Anzeige

Leos Wochenrückblick

Balci, Migrationsland 2011, Ganztagspflicht, Penzberg

Im Wochenrückblick von Leo geht es in dieser Woche um das unsägliche Manifest der beleidigten Muslime - ein Contra zu Balci; Deutschland braucht laut Migrationsbericht 2011 Einwanderung; Ganztags-Kitas und Ganztagsschulen; Moschee Penzberg rehabilitiert.

Von Leo Brux Montag, 18.04.2011, 13:50 Uhr|zuletzt aktualisiert: Mittwoch, 20.04.2011, 2:06 Uhr Lesedauer: 5 Minuten  |  

1. Das unsägliche Manifest der beleidigten Muslime
betitelt Güner Yasemin Balci ihren Artikel in der WELT über das „Manifest der Vielen“.

Hat sie das Buch gelesen? Das selbe Buch, das auch ich gelesen habe? Sie hat es sicher in der Hand gehalten, mit spitzen Fingern darin geblättert – aber gelesen?

___STEADY_PAYWALL___

Von Beleidigtsein konnte ich in dem Buch nichts entdecken. Dass Muslime betroffen sind von der Hetze der letzten Monate, und dass sie sich fragen, was das bedeutet und wie man darauf reagieren könnte – darüber sprechen die Beiträge. Sie tun das nicht einmal wütend, wie Balci meint (weil sie das Buch nicht wirklich gelesen hat), sondern eher nachdenklich, melancholisch.

Anzeige

Balci kann in Deutschland keine Hetze gegen Muslime erkennen. Sie fragt statt dessen: Wo werden denn Migranten in Deutschland diskriminiert?

Das Thema des Buches ist nicht die materielle Diskriminierung, etwa wenn es um die Wohnungssuche und Arbeitssuche, um das Verhältnis der Polizei zu Migranten geht, oder um den Bau von Moscheen. Das Thema ist die symbolische Diskriminierung – der bundesweite Sarrazin-Fanclub versucht, die Muslime aus Deutschland auszugrenzen.

Die über 200 Seiten des Buches sind durch die 29 Autoren wunderbar vielfältig geraten; das Buch ist voller Beispiele, voller Vorschläge, voller kluger Einsichten – und das in 29 verschiedenen Stilen, die alle Deutsch sind, deutsche Kultur atmen.

Ein bedenkenswerter Beitrag stammt von Hatice Akyün. Sie schreibt über ihre Heimat Deutschland/Duisburg/Marxloh – und wie sie die Ausgrenzung erlebt. Sie ist Deutsche, fühlt sich als Deutsche, Deutsch ist ihre Sprache. Aber angesichts der aktuellen Hetze stellt sich bei ihr vage der Gedanke nach der Auswanderung ein.

Dazu Balci – dieser Absatz charakterisiert ihre bösartige Rezension:

Bei manch einem dieser „Vielen“ ist die Erregung so groß, dass sie sogar Auswanderungsgedanken plagen, wie bei der Schriftstellerin und Journalistin Hatice Akyün. Akyün hat ihre Karriere in Deutschland neben ihrer Tätigkeit als Society-Reporterin vor allem ihren ständigen Diskriminierungserfahrungen zu verdanken, die sie gern immer und überall, mündlich wie auch schriftlich, vermarktet.

Hat Balci wirklich so wenig Ahnung von dem, was Migranten aus der Türkei seit 40 Jahren bei uns erleben, dass sie das Gespräch über diese Erfahrungen rein als taktisches Manöver missverstehen kann?

Balci fühlt sich, so scheint es, eher zu Hause in der – ebenfalls sehr deutschen – Kultur des gehässigen Niedermachens von Minderheiten. Imran Ayata schreibt in seinem Beitrag – Balcis Blickwinkel vorwegnehmend – ein paar Absätze über die „Kanakopportunisten“. Der Begriff könnte auf Balci passen. Ich kenne sie nicht näher, aber diesen bösen Eindruck habe ich jedenfalls – nach diesem Schulterschluss mit dem Sarrazin-Klub.

