikmacher“ aufs Korn:

An ruhigeren Tagen behaupten die Demagogen, ihr Angriff richte sich nur gegen jene Migranten, die sich der Integration verweigerten. Sie erhalten Rückenwind von Politikern, die behaupten, Multikulti sei tot. Von solchen markanten Sprüchen fühlen sich allerdings vor allem die bestens assimilierten Migranten, ihre Kinder und Kindeskinder angegriffen (wie die gerade erschienene Anthologie „Manifest der Vielen“ wortgewandt und vielstimmig dokumentiert). In den letzten Monaten habe ich eine Reihe von Zuschriften erhalten, in formvollendetem Deutsch, die dem düsteren Zweifel Ausdruck verliehen, ob dies überhaupt noch „unser Land“ sei.

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Zwei Vorstellungen von Deutschland konkurrieren miteinander:

Welche Darstellung von Islam und Migration wird sich auf dem Markt durchsetzen? In diesem Sinne sind die Panikmacher zwar höchst erfolgreiche, aber eher armselige Künstler – die Romane von Emine Sevgi Özdamar oder die Filme von Fatih Akin vermitteln ein erheblich profunderes Bild der hiesigen Realitäten als die Pamphlete einer Necla Kelek. …

Die Demagogie der Panikmacher richtet sich nicht nur gegen den Islam, sondern gegen die Vielfalt im Land; sie schreit ein engstirniges, provinzielles, kleingeistiges Deutschland herbei. Wahrlich, das Gegenteil von Vielfalt ist Einfalt.

Was will Necla Kelek eigentlich?
Alan Posener, dem Necla Kelek erklärtermaßen  sympathisch ist, wundert sich in einem Kommentar auf dem Blog starke-meinungen.de. Einerseits schreibe sie in ihrem Buch „Die fremde Braut“:

 „Die Integration der Mehrheit der in Deutschland lebenden Türken ist gescheitert. Eine der Ursachen hierfür ist zweifellos die nach wie vor vorhandene strukturelle Benachteiligung von ‚Ausländern’ und eine durchaus verbreitete … fremdenfeindliche Haltung. Aber das ist nicht das Hauptproblem. Verantwortlich für das Scheitern ist eine verfehlte Integrationspolitik, die von der Lebenslüge getragen wurde, Deutschland sei kein Einwanderungsland.“

Andererseits mache sie die Migranten aus der Türkei voll und ganz selbst veranwortlich und beklage ihre Flucht in die Religion und Tradition.

Kelek sieht also eigentlich beide Seiten in der Verantwortung, stellt Posener fest, und folgert daraus:

Im Gegensatz zu ihren falschen Freunden und ihren voreiligen Kritikern glaube ich, dass Necla Kelek trotz ihrer zuweilen starken Worte sich noch nicht entschieden hat, wo sie steht.

Der Rechtspopulist ist ein Modernisierungsverlierer
Eberhard Lauth sieht das im Standard aus der österreichischen Perspektive:

Er ist ein Modernisierungsverlierer. Er hat Angst vor Zuwanderern und fürchtet sie am meisten, wenn sie sich deutlich zu erkennen geben – also wenn sie Kopftuch oder langen Bart tragen. Er will nicht mehr mit der Vergangenheit belästigt werden. Er hält die Europäische Union für eine Zumutung, die ihn bloß Geld kostet. Und er ist der Meinung, dass die da oben es sich so bequem eingerichtet haben, dass die da unten (also er) die Einzigen bleiben, die Schicksalsschläge à la Wirtschaftskrise auszulöffeln haben.

Aus dieser Gefühlslage schöpft zumindest der Rechtspopulismus österreichischer Prägung mit seinem zentralen Darsteller Karl-Heinz Strache von der FPÖ. Strache wettert in Wahlkampf-Zeiten gegen den Islam, gegen die EU und die größeren Parteien, die ihm als willkommene Stellvertreter für „die da oben“ erscheinen. Er redet der Angst nach dem Mund, er benennt den willkommenen Feind, als der sich in den vergangenen Jahren vor allem der Islam an sich ergeben hat.

