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Leos Wochenrückblick

Was ist Deutsch?

Leos Rückblick auf die vergangene Woche: Rassistisch und kulturell definiert. Mosaiksteinchen eines neuen Deutschlandbildes. Das Justizsystem - ein deutscher Pluspunkt.

Von Leo Brux Montag, 20.06.2011, 8:22 Uhr|zuletzt aktualisiert: Mittwoch, 22.06.2011, 1:48 Uhr Lesedauer: 7 Minuten  |  

Wer ist Deutscher? Die Burschenschafts-Version
Die ZEIT fasst zusammen:

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Der Satz könnte aus dem Jahr 1935 stammen: „Besonders in Zeiten fortschreitender Überfremdung ist es nicht hinnehmbar, dass Menschen, welche nicht von deutschem Stamme sind, in die Deutsche Burschenschaft aufgenommen werden.“ Er steht jedoch in einem Antrag, der am Freitag auf dem Burschentag in Eisenach beschlossen werden soll. Der Burschentag ist das jährliche Treffen der in der Deutschen Burschenschaft (DB) zusammengeschlossenen Studentenverbindungen.

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Die Alte Breslauer Burschenschaft der Raczeks zu Bonn will mit ihrem Antrag, der ZEIT ONLINE vorliegt, den Ausschluss der Burschenschaft Hansea Mannheim erreichen. Deren Vergehen: Sie hat ein „chinesischstämmiges“ Mitglied aufgenommen. Wohlgemerkt: keinen Chinesen. Dass nur deutsche Männer Mitglied sein können, ist ohnehin Konsens unter den 120 DB-Verbindungen, denen insgesamt rund 1.300 Studenten und mehr als 10.000 Alte Herren angehören. Laut Spiegel Online ist der junge Mann in Mannheim geboren, hat in der Bundeswehr gedient und die von seiner Verbindung vorgeschriebenen Fechtmensuren geschlagen. …

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Doch den Raczeks zu Bonn reicht nicht, „dass der genannte Verbandsbruder sich subjektiv dem deutschen Volke zugehörig fühlt“. Sie nehmen Anstoß am Äußeren des jungen Mannes: Menschen mit „nichteuropäischer Gesichts- und Körpermorphologie“ gehörten offensichtlich „zu einer außereuropäischen populationsgenetischen Gruppierung“, seien damit nicht „deutscher Abstammung“und könnten ergo kein Mitglied einer DB-Verbindung sein.

Entwarnung! Die Raczeks haben den Antrag zurückgezogen.

Trotzdem, der Fall ist interessant – und lässt ein wenig tiefer blicken, was diejenigen, die das angeblich Deutsche so hochhalten, gern darunter verstehen.

Artikel 9 der Verfassung der Burschenschaften lautet:

„Die Burschenschaft bekennt sich zum deutschen Vaterland als der geistig-kulturellen Heimat des deutschen Volkes. Unter dem Volk versteht sie die Gemeinschaft, die durch gleiches geschichtliches Schicksal, gleiche Kultur, verwandtes Brauchtum und gleiche Sprache verbunden ist.“

Damit man das nicht zu großzügig auslegt, hat der Rechtsausschuss der DB klargelegt, dass es um die Abstammung von Angehörigen des deutschen Volkes geht. Personen mit außereuropäischen Vorfahren seien keine Angehörigen des deutschen Volkes – auch dann nicht, wenn sie in Deutschland geboren und aufgewachsen sind und deutsche Staatsbürger sind.

Nicht alle der 120 Verbindungen im Dachverband DB teilen eine solche biologistische Auslegung. Viele ziehen den „kulturellen Vaterlandsbegriff“ vor.

Felix Lee fragt sich in der taz, wie sie unter einem Dach mit Rassisten und Rechtsextremen bleiben können:

Die Forderung einer Bonner Burschenschaft, auf dem diesjährigen Burschentag die Hansea auszuschließen, weil ihr derzeitiger Vorsitzender seiner Abstammung nach Chinese ist, zeigt, wie rückwärtsgewandt, ja rassistisch einige Teile dieser Burschenschaften nach wie vor sind.

Die Mannheimer Hansea kann sich als noch so „liberal“ bezeichnen. So lange sie Teil des Verbands Deutscher Burschenschaften bleibt, unter dessen Dach sich auch besonders rechte Verbindungen wie die Münchner Danubia oder die Germania aus Hamburg tummeln, werden auch moderate Verbindungen den Ruch nicht los, mit Reaktionären zu sympathisieren.

Spiegel Online hat Andrea Kurth interviewt, eine Expertin in Fragen Rechtsextremismus:

SPIEGEL ONLINE: Muss man gleich die Nazi-Keule herausholen? Das Abstammungsprinzip galt schließlich bis zum Jahr 2000 auch in der Bundesrepublik – bis die Verfassung unter Rot-Grün für das neue Staatsbürgerschaftsrecht geändert wurde.

Kurth: So argumentieren auch die rechten Burschen, und es ist eine ebenso perfide wie falsche Argumentation: Die Abstammung war eben auch vor dem Jahr 2000 nicht das ausschließliche Kriterium dafür, Deutscher werden zu dürfen. Dieser Weg stand prinzipiell allen offen, die sich über einen längeren Zeitraum legal in Deutschland aufhielten – und viele haben auch davon Gebrauch gemacht.

SPIEGEL ONLINE: Sie sagen, die Deutsche Burschenschaft war immer zerstritten. Wo verlaufen die Konfliktlinien?

Kurth: Die Liberal-Konservativen bejahen die europäische Einigung und definieren das Deutsche kulturell und nicht rassisch. Die Rechtsextremen pochen auf eine völkische, also rassistische Definition und hängen immer noch den großdeutschen Träumen der politischen Rechten in der Weimarer Republik an. Sie sind seit dem fatalen Kompromiss mit den Liberal-Konservativen im Jahr 1971 immer mächtiger geworden, inzwischen besetzen sie alle Schlüsselpositionen des Verbands und setzen ihre Anträge auf den Burschentagen quasi ausnahmslos durch.

Was ist Deutsch? – Ein paar Mosaiksteinchen
zufällig in dieser Woche zusammengelesen.

Der Westen schreibt über zwei erfolgreich integrierte Türkischstämmige, die wieder in die Türkei zurückgekehrt sind, um nun auch dort erfolgreich zu arbeiten:

Mutlu Sahin besitzt übrigens die deutsche Staatsbürgerschaft, darf aber mit einer Blue Card in der Türkei alles außer wählen. Seine Firmen-Philosophie ist deutsch geprägt: „Wenn ich sage, dass wir die Dämmplatten um 14 Uhr liefern, dann sind die auch spätestens um 14.15 Uhr da. Das ist bei unserer türkischen Konkurrenz nicht so.“

Es ist also eine bestimmte Art der Verbindlichkeit. Ja ist ja, nein ist nein. 14 Uhr ist 14 Uhr. Und dergleichen. Da ist kein Ja, das eigentlich ein Nein meint oder verdeckt, und Angaben sollen ebenso verlässlich sein wie Ankündigungen und Versprechungen. Das hat was Deutsches, und man merkt es, wenn man als Deutscher in den USA, Brasilien oder der Türkei lebt.

