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Wochenrückblick

KW 10/11 – Allerlei Widersprüchliches zum Thema Islam und Integration

Die Themen der Woche sind: Ilja Trojanow unterstützt Patrick Bahners; Was will Necla Kelek eigentlich?; Der Rechtspopulist ist ein Modernisierungsverlierer; Seehofer macht der deutschen Wirtschaft keine Freude; Deutschpflicht und Herdprämie - ein Widerspruch; Der Islam gehört übrigens bald zur CSU

Von Leo Brux Montag, 14.03.2011, 8:22 Uhr|zuletzt aktualisiert: Sonntag, 13.03.2011, 23:38 Uhr Lesedauer: 5 Minuten  |  

Welches Deutschland ziehen Sie vor?
In der Frankfurter Allgemeinen springt Ilja Trojanow Patrick Bahners bei. Er mahnt an, dass es in Wirklichkeit um praktische Maßnahmen der Integration gehe, und nimmt dann die „Panikmacher“ aufs Korn:

An ruhigeren Tagen behaupten die Demagogen, ihr Angriff richte sich nur gegen jene Migranten, die sich der Integration verweigerten. Sie erhalten Rückenwind von Politikern, die behaupten, Multikulti sei tot. Von solchen markanten Sprüchen fühlen sich allerdings vor allem die bestens assimilierten Migranten, ihre Kinder und Kindeskinder angegriffen (wie die gerade erschienene Anthologie „Manifest der Vielen“ wortgewandt und vielstimmig dokumentiert). In den letzten Monaten habe ich eine Reihe von Zuschriften erhalten, in formvollendetem Deutsch, die dem düsteren Zweifel Ausdruck verliehen, ob dies überhaupt noch „unser Land“ sei.

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Zwei Vorstellungen von Deutschland konkurrieren miteinander:

Welche Darstellung von Islam und Migration wird sich auf dem Markt durchsetzen? In diesem Sinne sind die Panikmacher zwar höchst erfolgreiche, aber eher armselige Künstler – die Romane von Emine Sevgi Özdamar oder die Filme von Fatih Akin vermitteln ein erheblich profunderes Bild der hiesigen Realitäten als die Pamphlete einer Necla Kelek. …

Die Demagogie der Panikmacher richtet sich nicht nur gegen den Islam, sondern gegen die Vielfalt im Land; sie schreit ein engstirniges, provinzielles, kleingeistiges Deutschland herbei. Wahrlich, das Gegenteil von Vielfalt ist Einfalt.

Was will Necla Kelek eigentlich?
Alan Posener, dem Necla Kelek erklärtermaßen  sympathisch ist, wundert sich in einem Kommentar auf dem Blog starke-meinungen.de. Einerseits schreibe sie in ihrem Buch „Die fremde Braut“:

 „Die Integration der Mehrheit der in Deutschland lebenden Türken ist gescheitert. Eine der Ursachen hierfür ist zweifellos die nach wie vor vorhandene strukturelle Benachteiligung von ‚Ausländern’ und eine durchaus verbreitete … fremdenfeindliche Haltung. Aber das ist nicht das Hauptproblem. Verantwortlich für das Scheitern ist eine verfehlte Integrationspolitik, die von der Lebenslüge getragen wurde, Deutschland sei kein Einwanderungsland.“

Andererseits mache sie die Migranten aus der Türkei voll und ganz selbst veranwortlich und beklage ihre Flucht in die Religion und Tradition.

Kelek sieht also eigentlich beide Seiten in der Verantwortung, stellt Posener fest, und folgert daraus:

Im Gegensatz zu ihren falschen Freunden und ihren voreiligen Kritikern glaube ich, dass Necla Kelek trotz ihrer zuweilen starken Worte sich noch nicht entschieden hat, wo sie steht.