Daran, so Lauth, werden auch die Umstürze in den arabischen Ländern nichts ändern. Denn der Rechtspopulist schaut nicht über den Tellerrand.

Seehofer macht der deutschen Wirtschaft keine Freude
Das macht die Financial Times Deutschland klar.

Der CSU-Chef ist sich nicht zu schade, die tiefen Wunden in der Parteiseele mit einer ordentlichen Portion Ressentiment zu kurieren.

Niemand weiß nach seiner Rede, wie es genau aussehen soll, wenn die CSU die deutsche Sprache und die Integration von Menschen mit ausländischen Wurzeln in der bayerischen Verfassung festschreiben will. Soll rechtlich verfolgt werden, wer seine Kinder zuerst in der eigenen Muttersprache in den Schlaf singt, bevor er zum deutschen Wiegenliedgut greift?

Aber das Wie spielt ja eigentlich keine Rolle. Auch nicht, dass Seehofer leicht abgewandelt das aufsagte, was die CSU seit jeher fordert. Wichtig ist, was bei den begeisterten Zuhörern ankommt, wenn Seehofer ein Referendum über sein Vorhaben ankündigt: Damit wird dem Wähler suggeriert, dass man bald irgendwo seine Unterschrift gegen Einwanderer abgeben kann.

Deutschpflicht und Herdprämie – ein Widerspruch:
Darauf macht in einem Interview mit der Welt Sigmar Gabriel aufmerksam:

Es ist ja kabarettreif, wenn Seehofer nun fordert, die deutsche Sprache – er meint Hochdeutsch, vermute ich – in der bayerischen Verfassung zu verankern. Wie bitte passt das zusammen mit der Herdprämie von 150 Euro pro Monat? Die sollen die Eltern bekommen, die ihre Kinder nicht in die Kita schicken. Das hat er ja in die Koalitionsvereinbarung gedrückt. Welch ein Unsinn! Das wird dazu führen, dass gerade die Kinder nicht in die Kita kommen, die auf frühkindliche Bildung oder Sprachförderung besonders angewiesen sind.

Der Islam gehört übrigens bald zur CSU – in Landshut
Nicht ohne Vergnügen berichtet die Süddeutsche davon, dass in Landshut der Vorsitzende eines örtlichen Moscheevereins der CSU beitreten will und einen Aufnahmeantrag gestellt hat.

Hans Rampf, CSU-Bürgermeister von Landshut, freut sich darüber:

Die Gesellschaft ändere sich, sagt der Bürgermeister, und eine Volkspartei wie die CSU müsse da mitgehen. Wenn da „ein türkischer Landsmann“ Gefallen an der CSU finde, dann freue ihn das. „Wir müssen auch diesen Leuten eine Chance geben.“ Ein Stadtrat Karaüzüm wäre eine „Bereicherung“. … „der Mann kann uns sehr viel bringen, gerade für die Integration“, sagt Rampf. Wochenschau

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  1. arabeska sagt:

    @saggse

    Sie sind offensichtlich der Einzige hier im Forum, der sich über meine „mangelnden Geschichtskenntnisse“ aufregt.
    Und bitte erklären Sie mir, welchen „Rest“ ich in gut sortierten Bibliotheken nachlesen soll ? Fakt ist, dass Deutschland zwei Weltkriege angefangen hat und heute der drittgrößter Waffenexporteur ist.
    Für mich sind Ihr Weltbild und Ihre Geschichtskenntnisse mangelhaft.

