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Argumente gegen die Extreme

Vom Nutzen und Nachteil der Islamkritik für das Leben

Die Situation ist festgefahren, und mit jedem Beitrag zur Thematik wird es schlimmer: Die sogenannten Islamkritiker und ihre Gegner stehen sich unversöhnlich gegenüber. Es scheint nur ein Entweder-Oder zu geben, ein Für oder Gegen.

Von Donnerstag, 09.06.2011, 8:26 Uhr|zuletzt aktualisiert: Freitag, 01.07.2011, 1:15 Uhr Lesedauer: 21 Minuten  |  

Die Situation ist festgefahren, und mit jedem Beitrag zur Thematik wird es schlimmer: Die sogenannten Islamkritiker und ihre Gegner stehen sich unversöhnlich gegenüber; ein Dialog, in dem vernünftige Argumente der einen Seite osmotisch auf die andere überwechseln könnten, ist restlos ersetzt durch Konfrontation.

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Dieser Eindruck wird durch die Tendenz vor allem in den visuellen Medien verstärkt, die Gäste ihrer Talkshows möglichst antagonistisch auszuwählen, statt an einem Erkenntnisgewinn, einem eventuell zu erreichenden Konsens interessiert zu sein. Die Wahrnehmung verfestigt sich aufgrund der einfachen Selbstorganisation, Vernetzung und Publikationsmöglichkeit interessierter, oft radikaler Gruppen im Internet. Das Gespräch über den Islam wird nicht aus der Mitte heraus geführt, sondern von den Rändern her: Es scheint nur ein Entweder-Oder zu geben, ein Für oder Gegen, bei dem es jeder Seite darum geht, den immer kleiner werdenden, unentschiedenen oder gleichgültigen Teil der Bevölkerung auf seine Seite zu ziehen.

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Diese weitgehend künstliche Bipolarität erzeugt unnötige Spaltungen und vergiftet die Atmosphäre. Auf zahlreichen Vortragsveranstaltungen zur Thematik im ganzen Bundesgebiet erlebe ich regelmäßig, mit welcher Heftigkeit die unterschiedlichen Fraktionen im Publikum aufeinander und manchmal auch auf den Dozenten reagieren. Vor allem aber lässt sich diese Bipolarität nicht aus der Sache selbst, dem Islam und den Muslimen in Europa, begründen.

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Jedem nachdenklichen Beobachter sollte klar sein, dass es in Islamfragen auch für Positionen zwischen den Extremen haltbare Gründe geben muss; dass bei einem bloßen Entweder-Oder zwangsläufig bedenkenswerte Aspekte zu kurz kommen müssen; dass eine vernünftige und begründbare Mittelposition (sie muss nicht in der statistischen Mitte der Meinungen selbst liegen) gerade dann vertretbar sein kann, wenn die zentrifugalen Kräfte sie zu diskreditieren suchen. Dieser Beitrag wird dem herrschenden Antagonismus vermutlich nicht entgehen. Der Versuch, Argumente gegen die Extreme zu sammeln, sei dennoch unternommen. Aktuell Meinung

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  1. astonished sagt:

    @Leo Brux

    Warum habe ich bei Ihren Beiträgen immer wieder das Gefühl, dass Sie sachlich vorgetragene Kritik, teils unterlegt mit historischen und aktuellen Fakten, einfach übergehen und Foristen wie Herrn Schnitzler in eine rechte „Ecke“ stellen wollen, wohin dieser sicherlich nicht gehört. Wenn ich schon folgende Bewertung Ihrer eigenen Person lese:

    – freundliche Islamkritiker (wie mich oder Stefan Weidner)
    – unfreundliche Islamkritiker (wie Sie)
    – Hetzer, die sich Islamkritiker nennen
    Letztere dominieren das Feld. Da brauchen Sie nur mal die Kommentaranhänge zu den MiGAZIN-Artikeln lesen.

