Migrantenquote
Ironie der Geschichte, Logik der Dialektik oder konsequente gesellschaftspolitische Entwicklung?
In jedem Fall ist es ein echter Fortschritt, dass jetzt nicht mehr nur darüber diskutiert wird, wie sich Deutschland vermeintlich abschafft, sondern ernsthaft über Quoten für Menschen mit Migrationsgeschichte gesprochen wird. Immerhin sind das rund 20% der Bevölkerung - ohne auch nur annähernde Repräsentanz in Politik, Verwaltung, Medien und Teilen der Wirtschaft.
Von Farhad Dilmaghani Montag, 09.05.2011, 8:28 Uhr|zuletzt aktualisiert: Donnerstag, 12.05.2011, 3:26 Uhr Lesedauer: 3 Minuten |
In den Bundesländern haben rund 2,5% der Parlamentarier eine Migrationsgeschichte, in den Medien laut Schätzungen 2-3% der Journalisten, bei den Beamten sind es rund 1,5% und man kann die Liste wahrscheinlich lange fortsetzen. Sicher, wird man auch eine Vielzahl von triftigen Gründen finden, woher diese große „Repräsentationslücke“ kommt. Dass sie teilweise selbstverschuldet sei, wir nicht für jede Gruppe eine Sonderbehandlung einführen könnten und dass Selbstverpflichtungen ohnehin der beste Weg seien. Die Argumente sind alle bekannt und werden genauso wie bei jeder Diskussion über Frauenquoten seit den 80er Jahren munter ausgetauscht. Aber genauso gut ist bekannt, dass die bisherigen Maßnahmen bei der Gleichstellung von Frauen nur im Schneckentempo gewirkt haben. Wer hätte vor einem Jahr gedacht, dass sich eine ganze Reihe von Spitzenmanagerinnen genauso wie die CDU-Bundesministerin von der Leyen jetzt vehement für Quotenreglungen aussprechen würden.
Fakt ist, und das wissen wir nicht erst seit den ernüchternden Ergebnissen der PISA-Studie, dass die gesellschaftliche Mobilität in Deutschland eher gering ausgeprägt ist. Fairness und Chancengleichheit sind daher die Hauptargumente für Diversity-Quoten, die beispielsweise in Großbritannien im Großen und Ganzen seit Jahren erfolgreich praktiziert werden. Diversity-Quoten umfassen in Großbritannien Frauen, Menschen mit Migrationsgeschichte und Behinderte gleichermaßen. Mittlerweile sind die Kriterien weiterentwickelt worden. Das Prinzip bleibt das Gleiche. Es werden Quoten für Bevölkerungsgruppen festgelegt mit dem Ziel ihren Anteil in der öffentlichen Verwaltung dem in der Bevölkerung anzugleichen. Alles auf Zeit und unter genauer Prüfung der Qualifikation. Keiner will Quoten für die Ewigkeit. Quoten helfen um unbestreitbare gesellschaftliche Schieflagen und Ungerechtigkeiten transparent zu machen und anzugehen. Sie sind kein Allheilmittel und haben auch viele Nachteile wie Stigmatisierung, Abgrenzungsprobleme, etc. Und wer ist schon gerne ein Quotenmann oder eine Quotenfrau?
Aber keine Gesellschaft kann es sich auf Dauer leisten, breite Bevölkerungsgruppen ob gewollt oder ungewollt zu benachteiligen. Und hier können Quoten helfen, bis sich das gesellschaftliche Klima und die Rahmenbedingungen weiterentwickelt haben. Gerade wir in Deutschland tun uns traditionell schwer mit sogenannten Gleichstellungspolitiken. Es ist aber auch in unserer Aller Eigeninteresse, wenn wir mehr Chancengleichheit ermöglichen und strukturelle Diskriminierung transparent machen. Ich kann mich noch gut erinnern, wie viele den Untergang des Abendlandes befürchteten, als es darum ging, das Antidiskriminierungsgesetz in Deutschland zu verabschieden. Mittlerweile gehört es zum Alltag.