Ein weiterer Vorschlag im selben Artikel. Die Rede ist von einer Geschäftsfrau.

Mit ihrer unverblümten Art stößt sie allerdings in Istanbul auch auf Unverständnis. Zum Beispiel, wenn das Gespräch auf die politische Situation im Land kommt. „Die türkischen Kollegen ermahnen mich häufig, nicht ganz so offen Kritik zu üben.“

Ich kann als Deutscher offen Autoritäten kritisieren. Ich kann vor Fremden sagen, mein Vater würde sich leider in diesem oder jenem Punkte irren. Zum Beispiel. Darin steckt kein Affront. Es gibt viele Kulturen, in denen wäre es ein Affront. Aus der Offenheit für Kritik am eigenen Vater folgt gesellschaftlich die Freiheit, generell Autoritäten zu kritisieren, auch etwa den Führer einer Partei, mit der man selber sympathisiert – sogar die eigene Religion.

Ein drittes Beispiel, diesmal aus den Nürnberger Nachrichten:

Die Dönerkultur ist eine typisch deutsche Kultur! In der Türkei isst man den Döner anders.
Ein Döner, im Vorbeigehen aus der Hand gegessen? In ihrer Heimat wäre das undenkbar, sagt Sert. „Bei uns darf man höchstens eine Sesambreze aus der Hand essen. Doch dazu braucht man sofort einen Tee, deshalb sucht man sich dann auch wieder einen Platz.“ Die Döner-Kultur sei typisch deutsch, „das kann man in der Türkei gar nicht erfolgreich einführen“. Sich Zeit zu nehmen für eine ordentliche Mahlzeit, das sei auch während eines stressigen Arbeitstages wichtig. „Ein hungriger Bär tanzt nicht“, sagt das dazu passende Sprichwort.

Noch ein viertes Mosaiksteinchen:

In Berlin kann man grade eine Ausstellung zum Thema Frauenfußball besuchen. Der Artikel im Tagespiegel beschäftigt sich auch mit der Frauenmannschaft von Türkiyemspor:

Sie sprechen Türkisch, Arabisch und Deutsch durcheinander, auch wenn der Trainer Murat Dogan versucht, Deutsch als Hauptsprache durchzusetzen. Mal sind die Väter dagegen, dass ihre Töchter Fußball spielen, dann sind sie stolz. Wenn sie gefragt werden, für wen sie in der Nationalmannschaft spielen würden, sagen die Spielerinnen „Deutschland“, auch wenn die Familie sich vielleicht noch „Türkei“ wünschen würde. Und überhaupt sagt eine Spielerin selbstbewusst: „Türkiyemspor ist wie das neue Deutschland, alles durcheinander, alles bunt gemischt. Und alle sind wir Deutsche.“

… Die Fußballerinnen in Berlin wie in Ramallah tragen Kopftuch, oder sie tragen keins, ganz wie sie wollen und wie sie sich entscheiden. Und im Stadion in Kairo, im türkischen Samsun oder in Al Ram im Westjordanland jubeln männliche und weibliche Fans gleichermaßen ihrem Team zu.

Egal auf welchem Standpunkt Sie stehen: Tun Sie sich den Gefallen und sammeln Sie weitere Mosaiksteinchen. Sie können draußen vor der Tür und in unseren Medien jede Woche welche finden, aus denen das heutige Deutschland und Deutschsein besteht – Traditionelles und Neues. So FINDEN Sie das aktuelle Deutschland – und Patriot ist, wer sein Land liebt, wie es tatsächlich ist.

Auch das ist Deutschland!
Zur Belohnung nenne ich Ihnen einen Grund, ganz besonders stolz auf Deutschland zu sein. Das Lob vermitteln die ZEIT bzw. Bill Gates und seine Stiftung „World Justice Project“. Sie untersucht die Rechtsstandards in 66 Ländern, die Justizsysteme und Regierungen und fragt, wie rechtsstaatlich es zugeht.

Deutschland hat eines der besten zivilen Justizsysteme der Welt, nach Norwegen und Schweden. (Weit abgeschlagen: die USA.)

Grund seien vergleichsweise günstige Kosten für Anwälte, die Zugangsmöglichkeiten der Bürger zu Gerichten und deren Effizienz sowie das Fehlen unzulässiger Einflussnahme von außen, hießt es im «Rechtsstaat-Index 2011». Das Verantwortungsbewusstsein der Regierung stuft die Studie als stark ein, Korruption sei in Deutschland minimal. Allerdings bemängelt der Report Fälle von Diskriminierung von Ausländern durch die Polizei.

«Der Rechtsstaat ist ein Eckpfeiler bei der Verbesserung der öffentliche Gesundheit, der politischen Teilhabe, öffentlicher Sicherheit soweit beim Kampf gegen Armut», erklärte WJP-Gründer William Neukom. «Rechtsstaatliche Verhältnisse sicherzustellen ist eine ständige Herausforderung und ein unvollständiges Projekt in allen Ländern», meinte Exekutivdirektor Hongxia Liu.

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  1. Tupac sagt:

    Ich habe in meinen Kommentaren auch positive Sachverhalte wiedergegeben, z.B. Entwicklungen bei der Bildung. Ich habe nur Ihre Analyse nicht geteilt, weil sie einseitig ist.

    Des Weiteren kommen Sie mir in diesem Blog für Menschen mit MigH wie ein verlorenes Schaf vor, denn anscheinend fühlt sich diese Gruppe, die Sie mit aller Macht zu verteidigen versuchen, doch nciht so diskriminiert, dass sie es für notwendig hält, sich an solchen Debatten zu beteiligen und ihnen zur Seite zu springen.

    • Leo Brux sagt:

      Tupac,
      schade, ich hatte mich schon so gefreut darauf, von Ihnen mal eine Laudatio für Türken und Muslime lesen zu dürfen. Auch wenn sie vielleicht nur kurz ist. Aber ich nehme anerkennend wahr, dass Sie immerhin auch den Eindruck haben, die Deutschtürken holen bei der Bildung auf.

      „Verlorenes Schaf“? – Für ein Schaf bin ich wohl zu bissig, möcht ich meinen. Verloren? – Ich fühl mich hier auf der richigen Wiese, unter lauter vernünftigen Leuten. Die ganze Website ist pro Integration.
      Auch bei den Kommentaren können Sie einige Leute mit MiGru lesen. Es liegt aber nicht jedem, sich ständig mit Bösartigkeiten und Gemeinheiten auseinanderzusetzen. Da sagen viele – verständlicherweise: Dafür verschwende ich nicht meine Zeit!
      Die Leute, die ich kenne, ziehen es auch vor, praktisch was zu machen.