Sozusagen die Rückseite des Themas – oder ist es die Vorderseite? – liefert der Report des Sachverständigenrates für Migration und Integration:

2. Migrationsland 2011.
Die für die aktuelle Debatte zentrale Aussage ist in den beiden ersten „Kernbotschaften“ enthalten:

Deutschland ist Auswanderungsland und verliert dabei vor allem qualifizierte Arbeitskräfte. Deutschland ist nicht attraktiv genug für Fachkräfte – dass sie bleiben, oder dass sie zuwandern. Das wird Jahr für Jahr mehr zu einem Problem, denn die Zahl der Erwerbspersonen wird weiter drastisch schrumpfen durch die zu geringe Geburtenrate, während gleichzeitig die Alten und Rentner immer mehr werden – und finanziert werden müssen.

Im Moment macht sich das noch nicht deutlich bemerkbar: Noch arbeiten die Babyboomer, noch ist die Zahl der Rentner (geburtenschwache Kriegs-Jahrgänge!) relativ gering.

Trotz dieser günstigen Bedingungen

beginnt der umlagebasierte Wohlfahrtsstaat bereits zu straucheln. Aber die Zukunft wird stürmisch sein, wenn das Auge im demografischen Orkan durchschritten ist.

Um dem sich anbahnenden Fachkräftemangel zu begegnen – der schon mittelfristig Millionenhöhe erreichen wird – braucht Deutschland 1. bildungs-, sozial- und arbeitsmarktpolitische Reformen, 2. eine konzeptorientiert gesteuerte Zuwanderung.

Die Stimmung in Deutschland steht beidem entgegen: Man will sich lieber abschotten, man frönt der Xenophobie, man hetzt gegen die Unterschicht. Konstruktive Politik wird dadurch behindert.

Zeigt sich aber nicht doch ein Lichtblick?

3. Ganztags-Kita, Ganztagsschule, verpflichtend
Eine der Maßnahmen, mit denen wir dem kommenden Sturm etwas entgegensetzen können, schlägt Heinz Buschkowsky vor:

Viele Eltern seien heute nicht in der Lage, ihre „Kinder in eine mitteleuropäische Leistungsgesellschaft zu begleiten“.

Der Neuköllner Bezirksbürgermeister forderte deshalb eine Kindergarten- und Ganztagsschulpflicht.

„Es wird ein Leben im Wohlstand ohne Integration der Einwandererkinder nicht mehr geben können“, betonte er.

Nur durch eine ständige Verbesserung von Bildungsangeboten könne man dies jedoch nicht erreichen.

In die gleiche Kerbe haut die aktuelle Bertelsmann-Umfrage.

Große Bedeutung messen die Befragten der frühkindlichen Bildung bei.

Die überwältigende Mehrheit (87 Prozent) spricht sich für einen verbindlichen Kita-Besuch aus.

Die größte Gruppe (41 Prozent) wünscht sich eine Kita-Pflicht für alle Kinder ab drei Jahren.

Lediglich 13 Prozent sind gegen einen verpflichtenden Besuch von Kindergarten oder Kinderkrippe.

Mehr als zwei Drittel aller Teilnehmer plädieren für einen zeitlich späteren schulischen Wechsel auf die weiterführende Schule: Fast jeder Zweite stimmt für den Übergang nach dem sechsten Schuljahr.

Der Ganztagsunterricht (in offener bzw. gebundener Form) stellt für etwa 80 Prozent der Befragungsteilnehmer die bevorzugte Organisationsform von Schule dar.

Nur ein knappes Fünftel ist für die Beibehaltung der Halbtagsschule.

Die Mehrheit der Bürger ist also vielleicht schon bereit zu dieser radikalen Reform. Hat die Politik den Mut, die Aufgabe anzupacken? Fragen Sie Ihren MdL!

4. Islamische Gemeinde Penzberg
Eine erfreuliche Meldung zum Schluss: Die Islamische Gemeinde Penzberg ist (fast) rehabilitiert.

Zwei Pressemeldungen der Gemeinde schildern die aktuelle Lage. Die erste beginnt so:

Gemeinnützigkeit wieder eingeräumt – Finanzbehörden anerkennen die positive Arbeit der Islamischen Gemeinde Penzberg e.V.

Lange mussten die Finanzbehörden der IGP Probleme in Sachen „Gemeinnützigkeit“ machen, weil sie an die Beurteilung des Innenministeriums gebunden waren. Im Innenministerium gibt es aber Personen, die von ihrer negativen Einstellung gegenüber der IGP nicht lassen wollten.

