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Leos Wochenrückblick

12. Juni: Die Türkei wählt – und Deutschland schaut zu.

Warum Erdogan gewinnen wird. Ergenekon und das Ende der Macht des Militärs. Eine Partei wird gerufmordet - wer steckt dahinter? Brauchen Männer die Vielehe? -- Niederlande: SGP für den Gottesstaat - und doch an der Regierungsmacht beteiligt

Von Leo Brux Montag, 30.05.2011, 8:22 Uhr|zuletzt aktualisiert: Donnerstag, 02.06.2011, 22:51 Uhr Lesedauer: 9 Minuten  |  

Am 12. Juni wählt die Türkei. Der Schatten des Ereignisses fällt auch auf Deutschland. Die seit 2002 regierende AKP unter Erdogan wird erneut gewinnen – soviel ist sicher. Aber wie hoch? Das Ausmaß kann für die Türkei historische Konsequenzen haben.

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Warum Erdogan gewinnen wird.

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Die WELT erklärt es so:

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Es ist die Wirtschaft. Es ist der Aufstieg der vor 2002 unterprivilegierten, meist sehr religiösen Landbevölkerung.

… so kritisch manche innenpolitische Entwicklung gesehen werden kann, so hat die AKP andererseits seit ihrer Regierungsübernahme 2001 eben auch die alten Zöpfe abgeschnitten, Monopole zerschlagen, die Kartelle durchbrochen. So wurden beispielsweise zwischen 1985 und 2002 Unternehmen im Wert von ganzen acht Milliarden Dollar privatisiert. Von 2003 bis 2010 waren es dagegen fast 48 Milliarden Dollar. Die AKP brachte genau das fertig, wozu vorherige Regierungen jahrzehntelang nicht fähig waren. Darin liegt der Erfolg der türkischen Wirtschaft begründet. Das erkennen inzwischen auch die alten Eliten an.

Und die internationalen Investoren. „Die Türkei gehört heute zu den am dynamischsten wachsenden Volkswirtschaften“, lobt Gregor Holek, Experte für Schwellenländer bei der Anlagegesellschaft Raiffeisen Capital Management. Das Bruttoinlandsprodukt hat sich seit 2003 verdreifacht, das Wachstum betrug 2010 fast neun Prozent – nur wenige Länder waren da noch besser. Für dieses Jahr werden rund sechs Prozent erwartet. Die Staatsschulden betragen gerade einmal 35 Prozent der Wirtschaftskraft – halb so viel wie in Deutschland, vom Nachbarn Griechenland ganz zu schweigen. „Das Land steht kurz davor, von den Rating-Agenturen das Siegel ‚Investmentgrade‘ zu erhalten“, so Holek. Seine Staatsanleihen würden damit zu einem attraktiven Anlageziel für die weltweiten Investoren.

Man vergleiche mit dem Nachbarn, mit Griechenland …

Es hat sich die Erkenntnis durchgesetzt: Die EU will die Türkei nicht und die Türkei braucht die EU nicht. „Ob wir irgendwann Mitglied werden oder nicht, das macht für die Zukunft unseres Landes keinen Unterschied“, sagt Sabanci-Chef Kurtul.

Die Türkei ist glücklich, auch ohne die EU. Und fast scheint sie als ein Land der Sorglosigkeit mit strahlender Zukunft.

Allerdings hat sich die Türkei ein gefährlich hohes Leistungshandelsdefizit aufgebaut. Um es abzubauen, müsste die Regierung die Zinsen erhöhen, den Konsum drosseln, sparen und sparen lassen.

Das würde weh tun – und weh tun möchte die Regierung dem Volk nicht, solange die neue Verfassung nicht durch ist …

Immerhin, seit einem Jahrzehnt boomt die türkische Wirtschaft. Man kann das Wählervertrauen in die AKP verstehen.

Man kann es aus einem weiteren Grund verstehen:  

Ergenekon. Die Regierung hat einen Militärputsch vereitelt und die Macht des Militärs gebrochen

Die demokratisch gewählte und damit legitime Regierung der Türkei war von Anfang an gefährdet durch das, was ich „Militärkemalismus“ nennen möchte. Noch 1998 hat er das letzte Mal eine Regierung aus dem Amt geputscht. Ein weiterer Putsch war offensichtlich in Planung: Ergenekon.

Gunnar Köhne gibt im Deutschlandradio einen ausgewogenen und für den deutschen Beobachter verständlichen Überblick.

Auch nachdem die Armee die Macht wieder in demokratische Hände übergeben musste, hielt sie im Hintergrund weiter die Fäden in der Hand. Neben den staatlichen Institutionen etablierte sich ein militärisch-bürokratisches Netzwerk, das als sogenannter „tiefer Staat“ in den türkischen Wortschatz einging. Dieses Netzwerk intervenierte immer wieder, wenn es darum ging, die angeblichen „nationalen Interessen“ des Landes zu wahren – wenn nötig auch mit Gewalt. Mit Ergenekon bekam das Phantom „tiefer Staat“ einen Namen.