      Da haben die Leute, zu denen Sie zählen, halt ein Problem, nicht wahr? Sitzen verbittert vor dem Computer und … na ja, Sie wissen je selber, was die so alles schreiben.
      Was sollen sie auch praktisch machen? Haben Sie da eine Idee für Ihre Freunde, Tupac?

  2. MoBo sagt:

    „(Hinweis: Die Innenminister gehen davon aus, dass es in Deutschland ca. 2000 bis 3000 Salafis gibt, also die Muslime, die Sie meinen könnten. Wie könnten die sich zur politischen Macht entwickeln?)“

    Ich habe mich in meinem Leben zweimal mit Salafis unterhalten. Die stehen sowas von außerhalb der Gesellschaft, dass sie gar nicht an irgendwelche Positionen kommen können. Mit ihrem Auftritt und der geistigen Verfassung die man als Salafi braucht werden die Lagerarbeiter und Gabelstaplerfahrer (nichts gegen diese Tätigkeiten oder Leute die sowas machen!).

    • Leo Brux sagt:

      MoBo,
      ich fürchte, astonished wird uns jetzt gleich was von Waffenlagern in den Kellern der Moscheen erzählen (- die aus einem uns nicht verständlichen Grund vom Verfassungsschutz nicht aufgespürt werden können).
      Wie könnte er sonst auf seine Idee kommen, fanatische Muslime in Deutschland würden irgendwie irgendwann die Macht übernehmen können?

      Die deutschen Behörden grenzen zum Beispiel Scientology systematisch aus. Aber im Vergleich zu Scientology sind die Salafis ausgegrenzt in Potenz. Auch noch durch so ziemlich jeden Menschen, dem sie begegnen. Irgendwie meint astonished trotzdem, dass sie – wie einstens vor 1933 die Nazis – Zugang finden zu den Herzen der Bürger Deutschlands, Zugang finden zu den Rängen der Eliten. WIE kriegt dieser Warner vor dem Unheil das geistig hin? Ich bin wirklich astonished!

  3. Tupac sagt:

    Glauben Sie mir, mit jedem Kommentar tue ich mehr für die Integration als jene, die aus Gründen der vermeintlichen Zeitverschwendung, sich anderen Dingen zuwenden.

    Seien Sie froh, dass es überhaupt Menschen gibt, die hier ihren Senf abgeben, sonst würde dieser Blog untergehen. Dann würden Sie die sog. Gemeinheiten vermissen.

    • Leo Brux sagt:

      Tupac,
      herzlichsten Dank für Ihre zwei großartigen Leistungen im Dienste der Integration!
      Man lernt nicht aus!

      Ihnen also und Ihren Gleichgesinnten verdanken wir das Leben und Überleben des MiGAZINs!
      SIE könnten ganz einfach dem MiGAZIN den Garaus machen – indem Sie nichts mehr kommentieren?
      Na, wieso machen Sie das dann nicht? Aus Liebe zum MiGAZIN und seinem Anliegen? So sehr schätzen Sie uns? Ich bin astonished!

      Sie tun was FÜR die Integration — wie? — indem Sie gegen die Integration schreiben!

      Sie nehmen sich hier selber nicht ganz ernst, glaube ich. Aber was könnten Sie auch auf meine Frage antworten?

      SIE tun NICHTS.
      Ich bringe immerhin Migranten Deutsch bei.
      Und im MiGAZIN helfen wir mit, dass sich die im Integrationsbereich Tätigen informieren und Meinungen anhand von Fakten entwickeln können.
      Was viele tun. Die haben nur eben wenig Lust, sich mit Leuten, wie Sie es sind, Tupac, herumzuschlagen. Das ist ihnen einfach zu blöd.

      Aber mir macht es Vergnügen. Trotzdem, ich würde keine Träne weinen, wenn Sie, Tupac & Co, das MiGAZIN ignorieren würden. Oder lernen Sie etwa gelegentlich etwas dazu, wenn Sie einen Artikel überfliegen? Dann könnte ich vielleicht doch eine Träne investieren.

  4. KTL sagt:

    @ Leo Brux
    „Aber als Minderheit und ohne Macht eine Mehrheit zu diskriminieren – wie geht das?“
    Mit Gewalt und mit der Androhung von Gewalt. Je mehr sich die Leute einschüchtern lassen, umso besser funktioniert das.

    • Leo Brux sagt:

      KTL,
      Gewalt und Androhung von Gewalt setzen Macht voraus.
      Die haben die Muslime aber nicht.
      Wie sollten sie uns da einschüchtern?

      Verwechseln Sie das nicht mit der individuellen Situation eines einzelnen Gangsters oder Schlägertypen, der bei irgend einer Situation mal Gewalt androht oder ausübt. Das ist nicht Der Islam, selbst dann, wenn dieser Typ von seiner Herkunft her ein Muslim sein sollte.

      Wo also übt der Islam in Deutschland Gewalt aus, wo droht er mit Gewalt?
      Der Islam als religiöse Institution! Also etwa die Islamverbände, die Moscheevereine.

  5. astonished sagt:

    Werter Herr Leo Brux,

    natürlich haben Sie recht, dass die Zustimmung zur NSDAP anfangs recht groß in der Bevölkerung war, was bei einer Arbeitslosigkeit von mehr als 40% 1933 und einer Reduzierung um die Hälfte bis 1935. Die Bevölkerung oder die globale Gesellschaft nahm nicht wirklich wahr, was das eigentliche Ziel der Nationalsozialisten war. Ich bin mir nicht sicher ob Adolf Hitler bereits 1924 als er „Mein Kampf“ schrieb bereits diese Massenvernichtung menschlichen Lebens vorhatte, zumindest geht das nicht aus „Mein Kampf“ hervor oder wird auch mit keiner Silbe erwähnt oder gar gefordert. Man spürt den unsäglichen Haß von Adolf Hitler der sich, nach meinem Ermessen, in seiner Jugendzeit in Wien begründete. Was genau da geschah oder was ihn dazu trieb, darüber gibt auch „Mein Kampf“ keinen nachvollziehbaren Aufschluß. Wenn dem auch so gewesen wäre, hätte Adolf Hitler es mit Sicherheit nicht an die Macht geschafft.
    Von Anfang an verfolgte das NS-Regime eine Innen- und Außenpolitik, die Deutschlands Niederlage im Ersten Weltkrieg vergessen machen und seine damals verlorene Großmachtstellung erneuern und erweitern sollte. Dazu wurden von deutscher Seite bis 1936 mit dem Austritt aus dem Völkerbund, der Aufrüstung der Wehrmacht sowie der Besetzung des entmilitarisierten Rheinlands wichtige Teile des Versailler Vertrags außer Kraft gesetzt. 1938 folgte der Anschluss Österreichs an das nunmehr „Großdeutsche Reich“. Im selben Jahr erlaubte das Münchner Abkommen Deutschland die Eingliederung des Sudetenlandes.
    Dieser Politik stimmten die meisten Deutschen zu. Volksabstimmungen ergaben 1935, 1936 und 1938 große Mehrheiten für damalige Entscheidungen Hitlers. Dies hatte vier Hauptgründe:

     Gleichschaltung und Terror gegen alle Andersdenkenden schüchterten die Bevölkerung ein.
     Ein beginnender Aufschwung der Weltkonjunktur, staatliche Investitionsprogramme, vor allem für Aufrüstung und militärisch nutzbare Infrastrukturen, belebten die Wirtschaft und bewirkten in der zweiten Hälfte der 1930er Jahre Vollbeschäftigung, wobei die Löhne auf dem niedrigen Niveau der Weltwirtschaftskrise verharrten.
     Die Ideologie der Volksgemeinschaft vermittelte vielen Deutschen das Gefühl, in einer zunehmend egalitären Gesellschaft ohne Klassengegensätze zu leben.
     Sie erlebten die außenpolitischen Maßnahmen der Nationalsozialisten als Erfolge und Wiedergutmachung vergangener nationaler Demütigungen.

