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Christsein in der Türkei

Zwischen Laizismus und Islamisierung

Seit der Wahl am 12. Juni ist das erste Mal seit fünf Jahrzehnten wieder ein Kandidat christlichen Glaubens in das türkische Parlament gewählt worden. Für die Minderheiten im Land ein gutes Zeichen. Von der verfassungsrechtlich garantierten Religionsfreiheit merken sie dennoch nicht viel und die Fortschritte werden durch Rückschläge überschattet.

Von Mittwoch, 29.06.2011, 8:26 Uhr|zuletzt aktualisiert: Freitag, 01.07.2011, 1:37 Uhr Lesedauer: 3 Minuten  |  

Die vergangene Parlamentswahl in der Türkei endete wenig überraschend. Offen war lediglich die Frage ob die AKP es schaffen würde über zwei Drittel der Mandate zu gewinnen. Sie schaffte es nicht. Einen für viele bedeutsameren Sieg konnte aber Erol Dora erringen, denn der Aramäer errang ein Direktmandat für das Parlament in Ankara. Jetzt sind viele Hoffnungen mit seinem Namen verbunden. Dabei geht es weniger um das, was Dora als einzelner Abgeordneter erreichen kann, sondern viel mehr um die Symbolik, die mit seinem Sieg verbunden wird. Denn selbstverständlich ist seine Wahl nicht und schon seine Kandidatur war es nicht: Da in großen Teilen der Bevölkerung Vorurteile gegenüber Christen bestehen, hadern die Parteien damit sie aufzustellen. Dora ist der erste christliche Abgeordnete seit fünfzig Jahren.

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Christliche Minderheiten
Zwar spricht der jüngste Fortschrittsbericht der Europäischen Union von Verbesserungen der Lage der Minderheiten, kritisiert aber auch vieles. Unter anderem das Anhaltende Verbot der Ausbildung von Geistlichen. So ist auch das orthodoxe Priesterseminar auf der Insel Heybeliada vor Istanbul weiterhin geschlossen. Die Wiedereröffnung ist eine der konkreten Forderungen der Europäischen Union für Beitrittsverhandlungen mit der Türkei. Was populistisch klingt, ist zutreffend: Von der Religionsfreiheit, die Muslime in Deutschland und anderen Ländern der Europäischen Union größtenteils genießen, können christliche Minderheiten in der Türkei nur träumen. So werden u.a Aleviten und Aramäer bis heute nicht als religiöse Minderheit anerkannt. Diese fehlende Anerkennung ist für die Minderheiten nicht nur diskriminierend, sondern auch hochproblematisch in der täglichen Religionsausübung. So führt sie dazu, dass christliche Gemeinschaften als juristische Personen in der Türkei nicht existieren, was es ihnen verbietet Land zu erwerben, zu mieten oder zu erben. Die Wahl von Erol Dora darf als Fortschritt bezeichnet werden. Auch darüber hinaus hat sich die Lage der Minderheiten in den vergangenen Jahren leicht verbessert. So wird die praktische Religionsausübung nicht gestört, solange sie im privaten Bereich stattfindet. Auf der anderen Seite stehen die Rückschläge. Und diese überschatten leider weiterhin die langsamen Fortschritte: Die Ermordung des Bischofs Luigi Padovese in Iskenderum im Juni 2010 oder die Teilenteignung des Klosters Mor Gabriel im Januar dieses Jahres.

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Türkei steht vor dem Scheideweg
Die Türkei steht vor unglaublichen politischen Veränderungen, von einem Scheideweg ist oft die Rede. Dies könnte auch für den Umgang mit Minderheiten gelten. Erdoğan und seine konservativ-islamisch geprägte Partei regiert nun mit einer überdeutlichen Mehrheit. Davon auszugehen, dass dies für die christlichen Minderheiten per se schlecht ist, wäre allerdings falsch. Denn der kemalistische Laizismus ist mitnichten die bessere Alternative aus Sicht religiöser Minderheiten. So wäre allein die Kandidatur Erol Doras noch vor einigen Jahren nicht möglich gewesen. Um die Standards der Europäischen Union zu erreichen, deren Beitrittskandidat die Türkei seit 1999 offiziell ist, bedarf es dennoch vieler weiterer Schritte.