Die lange in der Türkei herrschende Nomenklatura aus Militär, Juristen und dem Istanbuler Großbürgertum fühlte sich von dieser Politik herausgefordert. Ihre staatliche Ordnung lebte bis dahin von der Existenz innerer wie äußerer Feinde. Wer das Prinzip des Laizismus in Frage stellt, wird der religiösen Reaktion angeklagt. Wer mehr Rechte für Kurden fordert, fällt unter Separatismusverdacht. Nicht Demokratie, sondern die türkische Nation und der Schutz des türkischen Staates stehen für sie im Mittelpunkt. Ihnen ist alles andere unterzuordnen. Sie geben vor, damit im Sinne des Republikgründers Mustafa Kemal Atatürk zu handeln.

Damit hat die AKP-Regierung nun erfolgreich Schluss machen können. Ein weiterer Grund, ihr ein historisches Verdienst zuzusprechen.

Doch es gibt warnende Stimmen:

„Die AKP hat das Ergenekon-Verfahren politisch instrumentalisiert. Sie schlägt nicht bloß gegen diejenigen los, die für politische Morde verantwortlich sind und Putsche geplant haben. Sondern sie nimmt jeden ins Visier, der sich öffentlich gegen sie äußert. Ergenekon wird zum Vorwand eines anti-demokratischen Weges.“

Die Türkei hat nach wie vor keine Verfassung, die die Bürger vor der Staatswillkür schützt. Das eine Machtzentrum ist gefallen – jetzt liegt fast alle Macht in den Händen eines neuen Machtzentrums. Die politische Erfahrung zeigt, dass das brandgefährlich ist. Vielleicht ein Beispiel:

Eine Partei wird gerufmordet und aus dem Rennen gedrängt

Recht entspannt und ohne Partei zu ergreifen stellt Kai Strittmatter in der Süddeutschen Zeitung ein möglicherweise zukunftsentscheidendes Drama im aktuellen türkischen Wahlkampf dar. Eine Bande von technisch bestens ausgerüsteten Spionen hat 10 führende Persönlichkeiten der dritten Partei im türkischen Parlament, der MHP, durch Videos bloß gestellt, die die Herren beim Fremdgehen zeigen. Schon im Vorjahr ist ihnen (vermutlich denselben) der CHP-Vorsitzende Baykal zum Opfer gefallen.

Der Skandal hält die Türken aus mehreren Gründen im Bann. Die mit versteckten Kameras aufgenommenen Videos stammen zum Teil aus den privaten Schlafzimmern der Politiker. Es trifft allesamt Funktionäre einer einzigen Partei, der MHP. Und genau aus diesem Grunde sind sich die Beobachter einig: Es ist ein Komplott mit dem Ziel, die Politik zu manipulieren, die nach den Wahlen mit der Arbeit an einer neuen Verfassung vor einer historischen Weichenstellung steht. Allerdings herrscht Uneinigkeit, wer hinter dem Komplott steckt.

Klar ist: Hier explodierte eine „schmutzigen Bombe“ – so die Zeitung Vatan – die das Ziel hat, die MHP aus dem Parlament zu kippen.

Da man ausschließen kann, dass eine MHP-interne Gruppe dahinter steckt, bleiben als potentielle Täter (und Nutznießer) nur CHP und AKP (bzw. von ihr gesteuerte oder geduldete Staatsorgane) übrig.

Nun fliegen die Anschuldigungen hin und her. MHP und CHP sehen in der mysteriösen Webseite mit dem Namen Farkli Ülkücülük („Ein anderer Idealismus“) ein schmutziges Spiel der Regierung. Die AKP weist diesen Verdacht zurück, empörte AKP-Politiker weisen darauf hin, dass die in den Umfragen schwächelnde CHP ebenfalls kräftig profitieren würde von einem Scheitern der MHP – und sehen gar die Regierungspartei als Opfer einer Intrige. Die „dunklen Mächte“ des alten Apparats wollten der AKP den Skandal in die Schuhe schieben, sagte der Vizechef der AKP-Fraktion Mustafa Elitas. Die Theorie der Regierungsfreunde geht so: Die kemalistische CHP solle auf Kosten der MHP gestärkt werden, gleichzeitig sollen frustrierte MHP-Anhänger auf die Straße getrieben werden, um Chaos zu säen und die Arbeit der Regierung unmöglich zu machen.

Dem neutralen Beobachter fällt auf, dass keine AKP-Politiker betroffen sind. Welchen Sinn soll es für die CHP machen, der AKP die verfassungsändernde Mehrheit auf dem Tablett zu servieren? Wenn die CHP das Unternehmen zu verantworten hätte, würde sie dann nicht eher die AKP mit peinlichen Enthüllungen zu treffen versuchen?  

Müsste man dann nicht auch annehmen, dass die Täter rasch festgestellt und verhaftet würden, wenn sie „nur“ von der Opposition kämen? Nur wenn der Staat selbst hinter der Kampagne steht, können die Täter sicher sein, dass man ihr politisches Spiel nicht durch eine Entdeckung verdirbt.

Man lese also noch mal, was weiter oben über den „Tiefen Staat“ des Militärkemalismus zitiert worden ist. Soll nun eine schlimme türkische Tradition fortgesetzt werden?

Hier fängt der türkische Streit an, in die deutsche Debatte mit einzufließen. Ich höre mir aufmerksam an, wie meine türkischen Freunde in dieser Sache argumentieren.