Ich habe mich oft gefragt, wie es sein kann, dass die von Thilo Sarrazin losgetretene „Integrationsdebatte“ in Deutschland so lange waberte ohne konkrete Lösungsvorschläge. Vor dem Hintergrund wie emotional über Monate die Debatte geführt wurde, ist das ein Armutszeugnis und ein Versagen von Politik und Zivilgesellschaft. Ohne Experte im Staatsrecht zu sein, wäre eine langgehegte Vorstellung von mir, dass Artikel 3 Abs. 2 des Grundgesetzes, „Der Staat fördert die tatsächliche Durchsetzung der Gleichberechtigung von Frauen und Männern und wirkt auf die Beseitigung bestehender Nachteile hin.“ dahingehend ergänzt wird, dass man die „Förderung der Integration und Vielfalt“ mit aufnimmt.
Gerade weil so wenig Positives in der Integrationsdebatte der letzten Monate passiert ist, war es ein überraschendes und positives Signal, dass sich die SPD für eine Quote in Parteigremien und öffentlichem Dienst ausgesprochen hat. Die Motivation warum der Vorschlag jetzt kommt, erscheint mir zweitrangig. Entscheidend ist, ob die SPD als Volkspartei das Durchhaltevermögen hat, dieses Thema über einen langen Zeitraum voranzubringen, weitere Bündnispartner zu gewinnen und es mit anderen gemeinsam durchzusetzen. Auf diesem Weg wird es sicher viele Widerstände geben. Aktuell Meinung
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@ beri
„JA; GENAU! ICH WILL GLEICHBERECHTIGUNG AUF ALLEN EBENEN UND FÜR ALLE MENSCHEN“
Wären Sie dafür diese Forderungen, die ich in vollem Umfang unterstütze, auch in Bezug auf die islamischen Heiratsregeln geltend zu machen?
@ keton:
Sie fragen auf einer anderen Ebene. Ich dürfte auch nicht einfach so Jude werden nur weil ich es cool finde. Genauso hat die islamische Religion gewisse Heiratsregeln. Bei Christen kann ein Ungläubiger auch nicht am Abendmahl teilnehmen.
Selbstverständlich dürfen in Deutschland Muslime nicht-Muslime heiraten. Der Imam und die Eltern werden dagegen sein, aber damit unterscheidet sich der Islam nicht von Katholiken in Bayern.
A propos religiöse Heiratsregeln:
Mein Onkel, ein katholischer Christ, wurde vor 40 Jahren nach seiner Heirat mit einer Protestantin von der katholischen Kirche EXKOMMUNIZIERT.
Wissen Sie – und das gilt für mehrere Leute hier – ich habe durchaus Kontakt zu Menschen „mit Migrationshintergrund“. Diese sind zum Glück ganz anders, als die, die hier schreiben.
Ich habe auch Einblick in die „Migrationsindustrie“ und die dort herrschende Doktrin.
Es tut mir wirklich leid, aber: Dort – und auch im Migazin – geht es primär nicht um „Gleichberechtigung“.
Warum? Immer wieder kommt durch, dass nicht wenige Menschen „mit Migrationshintergrund“ (das gilt natürlich nicht für alle) nicht als Individuum „gleichberechtigt“ sein wollen, sondern als Mitglied einer bestimmten ethnischen oder kulturellen Gruppe im Hinblick auf die Gruppe der autochthonen Deutschen „ohne Migrationshintergrund“.
Die Kulturen derjenigen „mit Migrationshintergrund“. sollen als Parallelkulturen zu der Kultur der autochthonen Bevölkerung fest in Deutschland verankert und vom Staat auf allen Ebenen gefördert werden.
Warum ist das so? Die deutsche Identität ist schwach und deswegen unattraktiv für Migranten; es gibt in Deutschland zunehmend Migranten aus einem islamischen Kulturkreis, deren Ursprungskulturen ganz anders geprägt sind, als die deutsche und – nicht zuletzt: Deutschland ist nicht die USA. Es gibt hier nichts, was als kollektive Identität für alle in Deutschland lebenden Menschen dienen könnte. Nichts. Und deswegen konstituieren sich zunehmend rivalisierende und konkurrierende Zugehörigkeiten mit unterschiedlichen Interessen auf deutschem Boden.