    Sie bezeichnen sich als freundlichen Kritiker. Wie kann Kritik freundlich sein? Sie kann vielleicht freundlich vorgetragen werden, was Herr Schnitzler und viele andere hier tun, ansonsten würde der Beitrag nicht veröffentlicht. Wikipedia definiert Kritik wie folgt:

    Kritik (französisch: critique; ursprünglich griechisch: κριτική [τέχνη], kritikē [téchnē], abgeleitet von κρίνειν krínein, „[unter-]scheiden, trennen“) bezeichnet „die Kunst der Beurteilung, des Auseinanderhaltens von Fakten, der Infragestellung“ in Bezug auf eine Person oder einen Sachverhalt.
    Umgangssprachlich beinhaltet der Begriff zumeist das Aufzeigen eines Fehlers oder Missstandes, verbunden mit der impliziten Aufforderung, diesen abzustellen.

    Legen wir diese Definition von Kritik als Massstab an, erkenne ich nicht wo oder was Sie kritisieren oder ändern wollen. Ich habe oft den Eindruck, dass diese „freundlichen Kritiker“ meist nicht über Ihren eigenen Tellerrand hinausschauen und all das Elend und Greueltaten verdrängen, welche im Namen des Islam tagtäglich geschehen. Ich weiß wovon ich rede, denn ich habe meine Zeit nicht in einem wohlbehüteten und „zivilisiertem“ Umfeld verbracht, gleich wie Sie und andere „freundliche“ Kritiker. Ich arbeitete jahrzehntelang in islamischen Staaten, spreche Arabisch und kenne die Scharia nur zu gut. Sie glauben nicht wie erfrischend und befreiend es ist, in einem Land wie Deutschland zu leben und allein dafür und für die Fürsorge, welche dieses Land allen Migranten gewährt, müsste jeder der hier aufgenommen wurde diesem Land und seinen Bürgern, welche jeden Monat fleißig mt Ihren Steuern dieses ermöglichen, bis in alle Zeit dankbar sein.
    Lebten (kein Urlaub) Sie schon in einem Land wo der Alltag maßgeblich von der Religionspolizei bestimmt wird? Die gestapogleich alle „Verstöße“ gegen den Koran oder Islam teilweise barbarisch bestraft. Die darauf achten, dass das Kopftuch richtig getragen wird, dass Frauen nicht allein das Haus verlassen oder gar Auto fahren! Wo auch nicht vor ungläubigen Touristen haltgemacht, wenn sich zum Beispiel ein junges Ehepaar auf Hochzeitsreise in der „Öffentlichkeit“ (Restaurant) zärtlich umarmt und küsst (Dubai, drei Monate Gefängnis). Wo allein der Vorwurf der Homosexualität zu, wenn man Glück hat, jahrelangen Haftstrafen führt. Wo Mädchen (Kinder) hingerichtet werden weil Sie vergewaltigt wurden und sie die Schuld dafür tragen müssen und nicht der Täter! Wo das Wort und Recht der Frauen nur halb soviel Wert ist als das eines Mannes! All dies, Herr Brux, ist gelebter Islam und geschieht tagtäglich und wir besitzen die Arroganz und nennen uns „freundliche“ Kritiker. Dies ist ein Schlag ins Gesicht für all jene, die unter und mit diesen Umständen leben müssen. Ich behaupte, dass die Mehrheit der hier lebenden Muslime nicht im Ansatz eine dieser beschriebenen Erfahrungen machen musste und deshalb erwarten Menschen wir Herr Schnitzler, und viele andere Foristen hier, dass sich zumindest die hier lebenden Muslime von solchen Praktiken distanzieren.
    Bitte kommen Sie mir nicht mit der „Nazikeule“. Mein Großvater „krepierte“ elendlich in Dachau. Hingemeuchelt von einem Regime, welches bis zum Ausbruch des Krieges von niemand so richtig ernst genommen wurde. Im Gegenteil, vieles wurde verharmlost und man zeigte sogar Verständnis. Diese missverstandene Toleranz und Ignoranz haben diese unvorstellbaren Greueltaten erst ermöglicht. Lesen Sie dazu auch mal Zitate in Bezug auf Hitler http://de.wikiquote.org/wiki/Adolf_Hitler.