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Momentan leben noch ca. 100.000 Christen in der Türkei, rund 85 Prozent von ihnen in Istanbul. Wie christlicher Alltag in dem Land heute aussehen kann, weiß Pater Christian Rolke C.M. Der Vinzentinerpater betreut seit 2010 die deutschsprachige katholische Auslandsgemeinde in der Türkei und wohnt in der Metropole am Bosporus. Rolke fühlt sich sehr wohl in der Stadt und lebt gerne dort. Mit den Besonderheiten seiner Arbeit hat er sich arrangiert. So sieht er seine Aufgabe ausschließlich in der Betreuung seiner deutschsprachigen Gemeindemitglieder. Auf Öffentlichkeitsarbeit, allgemeine Einladungen zu Messen, Feiern oder anderen Veranstaltungen der Gemeinde, verzichtet er. Auch, um nicht zu provozieren, wie er sagt. Dennoch blickt er „positiv und voller Hoffnung“ in die Zukunft: „Manche Veränderungen brauchen ihre Zeit.“ Aktuell Ausland

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  1. Tuncay sagt:

    @Kritiker
    Ihre Aussage, dass die Muslime damals sich nicht an die Religion gehalten ist falsch. Das sieht man, wenn man sich die Lebensweise der Muslime anschaut.

    „Mit ihren Feinden sind sie auch nicht besser umgegangen als alle anderen.“ Es gibt klare Gesetze wie man sich im Krieg verhalten darf und muss. Es gibt zahlreiche Quellen, wo man dies nachschauen kann. Das würde den Rahmen hier jetzt sprengen und vielleicht auch für Sie uafgrund der Länge des Textes langweilig für Sie werden.

    „Ab die Geschichte von Al Andalus ist wohl ein verzweifelter Versuch heutiger Muslime ihrer Religion einen toleranten Anstrich zu geben“ → Das Stimmt nicht. Die Religion schreibt es vor.

    Weitere Infos über Toleranz, Respekt, Verantwortung etc.:
    Mit Ausnahme der herrschenden Oberschicht wurde das Eintreffen der Muslime von der Bevölkerung nicht nur begrüßt, sondern als Befreiung angesehen, insbesondere von den Juden
    Vor der Präsenz der Muslime auf der Iberischen Halbinsel hatte man versucht, alle Juden unter Gewalt- und Strafandrohung zum christlichen Glauben zu bekehren. Die Lage der Juden war stets vom Gemütszustand der Herrschenden abhängig und davon, wie streng diese den Befehl zur Judenverfolgung gerade anordneten.
    Der Islam hingegen schaffte erstmals klare Verhältnisse, denn der Status der Nichtmuslime unter islamischer Herrschaft ist im Islam fest definiert. Wer unter islamischer Herrschaft nicht zum Islam konvertiert, der bleibt unter der Bezeichnung „Dhimmi“ Bürger und Schutzbefohlener des islamischen Staates. Der Islam gibt ihm u. a. das Recht, seine Religion weiterhin auszuüben. Den Nichtmuslimen werden ihre Rechte wie z.B. die Ausübung ihrer Religion nicht aus Liberalität zuerkannt, sondern weil es ein islamisches Gesetz ist.
    Zu einer Zeit in der es üblich war Untertanen ohne Entschädigung zu enteignen, zahlten die islamischen Herrscher Vermögen, damit die Christen anderswo ihr Gotteshaus errichteten und ihnen das bestehende Gebäude und Grundstück zu geben.
    Die Nachbarorte hofften auf die verkündete Toleranz und ergaben sich ohne einen Kampf einzugehen.
    Trotz der Sicherheit, die die Nichtmuslime im islamischen Spanien genossen, nahmen viele nach und nach den islamischen Glauben an, was ja mit Intoleranz und Ungerechtigkeit schwer zu schaffen gewesen wäre.
    Cordoba war um die Mitte des 10. Jahrhunderts zur größten und reichsten Stadt Europas aufgestiegen. Man schätzt die Einwohnerzahl auf 400.000-500.000, und zwar zu einer Zeit, in der mit Ausnahme Konstantinopels keine europäische Stadt mehr als 30.000 Einwohner zählte.
    Würde das geschehen, wenn es Unterdrückung gäbe bzw. wenn Nichtmuslime es nicht gut hätten etc.?