    Das NS-Regime sicherte sich außerdem die Zustimmung der Bevölkerung durch folgende Massnahmen:

     1933: Schuldenbereinigungsgesetz (Schuldnerschutz größer als Gläubigerschutz)
     Einführung des 1. Mai als Tag der Arbeit (gesetzlicher Feiertag)
     1934: Steuerreform und Verdopplung der Urlaubstage
     1940: Abschaffung der Steuern auf Zuschläge für Sonn-, Feiertags- und Nachtarbeit
     1941: Integration der Rentner in die Krankenkasse
     1941: 15-prozentige Rentenerhöhung

    Aber all dieses hatte einen schrecklichen Preis wie wir heute wissen. Natürlich ahnten viele, dass da was Schreckliches passiert, aber die wenigstens konnten sich nicht einmal im Traum vorstellen, was die Wirklichkeit längst zeigte. Auch die Rolle der Frau änderte sich. Sie wurde mehr und mehr aus dem Berufsleben gedrängt und sollte sich nur noch um Familie und Kinder kümmern. Verhütungsmittel wurden 1941 verboten und Abtreibung 1943 unter Todesstrafe gestellt. Nur soviel darüber, welche Umstände einen Hitler möglich gemacht haben. Jedenfalls war es nicht der soziologische Konsens für einen menschenverachtenden Juden- und Fremdenhass.

    Nun zu Ihren Fragen:

    1. Die Antwort beginnt mit der Definition von Macht. Wenn man sich in manchen Teilen der Republik umsieht, dann kann man sich dem Eindruck nicht erwehren, dass eine „Machtübernahme“ teilweise, zumindest in vielen Problembezirken schon stattgefunden hat und die Politik und deren Organe (Polizei, Gerichte) machtlos zusehen. Oder sehen wir uns die Veränderungen im alltäglichen Leben an. Wieviel falsche Rücksichtnahmen werden der aufnehmenden Bevölkerung auferlegt, nur weil sie dadurch eine Minderheit kränken könnte/würde. Diese falschverstandene Rücksichtnahme fängt bereits im Kindergarten und Schulen an, bei der Umbenennung von christlichen Festen wie „St. Martinsumzug“, Adventszeit, Weihnachtsmarkt, getrennter Sportunterricht, Halal-Essen, Gebetsräume für gläubige muslimische Schüler, keine gemeinsamen Klassenfahrten, keine Klausuren während des Ramadan, islamischer Religionsunterricht (und das bei 40% Atheisten in Deutschland), etc.. Diese Liste können wir unendlich weiterführen. Wenn man nur eine Forderung in umgekehrter Form als christliche oder atheistische Minderheit in einem islamischen Land gesetzl. einfordern würde, garantiere ich ihnen, dass die Überlebenschance des Fordernden bei Null liegt!! Auch das ist Macht.
    2. Der Massenzulauf muss nicht unbedingt freiwillig erfolgen, so wie dieser nachweislich nach 1935 bei der NSDAP auch nicht mehr aus Überzeugung, sondern der puren Angst der „Nichtdazugehörigkeit“ definiert wurde. Außerdem spielt auch die Reproduktion (blöder Begriff) eine maßgebliche Rolle. Was 1924 für die NSDAP als äußerst unwahrscheinlich galt, hatte sich bis 1933 der Machtübernahme relativiert!
    3. Ich glaube, dass wir unterscheiden müssen zwischen politischer Macht und gesellschaftlichem Machteinfluss, welcher von der Bevölkerung viel mehr wahrgenommen wird. Basierend der Tatsache, dass es zurzeit keine wirkliche politische Macht dieser Minderheit gibt, dann sind die bereits erreichten umfangreichen, wie vor geschilderten „Änderungen“, noch höher zu bewerten. Außerdem ist der Weg in die Politik der Kleinste und der Erfolg wird nicht vom Wahlprogramm abhängen, sondern lediglich bestimmt durch die Wahlberechtigung. Denn das ist sicher, sobald es eine islamische Bundespartei geben wird und die wahlberechtigten Muslime die 5% Marke übersteigt, wird diese Partei auch im Bundestag sein. Erinnern Sie sich an meine Worte!
    4. Darum geht es gar nicht. Es geht nicht um einen Putsch oder Machtübernahme. Die Machtübernahme ist in diesem Fall ein schleichender Prozess und dauert keine 5 – 10 Jahre, sondern 30, 40 oder 50 Jahre, aber er kommt unweigerlich.
    5. Es geht wiederum nicht um 4 Millionen Muslime in Deutschland, so wie es 1933 nicht (geschätzt) 62 Mio. Deutsche waren, sondern lediglich, im Vergleich, ein verschwindend geringer Anteil der die Macht übernahm. Klar ging es vielen nach der Machtübernahme besser und natürlich hatten diese Menschen auf einmal mehr Selbstbewusstsein, denn es fühlt sich viel besser als „Herrenmensch“. Aber nur ganz wenige erkannten die Zeichen der Zeit und diese wurden, falls gefunden, auf immer zum Schweigen gebracht. Niemand in Deutschland hätte mit der Kenntnis von 1945 dieser Partei auch nur eine Stimme gegeben und mit der Kenntnis meine ich nicht primär den verlorenen Krieg!

    Abschließen möchte ich erwähnen, dass alle politischen Ideologien (Kommunismus, NS, teilw. Kapitalismus) einen gemeinsamen Vorteil / Nachteil (kommt auf den Betrachter an) haben, sie sind alle nicht von Dauer und erwiesen / erweisen sich, früher oder später, als Falsch. Bei religiösen Ideologien verhält es sich da ganz anders, denn wie soll z. B. im Fall des Islam das geschriebene Wort Gottes (Koran) sich verändern oder sich gar als Falsch erweisen?!