Der Rechtspopulist ist ein Modernisierungsverlierer
Eberhard Lauth sieht das im Standard aus der österreichischen Perspektive:

Er ist ein Modernisierungsverlierer. Er hat Angst vor Zuwanderern und fürchtet sie am meisten, wenn sie sich deutlich zu erkennen geben – also wenn sie Kopftuch oder langen Bart tragen. Er will nicht mehr mit der Vergangenheit belästigt werden. Er hält die Europäische Union für eine Zumutung, die ihn bloß Geld kostet. Und er ist der Meinung, dass die da oben es sich so bequem eingerichtet haben, dass die da unten (also er) die Einzigen bleiben, die Schicksalsschläge à la Wirtschaftskrise auszulöffeln haben.

Aus dieser Gefühlslage schöpft zumindest der Rechtspopulismus österreichischer Prägung mit seinem zentralen Darsteller Karl-Heinz Strache von der FPÖ. Strache wettert in Wahlkampf-Zeiten gegen den Islam, gegen die EU und die größeren Parteien, die ihm als willkommene Stellvertreter für „die da oben“ erscheinen. Er redet der Angst nach dem Mund, er benennt den willkommenen Feind, als der sich in den vergangenen Jahren vor allem der Islam an sich ergeben hat.

Daran, so Lauth, werden auch die Umstürze in den arabischen Ländern nichts ändern. Denn der Rechtspopulist schaut nicht über den Tellerrand.

Seehofer macht der deutschen Wirtschaft keine Freude
Das macht die Financial Times Deutschland klar.

Der CSU-Chef ist sich nicht zu schade, die tiefen Wunden in der Parteiseele mit einer ordentlichen Portion Ressentiment zu kurieren.

Niemand weiß nach seiner Rede, wie es genau aussehen soll, wenn die CSU die deutsche Sprache und die Integration von Menschen mit ausländischen Wurzeln in der bayerischen Verfassung festschreiben will. Soll rechtlich verfolgt werden, wer seine Kinder zuerst in der eigenen Muttersprache in den Schlaf singt, bevor er zum deutschen Wiegenliedgut greift?

Aber das Wie spielt ja eigentlich keine Rolle. Auch nicht, dass Seehofer leicht abgewandelt das aufsagte, was die CSU seit jeher fordert. Wichtig ist, was bei den begeisterten Zuhörern ankommt, wenn Seehofer ein Referendum über sein Vorhaben ankündigt: Damit wird dem Wähler suggeriert, dass man bald irgendwo seine Unterschrift gegen Einwanderer abgeben kann.

Deutschpflicht und Herdprämie – ein Widerspruch:
Darauf macht in einem Interview mit der Welt Sigmar Gabriel aufmerksam:

Es ist ja kabarettreif, wenn Seehofer nun fordert, die deutsche Sprache – er meint Hochdeutsch, vermute ich – in der bayerischen Verfassung zu verankern. Wie bitte passt das zusammen mit der Herdprämie von 150 Euro pro Monat? Die sollen die Eltern bekommen, die ihre Kinder nicht in die Kita schicken. Das hat er ja in die Koalitionsvereinbarung gedrückt. Welch ein Unsinn! Das wird dazu führen, dass gerade die Kinder nicht in die Kita kommen, die auf frühkindliche Bildung oder Sprachförderung besonders angewiesen sind.

Der Islam gehört übrigens bald zur CSU – in Landshut
Nicht ohne Vergnügen berichtet die Süddeutsche davon, dass in Landshut der Vorsitzende eines örtlichen Moscheevereins der CSU beitreten will und einen Aufnahmeantrag gestellt hat.

Hans Rampf, CSU-Bürgermeister von Landshut, freut sich darüber:

Die Gesellschaft ändere sich, sagt der Bürgermeister, und eine Volkspartei wie die CSU müsse da mitgehen. Wenn da „ein türkischer Landsmann“ Gefallen an der CSU finde, dann freue ihn das. „Wir müssen auch diesen Leuten eine Chance geben.“ Ein Stadtrat Karaüzüm wäre eine „Bereicherung“. … „der Mann kann uns sehr viel bringen, gerade für die Integration“, sagt Rampf. Wochenschau

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  1. basil sagt:

    @Leo Brux
    Daß Ihnen die Deutschen auf den Keks gehen kann ich gut nachvollziehen. Allerdings scheint Ihnen diese Abneigung den Blick auf die Zustände in Ihrer Klientel zu vernebeln.
    Sie können leider nicht wegrelativieren daß muslimische Frauen anderen moralischen Standards genügen müssen als die Männer, auch heute und hier.
    Laut Grundgesetz sind Männer und Frauen gleichgestellt.
    Das ist das Problem.

