Studie
Immer mehr Türken wollen trotz hoher Integrationsbereitschaft zurück
Türken wollen sich integrieren und sind sich der Bedeutung von Bildung und Spracherwerb bewusst. Dennoch wollen sie vermehrt zurück. Sie fühlen sich unerwünscht. Das geht aus einer aktuellen Studie hervor.
Donnerstag, 17.03.2011, 8:30 Uhr|zuletzt aktualisiert: Mittwoch, 08.01.2020, 15:45 Uhr Lesedauer: 4 Minuten |
„Mit der vorliegenden Studie müssen einige der scharfen Auseinandersetzungen in der jüngsten Vergangenheit relativiert werden, insbesondere im Hinblick auf Integrationsbereitschaft und Integrationsfähigkeit der Türken in Deutschland“, so die Meinungsforschungsinstitute INFO GmbH und Liljeberg Research International.
Insgesamt leben in Deutschland gegenwärtig ca. 2,8 Millionen Menschen, die einen türkischen Migrationshintergrund haben. Die überwiegende Mehrheit von ihnen ist nach wie vor davon überzeugt, dass es richtig war, nach Deutschland zu kommen. Dennoch betrachten nur 18 Prozent eher Deutschland als Heimat, 40 Prozent empfinden Deutschland und die Türkei gleichermaßen als Heimat und 39 Prozent eher die Türkei.
Vor diesem Hintergrund planen immerhin 47 Prozent eine Rückkehr in die Türkei (2009: 42 Prozent). Allerdings wollen dies nur 4 Prozent in den nächsten 2 Jahren und weitere 12 Prozent in den nächsten 10 Jahren. Besonders häufig wollen Befragte im Alter von 30 bis 49 Jahren „zurück“ (55 Prozent). Tendenziell wollen eher Personen mit besseren Bildungsabschlüssen und ohne deutschen Pass in die Türkei auswandern. Das dürfte an den „gut bezahlten Jobs“ in der Türkei liegen, an die gut jeder Dritte glaubt. Die überwiegende Mehrheit ist aber auch der Meinung, dass in Deutschland jeder unabhängig von der Herkunft zu etwas bringen kann.
Info: Die Meinungsforschungsinstitute INFO GmbH (Berlin) und Liljeberg Research International Ltd. Sti. (Antalya/Türkei) haben die repräsentative Befragung zum Thema Integration von Türken in Deutschland durchgeführt und dazu insgesamt 1.003 türkischstämmige Personen mit Migrationshintergrund in Deutschland befragt. Knapp 30% der Befragten sind jünger als 30 Jahre. 28% der Befragten sind in Deutschland geboren. Zu den einzelnen Ergebnissen der Studie.
Hohe Integrationsbereitschaft
Dennoch fühlen sich 49 Prozent (2009: 45 Prozent) in Deutschland unerwünscht. So meinen 83 Prozent, dass die deutsche Gesellschaft stärker auf die Gewohnheiten und Besonderheiten der türkischen Einwanderer Rücksicht nehmen sollte.
70 Prozent der Befragten sagen auch, dass sie sich unbedingt und ohne Abstriche in die deutsche Gesellschaft integrieren möchten. So befürworten mehr als drei Viertel der Befragten verpflichtende Deutsch- und Integrationskurse für Migranten ohne ausreichende Sprachkenntnisse und 74 Prozent halten diese Kurse auch für nützlich. Insgesamt haben 15 Prozent der Türken in Deutschland an einem solchen Integrationskurs teilgenommen. Bei denjenigen, die seit weniger als 10 Jahren in Deutschland sind, beträgt die Teilnahmequote sogar 60 Prozent.
Dennoch hat die Mehrheit der Befragten, die sich gern integrieren möchte, mit vielerlei Ausgrenzungen in ihrem Umfeld zu tun. Fast jeder Zweite (42 Prozent) hat schon Beschimpfungen in der Öffentlichkeit wegen seines türkischen Aussehens erlebt, 30 Prozent wurden wegen ihres türkischen Namens oder ihres türkischen Aussehens bei Bewerbungen abgelehnt, 25 Prozent haben Beschimpfungen am Arbeitsplatz erlebt, 24 Prozent Beschimpfungen wegen ihrer Religionszugehörigkeit.
Kultur und Religion kein Integrationshindernis
Die meisten Türken sehen im Islam keinen Hinderungsgrund für eine erfolgreiche Integration. So stoßen die Thesen von Thilo Sarrazin zu muslimischen Migranten auf wenig Gegenliebe: 47 Prozent sehen ihn völlig im Unrecht, 22 Prozent sehen ihn zwar im Unrecht, akzeptieren aber, dass einige Fakten durchaus stimmen. Insgesamt 17 Prozent geben ihm aber auch mehrheitlich recht, davon 2 Prozent sogar uneingeschränkt.
86 Prozent sind außerdem der Meinung, dass man gleichzeitig ein guter Moslem und ein guter Deutscher sein kann. Immerhin jeder Siebente (14 Prozent) hat aber offenbar von diesen Äußerungen bisher gar nichts mitbekommen.