    Der Rest Europas kam mit einem Fortschritt in Berührung, den er zunächst verteufelte und den er erst Jahrhunderte später nutzte, wie etwa die Straßenbeleuchtung. Die Auflistung der Erkenntnisse, Erfindungen und Errungenschaften sowohl der Muslime als auch der Nichtmuslime in Medizin, Mathematik oder Astronomie im islamischen Spanien würde jedoch jeden Rahmen sprengen.

    Ein Beispiel kann ich aber noch erwähnen. Und zwar während das Abendland sich die Krankheiten nicht erklären konnte wurden im islamisch regierten Gebieten Mediziner geboren. Es herrscht Sauberkeit, Reinheit, saubere gepflasterte Straßen und das 200 Jahre bevor Paris erstmal anfängt seine Straßen zu befestigen

    Der Bücherbestand übertraf alles, was es in Europa sonst gab. Einige Bibliotheken enthielten hunderttausende Bücher, was für damalige islamische Verhältnisse nichts Außergewöhnliches war. Im Vergleich dazu die größte abendländische Bibliothek Kloster St. Gallen ca. 600 Bücher.
    Was passierte aber nach der Rückeroberung:

    Angst der Muslime umgebracht zu werden.
    Viele Bauten der islamischen Zeit wurden zerstört.
    Menschen kochen mit Schweinefett, weil sie Angst davor haben umgebracht zu werden.
    Die Rückeroberer fassen die Freude an den Schönheiten der Welt als sündige Genusssucht auf und verbieten dies.
    Ein paar Generationen lang spricht keiner mehr die arabischen Liebesgedichte, die Verse von Hingabe und erfülltem Leben.

  2. Tuncay sagt:

    @Europa:

    Ja, ich glaube alles was im Kuran steht. Dies einmal vorweg.

    Nein. SIe stehen nicht vor Gericht. Es wichtig für die Qualität und Glaubhaftigkeit ihrer Thesen und unsere Diskussion.

    Ich bin überzeugter Muslim aber aus der soziologischen und wissentschaftlichen Brille betrachtet: wenn ich mir die hiesige Gesellschaft angucke, die sich nicht um die Verwandte kümmern, die Älteren nicht respektieren, die Eltern beschimpfen, Menschen betrügen etc. dann ja, wir brauchen allerdings eine Religion.

    Ich hatte sie gefragt wie Sie auf „GROBE Richtlinien“ kommen. Kennen Sie denn die Quellen des Islams?
    Denn wenn man schaut worauf sich die Gebote und Verbote basieren, dann sieht man wie fein und perfekt alles abgestimmt ist und somit nicht GROBE, sondern FEINE Richtlinien existieren.

    Mit freundlichen Grüßen :)
    Tuncay

  3. Tuncay sagt:

    Ich betone es noch einmal:

    Bitte meine Kommentare nicht persönlich nehmen. Mein Ziel ist es Vorurteile und falsche Behauptungen aus der Welt zu schaffen. Ich will Frieden in dieser Gesellschaft, deshalb entschuldige ich mich, falls Leute sich persönlich angegriffen gefühlt haben.

    Mit freundlichen Grüßen :)
    Tuncay

  4. MoBo sagt:

    „Es gibt genügend Beweise über öffentliche Reden entsprechender Religionsvertreter die eine Rückeroberung von Al Andalus im Blick haben.“

    Erstens haben Sie die jetzt nur in den Raum gestellt und keine konkreten Beweise. Zweitens – sind das auch relevante Vertreter oder irgendwelche Wald- und Wiesenprediger auf youtube? Im islamischen Mainstream gibt es jedenfalls keine solche Pläne und die Einzelaktion von sechs Leuten stilisieren Sie gerade zu Welteroberungsplänen um.

    Wer Demographie versteht, wird sehen, dass kein nicht-muslimisches Land in Europa in den nächsten 100 Jahren islamisiert wird, außer ein Großteil der Bevölkerung konvertiert.

  5. Europa sagt:

    @Tuncay
    „Der Islam gibt ihm u. a. das Recht, seine Religion weiterhin auszuüben. Den Nichtmuslimen werden ihre Rechte wie z.B. die Ausübung ihrer Religion nicht aus Liberalität zuerkannt, sondern weil es ein islamisches Gesetz ist.“

    Gibt es dafür ein Beweis? Gibt es auch nur einen einzigen islamisch geprägten Staat, der genau das praktiziert, was sie da schreiben?