  2. arabeska sagt:

    @saggse

    Über meinen „Diwahn“ können Sie gerne lästern, ich genieße ihn gerne und wieder bei meinen Aufenthalten in arabischen Ländern. Lebensfreude, Genuss, mediterrane Lässigkeit und mit den Menschen in Ihrer Landessprache zu kommunizieren ist eine Bereicherung. Das können Ihnen ALLE Leute mit interkultureller Kompetenz bestätigen, eine Fähigkeit, die Ihnen offensichtlich fremd ist.
    Vor allem passt es nicht zu Ihrem Islamverständnis und nationalistischen Weltbild. Es gibt eben Menschen, die Feindbilder brauchen, kein Respekt vor anderen Kulturen und keinerlei Einfühlungsvermögen haben.

  3. Maenam sagt:

    Tja Schneider, so ist der Brux halt. Bezeichnet sich selbst als Intellektueller .Brux bildet sich gerne was ein, sei ihm nicht böse. Er hat ein gutes Herz.

    Maenam

  4. schneider sagt:

    Sehr verehrter Herr Brux,

    „Ich verteidige die Menschen, die eingewandert sind. In der Tat. Die sind hier, die verdienen unseren Schutz. Die dürfen nicht ausgegrenzt werden.“

    Tatsächlich? Schauen Sie auch ab und an beim Stammtisch der Belgier vorbei und halten Händchen? Hören Sie sich die Probleme der hier eingewanderten Briten an? Schön, dass sich sich so um ausnahmslos alle Migranten kümmern. Sie haben ein gutes Herz.

    „Genauso, wie die italienischen Elemente im 15. Jahrhundert, die französischen im 17. und 18. Jahrhundert, die lateinischen im 19. Jahrhundert von uns aufgenommen und integriert wurden“

    Erklären Sie mir das doch bitte. Im 15. Jahrhundert wurden hier also Heerscharen integrationsunwilliger italienischer Migranten erfolgreich integriert. Aha. Und dann erst die vielen integrationsresistenten Franzosen und später -ganz arg- die Lateiner. Dass Sie diese Menschen allerdings als „Elemente“ bezeichnen, finde ich irritierend.

    „Was unser beider kommunikative “Attraktivität” unter Migranten betrifft, Herr Schneider, will ich mich gerne mit Ihnen in einen Wettstreit einlassen. Ob also Migranten MICH oder SIE “besserwisserisch, oberlehrerhaft, hochmütig” finden, zum Beispiel. “

    Ich habe die Befürchtung, dass Sie das tatsächlich glauben. Die Migranten oder wen SIE dafür halten (Briten oder Schweizer sind das sicher nicht) mögen Sie, weil Sie auf Ihrer Seite sind und ihre Position auf Teufel komm raus verteidigen. Mehr nicht. Sie machen sich stark für Schutzbedürftige, dass ist doch auch gut so. Meinen Sie allen Ernstes, ich fände eine Zweiteilung der Gesellschaft in gute und schlechte Bürger erstrebenswert? Sie täuschen sich. Man könnte meinen, Sie sind etwas paranoid.

    „Sie, Schneider, wollen uns jetzt mal weismachen, dass der Widerstand gegen massive Hetze gleichbedeutend ist mit “leiser Kritik” an der Masseneinwanderung?“

    Sagen Sie uns erstmal, wer hier wo was gehetzt hat? Wissen Sie, dass Sie dann ebenso hetzen? Nazis, Rassisten, Dummköpfe, Islamophobe (psychisch Kranke also im engeren Sinne), Braune, Ewiggestrige, Verlierer … wissen Sie eigentlich, was Sie da von sich geben? Nein? Auch dies finde ich wieder sehr Schade!

    „Wenn SIE, Herr Schneider, DIE Migranten repräsentieren [..]“

    Ich bin im engeren Sinne kein Migrant. Migrant ist ein Codewort und steht für die Verlierer der Integration, (scheinbar) große Teile der muslimischen Community. Auch die verehrten Schreiber hier von Migazin und ebenso die Kommentatoren sind keine Migranten. Schweizer sind auch keine Migranten, ebensowenig wie zugewanderte Schweden. Das wissen Sie doch, um die zugewanderten Dänen kümmern Sie sich ja auch nicht. Gerade diese Mikrominderheiten hätten doch Ihren ganz besonderen Schutz verdient, oder nicht? Vielleicht täusche ich mich aber auch, und Sie sind der Held der dänischen Mikrocommunity in München? Was steht denn so an? Wann bekommen die Dänen endlich ihr Gemeindehaus?

