TV-Tipps des Tages
24.05.2011 – Nazi, Wien, Türken, Mogadischu, Somalia, Amerika
Die TV-Tipps des Tages sind: Zum Nazi verdammt; Zu Tisch in: Die Türken haben Wien zweimal belagert und glücklicherweise die Kaffeebohnen dort zurückgelassen.; Mogadischu, Hauptstadt in Trümmern; Phoenix Runde ist ein Forum für die aktuelle politische Debatte.
Von Ümit Küçük Dienstag, 24.05.2011, 8:18 Uhr|zuletzt aktualisiert: Sonntag, 22.05.2011, 12:50 Uhr Lesedauer: 6 Minuten |
Zum Nazi verdammt
Der Dokumentarfilm wirft Licht auf ein dunkles Kapitel des Zweiten Weltkrieges: das Schicksal deutschstämmiger US-Familien, die in Lagern interniert und zum Teil nach Deutschland zurückgebracht wurden. Auch dort wurden sie verdächtigt.
Nach dem Eintritt der USA in den Zweiten Weltkrieg werden harmlose deutsche Immigranten über Nacht zu potenziellen Nazis und zur „Gefahr für die nationale Sicherheit“ der USA. Sie werden verhaftet, verlieren Hab und Gut und finden sich hinter Stacheldraht in einem Internierungslager wieder. Für etwa 4.000 dieser Deutsch-Amerikaner ist das Lager nur eine Zwischenstation. Sie werden gegen ihren Willen zum Einsatz im geheimen Handel der Kriegsmächte. Die US-Regierung tauscht sie gegen amerikanische Kriegsgefangene und schickt sie – mitten im Krieg – per Schiff nach Deutschland zurück. Doch auch in Deutschland sind sie nicht willkommen. Sie werden für amerikanische Spione gehalten und wieder eingesperrt. Familien zerbrechen. Selbst nach Kriegsende bleibt vielen von ihnen die Rückkehr in ihre Wahlheimat USA verwehrt.
Die ehemals Internierten, Deportierten und Repatriierten haben nach dem Krieg jahrzehntelang geschwiegen – aus Scham oder aus Angst. Erst in unseren Tagen bricht eine kleine Gruppe ihr Schweigen. Sie kämpft im US-Senat dafür, dass die amerikanische Regierung ihr Schicksal endlich offiziell anerkennt.
Der Dokumentarfilm schildert anhand von fünf Schicksalen zum ersten Mal die bewegende Geschichte der Deutsch-Amerikaner, die während des Zweiten Weltkrieges wider Willen zwischen alle Fronten gerieten. Ihre Odyssee steht bis heute in keinem Geschichtsbuch – weder in Deutschland, noch in Amerika. (10:00-10:55 • arte)
Zu Tisch in …
Überall auf der Welt hält Kaffee die Menschen wach – in Wien ist er Lebenselixier. Die Türken haben Wien zweimal belagert und glücklicherweise die Kaffeebohnen dort zurückgelassen.
„Zu Tisch in … Wien“ schaut bei Christian Schrödel und Oliver Goetz in der kleinsten Kaffeerösterei der Stadt vorbei. In der Rösterei „Alt Wien“ werden Bohnen aus den besten Anbaugebieten der Welt verarbeitet, und es wird täglich frisch geröstet. Wenn man das kleine Geschäft betritt, bleibt einem für einen kurzen Moment die Luft weg.
Der Duft von frisch gemahlenen Kaffee liegt in der Luft. Kaffeesäcke prall gefüllt mit „grünen“ Kaffeebohnen stehen in der Ecke. Große Holzschubladen mit goldenen Handgriffen bergen die verschiedenen Kaffeesorten. In der Mitte des Raums dominiert die Rösttrommel.
Christian Schrödel war früher Marketingexperte. Vor zehn Jahren hat er sich einen Lebenstraum erfüllt und den Beruf gewechselt. Der Geschmack von perfekt geröstetem Kaffee hat ihn zum Röster werden lassen. Auch Oliver Goetz, sein Geschäftspartner, ist Quereinsteiger. Er war früher Immobilienmakler. Jeden Samstag hat er seinen Espresso in der kuscheligen Kaffeerösterei getrunken. Irgendwann bot ihm Christian Schrödel an, als Partner in die Firma einzusteigen.
Oliver Goetz ist konzentriert bei der Arbeit, denn das Geheimnis des Aromas liegt vor allem in der Röstung. Dafür braucht man viel Wissen, Erfahrung und Feingefühl. Kaffeebohnen sind kleine Wunderwerke der Natur, mehr als 800 Aromastoffe schlummern in einer einzigen Bohne und wollen zum Leben erweckt werden. Die Dauer der Röstung und die Temperatur entscheiden, ob der Charakter der einzelnen Kaffeesorten optimal zur Entfaltung kommt.