    • Leo Brux sagt:

      astonished,
      Ihre Ausführungen zur NSDAP und zum Dritten Reich sprengen etwas den Rahmen der Debatte hier — sie sind zu ausführlich, vor allem, weil es unser Thema nur am Rande berührt. Im großen und ganzen stimme ich zu, die Kritik in Details spare ich mir. Der Antisemitismus der Nazis war nicht der Grund, warum das deutsche Volk sie an die Macht gebracht hat – aber er hätte ein Grund sein müssen, sie nicht an die Macht zu lassen. Es war kein Grund dafür, gegen die Nazis zu sein, weil wenigstens die Hälfte der Deutschen selber Antisemiten waren, wenn auch meist nicht so extrem wie die Nazis.

      Zur eigentlichen Debatte, zur Machtfrage:

      zu 1: Es gibt kaum irgendeine einschränkende Wirkung, wenn auf gläubige Muslime Rücksicht genommen wird; in der Regel kommt nur etwas hinzu. Es handelt sich also fast immer um eine Bereicherung, um mehr Vielfalt. Ich wüsste auch nicht, dass Klassenfahrten oder Schwimmunterricht ausfallen wegen Muslimen. Es gibt auch kaum Fälle, in denen sich jemand aus religiösen Gründen nicht beteiligen würde.
      Außerdem ist es lächerlich, die wenigen Elemente, von denen da die Rede ist (halal-Essen, Gebetsraum) als Machtübernahme zu bezeichnen. Dadurch, dass bei uns 4 Millionen Muslime leben, davon vielleicht 3 Millionen, die gläubig sind, kommen eben ein paar kleine kulturelle Elemente zu unserer gemeinsamen Kultur hinzu. Wären es 4 Millionen Buddhisten, wären es eben buddhistische Elemente. Mit politischer Macht hat das nichts zu tun. Und im Vergleich zur allgegenwärtigen Anglisierung bzw. Amerikanisierung ist der kulturelle Einfluss der Muslime in Deutschland ohnehin bescheiden.

      zu 2. Sie wollen uns weis machen, die Salafis könnten uns zwingen, Muslime zu werden? Mannomann! Was die demografische Seite betrifft: Es werden auch durch Geburten kaum noch mehr Muslime, denn die Geburtenrate gleicht sich rasch an. Der Einwanderungssaldo ist ohnehin eher negativ. Dafür säkularisieren sich Generation für Generation mehr und mehr von den Muslimen, so dass man hochrechnen kann: Die Zahl und der Anteil der gläubigen Muslime wird in Deutschland zumindest nicht steigen, wahrscheinlich zurückgehen.

      zu 3. Es könnte keine muslimische Partei geben, die mehr als 1 Prozent der Stimmen bekommt. Die Muslime sind untereinander zu verschieden.
      Es gibt 5% Muslime in Deutschland. Wieso haben die noch keine Partei gegründet? – Weil kaum jemand sie wählen würde. Nicht einmal die Muslime. Die meisten sind nämlich der Meinung, dass es ganz gut ist, wenn man Politik und Religion trennt.
      Soweit sich gläubige Muslime für Politik in Deutschland interessieren, würden sie wahrscheinlich am liebsten CDU und CSU wählen – konservative Parteien. Leider machen die es ihnen bisher noch durch ausländerfeindliche Töne schwer. Drum würde im Moment die SPD wohl mehr Stimmen von Muslimen bekommen. Die Grünen – als die Partei, die sich am stärksten für die Minderheit einsetzt – sind den gläubigen Muslimen wohl kulturell zu fremd, um viele anzuziehen.
      Zum Thema Macht – siehe oben. Wenn auf Muslime etwas Rücksicht genommen wird – viel ist es ohnehin nicht – dann nicht, weil Muslime Macht hätten, sondern weil Leute wie ich ein bisschen Macht haben: das heißt Leute, die die Integration wollen.

      zu 4. Diese kommende Machtübernahme sollten Sie mal beschreiben. Ich kann NICHTS davon erkennen. Wenn Sie die für so wahrscheinlich halten, dann wäre es IHRE Pflicht, hier plausibel darstellen, wie das vor sich gehen soll. Ohne Eroberung von Elitepositionen und ohne Massenanhang kriegt man bei uns keine Macht, und schon gar keine Übermacht. Und in beidem – Elitepositionen und politischen Massenanhang – haben die Muslime NULL. Es ist auch nicht zu sehen, wie etwa die Salafis oder wie die Islamverbände zu Elitepositionen und zu politischem Massenanhang kommen sollten. Beschreiben Sie das bitte!
      Ich nehme an, Sie denken auch an das demografische Argument. Warum präsentieren Sie nicht Ihre Rechnung? Wie wird die Zahl und wie wird der Anteil der gläubigen (!) Muslime in Deutschland zunehmen – Ihrer Rechnung nach?

      5. Wenn es nicht um 4 Millionen Muslime geht – worum dann? Ich habe Sie gebeten, die Macht und den Einfluss zu beschreiben. Ich sage, das geht gegen Null. Und verweise auf die Realität. Nirgendwo sind Muslime in Elitepositionen, nirgendwo wird eine politische Massenmobilisierung sichtbar – oder auch nur die Möglichkeit davon oder die Absicht dazu, und demografisch ergibt sich bezüglich Muslimen auch nichts wesentlich Umwälzendes.

      Man kann also feststellen: Das heutige Gerede von einer Islamisierung ist noch haltloser und grotesker als es einst die antisemitische Rede von einer „Verjudung“ Deutschlands war.

      Wir sollten also mal gemeinsam studieren, welche Motive bzw. pschologischen Abgründe die Antisemiten damals hatten, wenn sie von der „Verjudung“ Deutschlands phantasiert haben. Vielleicht finden sich die Motive (und die psychologischen Mechanismen) heute bei denen wieder, die von einer Islamisierung phantasieren?

  6. Herbert Scheuerer sagt:

    Hallo Herr Brux,

    wenn ich behaupten würde, dass ich keine türkische Freundin haben möchte, weil sie eine Muslima ist, würden Sie sagen, dass das rassistisch ist?

    Viele Dank!

    mit freundlichen Grüßen
    Herbert Scheuerer

    • Leo Brux sagt:

      Wieso,
      Herr Scheuerer?

      Als ich 21 war, hätt ich keine Freundin haben wollen, die CSU-Anhängerin oder streng-gläubige Kirchengängerin gewesen wäre.
      Ich könnte mir auch vorstellen, dass ein heißer 60erFan keine Freundin haben möchte, die ganz auf den FC Bayern abfährt.

      Wenn also jemand den Islam unsympathisch findet, liegt es nicht grade nahe, dass er sich mit einer Frau intim zusammenzutut, die fromme Muslima ist.

      Ich hoffe, ich habe die Frage zu Ihrer Zufriedenheit beantwortet, und Sie können nun für sich selbst ohne Gewissensbisse feststellen, dass Sie sich nicht in eine Muslima verlieben müssen, nur um kein Rassist zu sein.