Jetzt hat das Innenministerium gegenüber dem Bayerischen Finanzministerium erklärt, dass der Verdacht gegenüber der IGP, verfassungsfeindliche Bestrebungen zu unterstützen, nicht mehr aufrecht erhalten wird. Das Finanzministerium hat daraufhin binnen Stunden das Finanzamt Garmisch angewiesen, dem Antrag der IGP auf Wiedereinräumung der Gemeinnützigkeit zu entsprechen.

Die zweite Pressemeldung der IGP beschäftigt sich mit dem „(fast)“ der Rehabilitierung. Penzberg lädt das Innenministerium und den Verfassungsschutz herzlich ein, sich doch einmal vor Ort ein Bild zu machen …

(Umfassend über Penzberg berichte ich auf meinem Blog.) Aktuell Meinung

Zurück zur Startseite
MiGLETTER (mehr Informationen)

Verpasse nichts mehr. Bestelle jetzt den kostenlosen MiGAZIN-Newsletter:

UNTERSTÜTZE MiGAZIN! (mehr Informationen)

Wir informieren täglich über das Wichtigste zu Migration, Integration und Rassismus. Dafür wurde MiGAZIN mit dem Grimme Online Award ausgezeichnet. Unterstüzte diese Arbeit und verpasse nichts mehr: Werde jetzt Mitglied.

MiGGLIED WERDEN
Auch interessant
MiGDISKUTIEREN (Bitte die Netiquette beachten.)

  1. Karl Willemsen sagt:

    @Leo Brux

    Würde der Koran so gelesen, dass Ungläubige getötet werden müssen, gäbe es in den islamischen Ländern keine Nichtmuslime mehr.

    Türkei zb…? ü99% Muslime, das war vor 100 Jahren noch anders, da liefen noch mehr als 10Mio. Nichtmoslems, meist Christen und Juden, rum… wie kommts?

    Natürlich gibt es neben der Tötung auch noch die Möglichkeit der Zwangskonvertierung (es besteht laut Koran sogar die Pflicht, dem Ungläubigen die Option des Übertritts anzubieten! erst wenn er sich weigert den Islam anzunehmen, DARF er getötet werden – muss nicht)

    Hinzu kommt noch die Vertreibung, und schon haben wir den Dreiklang aus Zwangskonvertierung, Vertreibung und Tötung, der umfassend die annähernd vollendete Islamisierung am Beispiel der Türkei erklärt!

    Erwähnenswert wäre auch noch die Dhimmihaltung von Christen & Juden, welche als traditionelle Spielart der islamischen Unterückungs- & Dominanzkultur ebenfalls eine Alternative darstellte… soviel in Kürze.

    • Leo Brux sagt:

      Willemsen,
      welche Muslime sehen das heute so, wie Sie es beschreiben?
      Sie bauen einen Popanz auf. Es gibt nur in einigen kulturell rückständigen Gebieten noch Menschen, die ihre Religion so auffassen.
      Und das verallgemeinern Sie nun für die Muslime bei uns.
      Man nennt das Hetze.

      Was die Türkei betrifft – haben Sie mal die Geschichte der Türkei unter den Jungtürken und Atatürk gelesen, die zur Vernichtung des Christentums in der (späteren) Türkei geführt haben? Das waren Vorgänge, die von Nationalisten und Nicht-Gläubigen vorangetrieben wurden. Atatürk war kein gläubiger Muslim. Die Motive, mit den Armeniern, Griechen und Kurden aufzuräumen, das heißt die Türkei ganz türkisch zu machen, waren politisch-ethnische, nicht religiöse.

  2. Karl Willemsen sagt:

    @Leo Brux

    …Die Motive, mit den Armeniern, Griechen und Kurden aufzuräumen, das heißt die Türkei ganz türkisch zu machen, waren politisch-ethnische, nicht religiöse.

    ach was, und dass die Türkei nun zu über 99,x% islamisiert ist, sollte i.M. nach purer Zufall sein, der rein garnix mit dem Islam zu tun hat? Hr. Brux, Sie reden sich mal wieder um Kopf & Kragen – aber gerade dafür sind Sie ja auch mein Lieblingskommentartor! ;-)

    • Leo Brux sagt:

      Willemsen,
      Sie weigern sich also anzuerkennen, was Ihnen jeder Historiker der Türkei sagen würde: Die Katastrophen der Armenier, Griechen und Kurden zwischen 1914 und 1948 sind Produkt nicht einer islamischen, sondern einer westlich-nationalistischen, antikolonialistischen und ethnisch orientierten Politik von Personen, die mit Religion wenig am Hut hatten, auf beiden Seiten. Atatürk war ein Feind des Islam, er hat ihn bekämpft, so gut er konnte, er hat ihm die westliche Moderne entgegengesetzt, wo immer er es konnte. Er selber war Agnostiker, er hat Alkohol gesoffen und sich über den Islam lustig gemacht … und wohl bedauert, ihn für die Türkei nicht abschaffen zu können.