Deutsch ist wichtig, türkisch aber auch
Eindeutig und auch bei den Betreffenden bekannt sind verschiedenste Sprach- und Bildungsprobleme. Auch deren Auswirkungen im Hinblick auf Chancengleichheit und Teilhabe sind allen Betroffenen weitgehend klar (89 Prozent). Allerdings stehen dem Bemühen um mehr Bildung sowohl sprachliche Barrieren als auch historische Fehlentwicklungen entgegen.
Dabei sehen sich die türkischen Eltern sehr wohl auch selbst in der Verantwortung, haben aber in vielen Fällen aufgrund von eigenen Sprach- und Bildungsproblemen nicht die Möglichkeit, ihre Kinder im Bildungserfolg zu unterstützen.
Dass ein Bestreben vorhanden ist, die subjektiv und objektiv anerkannten Defizite auszugleichen, zeigt die Tatsache, dass fast alle Befragten bestimmten Zwangsmaßnahmen (Kita-Pflicht, zusätzlicher Deutschunterricht, Integrationskurse usw.) zustimmen würden. 95 Prozent sind der Meinung, dass alle türkischstämmigen Kinder vor der Schule eine Kindertagesstätte besuchen müssen, damit sie schon bei Schulbeginn gut Deutsch sprechen können. 91 Prozent stimmen zu, dass türkischstämmige Kinder von klein auf Deutsch lernen müssen und 77 Prozent stimmen einem verpflichtenden zusätzlichen Deutschunterricht ab Schulbeginn mit mehreren Wochenstunden zu.
Aber 88 Prozent der Befragten sind auch der Meinung, dass die Kinder auch die türkische Sprache beherrschen müssen, damit sie irgendwann in die Türkei „zurückkehren“ können. Auch in Bezug auf die kulturelle Identität sind fast alle Befragten (95 Prozent) der Meinung, dass die Türken in Deutschland ihre eigene Kultur bewahren müssen. (bk)
Gesellschaft Studien
Wir informieren täglich über das Wichtigste zu Migration, Integration und Rassismus. Dafür wurde MiGAZIN mit dem Grimme Online Award ausgezeichnet. Unterstüzte diese Arbeit und verpasse nichts mehr: Werde jetzt Mitglied.
MiGGLIED WERDEN- AfD beschließt „Remigration“ Abschiebung von „Personengruppen mit schwach…
- Fachkräftemangel vs. Abschiebung Pflegeheim wehrt sich gegen Ausweisung seiner Pfleger
- Verwaltungsgerichtshof Nürnberg muss Allianz gegen rechts verlassen
- Spurwechsel ermöglichen Migrationsexperte fordert Bleiberecht für arbeitende…
- Bundesverwaltungsgericht Geflüchtete dürfen nach Italien abgeschoben werden
- „Diskriminierend und rassistisch“ Thüringer Aktion will Bezahlkarte für Geflüchtete aushebeln
Liebes Migazin. Es zählt einzig und alleine die TAT. Von den 47% sich unerwünscht Fühlenden und Fühlendeninnen werden – ich vermute mal – nicht mal 0.1% wieder in Heimat zurückkehren. Dann ist auch die Frage warum wohl? Werden die auch dort „nicht so erwünscht“? Darüber schweigt sich das Migazin doch lieber aus.
Noch was: Ich hätte lieber mehr Ausländer und weniger schwule/lesbische, unfähige, dilettantische, ungebildete Politiker und Politikerinnen. Dann hätten wir VIEL MEHR RUHE. Auch mit den Ausländern.
@ Miro: also ich bin häufiger in Wedding, und außer dass man da mehr „türkisch aussehende“ Mitbürger sieht als in Brandenburg oder Sachsen-Anhalt ist mir da nichts aufgefallen, negativ schon gar nicht. Doch, die Straßenschilder waren schwer zu finden, aber das ist allgemein ein Berliner Problem.
@Miro,
Singapur ist eine Insel und ist ein Teil des malayischen Peninsula. Und es ist richtig, dass 85 % heute keine Moslems sind. Ich habe auch nichts anderes behauptet. Lesen Sie bitte: Ich sagte, dass die Malayen so eine Art ‚Ureinwohner‘ dort sind, und die Chinesen spaeter zugewandert sind, und heute dort die Mehrheit stellen.
Schauen Sie in die deutschen Minderheiten auf der Welt an. Ich hatte schon die Mennoniten ueberall auf der Welt erwaehnt. Die Leben heute noch so, als waeren sie noch in DE. Oder Orte wie Chinatown und Little India sind Touristenattraktionen in den Grosstaedten dieser Welt. Es gibt Menschen dort, die kaum die Landessprache sprechen. Da redet kein Mensch von der Religion, obwohl die Mennoniten sich aufgrund ihrer christlichen Religion abschotten.
