Buchtipp zum Wochenende
Migrantinnen in den Medien – Darstellungen in der Presse und ihre Rezeption
Wie entwerfen Medien Bilder von Geschlecht und Ethnizität? Diese Frage konnte die Kommunikationswissenschaft bisher nur ungenügend beantworten. Männliche Migranten werden als bedrohlich für die Gesellschaft inszeniert, doch über die Medienbilder von Migrantinnen gibt es wenig Wissen.
Freitag, 17.06.2011, 8:22 Uhr|zuletzt aktualisiert: Montag, 20.06.2011, 0:38 Uhr Lesedauer: 1 Minuten |
In dem Buch „Migrantinnen in den Medien“ wird auf breiter empirischer Basis erstmalig die Repräsentation von Migrantinnen in deutschen Tageszeitungen analysiert. Dabei werden stereotype, aber auch widerständige Bilder sichtbar.
Eine kritische Analyse der dominanten Berichterstattungsmuster zeigt, wie Mediendiskurse Migrantinnen zu Opfern machen oder ausschließen können. Dabei steht deren angenommenes Integrationsdefizit meist im Vordergrund. Es werden die angeblich mangelhaften Deutschkenntnisse thematisiert, ihre schlechten Bildungsabschlüsse, Kriminalität, Frauenunterdrückung und die Bedrohung durch religiösen Fanatismus.
Einwanderungspolitik wird vor allem problemorientiert diskutiert und mit einer negativen Vorstellung von ,dem Migranten‘ und ,der Migrantin‘ bebildert. Mit den von den Medien inzwischen ikonografisch verwendeten Darstellungen von „Kopftuchmädchen“ wird beispielsweise das Bild der fremden Muslimin evoziert und damit ein weibliches Stereotyp der Integrationsunwilligkeit gezeichnet.
Dabei hat Journalismus „in der modernen, hochgradig ausdifferenzierten Gesellschaft die Aufgabe, Öffentlichkeit herzustellen. Mittels dieser Öffentlichkeit erst kann aus Gemeinschaften Gesellschaft als Ganzes entstehen“, so die Autorinnen des Buches:
Margreth Lünenborg, Professorin für Journalistik an der Freien Universität Berlin. Ihre Schwerpunkte liegen in der Journalismusforschung, der kommunikationswissenschaftlichen Geschlechterforschung sowie der kulturorientierten Medienanalyse.
Katharina Fritsche forscht am Institut für Publizistik- und Kommunikationswissenschaft der Freien Universität Berlin zur medialen Repräsentation von Migrantinnen und untersucht Konstruktion und Hegemonie der gesellschaftlichen Strukturkategorien Geschlecht und Ethnizität.
Annika Bach ist wissenschaftliche Mitarbeiterin am Institut für Publizistik- und Kommunikationswissenschaft der Freien Universität Berlin. Neben ihrer Forschung zum Verhältnis von Ethnizität und Medienrezeption arbeitet sie an einem Projekt zur Rolle von Medien in asymmetrischen Kriegen. (hs)
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