Sibel Üresin: Männer sind von Natur aus untreu und brauchen darum mehr legal zu heiratende Frauen

Auf eine witzige Weise bestätigt eine AKP-Politikerin die Skeptiker. Sibel Üresin ist 35, prominente Familienberaterin, verheiratet. Sie schlägt vor, die Türkei solle die islamische Vielehe wieder einführen – weil Männer von Natur aus mit einer Frau kaum zufrieden sein können. Besser, sie können ihre natürlichen Bedürfnisse und Erwartungen im Rahmen einer legalen Vielehe befriedigen, als dass sie den Weg über Fremdgehen und Scheidung gehen müssen. 85% der türkischen Männer würden ihre Ehefrauen betrügen, so schätzt sie …

Der Tagespiegel bezieht diese bemerkenswerte Einlassung nicht auf den oben dargestellten aktuellen Streit, ob oder ob nicht Staatsorgane (und die AKP) hinter der massiven Rufmordkampagne stecken.

Unterstellen wir, Sibel Üresin habe insoweit richtig beobachtet, dass die Männer ihres Erfahrungsbereichs zum Fremdgehen neigen, dann müssten die Rufmord-Täter (etwa von der CHP!) ziemlich viele AKP-Abgeordnete genauso in peinlichen Intimsituationen erwischen können, wie es Baykal und den 10 MHP-Männern passiert ist.

Aber was ist von diesem Teil der Argumentation zu halten:

Vielehe sei auch im Interesse der Erstfrau, meint Sibel Üresin. Was sucht der Mann in der Frau? – Eine stets bereite Sexualpartnerin, zugleich eine treu sorgende Mutter für seine Kinder, zugleich eine liebevolle Freundin und Beraterin, zugleich eine tüchtige Organisatorin seines Haushalts. Das überfordere viele Frauen. Die Last ließe sich reduzieren, wenn die Frau sie mit anderen teilen könnte.

– Hallo! Man könnte und sollte das umdrehen: Was sucht die Frau im Mann? Sie braucht einen immer bereiten Sexualpartner, dazu einen potenten Geldverdiener, einen treusorgenden Vater ihrer Kinder, einen tüchtigen Organisator des Haushalts, einen lieben Freund und klugen Berater. EIN Mann ist da doch völlig überfordert …

Wird sich in Deutschland auch nur eine gläubige Muslima finden lassen, die Sibel Uresins Argumentation folgt? Ich kann es mir kaum vorstellen. Auch in der Türkei findet sich DAFÜR wohl nicht viel öffentliches Verständnis.

Niederlande: Christliche Fundamentalisten bestimmen die Regierungspolitik mit

Bevor sich aber nun unsere Türkeifeinde zu sehr bestärkt fühlen – diese kleine Geschichte aus den Niederlanden, berichtet in der WELT:

Die holländische Regierungskoalition unter Rutte hat nun nicht nur den fanatischen Islamfeind Geert Wilders ins Boot geholt, sondern auch die SGP:  

Die ultraorthodoxe SGP ist eine religiöse Nischenpartei in der niederländischen Politiklandschaft. Sie hat gerade einmal 27.000 Mitglieder und wettert gegen Emanzipation der Frauen und die Rechte von Homosexuellen, Letztere dürfen nicht beitreten, Erstere keine politischen Ämter übernehmen. Die Partei strebt einen Gottesstaat an, befürwortet die Todesstrafe und lehnt Abtreibung, Sterbehilfe und pränatale Diagnostik ab. … Versicherungen nehmen SGP-Mitglieder aus prinzipiellen Gründen nicht auf, so fahren sie Auto ohne Kfz-Versicherung. Impfungen sind bei den Bibeltreuen verpönt, da „gesunde Menschen keinen Arzt brauchen“.

Wie geht das zusammen mit dem säkularen Staat – den man doch gegen die Muslime zu verteidigen vorgibt?

Was meinen unsere vielen Wilders-Fans zur Zusammenarbeit mit einer Partei, die den christlichen Gottesstaat fordert? Aktuell Meinung

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  1. KTL sagt:

    @ Leo Brux
    „Schreiben wir den Menschen (den Männern, den Frauen, den Christen, den Muslimen, den Konfessionslosen, etc.) nicht vor, wie sie zu leben haben(…)
    Wenn die 18jährige Tochter des Hauses mit einem Freund schläft, ohne dass eine Heirat geplant ist — akzeptieren wir es.(….)
    Was die Vielehe anbelangt, hab ich schon deutlich gemacht: Wenn sie die legalisieren wollen, dann bitte für beide Geschlechter. Für eins allein – das geht nicht.“
    Die Situation der Juden vor ’33 in Deutschland ist eine grundsätzlich andere als die Situation der Moslems im heutigen Deutschland. Aber kommen wir mal zu Dingen in denen wir übereinstimmen.
    Ihr pluralistischer Ansatz den Sie mit obigen Ausführungen unter Beweis gestellt haben steht in krassem Gegensatz zu fast allen islamischen Auffasssungen der Thematik. Das was Sie im Einklang mit dem Grundgesetz ( Freie Entfaltung der Persönlichkeit usw.) zu Recht einfordern, wird im Islam schlicht als ‚Unzucht‘ bezeichnet und hat im Allgemeinen schlimme bis schlimmste Konsequenzen zur Folge. (Auch hier wäre ein Unterschied zwischen heutigem Islam und damaligem Judentum zu erkennen, das nur am Rande.)
    Daß das Konzept der islamischen Vielehe die Frauen eindeutig benachteiligt, wird erfreulicherweise auch von Ihnen kritisch gesehen. Allerdings muß eine Frau garnicht mal so verwegen sein und die Vielehe mit mehreren Männern zu fordern um sich Ärger einzuhandeln. Es reicht völlig aus, wenn sie jemanden heiraten möchte, der nicht den richtigen, also natürlich den islamischen Glauben hat. Was im umgekehrten Fall bei einem Mann kein Problem darstellt.
    Daß derartige Regeln bei der restlichen Bevölkerung Ressentiments hervorrufen, ist nicht weiter verwunderlich. Mich wundert vielmehr daß derartige Ungeheuerlichkeiten nicht nur hingenommen sondern sogar noch gefördert werden.

