Das Ende einer Ära
SPD verzichtet auf die Stimmen der Migranten
Die SPD kündigte groß an, Thilo Sarrazin wegen seines parteischädigenden Verhaltens ausschließen zu wollen. Mit der Verfahrenseinstellung aber wurde Sarrazin öffentlich rehabilitiert. Damit ist für viele Migranten die Ära SPD endgültig vorbei.
Von Kamuran Sezer Dienstag, 26.04.2011, 8:30 Uhr|zuletzt aktualisiert: Montag, 02.05.2011, 0:03 Uhr Lesedauer: 10 Minuten |
2009 untersuchte das Berliner Marktforschungsunternehmen Data4U die Wahlpräferenzen der migrantischen Bevölkerung in Deutschland. Damals hätte eine deutliche Mehrheit von über 55 Prozent die SPD gewählt, wenn am nächsten Sonntag Wahlen wären. Auch in der Sozialstudie über die türkischen Akademiker und Studierenden in Deutschland (TASD-Studie) wird die Dominanz der SPD in den Präferenzen des migrantischen Wahlvolks bestätigt.
Je älter die türkischstämmigen Hochqualifizierten allerdings sind, desto eher verschieben sich ihre parteipolitischen Präferenzen zu Die Linke und der CDU. Insgesamt überrascht aber die herausragende Rolle der SPD in der migrantischen Bevölkerung wenig, die ihre Gründe in der jüngeren Arbeitsmigration Deutschland finden lassen.
Die SPD war insbesondere für die Angehörigen ehemaliger Anwerbeländer, die im Rahmen der Arbeitsmigration in den 1950er bis 1970er Jahren nach Deutschland einwanderten, die Partei, mit der sie sich am ehesten identifizieren konnten:
- Die konservative CDU war für einen Teil der auf Tradition und Glaube angelegten migrantischen Bevölkerung wegen ihres Familienbildes stets attraktiv, die restriktive Ausländerpolitik stellte jedoch eine hohe Barriere dar, sich für diese Partei zu engagieren, sie öffentlich zu befürworten oder sie gar zu wählen.
- Die FDP, die eine bürgerliche Wählerklientel bediente und vertrat, war für die Migranten ebenfalls keine attraktive Alternative in der deutschen Parteienlandschaft. Viele der Migranten waren Arbeiter, die kaum in nennenswerter Größe in der gesellschaftlichen Mitte vertreten waren.
- Auch die Grünen stellten für die SPD keine nennenswerte Gefahr dar, wenn es darum ging, die Wählerstimmen von Migranten streitig zu machen. Zum einen standen mit Ökologie und Nachhaltigkeit politische Themen auf der Agenda der Grünen, die in der Lebenswirklichkeit vieler Migranten damals kaum eine Relevanz aufwies. Zum anderen haben die Grünen in den 1990er Jahren die Menschenrechtslage in der Türkei und ihren Umgang mit den Kurden angeprangert. Damit haben sie aus Sicht der türkischen Community ein für sie hochsensibles Thema angesprochen.
- Dies galt ebenso für Die Linke, der es mit Ausnahme der Kurden in Deutschland kaum gelang, das Wählerpotenzial der Migranten nachhaltig zu erschließen, zumal sie – ähnlich der Grünen – die Menschenrechts- und Kurdenpolitik der Türkei offensiv thematisierten. Sie war auch für Migranten aus Osteuropa wenig bis gar nicht attraktiv, die schlechte Erinnerungen an den Sozialismus vor dem Fall des Eisernen Vorhangs hatten.
Die SPD war damit für einen Großteil der Migranten qua Ausschlussverfahren die Partei, die ihnen eine politische Heimat bot. So hat die SPD über Jahrzehnte von den Defiziten der anderen Parteien profitiert und auf diese Weise eine strukturelle Parteibindung an migrantisches Wählerpotenzial aufgebaut. Dies wird sich nach den Vorgängen um das Parteiausschlussverfahren gegen Thilo Sarrazin am vergangenen Gründonnerstag jedoch ändern.
