Ismail Ertuğs Meinung
Der Schandfleck Lampedusa auf Europas weißer Weste
Es ist ein Armutszeugnis und zeugt nicht von dem oft beschworenen christlichen Erbe der EU, wenn sie als 500-Millionen-Volk nicht einmal in der Lage ist ganze 26.000 Flüchtlinge aufzunehmen. Es ist eine Schande!
Von Ismail Ertuğ Mittwoch, 20.04.2011, 8:28 Uhr|zuletzt aktualisiert: Dienstag, 26.04.2011, 0:55 Uhr Lesedauer: 2 Minuten |
Auf Lampedusa sind seit Ausbruch der Revolte über 26.000 Flüchtlinge aus Nordafrika angelandet, die vor Gewalt und Arbeitslosigkeit aufs Hoheitsgebiet der Europäischen Union flüchten. Italiens Regierung wäre in der Pflicht gewesen, bei der Ratsitzung am Montag, 11. April 2011, einen diplomatischen Lösungsvorschlag zu machen, den die Innenminister der anderen Mitgliedsländer mittragen können. Doch befristete Aufenthaltstitel stießen auf Ablehnung und waren offenbar im Vorfeld nicht auf ihre Durchsetzbarkeit ausgelotet worden.
Berlusconi, der innenpolitisch massiv unter Druck steht, muss mit der Ablehnung gerechnet haben. Vielleicht hat er das Nein provoziert, um von seinen Skandalen abzulenken. Italiens Regierung verhält sich gegenüber den Menschen auf Lampedusa, den Flüchtlingen an der nordafrikanischen Küste und gegenüber den Partnern in der EU verantwortungslos.
Armutszeugnis und Schande
Gleichzeitig macht es sich die Staatengemeinschaft zu einfach, wenn sie den schwarzen Peter allein bei Italien lässt. Es ist ein Armutszeugnis und zeugt nicht von dem oft beschworenen christlichen Erbe der EU, wenn sie als 500-Millionen-Volk nicht einmal in der Lage ist, ganze 26.000 Flüchtlinge aufzunehmen. Es ist eine Schande!
Wir müssten die Flüchtlinge aus den überfüllten Auffanglagern holen, ihnen eine ordentliche Unterkunft geben, zumindest für die Zeit bis das größte Chaos in ihren Heimatländer ausgestanden ist. Danach kann man immer noch nach Wirtschaftsflüchtlingen und Bürgerkriegsflüchtlingen unterscheiden. Aber stattdessen pfercht man die Flüchtlinge auf Lampedusa zusammen und beklagt sich, dass sie womöglich Krankheiten einschleppen.
Immer höhere Mauern
Wir sollten um diese Menschen froh sein, denn sie haben es wenigstens geschafft, viele andere sind im Mittelmeer ertrunken. Die EU und die Europäer bauen durch die EU-Agentur Frontex Mauern auf, die noch schlimmer und höher sind, als die Mauern, die Ost und West seinerzeit getrennt haben.
Wir brauchen eine neue Nachbarschaftspolitik. Deren Ziel muss sein, dass es in Nordafrika keinen Grund mehr gibt für Flucht. Arbeitslosigkeit und Gewalt sind die Hauptgründe. Für Arbeitsplätze können wir sorgen, indem wir unsere Märkte für Agrarprodukte aus den Ländern Nordafrikas öffnen und gleichzeitig die Länder Südeuropas, die ebenfalls mit Öl, Obst und Gemüse ihr Geld verdienen, durch Ausgleichszahlungen dafür gewinnen. Wir müssen mit Know How und Wahlbeobachtern für freie Wahlen sorgen. Den in geheimer, freier und gleicher Wahl ermittelten künftigen Regierungen muss das Geld ausgezahlt werden, das Mubarak und Ben Ali auf ausländischen Konten gehäuft haben.
In Libyen müssen wir einen Waffenstillstand durchsetzen und mit Gaddafi verhandeln. Das aktuelle Vorgehen ist unverantwortlich: Bomben aus der Luft und auf dem Boden Waffenlieferungen an die Rebellen verschärfen die Lage nur, sie lösen nichts. Aktuell Meinung
Wir informieren täglich über das Wichtigste zu Migration, Integration und Rassismus. Dafür wurde MiGAZIN mit dem Grimme Online Award ausgezeichnet. Unterstüzte diese Arbeit und verpasse nichts mehr: Werde jetzt Mitglied.
MiGGLIED WERDEN- Fachkräftemangel vs. Abschiebung Pflegeheim wehrt sich gegen Ausweisung seiner Pfleger
- Nach Budget-Halbierung Regierungsbeauftragter für Reform der Integrationskurse
- „Diskriminierend und rassistisch“ Thüringer Aktion will Bezahlkarte für Geflüchtete aushebeln
- „Hölle“ nach Trump-Sieg Massenabschiebungen in den USA sollen Realität werden
- Verwaltungsgerichtshof Nürnberg muss Allianz gegen rechts verlassen
- Ein Jahr Fachkräftegesetz Bundesregierung sieht Erfolg bei Einwanderung von…
Zwischen Bürgerkriegs- und Wirtschaftsflüchtlingen sollte sehr wohl unterschieden werden. Mehr als 90% der 26 000 sind wohlgenährte junge Männer aus Tunesien.
Die stürmen ein winziges Eiland im Mittelmeer und sollen im Handumdrehen eine schöne Unterkunft und Vollversorgung bekommen.
Ist die EU das sagenumwobene Schlaraffenland?
Das christliche Europa hätte vor 100 Jahren diese Heerscharen von Glücksrittern, die eine Staatsgrenze verletzt haben, für die es keine legalen Jobs gibt, umgehend zurück geschickt oder gar nicht erst ins Land gelassen.
Eindringlinge mit einer erpresserischen Erwartungshaltung auch noch zu belohnen, wäre früher keinem eingefallen.
@saggse
Würde gerne wissen, woher Sie diese Informationen haben! Abgesehen davon scheint es den Kurden in der Türkei relativ gut zu gehen, denn wie sonst erklären Sie sich die 18-20 Millionen Kurden im Land? Diese werden definitiv nicht verfolgt und vergast wie es seinerzeit Saddam Hüsseyin getan hat.
Man schaue sich die Kommentare oben an, und stelle fest: Hr. Ertug ihre Meinung wird bestätigt!
Es ist nicht nur eine große Schande, wie die EU die „Genfer Flüchtlingskonvention“ mit den Füßen zertrampelt, nein, es ist ein Verbrechen gegen die Menschheit.
Ich empfehle all den Unwissenden die sehr aufschlussreiche Dokumentation über die dramatische Lage der Flüchtlinge aus u.a. Afrika von Johanna Tschautscher „Fluchtziel Europa. Jenseits vom Traum.“
http://www.3sat.de/page/?source=/dokumentationen/153270/index.html
Und auch sie werden am Ende sprachlos bleiben, so wie jene Menschen im EU Parlament , denen diese Dokumentation vorgeführt wurde.
„Eine Schweigeminute“