    „dass Migrantenfeinde wie Sie (denn so äußern Sie sich de facto ständig[..]“

    da bitte ich dann doch höflichst um ein, zwei Zitate, wenn möglich nicht aus dem Kontext gerissen. Wären Sie so freundlich? Ansonsten werte ich diese Aussage als a) schwerwiegende Beleidigung und b) übelste Hetze.
    Migrantenfeind, denken Sie mal darüber nach!

    „Nehmen wir also an, Sie korrigieren sich und bescheiden sich damit, für einen Teil der Migranten zu sprechen. Für den Teil, der Deutsch als Muttersprache spricht, so wie Sie. (Oder ist es die Vatersprache? Oder beides?)“

    Dass Sie mich implizit der Lüge bezichtigen, ist ein starkes Stück. Das ist stark, um Ihre Worte zu gebrauchen. Eingehen möchte ich darauf dann lieber nicht, das wäre jetzt zu albern. Glauben Sie, was Sie wollen.

    einen schönen Abend!

    • Leo Brux sagt:

      Schneider,
      wir haben ca. 16 Millionen Personen mit Migrationshintergrund bei uns; ob wir die nun alle als Migranten bezeichnen wollen oder nicht, ist eine Frage der Vereinbarung. Wir sollten aber auf jeden Fall nicht ausgrenzen. Sie gehören nun alle zu uns, und das sollten wir sie spüren lassen.

      Im Mittelalter sind schon ziemlich viele Italiener oder Italienisch-stämmige in München und in einigen anderen Städten nördlich der Alpen hängen geblieben … und im 19. Jahrhundert sind nicht Lateiner eingewandert, sondern Elemente der lateinischen Sprache und der klassischen Welt.

      Wenn Sie das gut finden, dass ich mich für diejenigen einsetze, die ausgegrenzt zu werden drohen – nun, dann würde mich das freuen. Sie finden es aber nicht gut, Schneider. Jedenfalls, wenn man nach dem geht, wie Sie über diesen Teil der Migranten schreiben. Die Art, wie heute oft über HartzIV-Empfänger gesprochen wird, aber eben auch die Art, wie über Muslime gesprochen wird, früher die Art, wie über Schwarze gesprochen wurde (heute ist das vielleicht weniger heftig?) – damit immer verbunden die Verletzungen und die alltagspraktischen Zurückweisungen, etwa bei der Arbeits- und Wohnungssuche oder manchmal bei Behörden – das alles zeigt viel Hetze bzw. die praktischen Folgen des verhetzten Denkens und Fühlens. SIE nehmen davon vielleicht nicht viel wahr. Aber ich. Das unterscheidet uns.

      In meiner Verteidigung greife ich diejenigen an, die gegen Minderheiten und sozial Schwache hetzen. Ich nenne sie Menschenfeinde, Xenophobe, Islamfeinde, Islamophobe, Hetzer, etc., je nach dem. Es ist eine Reaktion auf Ausgrenzungsversuche. Ich stelle außerdem den Zusammenhang mit dem (nicht-nationalsozialistischen, nicht-biologischen) Antisemitismus her, wie er vor 1933 alltäglich war.

      Diejenigen Einwanderer, die zur Oberschicht oder oberen Mittelschicht gehören, brauchen in der Regel keine besondere Unterstützung, außer gelegentlich, wenn sie vom Aussehen oder der Religion her den Xenophoben im Lande aufstoßen. Unterstützung brauchen besonders diejenigen, die es schwer haben, Anschluss an die moderne Welt zu finden, der sie hier begegnen.