    • Leo Brux sagt:

      KTL,
      ich bin Jahrgang 1950, gut katholisch und bayerisch traditional erzogen worden — also,

      1. muss ich dem Islam nichts vorwerfen, was ich nicht auch der katholischen Kirche bzw. – in Ihrer Diktion – DEM Christentum vorwerfen könnte;

      2. habe ich erlebt, wie sich auch die Religion verändern kann bzw. die Kultur, die mit ihr parallel läuft.

      3. Was die Vielehe anbelangt, hab ich doch schon gegenüber anderen deutlich genug gemacht: Die Muslime entscheiden sich fast alle für die Einehe. Offensichtlich ist die Einehe islamisch – die islamische Form UNSERER Zeit.

      4. Mein pluralistischer Ansatz sieht auch vor, anderen ihre konservativeren Lebensformen zu gönnen. Ich fühle mich in Deutschland nicht davon bedroht, wenn irgend eine Gruppe meint, Krawattenzwang aussprechen zu müssen … Wieso sollte ich mich oder uns bedroht fühlen, wenn eine Gruppe von Einwanderern noch ein oder zwei Generationen lang an traditionellen Formen festhält? Ich finde das eher interessant, unterhaltsam, eine gute Infragestellung unserer eigenen Kultur.

      5. Ist denn auch wirklich alles, was in dieser von Ihnen kritisierten Kultur repräsentiert wird, schlechter als das, was wir leben? Auch der Respekt vor dem Alter? Auch die Gastfreundlichkeit? Auch der hohe Grad der Gesetzestreue trotz Unterschichtszugehörigkeit? Auch die Religiosität selbst? – Ich fühle mich unter diesen Einwanderern wohl – trotz meiner ganz anderen Einstellung zu so vielen Dingen. Mein direktes Erleben ist: Das sind anständige Menschen, gute Menschen. Natürlich würde eine direkte Debatte mit ihnen über Themen wie Darwin, Armenier, Erdogan in Streit enden. Beide Seiten wissen das — und begegnen sich mit freundlichem Respekt.

  2. KTL sagt:

    @ Leo Brux
    Die katholische Provinz der 50er Jahre ist der Grund warum Sie ihre eigenen Ansprüche in Bezug auf die Toleranz im Islam aufgeben?
    Ganz schlechte Antwort.

    • Leo Brux sagt:

      KTL,
      meine persönliche Erfahrung spricht für die Wahrscheinlichkeit gewisser Entwicklungen … und dafür, die Dinge nicht – wie Sie – zu fundamentalisieren und zu dämonisieren.

      Ist der eine Satz, den Sie in Ihrer letzten Post bringen, wirklich alles, was Sie zu meinen fünf Punkten zu sagen haben?

      Warum fällt es Ihnen (und all den anderen, die in die gleiche Kerbe hauen) so schwer, der Ambivalenz der Realität gerecht zu werden – dem Faktum, dass wir selbst und unsere Mitmenschen in der Regel buntgescheckt sind, nicht eindeutig dies oder das und nur dies oder das? Und dass die Verhältnisse komplex gelagert sind, bei uns und in der Türkei.

      Warum um Gottes willen soll ich mich bedroht fühlen von einer völlig machtlosen Minderheit in Deutschland?
      Es hat schon was Verrücktes, wenn da einige von Islamisierung und der Gefahr der Überfremdung kommen, nicht wahr?
      Wenn außerdem der Weg genau in die andere Richtung geht …

  3. Tupac sagt:

    Respekt Herr Brux, Sie teilen hier gut aus! Im Rapjargon würde man sagen, Sie batteln alle nieder…nicht schlecht!

    • Leo Brux sagt:

      Tupac,
      ich will doch hoffen, es geschieht mit Argumenten, also mittels Logik, Information und Reflexion, und indem ich auf die Punkte, die meine Gegner vorbringen, wirklich eingehe.
      Sollte es daran fehlen, wäre ich für den Hinweis dankbar. Ein Rapper hämmert verbal … und legt vermutlich eher wenig Wert auf rationale Analyse. (Ich hör nur klassische Musik.)