      Atatürk hatte eine Grundidee, die Ihnen, Willemsen, doch nicht fremd ist: Eine Nation soll ethnisch rein sein …

      Ich würde Sie gern bitten, einfach mal ein Buch in die Hand zu nehmen, das die Geschichte der Türkei von 1914 bis zum Tode Atatürks beschreibt. Es gibt einige auf dem Markt. Es kann auch eine Biographie von Atatürk sein. Seltsam, Sie haben sich offensichtlich nicht sonderlich informiert und sind sich doch so sicher, dass Sie recht haben und die Historiker (die türkischen, die deutschen, die englischen, die französischen, die amerikanischen …) haben alle Unrecht.

  3. Miro sagt:

    @Leo Brux
    Ich bin nur noch erschüttert. Merken sie eigentlich noch was sie hier von sich geben? Merken sie das sie dem weit verbreiteten arabisch-islamsischen Antisemitismus Vorschub leisten und deren Argumentations- und Propagandamuster folgen, in dem sie sagen die Juden sind selbst schuld das sie diskriminiert, verfolgt, vertrieben und manchmal sogar getötet werden? Ich vermute sie haben sich im letzten Moment noch verkniffen das Wort Zionismus einzufügen. Ich schwöre ihnen, sollte es einen weiteren Kommentar in dieser Richtig geben, werde ich rechtliche Schritte gegen sie einleiten. So sind schonmal Deutsche mit Juden umgegangen. Ich bin fassungslos was ich hier lesen muss.

    Wenn man bedenkt das Agypten mal zu 100% christlich war sind weiter abnehmende 10% Kopten natürlich eine klarer Beleg für Religionsfreiheit im Islam. Vor wem müssen Christen in Agypten gleich nochmal beschützt werden Herr Brux? Googeln sie mal nach „Egypt’s Rubbish People“ und schauen sie sich die Dokumentation an. Dann bekommen sie einen Eindruck wie die Situation für Kopten ist in einem Land das die Scharia zu dem entscheidenden Gerüst der Verfassung erklärt, das hat sich durch die Verfassungsreform nach der „Demokratiebewegung“ übrigens nicht geändert.

    „Wenn im Irak die Zahl der Christen auf ein Drittel geschrumpft ist – hat das nicht mit der Politik der USA zu tun?“
    Diese Aussage ist mindestens so hart wie die über die Juden. Wollen sie damit ernsthaft andeuten das die Amerikaner verantwortlich sind das Moslems im Irak Christen verfolgen, vertreiben und töten?

    Hier mal ein Link der ihnen ein bisschen was über Sklaverei im Islam erzählt. Dort erfahren sie unteranderem das das Mutterland des Islams Sklaverei erst 1963 offiziell abgeschafft hat.
    http://de.wikipedia.org/wiki/Sklaverei_im_Islam

    Herr Brux ich dachte anfangs sie wären lediglich ein naiver Gutmenschen, dem Wissen und Fakten fehlen und der daher nicht weiß was er sagt und tut, aber spätestens ihr letzer Kommentar hat mich eines besseren belehrt. Unglaublich und beängstigend zugleich.

    • Leo Brux sagt:

      Ach Miro,
      schildern Sie mir doch bitte die Abläufe der Jahre 1947-1950 bezüglich der Geschichte der Gründung Israels und der daran sich anknüpfenden Vertreibung von Juden aus arabischen Ländern und der Einwanderung der Juden aus diesen Ländern in Israel. Bitte schön der Reihe nach. 1947 – 1948 – 1949 …
      Wenn Sie meinen, das sei juristisch zu belangen: Ich bin ein Gegner der zionistischen Ideologie, wie viele Juden auch. Ich halte die Gründung von Israel, sanktioniert durch die UN, für ein Verbrechen an den einheimischen arabischen Palästinensern, ebenso die darauf folgende Politik der Vertreibung.
      Ich plädiere des weiteren für eine Anerkennung der sog. Grünen Linie als Grenze Israels – damit für ein Akzeptieren der Verbrechen von 1948 aufgrund von Verjährung: Nach zwei Generationen spätestens ist nun mal ein Land die Heimat der Eroberer, man kann und soll das nicht rückgängig machen. Ich verteidige Israel also insoweit, fordere aber den vollständigen Rückzug aus allen besetzten Gebieten, einschließlich Ostjerusalem.