      Wenn ich Sie recht verstehe, können Sie besonders diesen Teil der Migranten nicht leiden. Jedenfalls haben Sie in früheren posts einige böse Bemerkungen über sie losgelassen, die auf Ausgrenzung zielen. Da Sie nach Ihrer obigen Definition eher diese Einwanderer unter dem Begriff Migranten subsumieren, passt der Ausdruck Migrantenfeind wie maßgeSCHNEIDERt.

      Letzter Punkt: Wer sich im Internet anonym äußert, darf keinen Glauben erwarten, wenn er oder sie etwas über sich selbst behauptet. Es ist nicht nachprüfbar. Also kann – ich halte das für legitim – im Diskussionsforum jemand durchaus Posen annehmen, sich eine andere Identität ausdenken, schauspielen, so tun als ob er aus Tschechien kommt, undsoweiter. Es ist legitim, genauso, wie es legitim und klug von mir ist, hier einfach NICHTS zu glauben. Es kann ja sein, dass Sie aus Tschechien stammen, Herr Schneider. Es kann genauso gut sein, dass es nicht so ist. Ich bezichtige Sie damit nicht der Lüge, sondern des – möglichen – Spiels. Und erkläre, Sie dürfen das – es ist kein Grund, sich zu verteidigen oder zu schämen, wenn Sie jemand anderes sind als das, was Sie hier vorgeben.

      Der Unterschied zu mir ist: Ich verberge mich nicht. Sie selbst haben die nahe liegenden Möglichkeiten genutzt, einige Daten von mir herauszufinden. Ich stehe hier mit meinem vollen Namen und dem öffentlich zugänglichen Teil meiner Identität. Telefonnummer und Adresse sind im Münchner Telefonbuch zu finden. Wer Angaben, die ich über mich mache, nicht glaubt, kann nachforschen und mich dann der Täuschung bezichtigen. Ich MUSS hier ehrlich sein.

  5. Maenam sagt:

    Hey Brux, du bist ein liebenswerter Mensch, genauso wie ich. Dich kann nichts erschüttern, man kann dich nicht mal beleidigen. Ich habe es versucht (im engem Rahmen der Regeln vom MIGAZIN) Wir würden gut zusammen passen, wir beide, ehrlich.
    Ich hasse nur eins:Wenn Jemand meine Ehrlichkeit anzweifelt. Hast Du nicht gemacht, aber Arabeska. Und Morgen wird Sie der Teufel holen.

    Maenam

    • Leo Brux sagt:

      Maenam,
      weder mich (weil ich nicht an einen Teufel glaube) noch Arabeska (weil sie als gute Muslima in den Himmel kommt) wird der metaphysische Teufel holen.

      Beleidigen könnten mich grundsätzlich nur Menschen, die ich entweder persönlich kenne und schätze, oder von denen ich persönlich abhängig bin. In der virtuellen Welt und bei anonymen posts gibt es weder Beleidigung noch Lüge. Es ist alles im Unbestimmten. Ich sehe hier niemand in die Augen, leider. Die Personen verstecken sich hinter ihrer Anonymität. Man kann also persönliche Angaben nicht nachprüfen, und die Person steht nicht REAL für die Richtigkeit ihrer Angaben ein.

      Insofern gibt’s auch keine Lüge. Falsche Angaben und Erfindungen sind erlaubt.

      Warum sollte man irgend jemand irgend etwas glauben – unter diesen Bedingungen der Nichtüberprüfbarkeit und der irrealen weil anonymen und unkörperlichen Präsenz?

      Das ist EIN Grund, warum ich im Internet NUR mit meiner wirklichen und nachprüfbaren Identität auftreten will. Wer will, soll es auch wissen, wer ich bin, was ich beruflich mache und wo man mir das Fenster einschmeißen kann, wenn man sich mal zu sehr über mich ärgert und zufällig in München vorbeikommt. Ich will die volle Verantwortlichkeit für jedes Wort übernehmen, das ich schreibe, und das geht nur, wenn ich mich auch als Person REAL präsentiere.