      Ich bin hier im Moment grade EINER gegen SIEBEN und komm mir ein bisschen vor wie ein Protagonist in einem Hongkong movie, der sich mit artistischen Körperbewegungen einer Meute von Feinden erwehren muss …

  4. Oki sagt:

    Sie sagten:
    „Es ist schlicht eine Anmaßung und antidemokratisch, Menschen ihre Kopfbedeckung vorschreiben zu wollen egal, was sie nun damit ausdrücken wollen….Wenn ich einen Mao-Rock trage und damit eine politische Aussage machen möchte dann darf ich das in einer Demokratie. “

    Aus ihrer Antwort die zu einer Gegenfrage wurde entnehme ich das sie das Tragen des Hackenkreuz sehr wohl weiterhin verbieten wollen, obwhol sie doch oben sagen „egal, was sie nun damit ausdrücken wollen“. Besonders mag ich ihren Hinweis auf einen Mao-Rock, ich denke sie wissen das Mao mehr Menschen getötet hat als die Nazis. Das scheint sie aber nicht wirklich zu interessieren.
    Nunja das Kopftuch steht für mich für Frauenunterdrückung, Islamismus, für schreckliche Koranverse, wie Hände abhacken, oder Ehrenmord, Aufrufe zu Gewalt und Töten. Das Kopftuch steht für mich für Dschihad und aggresive Eroberungsabsichten. 48/28 „Er ist es, Der Seinen Gesandten mit der Führung und der wahren Religion geschickt hat, auf daß Er sie über jede andere Religion siegen lasse. Und Allah genügt als Zeuge.“
    Oder um es abzukürzen es steht für mich für Scharia.

    Mein letzer Kommenar war etwa so.

    „Wieso laufen Sie vor der Antwort davon, wenn wir Sie fragen: Wieso ziehen praktisch fast alle Muslime die Eineihe vor?“
    Ich möchte Ihnen nicht zu nahe treten, aber wer ist in diesem Fall „wir“? Vereinnahmen Sie nicht andere Personen im Namen Ihrer Meinung und lassen Sie auch andere Personen für sich selbst antworten.

    Nun zu Ihrer Frage. Warum sind Sie sich so sicher das praktisch alle Muslime die Einehe vorziehen? Viele Araber würden Ihnen widersprechen und was die Muslime in Deutschland betrifft, so könnte man nur eine realistische Aussage treffen wenn Vielehe hier erlaubt wäre, also eine Wahlmöglichkeit bestünde. Das ist aber nicht der Fall und daher ist Ihr Rückschluß falsch.

    „Rechtspopulisten zum Beispiel ethnisieren gern jede Frage und richten dann ihre politische Aggression gegen für sie verächtliche Minderheiten.“
    Dann können also Islamkritiker keine Rechtspopulisten sein, denn Islam ist keine Ethnie, sondern eine Geisteshaltung. Danke das Sie das nochmal klar gestellt haben, jetzt müssen sie es nur noch selbst verstehen.

    • Leo Brux sagt:

      Oki,
      sorry, dass Ihr Kommentar im Spam gelandet ist. Ich hab ihn eben entdeckt und rausgeholt.

      Nehmen wir mal das Beispiel des Mao-Rocks. Sagen wir, ein junger Mann trägt ihn. – Erstens, warum soll ich oder sollen wir ihm das verbieten? Ist das in unserer pluralistischen Gesellschaft so üblich? – Eher nicht. Das Hakenkreuz und einige weitere Nazisymbole sind aus historischen Gründen eine Ausnahme. Belassen wir es dabei.

      Warum nun sollte ich etwa unwissend sein oder gleichgültig auf Maos katastrophale Verbrechen am chinesischen Volk reagieren, wenn ich mich nicht auf dem Mao-Rock-Träger stürze und ihn zur Rechenschaft ziehe? – Dieses Spiel mit bestimmten Symbolen muss mir ja nicht sympathisch sein – ich brauche es aber auch nicht allzu ernst zu nehmen.

      Was das Kopftuch anbelangt, so habe ich da reichhaltige persönliche Erfahrungen. Positive. Die türkischen Frauen mit Kopftuch, die ich bisher getroffen und kennen gelernt habe, haben mich zu einem Freund des Kopftuchs gemacht. Emanzipierte, selbstbewusste, tüchtige Frauen, die wissen, was sie wollen und für Deutschland wirtschaftlich und kulturell goldwert sind. Schade, dass sich so viele Nichtmuslime durch ein Ressentiment davon abhalten lassen, ähnliche Erfahrungen zu machen.

      Wie kann das Kopftuch für diese Art von Scharia stehen, die Sie als Schreckgespenst an die Wand malen? – Sie kennen die Muslime nicht. Nicht persönlich, nicht gut genug. Sie beurteilen sie nicht aus einer persönlichen Kenntnis heraus, sondern Sie bauen sich in Ihrer Phantasie ein Monster, und das projizieren Sie dann auf meine muslimischen Freunde.

      Mich erinnert das an die Art, wie man vor 1933 als Antisemit mit den Juden umgegangen ist. Aberwitzige Projektionen paranoisch abgleitender Gehirne — nicht nur von Nazis, sondern überwiegend von ganz normalen, im sonstigen Leben vernünftigen Menschen.