Christian Schrödel und Oliver Goetz sind auch leidenschaftliche Hobbyköche und experimentieren beim Kochen auch gerne mit Kaffee. Die Entenbrust zum Beispiel bereiten sie mit Kaffeekruste zu, und aus dem traditionellen Kaiserschmarrn zaubern sie einen kaiserlichen Mokkaschmarrn.
Kaffee ohne ein Stück Torte oder Strudel ist in Wien fast undenkbar. Der dritte Mann in dieser Geschichte ist deshalb ein Zuckerbäcker. Michael Giebisch ist Perfektionist und einer der kreativsten Konditoren Wiens. Für seine Torten und Marzipanfiguren hat er sogar den Juniorweltmeistertitel bekommen. Im Fasching haben die Wiener Konditoren Hochsaison. Da steht Michael Giebisch bis zu 70 Stunden ununterbrochen auf den Beinen, um die Sachertorten für die verschiedenen Bälle zu produzieren. Natürlich hat er – wie auch jede Wiener Hausfrau – sein ganz persönliches Rezept für die Sachertorte.
„Zu Tisch in …“ reist in die Regionen Europas und schaut bei der Zubereitung traditioneller Gerichte zu. Die Küchenkultur europäischer Landschaften offenbart ihren Reichtum und weckt Verständnis für eine vielleicht fremde Lebensart. Rezepte können über Teletext und Internet abgerufen werden. (16:10-16:40 • arte)
Mogadischu, Hauptstadt in Trümmern
Die Gewässer am Horn von Afrika sind für die internationale Schifffahrt eine riskante Region geworden. Vor den Küsten Somalias operieren Piratenverbände, die selbst große Schiffe entführen und deren Eigner um Lösegeld erpressen.
Im Golf von Aden ist die Seefahrt zum Risiko geworden. Piraten destabilisieren die Region am Horn von Afrika, die den Zugang zum Roten Meer bildet und damit auf dem Weg zum Mittelmeer liegt. Das bereitet den am Welthandel beteiligten internationalen Unternehmen und Staaten große Sorgen. Aber warum haben somalische Fischer ihre Netze gegen Waffen eingetauscht?
Die Dokumentation des Filmemachers Thomas Dandois beleuchtet die jüngste Geschichte Somalias vor dem Hintergrund des lokalen, regionalen und internationalen Geschehens, denn nur so werden die in den letzten Jahren entstandenen Phänomene Piraterie und Scharia-Miliz wirklich verständlich. Betrachtet man die Ereignisse der letzten 20 Jahre, angefangen vom Sturz des Diktators Siad Barre über die von der UNO beschlossenen militärischen Interventionen der 90er Jahre, insbesondere die Operation „Restore Hope“ und die kurzzeitige Befriedung durch die Union Islamischer Gerichte zu Anfang dieses Jahrtausends.
Bis hin zum aktuellen Konflikt zwischen der Übergangsregierung und den islamischen Milizen, die von sich behaupten Al-Quaida anzugehören, scheint das Land immer tiefer im Chaos zu versinken. Die bitterarme Bevölkerung Somalias leidet unter dem seit Jahrzehnten anhaltenden Bürgerkrieg, den politischen Instabilitäten und den humanitären Katastrophen.
Somalia gehört zu den ärmsten und politisch instabilsten Ländern der Erde. Große Teile der Bevölkerung leiden Hunger, ein stabiler Rechtsstaat existiert nicht und vor den Küsten operieren Piraten, die auch vor der internationalen Schifffahrt nicht haltmachen. Der Themenabend beschreibt die Lage am Horn von Afrika und sucht gleichzeitig nach den Ursachen für den desolaten Zustand des Landes.
Fundamentalismus, Piraterie, Flüchtlingsströme, Giftmüllhandel – Somalia ist auf regionaler und internationaler Ebene zum Brennpunkt und zum Schauplatz zahlreicher Übel und Missstände geworden. Wegen der zunehmenden Piratenangriffe auf internationale Schiffe ist das Land am Horn von Afrika auch politisch wieder auf die internationale Agenda gesetzt worden.
Doch was kann die Völkergemeinschaft gegen die Seeräuberei unternehmen? Wie kann sie den Piraten das Handwerk legen? Wie den Seehandel schützen? Wie das Versenken radioaktiver Müllfässer aus dem Westen in den Gewässern vor Somalia unterbinden? Der Themenabend liefert eine Bestandsaufnahme und unternimmt gleichzeitig den Versuch, die Ursachen für die derzeitige desolate Situation am Horn von Afrika zu erklären. (21:10-22:00 • arte)
Phoenix Runde
Die PHOENIX RUNDE ist ein Forum für die aktuelle politische Debatte. Kompetente Gäste diskutieren Fragen zum politischen, wirtschaftlichen und sozialen Leben in Deutschland. Zudem widmet sich die Sendung aktuellen Ereignissen aus dem Ausland. (22:15-23:00 • PHOENIX) TV-Tipps
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