    Bitte kommen Sie mir nicht mit der „Nazikeule“. Mein Großvater „krepierte“ elendlich in Dachau. Hingemeuchelt von einem Regime, welches bis zum Ausbruch des Krieges von niemand so richtig ernst genommen wurde. Im Gegenteil, vieles wurde verharmlost und man zeigte sogar Verständnis. Diese missverstandene Toleranz und Ignoranz haben diese unvorstellbaren Greueltaten erst ermöglicht. Lesen Sie dazu auch mal Zitate in Bezug auf Hitler http://de.wikiquote.org/wiki/Adolf_Hitler.
    Abschließend möchte ich Sie bitten sachlich darauf einzugehen, wenn überhaupt und nicht mit Ihren „Pseudoargument“, dass wir in Deutschland einen eigenen Islam haben. Der Islam muss man jedoch Global betrachten und es reicht nicht aus, da dieser Gedanke auch absurd ist, diesen auf Deutschland oder Europa zu begrenzen. Es wird teilweise panikartig nachvollziehbar versucht, den „braunen“ Horden einhalt zu gebieten und dies basiert auf der qualvollen Erfahrung unser Vergangenheit. Nur geht von diesen „Stiefelträgern“ eine relativ überschaubare Gefahr aus, jedoch müsste man genauso rigoros gegen den fundamentalistischen Islam vorgehen, von welchem eine viel größere Gefahr ausgeht, aber dies unterbleibt wegen falschverstandener Toleranz und Ignoranz!

  2. Europa sagt:

    „Mit der Selbstbezeichnung “Islamkritiker” verharmlosen die Islamfeinde ihre Haltung. Es geht ihnen nicht nur um Kritik, es geht ihnen darum, den Islam zu bekämpfen. Ein Dialog ist dadurch nicht möglich. “

    Herr Brux, erklären sie mir doch mal welchen Islam die Islamkritiker kritisieren. Soweit ich weiss gibt es nicht DEN Islam. Glauben sie etwa tatsächlich der Islamkritiker hasst alles wo Islam drauf steht oder behaupten Sie das nur aus dem Grund, um einen Dialog zu verhindern?
    Ist ihre Toleranz nicht schon längst zur Ignoranz geworden? Wollen sie wirklich dass Religionen zur Leitlinie unserer Gesellschaft werden?
    Müssten Religionen nicht viel vernünftiger mit der Religionsfreiheit umgehn, als sie es momentan machen, bzw. dazu gezwungen werden! Vorallem sollte man sich die Frage stellen ob uns die Religionsfreiheit wichtiger ist, als einen guten und respektvollen Umgang untereinander. Religion ist nicht nur die Lösung von Problemen sondern auch die Quelle davon. (=> siehe weltweite Kriege und Unterdrückung)
    Es gibt keine tolerantere „Religion“ als die der Atheisten und Agnostiker, denn es ist die einzige „Religion“ bei denen der Mensch und sein eigener Verstand im vordergrund stehn und kein selbsternannter Heilsbringer von vor mahr als Tausend Jahren.

    Sie Herr Brux wollen verhindern, dass religionsfreie Menschen sich gegen die Willkür der grossen Religionen wehren und ihre eigenen Forderungen an den Staat stellen, nur damit ihre beiden Lieblingsreligionen Christentum und Islam ihren Einfluss nicht verlieren.
    Anders kann ich mir ihren total unverhältnismässigen Islamkriker-Hass nicht erklären.

  3. Leo Brux sagt:

    Kehrhelm Kröger,
    für einen fundamentalistischen Evangelikalen mag das so sein, wie Sie sagen.

    Ich gehe davon aus, dass sich unter denen, die sich “Islamkritiker” nennen, kaum einer als evangelischer oder katholischer MISSIONAR verstehen wird. Die sind fast alle anti-religiös. Und für die gilt, was ich geschrieben habe.