      Nun bitte, leiten Sie rechtliche Schritte ein!
      Sie können zur Unterstützung dieser Anklage auf meinem Blog weiteres Material sammeln.
      Sie finden den von mir knapp umrissenen Standpunkt so oder so ähnlich zum Beispiel auch bei prominenten Juden wie Ilan Pappe, Moshe Zimmermann, Shlomo Sand, Baruch Kimmerling, Simcha Flapan, Norman Finkelstein, Noam Chomsky, Uri Avnery, Jeff Halper, Daniel Barenboim und vielen anderen mehr.

      Sogar Saudi-Arabien hat die Sklaverei abgeschafft – obwohl es doch das Mutterland des Islam und der Hort Ihrer eigenen Interpretation des Islam ist. Wie konnte das Land nur so unislamisch werden, Miro, das müssen Sie mir mal erklären. Aber immerhin, wenigstens dürfen dort Frauen noch nicht Autofahren. Natürlich auch ein spezifisch islamisches Verbot – weil ja Saudi-Arabien den Wahren Islam vertritt, Ihrer Meinung nach, und nicht etwa Tunesien oder irgend ein anderes Land, in dem die Muslimas selbstverständlich autofahren dürfen.

      Darf ich Sie darauf hinweisen, dass die besten, intimsten Beziehungen zu Saudi-Arabien George W. Bush gepflegt hat? Haben Sie die Bilder gesehen, in denen Bush Jr händchenhaltend mit dem König von Saudi-Arabien zu sehen war? Kennen Sie die besonders engen Beziehungen des Hauses Bush zu den Saudis? Warum betrachtet der Westen Saudi-Arabien als seinen engen Verbündeten – trotz des dort grassierenden Wahhabismus und seines missionarischen Ehrgeizes, trotz der Tatsache, dass der islamistische Fundamentalismus, auch der gewalttätige, überwiegend von Saudis finanziert wird? – Tja, Miro, diese Welt ist schon seltsam.

      Die US-Amerikaner SIND mitverantwortlich für das, was im Irak mit den Christen geschehen ist. Fragen Sie mal die Christen dort selbst. Sie waren eine gut integrierte, anerkannte Minderheit, so wie es in Syrien auch sind und bleiben wollen, weshalb sie jetzt Assad und sein Regime gegen den Ansturm der Demonstranten verteidigen. Im Irak haben die Amerikaner die Verhältnisse geschaffen, in denen muslimischen Frauen zurück hinter den Schleier und Christen in Angst und Schrecken geschickt worden sind. Die Amerikaner haben ein relativ säkulares Regime gestürzt und es ersetzt durch Chaos und durch eine relativ religiös orientierte neue Elite.

      Ein letzter Punkt: Was bleibt eigentlich übrig von Ihrer Behauptung, die Sklaverei sei etwas Spezifisch Islamisches, angesichts der Tatsache, dass es Sklaverei schon immer gegeben hat und dass es die Moderne war, die sie sukzessive – so, wie sie sich eben durchgesetzt hat – abgeschafft hat?

    • Leo Brux sagt:

      Miro,
      ich weiß, Sie glauben, dies hier sei der Platz, um des Langen und Breiten alle Untaten und Ungerechtigkeiten, die in der islamischen Welt geschehen (und das sind in der Tat einige!) mit dem Ziel zu erzählen, diese alle den Muslimen in Deutschland in die Schuhe zu schieben.
      Es gibt einige Seiten im Internet, die dafür prädestiniert sind. Langweilen Sie sich da?
      Der Kommentarteil hier dient eigentlich der Debatte, nicht dem Trollen.

      Manfred O.,
      Ihr letzter Beitrag war generös. Danke dafür.