Deutschland soll – so wünscht es sich die Migrantenlobby – zu einer Neuauflage der USA umgestaltet werden, nur noch viel radikaler. Jegliche Anpassungsleistung, und sei es auch nur, die Sprache zu lernen, wird doch von dieser zuerst einmal als Zumutung hingestellt (und sicher, Migrantenkinder bzw. Migranten generell sollen noch Deutsch lernen, aber nur, bis die Lobby groß genug ist, zusätzliche Amtssprachen einzuführen und dann irgendwann Deutsch als Amtssprache ganz abzusägen; Deutsch soll zudem nur gelernt werden, weil Migranten diese Sprache hier – noch – benötigen, nicht, weil auch nur das leiseste Interesse an diesem und der geringste echte Anpassungswille an dieses Land vorhanden wäre).
Ja, wäre ich Migrant, wäre das natürlich auch mein Traum: Ich verlasse mein Land, partizipiere am Wohlstand der Aufnahmegesellschaft und verlange von dieser, dass sie sich an mich anpasst und mir ein Leben wie in meinem Ursprungsland ermöglicht. Ohne Druck, ohne Forderungen. Ich kann mich kulturell austoben; wer meine „Eigenheiten“ und sei es auch die Burka, nicht akzeptiert, ist Rassist. Auch meine Muttersprache hat gefälligst auf sämtlichen Ebenen gefördert zu werden. Und wenn die Aufnahmegesellschaft das nicht will, dann wird sie diffamiert. Ich bin da und alle hatten auf mich gewartet.
Wäre ich in meinem Ursprungsland (oder dem meiner Eltern bzw. Familie) verblieben, hätte ich allerdings auch nicht das geringste Interesse daran, DIESES Land in derselben Weise wie Deutschland umgestalten zu lassen. Da würde ich nämlich zu denen „ohne Migrationshintergrund“ gehören und meine Identität bewahren wollen.
Ich würde, wenn ich z. B. in der Türkei leben würde, nicht wollen, dass jedes kleine religiöse Fest im Kindergarten verwässert werden muss, damit sich die anwesenden Christen nicht beleidigt fühlen oder protestieren. Den dummen deutschen Christen ist das aber zuzumuten. Die sind ja doof genug. Islamische Länder sind außerdem ja anders. Da werden Christen eben unterdrückt. Das müssen die in den westlichen Ländern hinnehmen. Toleranz ist eben eine Einbahnstraße und Jesus hat ja auch gesagt, dass man noch die andere Wange hinhalten soll, wenn man auf die eine geschlagen wird.
Vielleicht sollten die hier schreibenden Menschen „mit Migrationshintergrund“ zur Kenntnis nehmen, dass ihre Einstellung zwar aufgrund ihrer Zugehörigkeit zu einer – noch – Minderheit verständlich ist, aber den Interessen autochthoner Deutschen zuwiderläuft.
Wieso sollte ich in einer Neuauflage der USA auf deutschem Boden leben wollen, die aufgrund der deutschen Geschichte und Geographie überhaupt nicht möglich ist? Wieso sollte ich Interesse daran haben, dass der Islam in Deutschland stärkeren Einfluss auf die Gesellschaft gewinnt, wenn die Zustände in islamischen Gesellschaften für sich sprechen (niemand mit christlichem Hintergrund wird sich nach „mehr Islam“ sehnen)?
So eine internationale Umwandlung Deutschlands ist unglaublich teuer und wird scheitern. Deswegen ist sie gefährlich. Das westliche Finanzsystem wird in nicht allzu ferner Zukunft zusammenbrechen, woraufhin auch in Deutschland Zustände wie momentan in Athen eintreten werden.
Eine künstliche Umgestaltung eines Landes ohne Einwanderungsgeschichte zu einem Einwanderungsland in kürzester Zeit, obwohl keine Grundlage für eine Kollektividentität aller dort lebenden Menschen vorliegt, geht genau so lange gut, wie der Wohlstand entsprechend gegeben ist. Treten extreme wirtschaftliche Verwerfungen (schlimmer als die Finanzkrise von 2008) ein, ist der Teufel los.
Athen ist Europas Zukunft, die künstliche Etablierung von Radikal-Multi-Kulti etwas für eine satte, dekadente Wohlstandsgesellschaft, die keine anderen Sorgen hat.
@ Sabberlatz:
– was sie für tolle Bekannte haben ist für eine Diskussion nebensächlich. Nur weil sie Kontakte zu Ausländern haben heißt das nicht, dass sie neutral oder sachlich argumentieren. Interessant auch, wie sie die Migazin-Leute abverurteilen. Naja, wenn einem die Argumente fehlen, dann greift man Leute eben persönlich an.