Sie unterstellen, dass es die ‚Segregationsaufrufe‘ eine Rolle spielen. Fragen Sie doch mal den groessten Teil der Muslime/Tuerken in DE. Ich kann ihnen garantieren, dass die allermeisten von solchen Aufrufen nichts wissen. Sie glauben doch wirklich nicht, dass ein Moslem den Quran mit sich schleppt, und bei jeder Handlung nachschaut? Abschottung hat auch etwas mit Diskriminierungserfahrungen zu tun. Eine Studie neulich hat doch gezeigt, dass die meisten Tuerken gerne mit Deutschen befreundet sein wollen, und in deren Naehe wohnen wollen,aber es umgekehrt nicht so der Fall war. Es ist meiner Meinung nach die logische Konsequenz, dass man dann die Naehe zu Gleichgesinnten sucht. Das ist eher ein soziologisches, gesellschaftliches Problem, und kein religioeses.
Oezil ist ein ‚doofes Beispiel‘ und es ist grundsaetzlich albern, ihn in diese Debatte hereinzuziehen. Im Sport buhen die Menschen andere aus. Das geschieht schon auf Vereinsebene, wenn ein Starfussballer von einem Verein in den anderen wechselt. Das sollte man nicht ueberbewerten. Ich glaube nicht, dass es anders waere, wenn Schweinsteiger sich ploetzlich entscheidet, fuer die Tuerkei zu spielen. Ein Teil der deutschen Fans wuerde auch buhen, wenn er gegen DE spielt.
Erfolgreiche Integration ist, was Sie nicht sehen. Die ganzen Menschen, die unauffaellig ihrer Arbeit nachgehen, ihre Steuern zahlen, und normal am Gesellschaftsleben teilnehmen, hervorragend Deutsch sprechen. Die sehen Sie nicht. Es ist normal, dass nur die schwarzen Schafe auffallen. Und die Medien spielen ihre Rolle dabei, nach dem Motto ‚Bad News is Good News“.
Dybth sagt:
Dybth sagt:
18. März 2011 um 10:59
schauen Sie sich mal die Kriminalstatistiken z.B. in Oesterreich und in der Schweiz an…Sie werden dort die Deutschen ganz oben finden. In Polen sind es meistens die Vietnamesen, die dort auffallen. In den USA die Mexikaner etc. etc.
Ich weiß nicht welche Statistiken sie gelesen haben, die Ihren Äußerungen zugrund liegen ?
Bei meiner Suche im Internet bietet sich da ein anderes Bild.
So liegt z.B. die Delinquenz der Deutschen in der Schweiz erheblich unter der, der Schweizer.
Auch dort, ebenso wie in Deutschland und den anderen europäischen Ländern, nehmen die Muslime immer einen Spitzenplatz der Schwerkriminalität ein.
Herkunft der Intensivtäter:
http://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Datei:Herkunft_Intensivt%C3%A4ter.png&filetimestamp=20100410163731
Über ein sowieso allseits bekanntes Ergebnis der Studie™ hat das Migazin natürlich pietätshalber verzichtet zu berichten:
http://www.derwesten.de/nachrichten/panorama/Die-Haelfte-der-Tuerken-will-zurueck-in-die-Heimat-id4424028.html
@Gaziantepli
Abgesehen davon, dass die überwiegende Zahl der Menschen aus der Türkei gar keine Türken sondern z.B. Kurden sind. Die sichtbare Türken, das Bild der Türken in deutschen Köpfen sind im Grunde das Bild der Kurden.
Richtig! Und damit hat sich die Türkei letztlich ein riesengroßes Eigentor geschossen. Den Konflikt den wir hier mit den „Bergtürken“ haben besteht auch heute noch in der Türkei. Immer noch ungelöst.
Ich neide niemanden sein Vorwärtskommen. Umso besser wenn es der Türkei immer besser geht. Beobachten Sie aber gut ob die Türkei sich wirklich zu einem Sozialstaat entwickelt wie es Deutschland gemacht hat. Ich bezweifle das sehr. Denn ….. es kann „Wachstum“ bremsen. Und in der Türkei würde jeder gerne das machen was er will ohne Rücksicht auf Verluste. Hire and Fire a`la USA. Und vergessen Sie nicht. Das Wachstum wird nur so lange anhalten bis die Menschen auf den Trichter kommen das sie gerne höhere Löhne hätten. Oder was glauben Sie wieso Gewerkschaften sogar von staatlicher Seite unterdrückt werden.
Also! Wie die Dinge geschehen werden steht in den Sternen.
@ James
Die Zahl der hier lebenden Türkeistämmigen steht doch oben im Artikel: 2,8 Millionen, davon haben mittlerweile etwa ein Drittel die dt. Staatsbürgerschaft.
Bis 2005 hat es eine kontinuierliche Zuwanderung aus der Türkei gegeben. Zwar gibt es seitdem eine Stagnation bzw. leichte Abwanderung – nach den aktuellen Zahlen würde eine komplette Rückwanderung in die Türkei aber mehr als 200 Jahre dauern.
@Miro:
„Früher hätte ich mich hingestellt und gefragt: Wie können wir die Probleme gemeinsam lösen? Aber heute denke ich einfach nur: Ihr könnt mich alle mal. Ich muss ganz schnell weg hier.“ – Hatice Akyün