    • Leo Brux sagt:

      basil,

      in einer Gesellschaft mit kultureller Vielfalt (Interkultur) gibt es zahllose verschiedene Gruppen, in denen Personen unterschiedlichen moralischen Standards genügen müssen. Die sind von Familie zu Familie verschieden.

      Auch in muslimischen Familien sind Männer und Frauen gleichgestellt oder nicht gleichgestellt, ganz wie in nichtmuslimischen Familien – es hängt einfach von den Personen ab. Ich schätze, dass es in muslimischen Familien ziemlich häufig vorkommt, dass die Frau das Sagen hat und der Mann darunter leidet und es vor der Außenwelt zu verbergen sucht, weil es für ihn beschämend wäre, wenn andere es mitbekommen würden.

      Für Muslime in Deutschland gelten die deutschen Gesetze – nicht mehr, nicht weniger. Im Rahmen der deutschen Gesetze gilt die Gleichstellung. Was privat passiert, das regeln die Gesetze nicht, bis zu einem bestimmten Punkt jedenfalls, an dem ein privates Verhalten kriminell wird.

      Schauen Sie sich die selbstbewussten jungen türkischen Frauen an! Glauben Sie im Ernst, dass sich die so einfach patriarchalisch unterdrücken lassen? Die partnerschaftliche Ehe ist längst ihr Ideal geworden, genauso wie die Liebesheirat und die eher kleine Zahl von Kindern.

      Als Patriot gehen mir Die Deutschen nicht nur nicht auf den Keks, ich fühle mich als Deutscher pudelwohl und bekomme recht schnell Heimweh, wenn ich länger im Ausland weile. Ich finde, relativ zu anderen Ländern haben wir es uns recht gut eingerichtet, auch sind mir meine deutschen Mitbürger angenehm vertraut.

      Interessant, dass Sie annehmen, meine Sympathie für Migranten (die ja auch schon überwiegend Deutsche sind, oder?) müsse einer Antipathie für Deutsche parallel gehen. Da schließen Sie von sich auf mich. Wir ticken da aber nicht gleich, basil. Meine Liebe zu meinem Land umfasst die Mitbürger mit Migrationsgeschichte. Die gehören für mich dazu. So hab ich eher den Eindruck, SIE, basil hassen ihr eigenes Land – weil es Ihrer Meinung nach zuviel Fremde aufgenommen hat.


      PS: Das Grundgesetz bindet Gesetzgebung und öffentliches Handeln – es enthält kein Gesinnungsgebot und schafft und sichert erhebliche Spielräume privaten Handelns. Sie, basil, brauchen sich zum Beispiel um die Würde des Menschen, wie gefordert im Artikel 1, nicht zu kümmern.

  2. Leo Brux sagt:

    Belladetta,
    wir machen also sehr sehr unterschiedliche Erfahrungen.
    Nun, ich positive, Sie negative.
    Ob das wohl daran liegen könnte, dass Sie einen bösen Blick auf die Frauen richten, über die wir sprechen, und ich einen freundlichen?
    Ich mag Menschen lieber, die dazu neigen, ein freundliches Auge auf ihre Mitmenschen zu richten – und, wie schon meine Mutter, misstraue ich grundsätzlich denen, die andere Menschen miesmachen.
    Es gibt nun mal giftige Menschen. Die können nichts dafür, dass sie giftig sind, und sie sind auch nicht immer und für alle giftig, aber man muss sich vor ihnen ein wenig in Acht nehmen.