      Die meisten der Bösartigkeiten, die man sich in Internetforen an den Kopf wirft, verdanken sich der allzu bequemen Anonymität. Auch der eklatante Mangel an sachlichem Eingehen aufeinander, an logischer Argumentation. Weil man anonym bleibt, glaubt man, dass man es sich einfach machen kann. Das Wasser fließt bergab, und das Niveau unter solchen Bedingungen auch.

  6. Karl Willemsen sagt:

    In meiner Verteidigung greife ich diejenigen an, die gegen Minderheiten und sozial Schwache hetzen. Ich nenne sie Menschenfeinde, Xenophobe, Islamfeinde, Islamophobe, Hetzer, etc., je nach dem.

    Und das sind bekanntlich alle, die das Kopftuch NICHT uneingeschränkt sexy finden und als die höchste Stufe weiblicher Emanzipation erachten, und überhaupt alle, die im Islam NICHT die wunderbarste, schönste und modernste Religion aller Zeiten erkennen wollen, etc… (je nach dem)

    Schlicht alle, die sich den Dogmen & der linksgutgrünbessermenschlichen Schulmeisterei des Hr. Brux zu entziehen wagen! :-)

    • Leo Brux sagt:

      Karl Willemsen,

      wer hat denn was dagegen, wenn Sie das Kopftuch nicht sexy finden? Oder als höchste Stufe weiblicher Emanzipation? Oder den Islam als die beste aller Religionen?

      Ich trinke keinen Schnaps. Greife ich deshalb alle Schnapstrinker an?
      Ich bin kein Konservativer und habe noch nie CSU gewählt. Will ich deshalb die CSU ausgrenzen? Als Partei verbieten? CSU-Mitglieder aus dem Staatsdienst ausschließen? Halte ich CSUler deshalb für Bayerns Untergang?

      Worum es in dieser Debatte immer wieder und wirklich bis zum Überdruss geht, ist nicht die Kritik am Islam oder am Verhalten von Muslimen, sondern der Versuch der Ausgrenzung. Die Steigerung der Kritik zur Hetze. Die Paranoia oder Hysterie in der Behauptung, gläubige Muslime seien generell gefährlich bzw. sie würden nicht zu Deutschland gehören.

      Dass es DARUM geht — haben Sie das wirklich noch nicht gemerkt, Karl Willemsen?

      Grüße von Ihrem linksgutgrünbessermenschlichen Schulmeister
      Leo Brux

      PS:
      Wie gern würde ich ein ruhiges, sachliches, kompetentes Gespräch über die Schwächen führen, die ich bei meinen Gesprächen und Beobachtungen mit Muslimen feststelle, etwa über die Gefahr der Selbstausschließung, über die Notwendigkeit der historisch-kritischen Interpretation der Schriften, über die Möglichkeiten und Grenzen der Gemeindebildung in der Diaspora, und so weiter. Aber man kann das in dem Hetzklima, das heute herrscht, nicht machen. So, wie man in den Zeiten des stürmenden Antisemitismus Juden und die jüdische Religion nicht kritisieren konnte, ohne einerseits Öl ins Feuer der Hetze zu gießen, andererseits auf die verständliche Totalabwehr vieler der Adressaten solcher Kritik zu stoßen.

  7. basil sagt:

    @ Leo Brux
    Aber, aber Hr. Brux!
    Warum denn gleich die Nerven verlieren, nur weil mal jemand anderes die selben Vokabeln wie Sie benutzt?
    So schlimm wie Sie sich’s vorstellen, bin ich garnicht.
    Aber wo Sie Geert Wilders erwähnen…aus welchem Grund nochmal muß dieser ein Leben mit permanentem Polizeischutz führen? Wg eingeworfener Fensterscheiben eher nicht.
    Also damit ich Sie recht verstehe:
    Der Staat muß Gesetze machen um die Menschenrechte zu garantieren und gleichzeitig muß er dafür sorgen daß die Schulkinder im Religionsunterricht Regeln lernen, die im Widerspruch zu den allgemeinen Menschenrechten stehen!? Scheren im Kopf sind in diesem Land ja nichts Neues.
    Bei Ihnen geht das weil der Islam Narrenfreiheit genießt: Was auch immer der Imam fordert, am Ende besinnen sich die Moslems ja sowieso auf unsere Bürgerrechte, tolerant wie Sie nun mal sind.