    Erkennen sie nicht auch eine ungeheure diskrepanz zwischen dem was der Islam erreichen will und dem was er schlussendlich wirklich erreicht hat?

    „…wenn ich mir die hiesige Gesellschaft angucke, die sich nicht um die Verwandte kümmern, die Älteren nicht respektieren, die Eltern beschimpfen, Menschen betrügen etc. dann ja, wir brauchen allerdings eine Religion.“

    und kurz darauf:

    „Bitte meine Kommentare nicht persönlich nehmen. Mein Ziel ist es Vorurteile und falsche Behauptungen aus der Welt zu schaffen…“

    Sie merken doch selbst nicht mehr wie vorurteilshaft sie sind.
    Mag ja sein, dass das spezifische Probleme in der westlichen Gesellschaft sind, aber in religiöseren Gesellschaft wie man sie aus dem nahen Osten kennt, da blüht halt die Korruption. Das sind bloß kulturelle Unterschiede und die sollten sie nicht bekämpfen sondern akzeptieren.
    Religion kann nie eine Lösung für eine Gesellschaft sein, sondern immer nur für einen Persönlich.

  6. Roland Rosenbaum sagt:

    Hallo Tuncay,

    was ich nicht verstehn tu, warum sind alle islamischen Länder heute so arm und es gibt nichts, von dem Sie schreiben: Wohlstand, Gesundheit, Kraft. Alle silamischen Ländern sind wie Dritte Welt Länder. Mir hat mal ein Jude gesagt, dass die islamischen Errungenschaften hauptsächlich von Juden kamen, die dort in den Gesellschaften gelebt haben. Und er hat gesagt, dass viele gelehrte Muslime, die sich für Mathematik, Astronomie und so weiter interessierten, sehr ungläubige Muslime gewesen sind, bzw. keine Fanatiker. Als dann die Gesellschaften immer radikaler mit ihrem Glauben geworden sind, wurden diese Wissenschaften mehr und mehr verboten. Sehr schade, denn ansonsten wäre ja die islamischen Länder heute weltspitze und nicht umgekehrt arme Wüstenländern.

    Ich sage einfach, dass es natürlich überhaupt keinen Gott gibt, so wie die Christen und Mosleme sich das vorstellen. Das ist doch völliger Schmarrn! Engel und so Zeug, das sind Erfindungen von Menschen. Man kann trotzdem ein guter Mensch sein (wie ich!), aber ich brauche keinen Gott dazu, der mir mit Bestrafung droht, wenn ich ihm nicht folge. Wenn er mich in die Hölle schmeisst, weil ich nicht jeden Tag zu ihm beten tu! Was ist das für ein böser Gott? So behandelt man ja nichtmal einen Sklaven. „Entweder du himmelst mich 3 x am Tag an, oder ich werfe dich in das Feuer!“ Ganz ehrlich, es ist doch einfach Unsinn. Das ist nur meine meinung!

  7. Dr.Manolom sagt:

    @Roland Rosenbaum

    Nur weil es den Europäern jetzt 150 Jahre lang gut ging heißt das nicht, dass das in alle ewigkeit so bleiben wird und auch immer so war. Das und nichts anderes wäre die Schlussfolgerung aus Ihrer Behauptung.

    Fakt ist, die orientalische Welt war einmal viel fortschrittlicher und mächtiger als das Abendland! Was wir daruas lernen können ist, dass Macht und Wohlstand ständig in Bewegung sind, während die Herrscher von Gestern in Elend leben, geht es den damaligen Elendigen nun herrlich! Das wird nicht immer so sein, das ändert sich ständig liebe Europäer.

    Und heute sehen wir, dass China, Brasilien, Russland, Türkei und Indien die mächtigen von morgen sein werden, während Europa und Amerika nach einer kurzen Blütezeit des Konsums und Krieges, aber auch eines Wohlstandes im eigenen Land sich langsam von seiner Vormachtstellung verabschiedet ( s. enorme Verschuldung Europas und USA – Kriege in allen rohstoffreichen Ländern – über Bord werfen ihrer eigenen Grundsätze…).

    Eins ist jedoch sicher, man wird sich an die Ära der Europäer als eine Zeit des ständigen Krieges und des maßlosen Konums erinnern und vorallem als eine Gesellschaft der Doppelmoral.