    Ich bin in meinem Leben gut damit gefahren, Menschen, die mir in ihrer Lebens- und Denkweise zunächst fremd sind, mit freundlicher Aufmerksamkeit zu begegnen. Das ist mir bei den „Kopftuchfrauen“ so passiert, und nach anfänglichem leisem Verdacht (der ganz auf Ihrer Argumentationslinie lag) hab ich gemerkt: Irrtum, das ist nicht so, wie es zunächst scheint. Das intensivere Gespräch, die vielen Begegnungen mit verschiedenen Frauen — das hat mich schließlich überzeugt, und heute gehören diese jungen Frauen mit Kopftuch zu meinen Lieblingsdeutschen.

    Eins werden Sie mir zugeben müssen: Sympathie ist besser als Antipathie. Konstruktiver. Es liegt mehr Wahrheit in der Sympathie, und der Schlüssel zum Verstehen.

    Ich gebe Ihnen natürlich zu, dass es immer auch einige unangenehme Ausnahmen gibt, und vielleicht in Berlin oder Duisburg mehr als in München. Ich weiß auch, dass es ein paar Stadtquartiere in Deutschland gibt, in denen sich sowas wie Parallelgesellschaft gebildet hat und Unterschichts-Verwahrlosung stattfindet. Ich lese das Blog von „frl. krise interveniert“ … Das (u. a.) lässt mich in diese andere Welt blicken, die ich aus eigener Erfahrung nicht kenne.

    Dass ich Frauen, die ich persönlich schätzen gelernt habe, mit Engagement verteidige, das werden Sie mir nachsehen müssen.

  3. Leo Brux sagt:

    Europa,
    ich hab in meinem Leben schon ca. 1000 gläubige Muslime kennen gelernt (und noch viel mehr, wenn man die eher säkularen hinzuzählt). Also, da hab ich schon eine recht breite Basis für eine Verallgemeinerung aus Erfahrung. Hinzu kommt, dass ich dauernd mit Nicht-Muslimen zusammen bin, die selber reiche Erfahrungen mit gläubigen Muslimen haben und hatten – und wir kommen zu ähnlichen Schlüssen.

    Außerdem weiß ich, wie Ressentiments funktionieren. Drum kann es mich nicht erschüttern, wenn Millionen sich verhetzen lassen und sich blind auf ein negatives Urteil über eine andere ethnische Gruppe einlassen. Das ist menschlich und kommt so oft und penetrant vor, dass man sagen muss: So sind wir Menschen nun mal: Fies gegen andere.

    Was die Maßnahmen angeht, so finde ich Ihre Äußerungen — wie soll ich sagen — etwas ominös?

    Erst werfen Sie den Muslimen ein seltsames Fehlverhalten vor – ohne da etwas konkreter zu werden, etwa, dass es für nicht erbrachte Leistungen Sanktionen geben müsse — ich weiß nicht, was Sie hier meinen.

    Dann fordern Sie, Europa, was ohnehin schon realisiert wird: die strikte Zuwanderungsbegrenzung aus Gebieten außerhalb der EU.

    Dann wollen Sie Imame einsetzen, die in Deutschland ausgebildet werden – was nicht nur ich, sondern auch die meisten gläubigen Muslime sich wünschen – aber Sie tun dabei so, als ob Nichtmuslime den Kurs dieser Imame bestimmen müssten. Was schlicht verfassungswidrig wäre!

    Besonders interessant wird es dann am Ende:
    … wenn es so weiter geht, dann hat der Islam sich spätestens in 10 Jahren hier in Europa so unbeliebt gemacht, dass es für die Muslime nur noch die Option auswandern gibt. …
    Ausserdem gibt es in der Parteienlandschaft auch schon Bewegungen, die auf ein sehr böses Ende der muslimischen Willkür schliessen lässt.