    • Leo Brux sagt:

      basil,
      Sie weichen immer wieder meinem Vergleich mit der katholischen Kirche aus.
      Was lehrt die katholische Kirche im Religionsunterricht?
      Haben Sie mal den Katechismus gelesen?
      Da könnten Sie auch sagen, da steht dies oder das im Widerspruch zu den allgemeinen Menschenrechten, etwa, wenn verteidigt wird, dass nur Männer Priester werden dürfen.
      Kennen Sie das bisher einzige islamische Religionsbuch Saphir 5/6? Lesen Sie es mal durch und erzählen Sie mir dann, welche Zeile oder welcher Satz hier gegen die Menschenrechte steht!

      Sie phantasieren da ständig etwas von menschenrechtswidrigen Lehren und Regeln, denen unsere Muslime in Deutschland folgen, aber Sie können sie mir nicht nennen. Jedenfalls nichts, was sich nicht auch gegen die katholische Kirche verwenden ließe. Oder gegen Katholiken aus Kroatien, zum Beispiel.

      Und haben wir nicht schon geklärt, dass die Menschenrechte für die Gesetzgebung und das staatliche Handeln gelten, aber im privaten Bereich nur so weit, wie die staatlichen Gesetze reichen?

      Wie wär’s, Sie nehmen das mal zur Kenntnis? Oder muss ich es noch 10mal vorbringen?

  8. Leon sagt:

    Lieber Leo Brux – Sie sind ein Himmelsgeschenk für Hardcore- Islamkritiker.
    Denn die einseitige Islamverteidigung bewirkt nur Polarisierung; gemäßigte islamkritiker treiben sie nur in die Radikalisierung.
    Ihre Mündel müssen selbst überzeugen; apologetische Verteidiger schüren nur noch mehr Misstrauen.

    • Leo Brux sagt:

      Dann seien Sie doch dankbar,
      Leon.
      Ich hab aber eher den Eindruck, dass die sich mit mir etwas hart tun.

      Aber Sie wären doch auf keinen Fall zu überzeugen, oder?
      Egal, wer den Islam verteidigt, oder wie er verteidigt wird — es wäre für Sie immer unglaubwürdig.
      Wie um Gottes Willen soll man noch mehr Misstrauen schüren können, als Sie es schon haben? Mehr als 100 Prozent Misstrauen sind nun mal nicht möglich.

      Hätten Sie übrigens etwas dagegen, wenn ein Muslim Ihnen und der Argumentation Ihrer Freunde beispringen würde? Nein. Also, warum sollte das umgekehrte nicht auch wohl tun?

  9. arabeska sagt:

    @Maenam

    „Und Morgen wird Sie der Teufel holen“

    Sollte er kommen, nehme ich meinen Besen und fliege davon. Hexen sind schließlich flexibel!

    Was ich mich frage: Warum glauben Sie eigentlich dass ich Muslima bin, nur weil ich hier über meine persönlichen Erfahrungen mit Muslimen schreibe, sowohl im Ausland als auch derjenigen, mit denen ich Tür-an Tür lebe.
    Ich gehöre KEINER Religionsgemeinschaft an, sondern glaube eher an eine Religion, wie sie Albert Einstein in seinem letzten Aufsatz „Science und Religion“ beschrieben hat, eine Art gefühlter Überzeugung der Anwesenheit eine geistigen Intelligenz.
    Aber warum sollte ich deshalb keine Menschen respektieren, die an Gott glauben und darin Halt finden? Fundamenalismus und Fanatismus lehne ich ab.
    Wer weiß, vielleicht steht Er Gott, eines Tages an meiner Tür und klopft, wartend, bis ich ihm öffne.