  7. Herbert Scheuerer sagt:

    „Als ich 21 war, hätt ich keine Freundin haben wollen, die CSU-Anhängerin oder streng-gläubige Kirchengängerin gewesen wäre.“

    Ach, Sie altes Schlitzohr, genau darauf wollte ich hinaus. Dann ist ja gut, ich möchte auch nicht unbedingt eine Freundin aus einem Bibelkreis ;)

    Schönes Wochenende
    Herbert Scheuerer

  8. Kehrhelm Kröger sagt:

    Leo Brux

    Zu der Frage, wie die Moslems im Begriff sind, das Abendland zu erobern, gibt es ein Essay von FAZ-Frank Schirrmacher, der eine These des Schriftstellers Botho Strauß aufgreift, und zwar die der Vorbereitungsgesellschaft. Wer das bei Google eingibt, kommt auf den enstprechenden Artikel. Dabei werden demografische Faktoren erörtert.

    Zum Begriff der „Vorbereitungsgesellschaft“ stellt Schirrmacher klar, dass

    „Vorbereitung“ nicht die Planung von Attentaten meint, sondern den Umschlagspunkt des Bevölkerungsaufbaus, den eine Reihe von europäischen Staaten in den nächsten Jahren erleben wird. Wer ist Mehrheit, und wer ist Minderheit? Diese Frage, die Politiker aus naheliegenden Gründen nicht öffentlich zu stellen wagen, hat der Bevölkerungsforscher Herwig Birg längst beantwortet. Dabei geht es nicht um die Veränderungen der Mehrheitsverhältnisse in der Gesellschaft insgesamt, sondern um eine demographische Revolution von unten.

    Der Artikel weist außerdem darauf hin, dass die deutsche Gesellschaft mit ihren Integrationsbemühungen mit einer anderen integrativen Gegenkraft konkurriert:

    „Wie oft beschrieben“, […] „bezieht der Islam seine stärkste Wirkung aus seiner sozialen Integrationskraft… Liberale Systeme mit ihrem Integrationsangebot, ihren Assimilierungsforderungen werden immer mit der innerislamischen Integration konkurrieren. Mit anderen Worten, die angebliche Parallelgesellschaft ist eigentlich eine Vorbereitungsgesellschaft. Sie lehrt uns andere, die wir von Staat, Gesellschaft, Öffentlichkeit abhängiger sind als von der eigenen Familie, den Nicht-Zerfall, die Nicht-Gleichgültigkeit, die Regulierung der Worte, die Hierarchien der sozialen Verantwortung, den Zusammenhalt in Not und Bedrängnis.“

    Das müsste gerade Ihnen, Herr Brux, doch auch zu Denken gebe. Denn es heißt weiter:

    Es ist nicht übertrieben“[…], „daß die nicht zugewanderte, inländische Bevölkerung bei den unter Vierzigjährigen vielerorts zu einer Minderheit unter anderen Minderheiten wird.“ „Vorbereitungsgesellschaft“ heißt zunächst nichts anderes, als daß sich in der für die Familienbildung und die gesellschaftliche Dynamik entscheidenden Gruppe der Zwanzig- bis Vierzigjährigen ein Austausch vollzieht. Dieser Austausch, der in vielen Metropolen von uns verantwortungslos schlecht ausgebildete Zuwanderer zu Mehrheiten macht, wird einen weiteren gesellschaftlichen und sozialen Druck auf die heute zehnjährigen Kinder ausüben. Die Familie, die in Not und Bedrängnis zusammenhält, werden sie innerhalb der Metropolen dann mehrheitlich als muslimisch geprägte Familien wahrnehmen.

    (Alle Hervorhebungen von mir)

    Jüngst wurde eine Statistik vom Magistrat der Stad Frankfurt/M publik, die den Anteil von Schülern mit Migrationshintergrund an frankfurter Schulen ausweist–der Anteil der Kinder mit Migrationshintergrund, der zu einem großen Teil islamisch sein dürfte, liegt in einigen Schulen bei über 80%, bei vielen bei über 50%, jedoch fast überall bei über 25%. Je jünger der Bevölkerungsausschnit unter Betrachtung ist, desto ausländischer und islamischer ist dieser.

    Noch 2 Bemerkungen zum Thema Machteinfluss der Muslime.

    1) Sie haben vielleicht von den „Handreichungen“ an berliner und duisburger Schulen für Lehrer gelesen, in denen jene zum korrekten Umgang mit islamischen Schülern belehrt werden. Die darin artikulierten Forderungen sind starker Tobak und fast alle Lehrer und Eltern waren darüber empört—doch die Inhaltspunkte in dieser Handreichung wurden in Kooperation mit den Islamverbänden erarbeitet. Der Inhalt gleicht einer Lehrerfortbildung im Fach Scharia. Hier werden Weichenstellungen vorgenommen die in die Zukunft weisen und nichts Gutes erahnen lassen—das Allerentscheidende hier ist nämlich immer noch, dass es auf der organisierten islamischen Seite immer noch den Willen gibt, Europa ins Haus des Islams zu integrieren. Wir dürfen nicht meinen, dieser Wille habe sich geändert.

    2). Als die CDU voller Stolz die erste muslimische Ministerin in Niedersachsen vereidigte, war das erste, was diese Dame forderte, türkische Richter, damit—so die Begründung—türkische Jugendliche sich vor Gericht nicht vor fremden Autoriäten rechtfertigen müssten. Nun ist die Richterschaft in einer bestimmten Region/Stadt sicher nicht beliebig erweiterbar, sondern in einer bestimmten Gegend gibt es vielleicht 1000 Richter. Man kann nicht einfach nochmal 1000 türkischstämmige Richter dazugesellen, damit die türkischen Delinquenten dann ihre eigenen Richter haben können. Der Vorschlag dieser Sozialministerin wäre nur umsetzbar, wenn man die vorhandene Richterschaft ethnisch neu zusammensetzt und unter den 1000 Richtern dann eben mehr Türken sind und weniger Deutsche. Mit anderen Worten—der Frau gefällt die ethnische Zusammensetzung der Richterschaft in unsererm Land nicht. Ist das ein hilfreicher Start für eine erste muslimische Ministerin in Deutschland?
    Die zweite Forderung dieser Ministerin war übrigens das Entfernen von Kruzifixen in Klassenzimmern!

    Nach der ersten muslimischen Ministerin in Niedersachsen sind nun auch in den Landtagen von BW und ich glaub auch in RP bewusst Muslime mit Macht bekleidet worden. Es tut sich also auch pro forma was in Sachen islamischer Macht.

    • Leo Brux sagt:

      Herr Kröger,

      Sie wissen wie ich: Deutschland hat etwa 16 Millionen Menschen mit Migrationshintergrund, davon etwa 4 Millionen Muslime (solche eingeschlossen, die nicht gläubig sind). Wie kommen Sie dann darauf:

      … der Anteil der Kinder mit Migrationshintergrund, der zu einem großen Teil islamisch sein dürfte …

      Darf ich annehmen, dass Sie hier mogeln wollten?