    „Mir hat mal ein Jude gesagt, dass die islamischen Errungenschaften hauptsächlich von Juden kamen, die dort in den Gesellschaften gelebt haben.“

    – Wow mir hat ebenfalls mal ein Jude gesagt, dass alles was aus dem Westen kommt durch die Juden ermöglicht wurde.
    Außerdem gestehen sie dann indirekt ein, dass es tatsächlich Errungenschaften gab im Islam? Ist doch garnicht möglich oder? Das waren sicher Ungläubige…

    Übrigens: Europa sollte der Türkei sicherlich keine Ratschläge in Bezug auf Minderheiten geben, fassen sie sich erstmal an die eigene Nase.
    Bis vor kurzem mussten die hiesigen Muslime in Hinterhöfen zu 50 in kleinen Räumen beten und das bei Millionen von Muslimen in diesem Land.
    Aber in der Türkei fordern sie für irgendwelche Konfessionen, die vll 100 Mitglieder in der ganzen Türkei haben Sonderrechte!
    Nicht jeder Hans und Franz hat das Recht unter dem Deckmantel der Religionsfreiheit tun und lassen zu können was sie wollen.

    Während in Istanbul tägliche neben dem Muezzin Ruf auch Kirchenglocken läuten und das für 50 000 Christen von 16 Mio Einwohnern, regt man sich hier über dem Iman auf der angeblich aggressiv seine Religion propagiert.

    Europa ist nicht nur Deutschland, was ist z.B. mit Muslimischen Minderheiten, insbesondere Türken in Griechenland und anderen Ländern?

    Wir Türken haben in diesem Land schon lange erkannt, dass wir unerwünscht sind und haben sie keine Angst, niemand möchte hier irgendwas für sich beanspruchen oder verbreiten. Wir wollen friedlich hier leben, weil es verdammt nochma unser Recht ist. Ich bin hier geboren und solange ich mich an die Gesetze halte, hat mir keiner was zu sagen.

    Diese Islamophobie eines schwächelnden Europas sind die ersten Anzeichen, dass es hier langsam Bergab geht, der Grund sind natürlich, wie schon früher die Minderheiten.

  8. Tuncay sagt:

    @ Europa

    Sorry für die späte Antwort. Ich war im Klausurstress.
    Sie wollten einige Beweise haben für die Rechte der Nicht-Muslime in einem islamischen Staat.

    Vorher eine Info: Die Quellen des Islams sind an erster Stelle der Kur’an, dann die Sunnah (also die Lebensweise des Propheten Muhammed s.a.v), an dritter Stelle der Gelehrtenkonsens und zuletzt der Analogieschluss.
    Daran halten sich die Muslime auch.

    Hier habe ich Beweise aus den ersten beiden Quellen:

    „Allah verbietet euch nicht, gegen jene, die euch nicht bekämpft haben des Glaubens wegen und euch nicht aus euren Heimstätten vertrieben haben, gütig zu sein und billig mit ihnen zu verfahren; Allah liebt die Billigkeit Zeigenden.“ (Mümtehine 8. Vers)

    „Und streitet nicht mit dem Volk der Schrift, es sei denn in der besten Art; doch (streitet überhaupt nicht) mit denen von ihnen, die ungerecht sind. Und sprecht: «Wir glauben an das, was zu uns herabgesandt ward und was zu euch herabgesandt ward; und unser Gott und euer Gott ist Einer; und Ihm sind wir ergeben.“ (Ankebut 46. Vers)

    „Und gewiß gibt es unter dem Volke der Schrift solche, die an Allah glauben und an das, was zu euch herabgesandt ward und was herabgesandt ward zu ihnen, sich demütigend vor Allah. Sie verkaufen nicht Allahs Zeichen um geringen Preis. Diese sind es, deren Lohn bei ihrem Herrn ist. Allah ist schnell im Abrechnen.“ (Al-i Imran 199. Vers)

    „Rufe auf zum Weg deines Herrn mit Weisheit und schöner Ermahnung, und streite mit ihnen auf die beste Art. Wahrlich, dein Herr weiß am besten, wer von Seinem Wege abgeirrt ist; und Er kennt am besten jene, die rechtgeleitet sind.“ (Nahl 125. Vers)

    Ob gläubig oder nicht, der Prophet war in seiner Beziehung zu den Mitmenschen stets konstruktiv gewesen. Insbesondere mit den Juden und den Polytheisten in Medina pflegte er stets positive Beziehungen zu führen, solange sie sich an die Abkommen hielten und keine Feindschaften pflegten. Er sah auch kein Problem darin, sich einige ihrer guten Eigenschaften anzueignen. Das Abkommen zu Medina wurde beispielsweise zu Beginn dafür abgeschlossen, damit die unterschiedlichen Gruppen in Medina und die Muslime gemeinsam und in Frieden miteinander leben konnten. Unterschiedliche Gruppen übernahmen gemeinsam Verantwortung und gründeten so eine Gesellschaft, die bestehen konnte, solange man sich an das Abkommen hielt.