– „Migrationsindustrie“ habe ich noch nie gehört, aber gewisse Leute denken sich ja immer wieder neue Begriffe aus, so dass man nicht versteht was sie wirklich wollen (sie betreiben also „Taqiyya“)
– sie haben ganz schön viel Frust und beklagen die Welt. würde ich Jammern nennen. Oder „Gutmenschentum“. Sie reden auch von irgendwelchen Lobbys ohne sie zu nennen. Aber die Ziele scheinen Sie ganz gut zu kennen:
* Gleichberechtigung: Fakt ist, es gibt eine Diskriminierung von Midnerheiten in Deutschland. Natürlich setzt man sich dann für den Schutz der Minderheit als Ganzes vor der Diskriminierung ein. Dasselbe tun Sie doch in Ihrem Beitrag mit ihren „autochtonen Deutschen“ (was auch immer das sein soll, autochton wird doch eigentlich nur für Minderheiten benutzt)
* (Amts)sprache: niemand fordert die Abschaffung von Deutsch, wo nehmen Sie das her?
* Staatliche Förderung: Wo erhält eine „Parallelkultur“ auf „allen Ebenen“ staatliche Förderung bzw. wo wird das gefordert? Oder meinen Sie die Opernkultur in Deutschland, die kriegt nämlich viel Geld vom Staat. Moscheevereine z.B. kriegen nix.
* Verwässerung von Weihnachten: es gibt keine Muslime (oder Juden, oder Buddhisten) die das fordern, wenn es passiert dann machen das die Christen schon selbst. Außerdem muss man die Schuld für die Verwässerung Christlicher Feste bei der Säkularisierung der Gesellschaft und der Vermarktung von Weihnachten suchen. Aber nein, die anderen müssen Schuld sein! Ahmet hat Angst vorm Weihnachtsmann! Entschuldigung, aber das ist völliger Schwachsinn.
Was ist an Multi-Kulti „künstlich“? Ist denn eine homogene „Volksgemeinschaft“ – als Gegenteil“ – dann „natürlich“??? Natürlich hat Deutschland eine Einwanderungsgeschichte: Hugenotten (zB Sarrazin), Ruhr-Polen, Auswanderer aus dem Osten, Gastarbeiter, Wiedervereinigung (Integration der DDR). Treten Sie nicht auf den Familiengeschichten von über 20 Mio. Deutschen rum!
@sabberlatz
„Vielleicht sollten die hier schreibenden Menschen “mit Migrationshintergrund” zur Kenntnis nehmen, dass ihre Einstellung zwar aufgrund ihrer Zugehörigkeit zu einer – noch – Minderheit verständlich ist, aber den Interessen autochthoner Deutschen zuwiderläuft.“
es geht hier nicht um eine einstellung, es geht um menschenrechte!
wenn der „autochthone“ Deutsche nicht einsehen will, dass deutschland -vor allem im zuge der globalisierung- nicht mehr nur „autochthon“ (schöner versuch, rassismus zu verschleiern, aber sie wurden ertappt!!!) bleiben kann, muss er/sie endlich beginnen mit seiner extremen „überfremdungsangst“ umzugehen und am besten von menschen wie sarrazin verlangen, endlich mit der panikmache aufzuhören.
der islam und andere religionen (außer der christlichen) haben gar keine möglichkeit in der hiesigen politik einfluss zu gewinnen, wie denn auch, in einem säkularem system?
was sie leider nicht verstehen, und ich muss zugeben, dass ich leicht empört bin über die tatsache, dass viele menschen der mehrheitsgesellschaft immer noch auf das uralte spielchen des sündenbock smashings reinfallen. ich meine, haben wir alle im geschichtsunterricht nicht gelernt, wie es überhaupt dazu kommen konnte, dass innerhalb weniger jahrzehnte mio. von menschen plötzlich als zielscheibe für jegliche (ökonomische) frustrationen gerade stehen mussten? anstatt sich darüber aufzuregen, dass im stillschweigen ohne zustimmung des volkes zig milliarden euros „verschenkt“ werden, und WIR (alle menschen innerhalb der eu), dafür bluten müssen.
das ist doch sowas von durchschaubar!!!! wie oft sollen wir dieses spielchen denn mitspielen?