Sarrazin, der „Hobby-Eugeniker“, hat in fast allem Unrecht
In dem Verfahren sollte er wegen des Inhalts seines Buches „Deutschland schafft sich ab“ und seiner verschiedenen Äußerungen in Vorträgen, Interviews und Diskussionen ausgeschlossen werden, da sie unterschiedlichen SPD-Größen zufolge nicht mit den Grundsätzen der Sozialdemokratie vereinbar sei. So veröffentlichte der SPD-Vorsitzender, Sigmar Gabriel, noch im September 2010 einen in weiten Teilen beeindruckenden Aufsatz in Die Zeit, in diesem er das Parteiausschlussverfahren gegen Thilo Sarrazin begründete. So resümierte Sigmar Gabriel damals noch:
„Der Hobby-Eugeniker Sarrazin und seine medialen Helfershelfer sind dabei, Theorien der staatlichen Genomauswahl wieder salon- und hoffähig zu machen. Andere und Schlimmere werden sich darauf berufen. Wer unter dem Banner der Meinungsfreiheit („Das wird man doch wohl noch sagen dürfen …“) ethnische (und in der Causa Steinbach: historische) Ressentiments in der Politik wieder geschäftsfähig macht, der bereitet den Boden für die Hassprediger im eigenen Volk. Sie erhalten eine echte Chance, wenn Thilo Sarrazins Buch als intellektuelle Bereicherung gilt statt als das, was es wirklich ist: eine ungeheure intellektuelle Entgleisung. Würde diese gesellschaftsfähig, dann wäre der Titel des Buches in der Tat völlig berechtigt und zugleich eine düstere Prognose. Denn dann schafft Deutschland sich tatsächlich ab, jedenfalls in seiner heutigen, demokratischen, aufgeklärten Verfassung.”
Gleich zu Beginn seines Aufsatzes allerdings bemühte sich Sigmar Gabriel kein „Missverständnis“ aufkommen zu lassen. Unter Zugriff von Termini wie „Integrationsverweigerung“ oder „Parallelgesellschaft“, die üblicherweise von integrationsfeindlich gesonnenen Akteuren präferiert werden, zog er eine Zwischenbilanz:
„Es gibt deshalb keinen Grund, Thilo Sarrazin oder andere zu kritisieren, wenn sie diese mangelnde Integrationsbereitschaft anprangern. Über all das darf, ja muss laut und vernehmlich geredet und auch gestritten werden. Und dafür sollte in Deutschland niemand aus der Bundesbank oder einer Partei geworfen werden.“
Sigmar Gabriel kritisierte – streng genommen – nicht die integrationspolitischen Postulate Thilo Sarrazins, sondern seine mit Eugenik beschwerten Aussagen zur Demografie- und Bildungspolitik, in dieser Integration und Migration subsumiert werden.
Waren diese Worte von Sigmar Gabriel zur Bewertung der integrationspolitischen Thesen Sarrazins ein Ausdruck von Naivität? Mitnichten! Sie sind Ausdruck für fehlende Empathie oder Affinität für die Lebenswirklichkeit der Migranten in Deutschland und in den eigenen Reihen der Partei. Diese Haltung zieht sich programmatisch, personell und strukturell durch die gesamte Sozialdemokratie. Zugespitzt formuliert: Das kollektive Gedächtnis der deutschen Arbeiterbewegung kennt weder Einwanderung noch Integration.
SPD-Führung müde für Konfrontationen in der Integrationspolitik
Obgleich die migrantischen Wähler, insbesondere die Türkischen, für die SPD eine wichtige Stimmenreserve bei den Wahlen bildete, hat die SPD dieses personelle und identifikative Potenzial kaum beachtet, geschweige denn gefördert. Es sei denn, Wahlen standen bevor und die SPD sprach in Moscheen oder in türkischen Medien explizit zu den Türken. Darüber hinaus kam sie aber nicht. Weder in Hamburg noch in Nordrhein-Westfalen konnte sie sich – entgegen vorherigen Versprechungen – durchringen, einem Politiker mit Migrationshintergrund einen Ministerposten zu geben. Die Sozialdemokraten tun sich schwer mit Fragen der Identität, Ethnizität oder Kultur.
Die Studie der Friedrich-Ebert-Stiftung „Die Mitte in der Krise. Rechtsextreme Einstellungen in Deutschland 2010“ zeigt auf, dass unter den Anhängern der SPD eine hohe Ausländerfeindlichkeit existiert – gar etwas höher als in der CDU. Eigentlich nichts Untypisches für eine Volkspartei, die in der Lage sein muss, verschiedene politische Strömungen in der Gesellschaft zu integrieren. Dies kann auch zu Konfrontationen und Spannungen führen, die parteiintern ausgetragen werden müssen.