    Aha! Sie sehen ein Pogrom voraus. Das Sie selber mit vorbereiten helfen.
    Natürlich, der Mob, der ein Pogrom veranstaltet, ist überzeugt, dass das Opfer des Pogroms schuldig ist.
    Die Parallele mit dem Antisemitismus wird hier noch deutlicher – und erschreckender – als zuvor.

    Dass es nur noch die Option auszuwandern gibt … das war’s, was unsere Antisemiten für die Juden wollten. Die Nazis haben diese Auswanderung zunächst einmal politisch realisiert, nicht wahr – und im Weltkrieg dann zum Völkermord radikalisiert.

    „ein sehr böses Ende der muslimischen Willkür“ — na, da erlauben Sie uns einen TIEFEN Einblick in Ihre bösen Gedanken, Europa.

    Ich werde mir diese Passagen kopieren und künftig als Beleg für meinen Verdacht verwenden.
    Schön, dass Sie so ehrlich waren, sich auf diese Weise zu outen.

    Ich kann nur hoffen, dass es auch in Zukunft genug Deutsche geben wird, die am Grundgesetz und der freiheitlich-demokratischen Grundordnung festhalten — gegen Menschen wie Sie. Gegen den Mob. Gegen die neuen Barbaren.

  4. Leon sagt:

    Apropos Mob, neue Barbaren und Pogrome: Einen Vorgeschmack darauf konnte man schon vorgestern und gestern in meiner Heimatstadt erleben.
    Am Sonntag gab es eine kleine Schießerei „zwischen Teestube und Moschee“, wie die Lokalzeitung titelte und hernach einen Massenauflauf mit hunderten Personen.
    Gestern wurde ein Rettungswagen angegriffen – dann blockierten mehrere 100 Personen fast eine Stunde die verkehrsreiche Polmann-Kreuzung in Duisburg-Marxloh(derwesten.de/Duisburg)

    Alles nur einmalige Ausnahmen und sicher nicht repràsentativ.

  5. Leon sagt:

    @Leo Brux

    Ehrlich, watt ham wer jelacht. Die letzten Beiträge sind einfach zu köstlich.
    Schade, das der Simplicissimus sein Erscheinen eingestellt hat – die Titanic gibt es noch?
    Ein verfassungstreuer deutscher Patriot, der für die von Ankara kontrollierte Ditib/Ditim spricht und ungebeten höhere Minarette fordert – das ist wirklich brutalstmöglichstes Gutmenschentum.

    • Leo Brux sagt:

      Freut mich,
      Leon,
      wenn es Ihnen Vergnügen gemacht hat, meine posts zu lesen.
      Offensichtlich habe ich Sie auch überzeugt.
      Denn irgendwelche Einwände kann ich Ihren Bemerkungen nicht entnehmen.

      Und Gutmensch – ja, das hab ich schon öfters gesagt, Gutmensch bin ich aus Überzeugung, und ich freue mich, dass Sie es anerkennen.
      Sind Sie nicht auch einer? Nein? Wollen Sie wirklich Schlechtmensch, Bösmensch oder Unmensch sein?
      Das wär eine interessante Option. Würde manch Ihrer Beiträge verständlich machen.

  6. Bleier sagt:

    @ Leo Brux

    Ich hab mich durch ihren Verein mal durchgeklickt, u.a. auch durch die Stellenangebote. Fast überall steht „Migrationshintergrund ist von Vorteil“. Sie stellen nicht gerne Deutsche ein, oder?

    • Leo Brux sagt:

      Interessant,
      Bleier,
      dass für Sie Menschen mit Migrationshintergrund keine Deutschen sind.
      Meinen Sie das ernst?
      Um Ihre Verfassungstreue scheint es nicht gut bestellt zu sein.

      In der Arbeit der InitiativGruppe ist es in der Tat ein Vorteil, wenn man Deutscher mit Migrationshintergrund ist. Das liegt in der Natur unserer Arbeit. Wir haben trotzdem ein Übergewicht von Personen, die keinen Migrationshintergrund haben, und versuchen dies allmählich zu korrigieren.