      Zur Einehe: Ich hab nicht behauptet, das ALLE die Einehe vorziehen. In Deutschland kann man sagen, FAST ALLE. In der Türkei kann man sagen: die allermeisten. In Ägypten kann man sagen, die weitaus meisten. In Saudi-Arabien — ok, da kriegen Sie den Punkt. Aber ist Saudi-Arabien typisch für die islamische Welt? Eher wohl nicht. Glücklicherweise.

      Islam ist eine Religion, und die Rechtspopulisten (wie Sarrazin und Wilders) ethnisieren ihn, als sie ihn primär als Kultur verstehen (die dann zu einer gewissen Geisteshaltung führt). Antisemiten haben früher die Juden ethnisiert – teils rassistisch, teils kulturalistisch. Rassismus in dieser biologischen Form ist fast out (trotz einiger Anklänge bei Sarrazin), aber die Reduktion einer religiösen Minderheit auf eine Monsterkultur macht Islamfeindschaft und Antisemitismus ähnlich.

  5. Kritiker sagt:

    @Leo Brux

    Also Leo ich finde Ihre Wandlungsfähigkeit in Ihrer Meinung schon sehr berauschend das einem fast schwindlig wird.
    Erst so:

    Der Vergleich mit Hitler und dem Dritten Reich ist so lächerlich, dass sich derjenige selber bloßstellt, der ihn bringt. Die Türkei erhebt keine Gebietsansprüche gegenüber irgend einem Nachbarn.

    Dann so:

    Gökhan,
    Sie kennen den Spruch aus unserer Nazizeit?
    “Führer befiel, wir folgen!”

    “Atam, izindeyiz!” – so hat mir mein kemalistischer Freund K. erzählt, heißt ungefähr dasselbe.
    “Mein Atatürk, wir folgen Deiner Spur!”

    Leo was anderes wollte ich Ihnen mit dem Hitlervergleich auch gar nicht aufzeigen. Denn in der Tat hat sich Atatürk viel bei Mussolini, Franco, Hitler und Stalin abgekuckt. Und er wollte ebenso wie genannte vor seinem Volk stehen.

    Nur mit folgender Feststellung von Ihnen kann ich nicht konform gehen:
    Aber ist Saudi-Arabien typisch für die islamische Welt? Eher wohl nicht. Glücklicherweise.

    Lieber Leo. Saudi-Arabien ist DER KERN der islamischen Welt und dort werden bekannterweise die beiden heiligsten Stätten des Islam verwaltet und überwacht!! Und es ist auch allgemein bekannt das aus dieser Gegend weltweite Einflussnahme auf andere islamische und nichtislamische Länder anhand von Geldspritzen usw. genommen wird.
    Ihre Feststellung kann also falscher nicht sein. Da könnten Sie auch behaupten das der Vatikan von den Piusbrüdern beherrscht wird.
    Ich möchte sogar behaupten. Erst wenn verschiedenste Religionen wieder entgegen einer der letzten Anordnungen Mohammeds das Recht bekommen auch im islamischen Kernland sein zu dürfen wird es überhaupt eine wirkliche Veränderung in der Gesamtislamischen Welt und in den Köpfen noch viel mehr Muslime geben. Da nur diese Öffnung eine Veränderung zulassen kann. Solange man aber alle Rechte für sich beansprucht aber in seinen eigenen Ländern diese noch mehr mit Füssen tritt als in den Ländern wo man fordert diese selbst zu bekommen, hat man eigentlich bescheidenerweise nicht so fordernd auf zu treten und im Gegenteil in Demut verständnis dafür zu haben das man nicht selber mehr fordern kann als man selbst bereit ist zu geben. Alles Andere führt natürlicherweise zu immer mehr Feindseligkeit.
    Mehr gibt es zu diesem Thema eigentlich nicht zu sagen.

    • Leo Brux sagt:

      Kritiker,
      erhebt denn nun die Türkei irgendwelche Gebietsansprüche gegenüber ihren Nachbarn?
      Hat die Türkei eine Partei, die der NSDAP entspricht?
      Verfolgt die AKP ein totalitäres Ziel bei gleichzeitig totalitärer Binnenstruktur?

      Nein.

      Auch im Falle von Atatürk kann man den Vergleich mit Hitler sehr einfach und klar zurückweisen.
      Trotz mancher auch zeitbedingter Parallelen.
      Atatürks Wert hat sich als konstruktiv und dauerhaft erwiesen, und es war – über die Europäisierung – im Grunde auf eine Demokratie hin angelegt.

      Saudi-Arabien ist nicht der Kern der islamischen Welt, trotz Mekka und Medina. Der Wahhabismus hat keine Chance in der arabischen Welt trotz der Ölmilliarden, mit denen er gefördert wird. Die islamische Welt bewegt sich alles in allem eher in eine liberalere Richtung als in eine wahhabitische, salafistische.

      Der Wahhabismus wird in Saudi-Arabien auch noch unter heftigen Druck kommen. Die Welt ändert sich, der Wandel wird an Saudi-Arabien nicht vorbei gehen. Auch wenn es noch etwas dauern wird – infolge der massiven Unterstützung aus den USA für das Regime. Das wahhabitische Saudi-Arabien ist der Hauptverbündete der christlichen USA in der arabischen Welt.