    Er garantierte den Nichtmuslimen, die gemeinsam mit den Muslimen lebten, Schutz für ihr Leben, ihren Besitz, ihre Würde und ihre religiöse Freiheit und legte besonders großen Wert auf diese Sicherheit. Dies waren Grundsätze einer religiösen Sicherheit, die im Islam besonders berücksichtigt werden. Der Schutz des Lebens als Sicherung des Rechtes auf Leben, der Schutz der Religion als Sicherung des Glaubensrechts, der Schutz der Vernunft als Sicherung der Gedankenfreiheit, der Schutz des Besitzes als Sicherung des Kapitalrechts, der Schutz der Nachkommenschaft als Sicherung des Familienrechts; all dies sind im Islam grundsätzliche und heilige Bereiche im Leben eines Menschen. Diese Rechte gelten nicht nur für Muslime, sondern für alle Menschen. Und der Gesandte Allahs achtete stets darauf, dass den Menschen in seiner Gesellschaft, ob Muslime oder nicht, diese Grundrechte gegeben wurden. Im Abkommen der Muslime heißt es im Zusammenhang mit Nichtmuslimen „Wer einen dhimmi (Schutzbefohlene: Nichtmuslime, die unter Muslime leben) peinigt, der peinigt dem Gesandten Allahs. Wer dem Gesandten Allahs peinigt, der peinigt Allah.“ womit verdeutlicht wird, wie man sich Andersgläubigen gegenüber zu verhalten hat.

    Einmal saß er gemeinsam mit einigen Muslimen zusammen und erhob sich, als jemand zu Grabe getragen wurde. Als man ihm sagte: „Siehe Prophet, dies war kein Muslim“ antwortete er „besaß er denn nicht auch ein Leben?“, womit er eben auf den kleinsten gemeinsamen Nenner zwischen den Menschen deuten wollte.

    Der Besuch kranker Nichtmuslime
    Es liegt nichts Falsches darin, einen Nichtmuslim zu besuchen, welcher krank (iyada) ist, sei er Christ oder Jude. (al-Fatawa al-Hindiyya, 5/348) Vom Gesandten Allahs (sallallahu ‘alayhi wa sallam) wird überliefert, dass er Nichtmuslime besuchte, wenn sie krank waren, was aus der Sunnahliteratur ganz offensichtlich hervorgeht.

    Während einer Schlacht sah der Prophet eine Ansammlung von Menschen.  Er entsandte einen Mann, um herauszufinden, warum sie sich versammelt hatten.  Der Mann kehrte zurück und sagte: „Sie haben sich um eine erschlagene Frau herum versammelt.“  Da sagte der Gesandte Gottes: 
    “Sie hätte nicht angegriffen werden dürfen!”  Khalid b. al-Walid führte die Kräfte an, daher sandte er einen Mann zu ihm und sagte: „Sag Khalid, es sollen keine Frauen und keine Arbeiter getötet werden.“  (Sunan Abi Dawud)
    Aus diesem Grund sind die einzigen Menschen, die inmitten der Hitze einer Schlacht gegen einen feindlichen Gegner angegriffen werden dürfen, nur die, die tatsächlich am Kampfgeschehen beteiligt sind.  
    Wäre es der Sinn des Jihad gewesen, die Ungläubigen zur Annahme des Islam zu zwingen, hätten die rechtgeleiteten Khalifen nicht verboten, Priester und Mönche zu töten, die sich vom Kampf zurückhielten.  Aber genau das haben sie getan.  Als der erste Khalif Abu Bakr ein Heer nach Syrien schickte, um gegen aggressive römische Legionen zu kämpfen, ging er hinaus, um sie zu ermutigen.  Er sagte: „Ihr werdet eine Gruppe von Menschen finden, die sich dem Gottesdienst widmen (d.h. Mönche); lasst sie das tun.“

  9. Tuncay sagt:

    Natürlich sind die oben genannten Beweise nur ein paar von vielen. Es gibt Bücher auf Deutsch bei Bedarf kann ich welche empfehlen.