Genau diesen Konfrontationen geht die SPD-Führung mit der Einstellung des Parteiausschlussverfahrens gegen Sarrazin aus dem Weg. Aber dies ist dringend erforderlich, wenn die SPD als Volkspartei sich in der gesellschaftlichen Einwanderungsrealität verorten möchte. Die Cause Sarrazin ist daher kein parteipolitischer Ausfall in der SPD oder gar eine Einzigartigkeit. Sie ist symptomatischer Ausdruck für die Ignoranz der SPD bezüglich seiner migrantischen Realität in den eigenen Reihen.
Parteiausschlussverfahren: halbherzig, durchsichtig und auf Beschleunigung angelegt
Im Spiegel des Superwahljahres 2011, der für die SPD mit Ausnahme der Wahlen in Hamburg bisher ernüchternde Ergebnisse bereithielt, hat kein politischer Beobachter ernsthaft an einen Ausschluss von Thilo Sarrazin aus der SPD geglaubt – zumindest keinen schnellen.
Thilo Sarrazin erhält Zustimmung vom rechtsextremen Rand bis zur Mitte der Gesellschaft, zumal auch innerhalb der SPD Befürworter sich für Thilo Sarrazin eingesetzt haben. Diesen gegenüber stehen sowohl Parteimitglieder aus dem linken SPD-Flügel als auch potenzielle Wähler in der Mitte der Gesellschaft, die wiederum Thilo Sarrazins Thesen ablehnen. Egal wie der Parteiausschlussverfahren also ausgegangen wäre, die Empörung in der Partei und im Wahlvolk war bereits vorprogrammiert. Die SPD-Führung hatte die Wahl zwischen zwei Übeln.
Taktische Maßgabe über den weiteren Umgang mit Thilo Sarrazin kann in der Frage zusammengefasst werden: Wie kann die SPD Thilo Sarrazin und seine Thesen – zumindest vorläufig – integrieren, möglichst ohne dass seine eugenischen, völkischen und rassistischen Thesen auf die Partei abfärben?
Man hätte hinsichtlich des Ausgangs im Ausschlussverfahren also mit allem rechnen dürfen – aber mitnichten eine halbherzige, durchsichtige und auf schnelle Bereinigung angelegte Inszenierung: Nach fünf Stunden hinter verschlossenen Türen, in diesen hart aber fair im Umgang diskutiert worden sei, wird das Ergebnis unter Hinweis auf Geheimhaltungspflicht verkündet und die Öffentlichkeit in die Osterferien entlassen.
Offensichtlich hat die SPD-Führung entweder die migrantischen Parteimitglieder und Wähler wohlwollend ignoriert bzw. ihre Einwände in Kauf genommen oder hat geglaubt, sie disziplinieren oder zumindest beschwichtigen zu können.
SPD im Vergleich mit CDU und Grüne
Integration und Migration sind zwei zentrale politische Handlungsfelder, die nicht nur über den Ausgang von Wahlen entscheiden, sondern auch eine Zukunftsherausforderung für Deutschland darstellen. Gerade in diesen beiden Themenfeldern zeichnete sich zumindest die Bundes-SPD durch Ideenlosigkeit, mangelnde Kreativität und Passivität aus. Dies drückt sich schließlich in den politischen Figuren der Partei aus:
In der CDU beispielsweise stehen Personen wie Armin Laschet (erster Integrationsminister eines Bundeslandes) oder Aygül Özkan (erste Ministerin mit sogenanntem Migrationshintergrund in einem Bundesland) für wegweisende Integrationspolitik. Der Bundespräsident Christian Wulff, ehemals CDU-Ministerpräsident in Niedersachsen, hat in seiner Bremer Rede zum Tag der Deutschen Einheit in einer Zeit hitziger Integrationsdebatten deutliche und mutige Worte gefunden, mit diesen er klarstellte, dass der Islam zu Deutschland gehört.
Auch Ruprecht Polenz, Vorsitzender des Auswärtigen Ausschusses im Bundestag, gehört zu den prominenten Führungsfiguren in der CDU, der mit versöhnlichen Worten zwischen der Aufnahme- und Einwanderergesellschaft Brücken baut. Doch allen diesen Namen voran muss zuallererst Rita Süssmuth und schließlich Heiner Geißler genannt werden, die sich bereits vor Jahrzehnten für eine progressive Integrations- und Einwanderungspolitik in Deutschland eingesetzt haben.