  6. Tupac sagt:

    @Leo
    @Oki

    Meine Meinung ist entweder alle politischen Symbole, die mit irgendeinem Verbrechen zusammenhängen verbieten (schwierige Aufgabe…) oder alle Symbole erlauben, auch nicht schön, wenn plötzlich einige Menschen in Deutschland mit Hakenkreuzen rumrennen…

    • Leo Brux sagt:

      Tupac,
      wir haben in Deutschland eine spezielle historische Beziehung zu Hakenkreuzen. Ich würde da also die Ausnahme für gerechtfertigt halten.
      Da auch das christliche Kreuz, der Bundesadler sowie die amerikanische und israelische Flagge mit Verbrechen zusammenhängen, dürfte sich ersteres, das Verbot aller Symbole, die mit Verbrechen zusammenhängen, als unpraktikabel erweisen.

  7. Werner sagt:

    Ja, die Türkei wählt am 12. Juni. Aber schaut Deutschland zu?

    Inzwischen kommen türkische Politiker zu „ihren Landsleuten“ nach Deutschland und sammeln – nein, keine Stimmen. Wahrscheinlich Spenden.

    Selstsam finde ich, dass die Parteien nicht ihre Verfassungsentwürfe veröffentlichen. Deutschland würde zu gerne lesen, was dort zum Thema Staatsbürgerschaft steht.

    • Leo Brux sagt:

      Werner,
      es würde mich auch interessieren.
      Ich hab bisher nur gehört, dass die CHP Vorschläge auf den Tisch gelegt hat. Ob das schon ein ganzer Entwurf ist? Ich hab auch gehört, die CHP lege Wert darauf, dass eine Verfassung von allen Parteien gemeinsam gestaltet werden sollte.

      Dass Erdogan zu „seinen Landsleuten“ in Deutschland gesprochen hat, hat mir persönlich gut gefallen. Schließlich sind wir, die deutschen Idioten, daran schuld, dass sich so viele Türken immer noch nicht ganz als Deutsche fühlen wollen oder fühlen können. Ich bin seit den 70er Jahren aktiv in der Migrantenszene tätig – es war immer überdeutlich zu spüren, dass eine Mehrheit der Deutschen die Deutschtürken nicht hier haben wollte. Die Politik war dann auch danach – bewusst keine Integration, schließlich sind wir kein Einwanderungsland, schließlich sind diese Türken keine Einwanderer … Auf diese Ausgrenzung folgt die Abgrenzung der Ausgegrenzten. Wir haben es also selber verdient, wenn viele Deutschtürken zwar bestens integriert sind – gleichzeitig aber an ihrer türkischen Primäridentität festzuhalten versuchen.

      Alles in allem ist das kein großes Problem. Es wird sich auch auswachsen. Wer in Deutschland einwandert, wird – spätestens in der dritten Generation – Deutscher. So oder so. Ein Problem ist nur: Wir man Mittelschichtsdeutscher oder Unterschichtsdeutscher?

  8. Gökhan sagt:

    @Leo Brux

    Kemalisten hatten in der Vergangenheit tatsächlich eine sehr einseitige Sichtweise auf viele Themen. Es ist auch richtig, dass darunter viele Sturrköpfe waren bzw. teilweise noch sind.
    Aber auch Kemalisten haben sich geändert!

    Sie haben recht, wenn Sie sagen, dass Atatürk sich der heutigen Zeit anpassen würde und dass man nicht streng befolgen muss, was er vor mehreren Jahrzehnten gesagt hat (auch wenn er seiner Zeit sehr voraus war).

    Mir geht es einzig und allein darum, dass die Türkei ein Säkularstaat ist.
    Den gleichen Anspruch stelle ich auch an jedes andere Land der Welt.
    Ich finde es z.B. auch nicht gut, dass eine Volkspartei in Deutschland „Christlich Demokratische Union“ heisst.
    Besser wäre, wenn sie „Demokratische Union“ heissen würde.

    Ich sag‘ es noch einmal:
    Religion ist Privatsache und sollte nicht mit Politik oder sonstigen Bereichen des öffentlichen Lebens (Schule, Universität) vermischt werden.

    Ich bin ja nicht wie einige Schwachmaten bei PI & ähnlichen Hetzseiten generell gegen den Islam.
    Warum denn auch? Dann müsste man alle Religionen verbieten und das wäre inhuman und menschenrechtsverletztend.
    Ausserdem werde ich eines Tages ja selber nach islamischem Brauch beerdigt werden. Ich möchte das auch.

    Ich will aber keine religiösen Symbole in der Öffentlichkeit haben. Also:

    KEINE KOPFTÜCHER !

    KEINE KRUZIFIXE IN KLASSENZIMMERN !

    KEINE ULTRAORTHODOXEN JÜDISCHE KLEIDUNG !

    ….usw.

    Ich bin eben für Laizismus, so wie es Atatürk (meiner Meinung nach sehr richtig) gefordert hat.

    Und ich bitte Sie:
    „Führer befiehl! Wir folgen“
    ist NICHT gleichzusetzen mit
    „Atam izindeyiz“

    Von Atatürk stammt schliesslich der Spruch:
    FRIEDEN IM LAND, FRIEDEN IN DER WELT !