  7. Maenam sagt:

    GG.Artikel 4

    (1) Die Freiheit des Glaubens, des Gewissens und die Freiheit des religiösen und weltanschaulichen Bekenntnisses sind unverletzlich.

    (2) Die ungestörte Religionsausübung wird gewährleistet.

    Das wird doch in Deutschland auch so gehandhabt.
    .
    Dadurch lassen sich aber noch lange keine Rechte wie
    Minarette, schweinefleischloses Essen in Kantinen Kindergärten oder Schulen, Vollverschleierung in öffentlichen Gebäuden, Gebetsräume wo auch immer, uvm. ableiten.
    Welcher Mensch braucht schon ein Gebäude um seine Religion oder Weltanschauung und seinen Glauben ausüben (leben) zu können. Das kann man an jedem Ort auf Erden. Ich brauche dazu nicht mal nen Teppich. Braucht man eine Moschee um ein guter Mensch zu sein? Braucht man Imame oder den Papst um zu wissen was gut oder schlecht ist. Im Gegenteil.
    Und Recht auf diese Forderung von Muslimen nach halalischen Speisen in besagten Einrichtungen ist auch nicht aus dem GG abzuleiten.
    Wenn es mal ausschließlich Gerichte mit Schwein angeboten werden, liebe Muslime, dann einfach nur das Gemüse essen, ist sowieso viel gesünder. Es gibt auch Religionen die den Verzehr von Rindfleisch ablehnen. Zeugen Jehovas essen keine Blutwurst, die haben aber noch nie blutwurstfreie Zonen irgendwo gefordert.
    Und was bleibt an Räumen z.B. in Schulen übrig wenn jede mögliche anwesende Religion ihren eigenen Gebetsraum einklagt. Dann können wohl sämtliche Klassen gemeinsam im Heizungskeller den Unterricht abhalten.

    Artikel 3

    (3) Niemand darf wegen seines Geschlechtes, seiner Abstammung, seiner Rasse, seiner Sprache, seiner Heimat und Herkunft, seines Glaubens, seiner religiösen oder politischen Anschauungen benachteiligt oder bevorzugt werden. Niemand darf wegen seiner Behinderung benachteiligt werden.

    Ist auch völlig richtig so.

    Ein Personalschef z.B. einer Bank soll sich zwischen drei Bewerbern für einen Ausbildungsplatz entscheiden. Alle drei haben dieselbe Qualifikation.
    Eine hat Ihre Haare grün gefärbt,ist gepierced, nen Haufen Ringe durch Nase Zunge Lippen Ohren und Backen wie ne Splitterbombe, sehr lieb und freundlich dazu.
    Eine trägt ein Niqab, sehr lieb und freundlich dazu.
    Eine sieht normal aus, sehr lieb und freundlich dazu.

    Er wird sich für Letztere entscheiden, weil wenn er die ersten beiden an die Kasse stellt, die meisten Kunden wohl die Bank wechseln würden.
    Wurden die beiden Erstgenannten benachteiligt? Oder die Dritte bevorzugt. Würden sie Klage einreichen?
    Hätte er die Zweite genommen hätten die beiden anderen anderen auch klagen können, wegen Benachteiligung, oder gegen Bevorzugung der mit dem Niqab.
    Laut GG darf weder jeman bevorzugt noch benachteiligt werden. Schwammig formuliert das GG, ne.

    Eine Ausländerquote (Deutsche mit Mirationshintergrung) im „Öffentlichen Dienst“ ist verfassungswidrig, weil es Deutsche ohne Migrationshintergrund benachteiligt. Zumal bei einer Quotenregelung Qualifikation keine Rolle spielt, hauptsache die Quote stimmt.
    Genauso wie eine Frauenquote in den Parteien Unsinn ist. Keine Frau hier wird gehindert in eine Partei einzutreten. Sollen sich zu Wahl aufstellen und sich wählen lassen, fertig.

    Also mal locker bleiben liebe Muslime und deren Gutmenschen, einfach nichts fordern und in Frieden leben.