  10. Leon sagt:

    @ Leo Brux

    Den Islam gibt es nicht, aber auch nicht, was Sie in Ihrer manichäischen Weltsicht verkennen, den oder die Islamkritiker.
    Ich würde mich nicht als Islamkritiker bezeichnen, eher als Islamskeptiker; so würde ich nie auf PI schreiben (was mir schon mein politisches Mandat verbietet); ich erkenne auch das Recht an Moscheen und Minarette zu errichten ( im Rahmen der örtlichen Bauordnungen und einer Anpassung an die landschaftlichen und städtebaulichen Gegebenheiten; die Moschee von Penzberg ist ein positives Beispiel).

    Aber ich sehe auch die Problematik des real existierenden Islam.
    Zwar hat es seit dem 19. Jhdt. Modernisierungsversuche gegeben, jedoch keine wirkungsmächtige Reformbewegung (eine vollständige Bearbeitung des Koran nach der historisch-kritischen Methode existiert immer noch nicht).

    Die KRM-Verbände vertreten die traditionelle Lehre, teilweise nach innen antiwestliche und andere sehr problematische Positionen und sind an einer Reform nicht interessiert.
    Und es gibt zwar progressive und liberale Muslime; deren Wirkungsmächtigkeit ist jedoch weit geringer als die von Salafisten.

    Ein großer Teil der Bevölkerung hat einfach genug von schonfärberischen Islamdarstellungen. Die erzeugen nur noch mehr (berechtigtes)Misstrauen.

    • Leo Brux sagt:

      Leon,
      das klingt in Teilen schon etwas offener … erfreulich, dass Sie Penzberg positiv sehen. Die historisch-kritische Sicht der alten Heiligen Schriften ist etwas, woran man im Europa der Aufklärung nicht vorbei kommt – so erschreckend und fremd das vielen hier lebenden Muslimen auch erscheinen mag.

      Aber sie haben auch das Recht, diese Aufklärung zu verweigern. Wir leben in einem freien Land, und ich verteidige auch die Freiheit derer, die ihre Religion nicht in aufgeklärter Weise verstehen wollen. Evangelikale, traditionale Katholiken, orthodoxe Juden, Zeugen Jehovas — diese vier stehen mir ziemlich fern in ihrer Rückwärtsgewandtheit und Aufklärungsfreindschaft, aber sie haben doch ein Recht darauf, in Ruhe gelassen zu werden.

      Beim Islam bin ich in dieser Hinsicht noch etwas großzügiger – man muss ihm noch etwas Zeit lassen, sich an die neuen Herausforderungen zu gewöhnen. Von den ersten zwei Generationen der Einwanderer verlange ich in dieser Hinsicht nicht so viel wie von denen, die hier schon immer leben. Bei den Muslimen sehe ich die Bewegung nach vorn, in Richtung Aufklärung, auch wenn es erst noch kleine Schritte sind; bei den rückwärts gewandten Teilen der Christen und Juden sehe ich nur den Weg rückwärts.

      Dass die Salafisten in Deutschland eine stärkere Wirkung entfalten als die aufgeklärten Muslime, bestreite ich. Die Salafisten stecken in einer Nische fest und haben eigentlich überhaupt keine Bedeutung außer der, dass wir zurecht fürchten müssen, einige radikalisieren sich weiter und werden kriminell. Die aufgeklärten Muslime hingegen repräsentieren einen größeren und wachsenden Anteil der Muslime in Deutschland und nehmen Teil an der öffentlichen Debatte – sie sind integriert.

      Schönfärberische Islamdarstellungen – ja mei, jemand, der islamfeindlich ist, findet positive Darstellungen des Islam als schönfärberisch. Das gibt es bei allen Religionen, bei allen Parteien. Ist die positive Selbstdarstellung verboten?

      Wer sich selber negativ darstellt, wird auch nicht unbedingt das Misstrauen der anderen vermeiden.