      Das würde ich auch Herrn Schirrmacher fragen. Natürlich verändert sich der Bevölkerungsaufbau. Teils durch Migration, teils dadurch, dass es deutlich weniger Geburten als Todesfälle gibt. Es handelt sich aber bei der Migration ebenso wie bei den Verschiebungen durch die unterschiedliche Fertilität nicht primär um Muslime, sondern um Migranten insgesamt. (Betrachten Sie sich mal die Wanderungsstatistik, Herr Kröger! Die Zuwanderer sind ganz überwiegend Nichtmuslime.)

      Wenn manche Migrantengruppen schlecht ausgebildet sind — wieso ändern wir dann nicht unsere Bildungspolitik? Wieso schaffen wir keine Ganztagskitas und Ganztagsschulen, mit Kita-Pflicht, damit wir alle Kinder aus „bildungsfernen“ Familien gut genug vorbereiten können auf den Weg durch die Schule zum beruflichen Erfolg?

      Schließlich unterschätzen Schirrmacher, Strauß und Sie auch die Integrationsleistung Deutschlands. Aus Migranten werden Deutsche. Immer mehr. Ich arbeite dafür – Sie arbeiten dagegen. Ich will den Weg zum Deutschwerden ebnen – Sie wollen ausgrenzen. Und am Ende deportieren?

      Zu den Handreichungen für Lehrkräfte: Liegt es nicht nahe, wenn man zum Beispiel einen hohen Anteil an jüdischen Schülern in vielen Schulen hätte, mögliche Besonderheiten zu berücksichtigen? Soweit dies geschieht, geschieht es im demokratischen und rechtlichen Rahmen. Nicht die Islamverbände üben hier Macht aus, sondern unser Grundgesetz, das auf Gleichberechtigung der Religionen und auf Menschenwürde achtet, soweit es um staatliches Handeln geht. Die Islamverbände haben hier überhaupt keine Macht. Sie werden vernünftigerweise bei der Formulierung einiger Umgangsregeln herangezogen, nicht mehr, aber auch nicht weniger. Oder wie stellen Sie sich das anders vor? Dass die Islamverbände fordern – und das Kultusministerium angstvoll sich unterwirft? Wieso sollte es das? Islamverbände haben keine Macht über staatliche Organe. (Das ist bei der katholischen und evangelischen Kirche und bei der Israelitischen Kultusgemeinde etwas anders. Und ich meine, die Islamverbände sollten auch wenigstens etwas Macht entwickeln können, künftig, als Körperschaften des öffentlichen Rechts.)

      Zu Sozialministerin Özkan und den Richtern: Selbstverständlich fehlen bei uns türkisch-stämmige Richter, genauso wie türkisch-stämmige Polizisten und türkisch-stämmiges Lehrpersonal. Mit Islam hat das zunächst nichts zu tun. Es hat aber mit der Repräsentation aller Bevölkerungsteile auf möglichst allen Ebenen zu tun. Was Frau Özkan also gefordert hat – nicht als Deutschtürkin, sondern als deutsche CDU-Politikerin, ist etwas, das Sie eigentlich auch befürworten müssten. Nicht tausend türkisch-stämmige Richter, sondern dass man bei der künftigen Ausbildung und Einstellung auch einige Türkisch-stämmige berücksichtigt. Das gehört zur Integration: Es zeigt: Wir gehören dazu! Wir sind Teil dieses Landes.

      Eben das wollen Sie verhindern. Sie wollen nicht, dass Türkischstämmige und gläubige Muslime Teil unserer Gesellschaft werden.

  9. Kaiserliche Majestät sagt:

    Zum Begriff der “Vorbereitungsgesellschaft” stellt Schirrmacher klar, dass

    „Vorbereitung“ nicht die Planung von Attentaten meint, sondern den Umschlagspunkt des Bevölkerungsaufbaus, den eine Reihe von europäischen Staaten in den nächsten Jahren erleben wird. Wer ist Mehrheit, und wer ist Minderheit? Diese Frage, die Politiker aus naheliegenden Gründen nicht öffentlich zu stellen wagen, hat der Bevölkerungsforscher Herwig Birg längst beantwortet. Dabei geht es nicht um die Veränderungen der Mehrheitsverhältnisse in der Gesellschaft insgesamt, sondern um eine demographische Revolution von unten.

    Das widerspricht der Demographie der Muslime in Deutschland und auch in einer Reihe islamischen Staaten, die in den letzten Jahrzehnten aufgeholt haben, wie z.B. der Türkei, die nach jetzigem Stand nie die erhofften 100 Millionen Einwohner erreicher wird, oder dem Iran.
    http://www.chronologs.de/chrono/blog/natur-des-glaubens/allgemein/2010-01-04/werden-deutschland-europa-islamisch-haben-muslime-grunds-tzlich-mehr-kinder

    Das müsste gerade Ihnen, Herr Brux, doch auch zu Denken gebe. Denn es heißt weiter:

    Es ist nicht übertrieben“[…], „daß die nicht zugewanderte, inländische Bevölkerung bei den unter Vierzigjährigen vielerorts zu einer Minderheit unter anderen Minderheiten wird.“ „Vorbereitungsgesellschaft“ heißt zunächst nichts anderes, als daß sich in der für die Familienbildung und die gesellschaftliche Dynamik entscheidenden Gruppe der Zwanzig- bis Vierzigjährigen ein Austausch vollzieht. Dieser Austausch, der in vielen Metropolen von uns verantwortungslos schlecht ausgebildete Zuwanderer zu Mehrheiten macht, wird einen weiteren gesellschaftlichen und sozialen Druck auf die heute zehnjährigen Kinder ausüben. Die Familie, die in Not und Bedrängnis zusammenhält, werden sie innerhalb der Metropolen dann mehrheitlich als muslimisch geprägte Familien wahrnehmen.

    Das sind rein statistische Effekte. Wenn Neugeborene nach zig Generationen immer noch als Menschen mit Migrationshintergrund gezählt werden, nur weil z.B. ihre Urgroßeltern eingewandert sind, dann wird der Anteil mit der Zeit logischerweise immer größer. Man könnte die Grenze des Migrationshintergrundes von 1950 doch einfach ein oder zwei Jahrhunderte nach vorne verschieben, dann hätte man wahrscheinlich bereits den kompletten Bevölkerungsaustausch, weil hier und da mal fremde Wurzeln vorliegen würden und die Menschen damit automatisch Migranten wären. Desweiteren, von den 16 Millionen Migranten haben 5 Millionen, also fast ein Drittel, keine eigene Migrationserfahrung. http://www.bpb.de/wissen/NY3SWU,0,0,Bev%F6lkerung_mit_Migrationshintergrund_I.html und haben ihr Leben damit nicht anders in Deutschland verbracht, wie wahrscheinlich Sie.

    Jüngst wurde eine Statistik vom Magistrat der Stad Frankfurt/M publik, die den Anteil von Schülern mit Migrationshintergrund an frankfurter Schulen ausweist–der Anteil der Kinder mit Migrationshintergrund, der zu einem großen Teil islamisch sein dürfte, liegt in einigen Schulen bei über 80%, bei vielen bei über 50%, jedoch fast überall bei über 25%. Je jünger der Bevölkerungsausschnit unter Betrachtung ist, desto ausländischer und islamischer ist dieser.