Die SPD hingegen bietet mit Heinz Buschkowsky, Bürgermeister des Berliner Bezirks Neukölln, einen Meinungsführer an, der sich mehr durch seine indifferente Haltung in der Integrationspolitik auszeichnet. Sein divergenter Blick auf die deutsche Integrationspolitik ist geprägt durch seine subjektiven Erfahrungen als Bürgermeister in Berlin-Neukölln.
Dann wirft die SPD den Berliner Oberbürgermeister Klaus Wowereit in die integrationspolitische Arena: Mit der Schützenhilfe der Türkischen Gemeinde in Deutschland (TGD), dessen Vorsitzender, Kenan Kolat, ein Parteigenosse Wowereits ist. Wowereit kennt das Wählerpotenzial insbesondere der türkischen Community in Berlin, das ihm wichtige, vielleicht auch entscheidende Stimme in den anstehenden Wahlen einbringen könnte. Als Oberbürgermeister der Hauptstadt genießt er eine bundesweite Aufmerksamkeit. Sein wahltaktisches Verhalten aber ist in der Natur seines Amts auf eine Region eingeschränkt. Und wen hat die SPD noch anzubieten!? Genau – Thilo Sarrazin.
Von allen Parteien sind bisher die Grünen in der Integrationspolitik und in der so genannten interkulturellen Öffnung der Parteien am fortschrittlichsten und modernsten. Unter Maßgabe der Heterogenität oder Diversity wird die Dimension „Ethnie“ nicht als singuläres soziopolitisches Phänomen behandelt, sie wird eben als eine Teilmenge politischer Herausforderung im Hinblick auf die Realisierung einer gerechten, ökologischen und nachhaltigen Gesellschaft angesehen. Damit haben die Grünen ein parteiideologisches Overhead geschaffen, unter dem eine Person oder ein Parteimitglied nicht auf eine ethnisch begründete Rolle reduziert wird. Denn auch der Ali, der Enkel türkischer Gastarbeiter, oder die Bogdanka, die Tochter bosnischer Flüchtlinge, interessieren sich für Ökologie oder Nachhaltigkeit oder Bildungspolitik oder Wirtschaftspolitik.
Die Grünen haben in den vergangenen Jahren sich zudem vielfältig mit der Einwanderergesellschaft selektiv vernetzt und damit wichtige strukturelle Aufbauarbeiten im Hinblick auf die Rekrutierung von Wählerpotenzialen geleistet.
Obgleich die CDU und die Grünen sich in den vergangenen Jahren in der Aktivierung des migrantischen Wählerpotenzials gegen die SPD positioniert haben, konnten sich die Sozialdemokraten stets auf das historisch gewachsene und strukturelle Fundament an migrantischen Wählerstimmen sicher sein.
Doch diese Ära dürfte mit den Vorgängen in der Causa Sarrazin am vergangenen Gründonnerstag nun endgültig vorbei sein. Für die anderen Parteien, insbesondere für die Grünen und CDU eröffnen sich damit die Chance der SPD, migrantische Wählerstimmen abzuwerben. Der Wahlkampf kann nun beginnen! Meinung Politik
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@ Beri
Ihre Beiträge lassen sich so zusammenfassen: Deutschland ist das Landvder Ausgrenzung, Diskriminierung und des Rassismus, in dem „Volkshetze“ in den Massenmedien gegen Türken und Araber wie vor dem Holocaust gegen Juden betrieben wird und ein Sarrazin die eugenische Karte (fordert er Zwangssterilisierung?) spielt.
Und wer sich nach solchen Beiträgen noch wundert, weshalb bestimmte Einwanderergruppen nicht sonderlich beliebt sind, dem ist nicht mehr zu helfen.
Langsam fällt der Groschen:
Welt Online: Herr Toprak, Sie sind Grünen-Mitglied. Trotzdem scheint es, als kühle sich Ihr Verhältnis zu Rot-Grün derzeit ab, oder?
Ali Ertan Toprak: Allerdings, SPD und Grüne beziehen in der Islampolitik Positionen, die sich immer deutlicher von unseren unterscheiden. Die Parteien, die früher zum Beispiel für Frauenrechte auf die Straße gingen, zeigen heute Verständnis für die Rolle, die der traditionelle Islam der Frau zuweist, also für ihre Unterdrückung. Man hat den Eindruck, als dürfe man bei SPD und Grünen nicht über die Wertekollision des Islam mit unserer freiheitlichen Gesellschaft diskutieren.