      Bezüglich der weiteren Folgen der momentanen Rebellionen in den arabischen Ländern – der erfolgreichen wie der nicht so erfolgreichen – in Bezug auf tatsächliche Liberalisierung und den Schutz von Minderheiten mache ich mir auch Sorgen. Vor allem in Syrien. Nicht umsonst stehen dort die 10% Christen eher hinter Assad und seinem Regime. Es ist aber schon so, dass sich diese Länder alle mal wenigstens ein Stück weit frei machen müssen von ihren korrupten Eliten und deren tyrannischer Regierung. Ob der Sprung in eine freiere Politik und Gesellschaft gelingt, ob man sich also wenigstens ungefähr den türkischen Verhältnissen (die auch nicht ideal sind) annähern kann, bleibt abzuwarten.

      Bezüglich Ägypten neige ich immer dazu, den Urteilen des Kairoer Bloggers Sandmonkey besonderes Vertrauen zu schenken. Der ist ein Realist und versteht es, zu differenzieren.

  4. Manfred O. sagt:

    @Leo Brux

    Bez. der Ereignisse in der Türkei zur Zeit der Jungtürken/Atatürks mupß ich leider Herrn Brux recht geben , was mir, wie man mir unschwer glauben wird, sehr schwer fällt.

    Aber

    wenn also in den Staaten Nordafrikas jetzt durch bürgerkriegsähnliche Zustände, genannt Revolutionen die dortigen Despoten vom Volk vom Sockel gestürzt werden, und das mit (wenn es sie gibt) mit Unterstützung Amerikas und Europas, und sich dann dort widererwarten islamistische Systeme entwickeln, die dann gegen Christen und Juden vorgehen, dann trägt für Sie Amerika und Europa eine MITSCHULD daran , Herr Brux.?

  5. keton sagt:

    @ Leo Brux
    Alle diejenigen, die hier Islamkritisches äußern, bezeichnen Sie Kraft Ihres gesunden Volksempfindens als Hetzer und außerdem als ahnungslos.
    Kelek, Ates und nun auch Balci müßten aufgrund der Herkunft informiert sein, scheiden allerdings ebenfalls aus weil sie ‚bösartig‘ sind.
    Wer wäre denn ihrer Meinung nach befugt Krtik am Islam zu üben?
    Nur diejenigen, die wissen, daß Islamkritik unanständig ist und dies daher unterlassen?

    • Leo Brux sagt:

      keton,
      hab ich nicht schon einige Male beschrieben, was der Unterschied zwischen Kritik und Hetze ist?
      Soll ich das wiederholen? Oder schauen Sie einfach mal nach …

      Kritik wägt ab, hab ich geschrieben … Wenn jemand behauptet, die Deutschen seien heute Nazis wie früher, nur eben ein bisschen heimlicher – was wäre das: Kritik oder Hetze? Wenn eine Feministin sagt, wir Frauen müssen alle Männer als potentielle Vergewaltiger fürchten und uns vom Leibe halten – wäre das Kritik oder Hetze?

      Das Recht auf Hetze hat jeder Bürger – genauso wie das Recht auf Kritik, keton. Aber wenn jemand bösartig gegenüber einer Minderheit verallgemeinert, dann erlaube ich mir die Freiheit, das Hetze zu nennen, und nicht Kritik.

      Ayann Hirsi Ali fordert den Westen zum offenen Krieg gegen die gesamte muslimische Welt auf. Die Frau hat aufgrund ihrer schlimmen Erfahrungen durchgedreht. Das ist traurig und tragisch. Aber würden Sie die Kriegserklärung von Ali Hirsi an die islamische Welt unterstützen, keton?

  6. keton sagt:

    Ayan Hirsi Ali hatte ich noch vergessen. Nur weil sie den Mord an van Gogh miterlebt hat und ihre restlichen Jahre unter Polizeischutz leben muß, versucht sie den Islam madig zu machen wo sie nur kann. Unerhört!

  7. Karl Willemsen sagt:

    Atatürk hatte eine Grundidee, die Ihnen, Willemsen, doch nicht fremd ist: Eine Nation soll ethnisch rein sein …

    :-) Es lebe die Narrenfreiheit (und natürlich unser Narr)!

    @Manfred O.

    aha, wir können also festhalten: die vollständige Islamisierung der Türkei im Verlauf des 20. Jahrht. ist ein wundersamer Zufall und hat rein garnix mit dem Islam zu tun, sondern ist Produkt „einer westlich-nationalistischen, antikolonialistischen und ethnisch orientierten Politik“.