    Er hat auch keine Angriffs-, sondern nur Verteidigungskriege geführt.

    Übrigens sollten Türken daran denken, dass sie nur deshalb ihren Glauben in der Türkei ausführen können, weil Atatürk die Kriege gegen diverse Angreifer gewonnen hat.
    Ansonsten würden heute in der Türkei in erster Linie Kirchen und keine Moscheen stehen.

    Es ist sehr undankbar und sehr, sehr traurig, wenn einige religiöse Kreise ihn verfluchen.
    Sie sollten ihm dankbar sein!!!

    Ganz zu schweigen von den Frauen!!!
    Türkische Frauen hatten dank Atatürk früher das Wahlrecht, als Frauen in diversen Mitteleuropäischen Ländern !!!

    Was ist so schlimm daran, dass er das Land modernisieren wollte?
    WARUM nehmen sich Türken heutzutage ein Beispiel an rückständigen arabischen Ländern , anstatt Deutschland, die Schweiz oder England als Vorbild zu nehmen???

    Welche der beiden Lebensweisen ist denn objektiv betrachtet besser????

    • Leo Brux sagt:

      Gökhan,
      so klingt das alles schon etwas zivilisierter, differenzierter.

      Aber einen massiven Widerspruch muss ich doch anmelden: Ein säkularer Staat macht nicht aus der Säkularität eine Religion! Das machen Sie nämlich.
      Deutschland ist – per Verfassung – ein pluralistisches Land. Außerdem ist die Verfassung ausdrücklich religionsfreundlich. Ein Verbot von sichtbar religiöser Bekleidung wäre schlicht verfassungswidrig.

      Wie kommen Sie überhaupt dazu, sich in die privaten Präferenzen der Menschen mit Bekleidungsverboten einzumischen? Ist der Säkularismus Ihre Religion, und es darf keine andere neben ihr geben im öffentlichen Raum? Sollen wir vielleicht auch noch die Kirchen abreißen? Die stehen ja auch breit und hoch im öffentlichen Raum, oft sogar noch an den prominentesten Stellen des Ortes …

      Was den Weg in die Moderne angeht, so wünsche ich mir, dass die islamische Welt einen anderen findet als die westliche, früher mal christliche Welt. Unser Weg führt in die Selbstzerstörung. (Ob unsere Lebensweise die bessere ist, die Entscheidung darüber werden wir künftigen Generationen überlassen müssen, die einmal die Folgen unserer Lebensweise ertragen und einschätzen werden. Ich fürchte, sie werden uns verfluchen.)

      Die jungen türkischen Frauen mit Kopftuch gefallen mir wohl auch deshalb so in ihrem Widerspruch zur hedonistischen „Leitkultur“, weil sie unsere Moderne einmal ganz selbstbewusst auf andere Weise interpretieren. Das ist eine gesunde Herausforderung!

  9. Gökhan sagt:

    @Leo Brux

    Hmmm….ich sehe schon, dass wir auf keinen gemeinsamen Nenner kommen werden. Das würde in eine Endlos-Diskussion führen, da in ihrem letzten Beitrag wieder Aussagen sind, denen ich nicht zustimme.

    Trotzdem DANKE, dass Sie mir geantwortet haben!!

  10. Oki sagt:

    @Leo Brux

    ich denke ich kann Sie nun einordnen. Sie snd Jahrgang 50 und bis heute geprägt durch die 68-Bewegung. Nach den Erfahrungen der Nazijahre waren viele 68iger fest davon überzeugt das jede Kultur der Welt besser ist als die Deutsche. Nach 45 ist bei vielen das Pendel quasi in die Gegenrichtung extrem ausgeschlagen. Aus deutschem Nationalismus entwickelte sich eine Art Deutschenfeindlichkeit unter Deutschen und Sie Herr Brux sind für mich ein Paradebeispiel dieser 68iger. Das dann gerade jemand wie Sie einen Integrationskurs leitet, der zu mehr Integration in Deutschland führen soll, ist dann schon irgendwie amüsant, oder eben traurig, je nach dem.
    Der weiße Mann ist an allem Unglück der Welt Schuld und auch daran das sich viele Moslems nicht richtig in Deutschland integrieren.
    Dabei blenden Sie natürlich bewusst aus das viele Zuwanderer in der Geschichte Deutschlands sich sehr gut integriert haben, auch bei der Identitätsfrage und das sogar ohne Integrationskurse. Genauso blenden sie auch aus das andere Länder, unteranderem Singapur, gleiche Integrationsunfähigkeit und Unwilligkeit bei muslimischen Migranten feststellen mussten. Gibt es eigentlich auch einen weißen Asiamann der an allem Schuld sein kann?

    • Leo Brux sagt:

      Oki,
      Sie übersehen, dass ich ein deutscher Patriot bin. Einer, der sein Land und seine Kultur liebt.
      Wie bezüglich der Muslime, so basteln Sie sich auch bezüglich der 68er ein Monster.
      In meinen Integrationskursen lernen die Teilnehmer Deutschland schätzen.

      Eine gewisse Deutschlandfeindlichkeit erkenne ich eher bei Ihnen. Das Deutschland, das wir heute haben, ist Ihnen unangenehm, nicht wahr?