@ Beri
Sie scheinen Herrn Sarrazin grundfalsch verstanden zu haben: Er richtet seine Kritik nicht gegen Muslime allgemein, sondern gegen solche, die sich schlicht weigern sich zu integrieren. Ihrem ansprechenden Schreibstil entnehme ich, dass sie nicht zu diesen schlecht integrierten Migranten gehören. Warum regen sie sich nun über Sarrazin auf. Bei einer objektiven Betrachtung der muslimischen Migrationsgeschichte in Deutschland wird ihnen auffallen, dass diese dem Land mehr (nicht nur!) geschadet als genutzt hat.
Mit dem Zücken der Nazikarte entlarven sie sich als der Historie Unbedarfte. Auch meine Famile hat unter den Nazis gelitten, nur: Wie kann man das Trauma des ersten Weltkriegs, die Problematik deutscher Minderheiten in Osteuropa, die Weltwirtschaftskrise, die folgebde massenhafte Verarmung und koalitionsunfähige, republikanische Parteien mit den Zuständen von heute vergleichen?
Wenn sie „Volkshetze“ in den deutschen Medien beobachten, empfehle ich ihnen einen Gang zum Staatsanwalt unter Hinweis auf § 130 StGB. Kleiner Tipp: Wenn es wirklich Hetze wäre, wär die Staatsanwaltschaft schon längst aktiv geworden.
In diesem Zusammenhang könnte ein von ihnen übermittelter Link eines hetzenden Massenmediums unsere Verständnisprobleme aufklären.
Bierbaron
Er kann in der SPD bleiben oder in die NPD eintreten. Da sind sicher viele Gleichgesinnte! Dieser mann hat es versucht die gesellschaftpolitische Themen mit den Genen oder anderen Menschengruppen zu erklären. Die Migranten und Migrantinnen haben das Recht – ganz legal und demokratisch – von dieser Partei auszutreten. Warum nicht? Wir haben dann die Freiheit eine Partei mit dieser Gesinnung nicht zu wählen.
@Bierbaron
1) Sehen Sie, genau hierin liegt das Problem der Diskussion: Wie können Sie über mich (übrigens Deutsche Staatsbürgerin!!!) entscheiden, ob ich integriert bin oder nicht, vor allem als gebürtige Deutsche, deren Eltern imigriert sind? Ist das nicht ein Paradox? Anders gesprochen: wenn sich Menschen daneben benehmen, hat das NICHTS mit ihrer Herkunft zu tun, sondern mit Ihrer Erziehung, o. ä. oder wollen Sie mir etwa erzählen, dass alle Deutsch-Deutschen Engel sind? Sind Sie ein Hellseher, oder wie schaffen Sie es, aus meinem Schreibstil zu erkennen, ich sei integriert…nein, nein, ich habe eine bessere Frage: Was bedeutet für Sie Integration? Und vor allem in was?
Ich werde auf Ihre Anmerkung nicht eingehen, dass die „muslimische Migration Deutschland mehr geschadet hat“, weil diese Aussage schlechtweg falsch ist, und in zahlreichen Studien belegt wurde.
2) Genau! Ich zücke die Nazi- und Sie die Abwehrkarte. Ein ewiges Hin- und Her, weshalb man stets am Thema vorbei redet.
Ich habe Sie nicht als Nazi abgestempelt und auch nicht den Helden Sarrazin. Keine Sorge. Wenn Sie meine Antwort aufmerksam und konzentriert gelesen hätten, hätten Sie verstanden, dass ich PARALLELEN (das ist ein gewaltiger Unterschied, ich hoffe, Sie sehen ihn!) in der Deutschen Geschichte sehe. Sie schreiben ja selbst von „Weltwirtschaftskrise“ (in den letzten zwei Jahren wird in der Ökonomie über fast nichts anderes mehr gesprochen als über die Krise, die übrigens nicht nur Deutschland betrifft, vllt. haben Sie das auch bemerkt, so nebenbei ; ) ). Dann sprechen Sie von Verarmung, und auch hier sehe ich eine Parallele. Ich lebe in einem sozial sehr arm geprägten Stadtteil Berlins und sehe verdammt viel Armut in meiner Umgebung. Aber es ist nicht nur meine Umgebung:
http://www.ak-kurier.de/akkurier/www/artikel/11592-unbequeme-wahrheiten-mutig-ausgesprochen
Sie sprechen von republikanischen Parteien, und wenn ich Sie recht verstanden habe, möchte ich Sie auf die Gründung von rechtsradikalen Parteien wie „Pro Deutschland“ oder „Bürgerbewegungen“ wie bsp. „Pro Köln“ aufmerksam machen, die offen und ehrlich ihre rechte Gesinnung kundtun. (Falls Sie mir auch das nicht glauben wollen, überfliegen Sie kurz die Internetseiten solcher Parteien, und Sie werden sehen, was ich meine. Aber nicht nur in Deutschland formieren sich neue rechte Gruppierungen, in ganz Europa ist der Rechtsdruck ziemlich hoch…tippen sie dieses Wort in Google ein, und Sie werden eine Menge Schlagzeilen mit entsprechenden Statistiken finden! Und ja, es wird gehetzt und wie! Hier ein Beispiel für eine Anzeige gegen Hr. Seehofer wegen ääähhhmmm…ach ja…. Volksverhetzung!