    Wenn Sie das behaupten, dann weisen Sie bitte nach, dass ein großer Teil islamisch ist. Der Rest ist nämlich Spekulation. Wieso sollten die Menschen „ausländischer“ werden? Denken Sie an die 5 Millionen. Desweiteren bezieht sich die Statistik nur auf frankfurter Schulen, lässt aber keine Aussage für das restliche Deutschland zu. Da sollte man lieber die Volkszählung abwarten.

    Noch 2 Bemerkungen zum Thema Machteinfluss der Muslime.

    1) Sie haben vielleicht von den “Handreichungen” an berliner und duisburger Schulen für Lehrer gelesen, in denen jene zum korrekten Umgang mit islamischen Schülern belehrt werden. Die darin artikulierten Forderungen sind starker Tobak und fast alle Lehrer und Eltern waren darüber empört—doch die Inhaltspunkte in dieser Handreichung wurden in Kooperation mit den Islamverbänden erarbeitet. Der Inhalt gleicht einer Lehrerfortbildung im Fach Scharia. Hier werden Weichenstellungen vorgenommen die in die Zukunft weisen und nichts Gutes erahnen lassen—das Allerentscheidende hier ist nämlich immer noch, dass es auf der organisierten islamischen Seite immer noch den Willen gibt, Europa ins Haus des Islams zu integrieren. Wir dürfen nicht meinen, dieser Wille habe sich geändert.

    „Fast alle“ Lehrer und Eltern waren also empört. Das widerlegt doch den steigenden Machteinfluss, wenn Lehrer und Eltern nicht damit einverstanden sind. Eine Quelle für das „fast alle“ wäre außerdem nicht verkehrt. Hier ist z.B. das Blatt aus Berlin http://www.rhein-zeitung.de/cms_media/module_ob/0/246_1_islam_und_schule.pdf
    Es wäre schön, wenn Sie uns erklären könnten, was genau dort starker Tobak ist, am besten mit Zitaten und Seitenzahl und Ihrer Begründung. Dann können Sie auch gleich erklären, inwiefern dies einer Lehrerfortbildung im Fach Scharia gleicht.

    2). Als die CDU voller Stolz die erste muslimische Ministerin in Niedersachsen vereidigte, war das erste, was diese Dame forderte, türkische Richter, damit—so die Begründung—türkische Jugendliche sich vor Gericht nicht vor fremden Autoriäten rechtfertigen müssten. Nun ist die Richterschaft in einer bestimmten Region/Stadt sicher nicht beliebig erweiterbar, sondern in einer bestimmten Gegend gibt es vielleicht 1000 Richter. Man kann nicht einfach nochmal 1000 türkischstämmige Richter dazugesellen, damit die türkischen Delinquenten dann ihre eigenen Richter haben können. Der Vorschlag dieser Sozialministerin wäre nur umsetzbar, wenn man die vorhandene Richterschaft ethnisch neu zusammensetzt und unter den 1000 Richtern dann eben mehr Türken sind und weniger Deutsche. Mit anderen Worten—der Frau gefällt die ethnische Zusammensetzung der Richterschaft in unsererm Land nicht. Ist das ein hilfreicher Start für eine erste muslimische Ministerin in Deutschland?

    Özkan hat Richter mit Migrationshintergrund gefordert, nicht türkische Richter. Und es ging nicht um türkische Jugendliche und Rechtfertigungen, sondern darum, dass solche Richter auch Teil der Autorität sein sollten.
    http://www.morgenpost.de/politik/article1296680/Frau-Oezkan-wann-wird-eine-Muslimin-Kanzlerin.html

    Die zweite Forderung dieser Ministerin war übrigens das Entfernen von Kruzifixen in Klassenzimmern!

    Sie verkürzen ihre Aussage, denn Sie sagte desweiteren, dass Kopftücher nichts in Schulen zu suchen haben.
    http://www.evangelisch.de/themen/religion/ministerin-oezkan-gegen-kruzifix-und-kopftuch-in-klassen16416

    Es ist schade, dass Sie mit Umdeutungen und Falschzitaten arbeiten. Ich würde daher vorschlagen, dass Sie zukünftig für Ihre Behauptungen gleich die Quellen angeben, sonst diskutiert man über Dinge, die so nie passiert sind.

  10. Densus sagt:

    @Kröger
    Der arme Herr Kröger; seien sie doch nicht so pessimistisch.
    Sicher gibt es die von ihnen angesprochenen Bestrebungen, Mayzek und Kolat lassen grüßen. Aber, seien sie doch nicht so wenig selbstbewusst.
    Wie sollen denn die, in der Masse, wenig gebildeten und mittellosen, wohl in 1. Linie Türken, sich dieses Land aneignen und die ansässige Bevölkerung unterdrücken? Fakt ist, diejenigen, die gut ausgebildet sind und über Grips verfügen kehren gutteils in ihre Heimat zurück. Hier verbleiben die frömmelnden, von Ditib und der türkischen Regierung bevormundeten – mit denen kann man keinen Blumentopf gewinnen. Also, warum so schwarzmalen?
    Sicher, es wird Auseinandersetzungen geben, dafür sind die kulturellen Grundvoraussetzungen zu inkompatibel; auch gibt es Islamisten, El Zayat, Ramadan, einige andere, die gefährlicher sind, als beispielsweise die beiden schon erwähnten Herren. Aber ich erinnere an den jahrzehntelangen Kalten Krieg, den der Westen auch gegen ein totalitäres System, ganz anderen Kalibers, gewonnen hat.
    Der Islam hat es zu seinen besten Zeiten nicht vermocht in Europa signifikant fußzufassen. Wie soll es heute gelingen, wo der Zug schon in den meisten Ländern, Dänemark, Niederlande, Frankreich, Österreich, in die entgegengesetzte Richtung fährt.

    • Leo Brux sagt:

      Densus,
      unter dem Mantel von Zynismus und Hassrede immerhin ein bisschen Realismus.

      Stellen wir fest:
      1. Es gibt keine Islamisierung in Deutschland. Kaiserliche Majestät und ich haben recht.
      2. Gut ausgebildete Deutschtürken werden von uns so mies behandelt, dass sie in die Türkei zurückgehen.

      Andererseits:
      1. Densus, Sie kennen die gläubigen Muslime in Deutschland nicht besonders gut. Sie phantasieren sich also was Negatives herbei.
      2. Welche Bestrebungen sollten Mazyek oder Kolat haben? Sie verteidigen unsere freiheitlich demokratische Grundordnung wahrscheinlich mit mehr Sympathie als Sie, Densus.
      3. Warum sollte etwa Ramadan gefährlich sein? Ich wüsste nicht, dass er eine politische Bewegung anführt, die irgendwas in unserer Demokratie in Frage stellt.
      4. Es entwickelt sich mit der Integration der Muslime ein europäischer Islam, der mit unserer Welt grade so kompatibel ist wie der Katholizismus auch.