    Noch eine Anmerkung, nachdem Sie Luthers Worte zur Türkengefahr erwähnt haben: Luther hatte auch was gegen die Juden. Und gegen die aufständischen Bauern. Er hatte da auch Vorschläge, was zu tun sei. – Wollen wir hoffen, dass Sie, Herr Kröger, zu Luther genug historisch-kritische Distanz halten können.

  4. Leo Brux sagt:

    Oki,
    Sie haben geschrieben:
    Sie scheinen die demographische Entwicklung auszublenden. Sie werden bei normaler Lebenserwartung eine mögliche Islamisierung nich mehr erleben, ich aber schon.

    Die demographische Entwicklung sieht so aus, dass aus den im Moment 5% Muslimen in Deutschland – unter denen auch viele Herkunftsmuslime sind – im Jahre 2050 etwa 6 oder 7% geworden sein werden. Wenn man jetzt weiter berücksichtigt, dass der Anteil der Herkunftsmuslime bei dieser Gruppe rasch wächst, dürfe der Anteil der gläubigen und sich in ihrem Glauben engagierenden Muslime eher noch zurückgehen.

    Die Geburtenrate in muslimischen Familien passt sich ab der 2. Generation der deutschen an, und in der Einwanderungs-/Auswanderungsbilanz ergibt sich bezüglich Muslimen kein Plus – eher ein Minus.

  5. Leo Brux sagt:

    Europa,
    werden Agnostiker oder Atheisten in Deutschland in irgend einer Weise beeinträchtigt?

    Die Religionsgemeinschaften in Deutschland haben keinerlei politische Macht – sie haben auch längst darauf verzichtet, eine Hegemonie zu beanspruchen.

    Die Hegemonie liegt längst bei denen, die religionsfrei leben.

    Wenn ich recht verstanden habe, so stellen Sie die Religionsfreiheit grundsätzlich in Frage, weil Sie Religionen für eine Quelle von Problemen halten.

    Heute geht es also darum, dass sich die Religionen verteidigen müssen gegen einen aggressiv missionarisch auftretenden Atheismus.

  6. Tim sagt:

    „Ein Phänomen wie die Islamkritik ist zu erklären nicht nur aus der krisenhaften Begegnung mit dem Islam, sondern auch aus einem Mangel an Bildung und Denkkultur, einem veräußerlichten, undurchdachten Bezug zu den eigenen, nur noch als Worthülsen rezipierten kulturellen Traditionen – die Aufklärung eingeschlossen.“

    Ja, genau, Worthülsen. Ein super Beispiel ist diesbezüglich auch immer der Bezug auf die Rechte von Frauen. Würden Islamkritiker, immer wenn sie sich über die mangelende Gleichberechtigung in muslimischen Gemeinden beschweren, auch die katholische Kirche und ihre patriarchalen Strukturen, deutsche Managementetagen und den Sexismus in vielen deutschen Medien mitnennen, hätten sie ihr klar abgegrenztes Feindbild „die Muslime“ verloren. Deshalb müssen bei antiislamischen Debatten über Frauenrechte all diese Dinge konsequent ausgespart werden.
    Es geht bei diesen Debatten eben nur vordergründig um eine ehrliche und tiefe Auseinandersetzung mit fehlender Gleichberechtigung in der Gesellschaft. Das Thema „Frauenrechte“ wird missbraucht, um die konstruierte Gruppe „der Muslime“ herabzusetzen. In dieser bewussten Beschränkung des Blicks auf „die Muslime“, in dieser inszenierten Aufteilung der Gesellschaft in zwei scheinbar homogene Gruppen, die sich gegenüber stehen – die eine ist für Gleichberechtigung, Freiheit und Demokratie und die andere dagegen – besteht der nicht bemerkte und mit „Aufklärung“ verwechselte Rassismus.
    Wie erklärt eine pauschale, hetzerische Islamkritik, wie sie mittlerweile en vogue ist, dass es islamische Feministinnen gibt, Demokratiebewegungen in islamischen Ländern und eine katholische Kirche, die weit davon entfernt ist, Homosexualität zu respektieren? Das kann sie nicht erklären, denn dazu müsste sie ihr verzerrtes, menschenverachtendes Weltbild gerade rücken.