    „Gibt es dafür ein Beweis? Gibt es auch nur einen einzigen islamisch geprägten Staat, der genau das praktiziert, was sie da schreiben?“

    „Sie merken doch selbst nicht mehr wie vorurteilshaft sie sind.
    Mag ja sein, dass das spezifische Probleme in der westlichen Gesellschaft sind, aber in religiöseren Gesellschaft wie man sie aus dem nahen Osten kennt, da blüht halt die Korruption. Das sind bloß kulturelle Unterschiede und die sollten sie nicht bekämpfen sondern akzeptieren.
    Religion kann nie eine Lösung für eine Gesellschaft sein, sondern immer nur für einen Persönlich.“

    Ich nenne hier Quellen. Und diese sind vertrauenswürdiger und representabler als die Lebensweise von „normalen“ Muslimen. Den normale Muslime begehen auch Sünden. Gott und Propheten (Friede und Segen auf Ihnen) nicht! Daher ist unsere Aufgabe zu versuchen keine Fehler zu machen und keine Sünde zu begehen.
    Für die Fehler die andere Staaten und Menschen machen, ist nicht der Islam verantwortlich. Was kann der Islam dafür, wenn sich die Staaten nicht daran halten.
    Wenn Sie recherchieren und schauen wie die Menschen zur Zeit des Propheten (s.a.v.) gelebt haben, oder zur Zeit des Osmanischen Reiches oder auch Andalusien etc., also zu den Zeiten und in Orten wo der Islam auch von der Regierung gut praktiziert und umgesetzt wurde dann werden Sie sehen in was für einer Harmonie alle Menschen gelebt haben.
    Meine Aussagen waren keine Behauptungen sondern Erfahrungen, Umfragen, Aussagen von nicht-muslimischen Mitbürgern und Studien.

    @Roland Rosenbaum

    Dr.Manolom hat schon Einiges gesagt.

    Ich würde noch die Empfehlung machen: Recherchiere lieber selber in breitem Umfang und bilde dir deine eigene Meinung. Nur weil ein Jude das so gesagt hat heißt das nicht, dass es auch so ist. Die Quellen müssen vertrauensvoll sein.

    Mit freundlichen Grüßen
    Tuncay

  10. Europa sagt:

    @Tuncay
    Haben sie schon bemerkt, dass die mir jetzt eine Verse nach der andere aus dem Koran zitiert haben? Wissen sie auch dass es mindestens doppelt soviele Verse im Koran gibt, die das gegenteil von dem besagen, was Sie geschrieben haben?

    Ist es nicht eine fürchterliche Illusion zu glauben, man könnte als Mensch auch nur annähernd das Regelwerk des Koran erfüllen? Würde man als Mensch nicht zu einem gläubigen Zombie verkommen, wenn man tatsächlich jede koranverse ernst nehmen würde? Wäre überhaupt noch Platz für Individualtität oder Leben?

    Vorallem habe ich etwas dagegen, wenn jemand jemand glaubt er würde einen „richtigeren“ Islam predigen als jemand anderes. Dann krieg ich immer gleich das Gefühl es gäbe ein Wettbewerb unter den Muslimen, welcher frommer ist und am ende gewinnt derjenige, der sich in die Luft sprengt und am meisten Menschen mit in den Tod reisst.
    Es gibt keinen richtigen oder falschen Islam, denn es gibt nicht DEN Islam, das sollten auch sie mal lernen.
    Ausserdem gibt es eine Million verschiedene Interpretationen vom Koran und nicht nur eine einzige Richtige und deshalb ist der Koran auch eine sehr unzuverlässige Quelle, denn da kann alles oder nichts drin steht (wie man halt gerade lustig ist).
    Ausserdem will ich nochmal dran erinnern, dass Mohammed, mit aller liebe zu ihrer religiösen naivität, auch nur ein Mensch war und deshalb auch der Koran voller Fehler und widersprüche ist.
    Du besitzt ungefähr die gleiche religiöse Naivität wie die Europäer im Mittelalter und das ist nicht unbedingt fortschrittlich.