    Zwangsislamisierung, Vertreibung, Bevölkerungsaustausch (Moslems Christen) und Völkermord können wir also zu 100% auf das Konto von Atatürk & Co. verbuchen bzw. ausschliesslich dem türk. Nationalismus „in die Schuhe schieben“, da Sie und Hr. Brux das überschneidungsfrei von islamistischen Motiven zu trennen wissen und spätestens Atatürks Alkoholkonsum ein hinreichender Beleg dafür sein sollte… toll!

    • Leo Brux sagt:

      Willemsen,
      würden Sie einfach nur mal ein Buch über die Gründungsgeschichte der Türkei lesen?
      Sie werden doch nicht annehmen, dass die ganze Historikerzunft einer pro-islamischen Verschwörung angehört und die Rolle des Islam, die Sie bei all den Vorgängen unterstellen, verbirgt?

      Wie kommt es, dass Sie sich hinstellen und ohne eine Kenntnis der Geschichtsfakten einfach aus dem Bauch heraus behaupten, sämtliche Historiker der Zeit sowie Manfred O. und ich (eigentlich zwei heiße Opponenten) als deren Rezipienten hätten hier unrecht und Sie hätten recht? Atatürk hatte keine islamischen Motive – er war Atheist, Nationalist und dabei total westlich und anti-islamisch orientiert!

      Vielleicht verrät uns Ihre Chuzpe etwas über die Macht der Vorurteile. Gegen Vorurteile haben Fakten keine Chance. Es ist Ihnen vermutlich völlig unmöglich, sich vorzustellen, Sie könnten in so einer Sache mal unrecht haben.

      Morgen früh gibt’s den nächsten „Wochenrückblick“.
      Ich schließe dann die Debatte hier und freue mich auf die Fortsetzung dort.
      Es würde mich vor allem freuen, wenn man dabei auf Aussagen meines Artikels direkt eingehen würde …

  8. Mika sagt:

    @Leo
    Ich danke IHNEN für Ihre Unterstützung. Ohne Menschen wie Sie wäre Deutschland ein sehr armes Land! Es gibt noch glücklicherweise Menschen, die keine Angst vor Fremden haben, die sie sogar als Bereicherung einer Gesellschaft ansehen, und das ist auch gut so ;-)

  9. Miro sagt:

    @Leo Brux

    „Ayann Hirsi Ali fordert den Westen zum offenen Krieg gegen die gesamte muslimische Welt auf.“

    Beweise sie das doch bitte, am besten an Hand eines Videos in der sie genau das sagt.

    • Leo Brux sagt:

      Hier,
      Miro:

      http://www.hvk.org/articles/1207/37.html

      ‚We are actually at war, not just with Islamism, but with Islam itself.‘ …

      But is she right? And what does ‚war with Islam‘ mean? I went to find out; to meet Ayaan Hirsi Ali in the House of Lords on a bitter and blustery afternoon last week, bustling past the police, down the corridors of partial power, to the visitors‘ room where she was waiting. We haven’t got much time, so can we dive straight into Islam? I ask. ‚Yes, absolutely, go ahead,‘ she smiles. Up close she is disconcertingly beautiful, and fragile-looking. OK then, right. Well, you say that Islam is a violent religion, because the Prophet advocated violence. But isn’t that open to interpretation? I ask. Karen Armstrong, (a non-Muslim biographer of Mohammed) has said the Prophet was a loving man who’d have been horrified at 9/11.

      Etcetera.

  10. MoBo sagt:

    Ich bin auch ein bisschen verwirrt über den Geschichtsrevisionismus von einigen Seiten hier. Die spanischen Juden sind im Mittelalter vor den Christen geflohen. Wohin? Nach Salonika und Konstantinopel, also ins islamische osmanische Reich. In Salonika gibt es heute kaum noch Juden. Warum? Weil die Wehrmacht dort 1941 eingefallen ist.

    Der Irak und die Türkei sind schon lange islamisch. Dass es in der Türkei Vertreibungen von christlichen Minderheiten gab/ gibt ist ein Auswuchs des Nationalismus, der ja auch genauso unschön gegen muslimische Kurden vorging. Und beim Irak müsste eigentlich bekannt sein, dass zB unter Hussain wichtige Ministerposten in christlicher Hand waren und die Massenflucht der Christen erst nach 2003 begann. Der Irak ist bekannterweise seit über 1000 Jahren muslimisch…

    Aber gut, wenn man vom exisitiernden Rassismus und Antisemitismus in Deutschland ablenken will gerne mal auf andere Länder zeigen, dass ist ein typisch deutsches Mentalitätsproblem.