http://ulrichkasparick.wordpress.com/2011/03/10/wehret-den-anfangen-weshalb-ich-horst-seehofer-angezeigt-habe/
3) Und warum ich mich über Sarrazin aufrege, fragten Sie mich. Nun ja, jetzt nach seinem „Tabubruch“, sind alle Menschen, die irgendwie anders aussehen, als der weiß-Deutsche, Muslime geworden (in den Augen der weiß-Deutschen versteht sich). Muslim sein bedeutet dabei nicht-integriert sein und das schlimme dabei ist, dass kein Mensch in der Lage sein kann auf einem Blick zu entscheiden, ob jemand „integriert“ ist oder nicht. Somit reichen Symbole wie Kopftücher, Bärte, dunklere Haare und/oder schwarze Haut, etc. aus, um Menschen als „NICHT_DEUTSCH“ und somit als Türken, Araber, Muslim/a oder was auch immer zu definieren. Sie haben doch bestimmt auch ein bestimmtes Bild im Kopf,wenn von einem Muslim gesprochen wird oder etwa nicht? Aber Bilder werden gemacht, Bierbaron, sie entsprechen nicht der Realität. Und man kann negative Bilder oder positive Bilder schaffen…Hr. Sarrazin hat AUSCHLIESSLICH negative Bilder von den besagten Gruppen geschafften, und sie desweiteren abgewertet, als etwas „Unnützes“, „Teures“, etc. Das ist nicht unbedingt positiv, oder etwa doch? Er hat über meine Eltern, über meine Verwandten gesprochen, über meine Freunde, über Bekannte, über Menschen, letztlich! Er hat sie beleidigt, er hat ihnen nicht aberkannt, dass diese Menschen, meine Großväter und -mütter, dieses Land mit aufgebaut haben, und Onkels und Tanten von mir in Frührente sind, weil sie gesundheitlich am Ende sind, wegen der schweren Arbeit, die sie verrichteteten.
Ich könnte Ihnen ellenlange weitere Dinge aufzählen, aber ich glaube, das reicht jetzt erstmal.
4) Und hier folgt noch die Integrationsdebatte auf einem Blick, damit Sie immer wieder mal reinschauen können, bevor Sie in Foren Behauptungen von sich geben, die schlicht und einfach falsch sind : )
http://www.berlin.de/lb/intmig schlagworte_der_integrationsdebatte_start.html
„Damit ist für viele Migranten die Ära SPD endgültig vorbei.“
Nur für Migranten, die sich durch Sarrazins Argumentation „erwischt“ und „getroffen“ fühlen… Zuwanderer aus China, Vietnam, Polen oder Kroatien, sowie bestens integrierte Türken, Ägypter oder Iraner (ja die gibt es wirklich!) werden sich NICHT angesprochen fühlen. Warum wohl?
Wie wäre es denn, liebe Migazin-Schaffende, wenn unsere besondere Gruppe von Migranten nicht durch permanentes Beleidigtsein und immer neue Forderungen unangenehm auffallen, sondern sich durch Leistung und Respekt gegenüber Deutschland hervortun würde?
@ Egon: meine ausländische Seite stammt aus einem christlich geprägten westlichen Industrieland, wir „sehen aus wie Deutsch“ aber auch mein Vater und ich fühlen uns durch fremdenfeindliche Pamphlete beleidigt.
Außerdem zollen wir alle Deutschland Respekt in dem wir die demokratischen Grundwerte vor Fremdenfeindlichkeit und Ausgrenzungsversuchen verteidigen!