    Maenam

    • Leo Brux sagt:

      Maenam,
      haben Sie sich mal die Rechtsprechung des Bundesverfassungsgerichts bzw. der unteren Ebenen angesehen, wenn es um Moscheen, Minarette und andere Angelegenheiten der Religion der Muslime geht?
      Es ist Gleichberechtigung angesagt. Muslime haben die gleichen Rechte wie die Katholiken oder Protestanten oder Juden, repräsentative Gebetsstätten zu errichten, an eben denselben Orten, an denen auch eine katholische Kirche gebaut werden dürfte.
      Es geht um die Gleichberechtigung. Die scheinen Sie abzulehnen. Aber nicht die Verfassungsgerichte.

      Wie das in den einzelnen Fällen praktisch zu realisieren ist, in welchem Maße, in welchen Formen, mit welchen Kompromissen, darüber können wir uns auch sachlich, vernünftig, besonnen auseinandersetzen. Fast alle Moscheen in Deutschland verzichten auf den Gebetsruf nach außen, zum Beispiel. Über die Burka oder die Niqab brauchen wir nicht zu reden – die werden von fast allen Muslimen in Deutschland sowieso abgelehnt.

      Wäre ich gläubiger Jude oder gläubiger Muslim, würde ich persönlich mein staatsbürgerliches Recht einfordern, dass meine Kinder in der Schule, wenn es dort Schulessen gibt, zuverlässig schweinefleischfrei essen können. Das ist nicht zuviel verlangt. Wenn es Vegetarier gibt, ist das ja auch Grund genug, vegetarisches Essen anzubieten.

      Es wäre wichtig, wenn zum Beispiel bei der Polizei mehr Leute arbeiten würden, die türkische Wurzeln haben. So, wie es auch gut ist, dass bei der Polizei viele Frauen arbeiten. Das ist schlicht gut für die Arbeit dieser Institution, also sollte sie sich darum bemühen.

  8. basil sagt:

    @Leo
    Kann ja sein daß Ihre Ansichten einen Teil der Realität abbilden. Wie Sie es allerdings schaffen den anderen Teil der Realität komplett auszublenden, das haben Sie uns noch nicht erklärt.

    • Leo Brux sagt:

      Danke,
      basil,
      für das Zugeständnis.

      Der andere Teil der Realität, den Sie da ansprechen, findet überwiegend nur in den Medien statt – und in den überhitzten Gehirnen von Menschen, die gerne ein Ressentiment hegen.
      Ich bin Münchner, ich kenne meine Stadt ziemlich gut — und kann nicht recht sehen, wieso ich die paar Integrationsprobleme, die es gibt, so aufblasen soll, wie es die Integrationsfeinde, Türkenfeinde, Islamfeinde tun.

      Diese Probleme haben dann, wenn sie schwierig werden, eigentlich kaum mit dem Islam zu tun, sondern mit der Unterschichts-Situation. Unterschicht ist immer in der Gefahr zu verwahrlosen, egal, welcher Ethnie die Menschen angehören, und dann gibt’s da unliebsame Erscheinungen, unliebsame Erlebnisse. Da ist die Sozialpolitik und Wirtschaftspolitik gefragt. Eine Ethnisierung des Problems schadet bei der Problemlösung nur.

      Damit haben Sie meine Antwort: Die andere Seite der Realität sehe ich schon, aber sie ist für mich eine Unterschichtsfrage und keine religiöse. Die religiöse Seite der Probleme selber ist völlig harmlos.

  9. basil sagt:

    @Leo
    „Für Muslime in Deutschland gelten die deutschen Gesetze – nicht mehr, nicht weniger. Im Rahmen der deutschen Gesetze gilt die Gleichstellung. Was privat passiert, das regeln die Gesetze nicht, bis zu einem bestimmten Punkt jedenfalls, an dem ein privates Verhalten kriminell wird. “
    Darum geht es. Ich erinnere in diesem Zusammenhang zum wiederholten mal an die muslimischen Heiratsregeln. Diese widersprechen dem Artikel 3 des GG.

    „Schauen Sie sich die selbstbewussten jungen türkischen Frauen an! Glauben Sie im Ernst, dass sich die so einfach patriarchalisch unterdrücken lassen? “
    Ich glaube in der Tat daß die meisten von denen sehr genau wissen wo die rote Linie ist, ab der es für muslimische Frauen gefährlich wird.

    • Leo Brux sagt:

      basil
      wenn Muslime in Deutschland heiraten, gelten die deutschen Heiratsregeln.
      Privat kann jeder diese Regeln für sich und seine Gruppe ergänzen. Ein Mann kann sich zum Beispiel eine Konkubine halten – das widerspricht nicht dem Grundgesetz, weil dieses in solche Privatsachen nicht eingreift. Ein Mann kann auch seine Frau persönlich missachten, eine Frau kann fremdgehen, sie kann sich dem Mann verweigern, beide Seiten können die Ehe in Frage stellen, aber sie können sie auch für unauflöslich halten, anders als das Grundgesetz es sagt, das die Ehescheidung durchaus nicht verbietet.

      Auch Sie, basil, können und dürfen krass gegen den ersten Artikel des Grundgesetzes schreiben und sprechen: Die Würde des Menschen ist unantastbar. Das ist eine Freiheit, die Ihnen persönlich das Grundgesetz lässt. Denn es bindet staatliches, öffentliches Handeln, nicht von vorne herein privates.

      Sie brauchen also nicht bei jeder privaten Handlung im Grundgesetz und in verfassungsrechtlichen Kommentaren nachlesen, ob ihre Handlung auch grundgesetzkonform ist.

      Wieso verlangen Sie aber genau das von den Muslimen?

  10. Europa sagt:

    @Leo Brux

    „Wäre ich gläubiger Jude oder gläubiger Muslim, würde ich persönlich mein staatsbürgerliches Recht einfordern, dass meine Kinder in der Schule, wenn es dort Schulessen gibt, zuverlässig schweinefleischfrei essen können. Das ist nicht zuviel verlangt. Wenn es Vegetarier gibt, ist das ja auch Grund genug, vegetarisches Essen anzubieten. “

    Sie sind aber echt mal ziemlich stur, oder? Also nochmal, das Thema Schweinefleischfreies Essen ist schon längst geklärt in Deutschland, denn wie sie selbst schon erwähnt haben, gibt es ja auch überall vegetarisches Essen und damit wäre das „Problem“ auch schon wieder gelöst.
    Ausserdem erklärt Maenam in ihrem Kommentar sehr gut, warum das bevorzugen und benachteiligen von Glaubensanschauungen per GG nicht erlaubt ist.

    „Artikel 3

    (3) Niemand darf wegen seines Geschlechtes, seiner Abstammung, seiner Rasse, seiner Sprache, seiner Heimat und Herkunft, seines Glaubens, seiner religiösen oder politischen Anschauungen benachteiligt oder bevorzugt werden. Niemand darf wegen seiner Behinderung benachteiligt werden.“

    Man benachteiligt die Muslime und Juden doch nicht, denn schliesslich hatten sie die gleiche Auswahl wie alle anderen Kinder. In den Kantinen wird ja nicht christlich gekocht, sondern deutsch bzw. international

    • Leo Brux sagt:

      Europa,
      es ist keine Bevorzugung einer Religion, wenn man ihren Essensvorschriften gemäß zusätzliche Angebote einräumt und auf die religiösen Bedürfnisse Rücksicht nimmt.
      Es ist auch keine Bevorzugung einer Religion, wenn man ihr erlaubt, repräsentative Gebetsstätten da zu bauen, wo auch solche anderer Religionen zulässig wären.
      Etcetera.
      Hätten wir in Deutschland 3 Millionen gläubige Juden, wären Sie dann auch gegen das Angebot koscheren Essens in Schulen, in denen viele jüdische Kinder zu Mittag essen?