TV-Tipps des Tages
12.07.2011 – Bosporus, Israel, Migranten, Türkei, Loveparade, Srebrenica, Kosovo
TV-Tipps des Tages sind: Bosporus – Türkenstolz; Report München; In der Gewalt des Anderen; Schätze der Welt - Erbe der Menschheit; Themen: Mordfall Paulina - Rätsel um Motiv; Fragen im Fall Kührer; Urlaub in "Krisenland"; FC International - Integration einmal anders; Srebrenica - Die Heimkehr der Toten; Europas letzter Diktator; Gesichter des Islam; Balkan-Express
Von Ümit Küçük Dienstag, 12.07.2011, 8:00 Uhr|zuletzt aktualisiert: Sonntag, 10.07.2011, 15:40 Uhr Lesedauer: 9 Minuten |
Bosporus
2/5: Türkenstolz – (09:00-09:45 • PHOENIX)
Report München
Moderation: Claudia Schick – Themen: Der Franchise-Flop – Pleite statt Existenzgründung; Das Eurodesaster – Familienunternehmer contra Bundesregierung; Feindbild Israel – Die Linke und der Streit um den jüdischen Staat; Leben in der Falle – Endstation eines tunesischen Immigranten (09:25-09:55 • RBB Berlin, RBB Brandenburg)
In der Gewalt des Anderen
Dokumentation – In der Gewalt des Anderen“ beobachtet, wie Folteropfer psychotherapeutisch behandelt werden.
Folteropfer – was diese verstörten und dauerhaft schwer geschädigten Menschen auszudrücken versuchen, sind unmenschliche Erfahrungen, für die es kaum Worte gibt. Sie wollen den Schmerz lindern, um nicht in den Wahnsinn abzugleiten, sie wollen ihre Verwandten und Freunde vor der in ihnen schlummernden Gewalt schützen, und sie wollen verstanden und anerkannt werden.
Im Laufe dieses Erinnerungsvorganges erscheint zwangsläufig ihr Peiniger in seiner ganzen Grausamkeit. Es offenbart sich sein Wesen: Er ist ein ganz gewöhnlicher Mensch, der von einem zerstörerischen politischen System bewusst und methodisch zum Folterer gemacht wurde.
Der Schweizer Verein APPARTENANCES bietete Psychotherapien für Migranten an. Psychotherapeuten und einige ihrer Folteropfer-Patienten haben die Filmemacher an den Sitzungen teilhaben lassen.
„Ich verstand die Fragen kaum und weiß nicht einmal, ob es Fragen waren. Eher eine Art Schreie, Beschuldigungen und Schläge. Mir war nicht klar, ob man Informationen aus mir herauspressen oder mich körperlich fertigmachen wollte. Ich wurde wie ein Tier behandelt. Die Folter ist das Mittel der Diktaturen, den Menschen zu vernichten. Sie quälen dich, sie schreien dich an, sie erniedrigen dich, sie wollen dich bis an den Rand des Todes zerstören,“ so Carlos Poma Cruz, ein Peruaner, der unter dem ehemaligen peruanischen Präsidenten Fujimori gefoltert wurde. Alberto Fujimori wurde am 7. April 2009 zu 25 Jahren Gefängnis verurteilt. Er wurde wegen Verstoßes gegen die Menschenrechte, insbesondere wegen der während seiner Präsidentschaft (1990-2000) von Todesschwadronen begangenen Massaker an Zivilisten schuldig gesprochen.
Das Beispiel von Carlos Poma Cruz wirft viele Fragen auf, denen man sich stellen muss, wenn man die Folter verstehen und wirksam bekämpfen will: Wie ist es möglich, dass Menschen der Folter standhalten? Wie und warum tun Menschen anderen so etwas an? Weshalb töten die Peiniger ihre Opfer nicht einfach?
Da im Namen der Terrorbekämpfung verstärkt zur Folter gegriffen wurde, war die Debatte um ihre Legitimität neu entbrannt – vor allem nach dem Abu-Ghraib-Skandal, bei dem amerikanische Militärs irakische Gefangene grausam gequält und misshandelt hatten. Die Psychotherapie soll den Opfern helfen, ihre Traumata zu überwinden, beschäftigt sich aber auch mit den Tätern, die ihnen dies angetan haben, und den potenziellen Tätern in uns selbst. (10:10-11:40 • arte)
Schätze der Welt – Erbe der Menschheit
Dokumentation – Troja (Türkei) Schicksalshügel der Archäologie SWR. Troia: Wer kennt nicht ihre Geschichte, von Homer in der Ilias besungen, die so tragisch in völliger Zerstörung geendet haben soll. Zwei Jahrtausende galt Troia als sagenumwobene Metropole ägäischer Hochkultur.
Dort, wohin Paris, Sohn des Priamos, die schöne Helena entführte, die Frau des Menelaos, König von Mykene. Wohin der Betrogene mit Agamemnon, Achilleus, Odysseus und anderen großartigen Helden Griechenlands schwerbewaffnet zog. Wo um die schöne Helena ein zehnjähriger Krieg entbrannte. Worüber sich sogar die Götter stritten, Athene gegen Aphrodite kämpfte und Göttervater Zeus selbst hin- und hergerissen war zwischen Bestrafen und Vergeben. Ein literarischer Ort, den es wirklich gegeben haben soll. Und den es tatsächlich gegeben hat, wie sich jetzt mehr und mehr herausstellt. Troias Ruinen liegen auf dem Hügel Hisarlik bei Canakkale an den Dardanellen in der Türkei. Ein Schicksalsberg der Archäologie.
Heinrich Schliemann gehörte zu den ersten, die Homer beim Wort nahmen. Er war überzeugt von einer griechischen Metropole in Nahost. Und er fand Troia.
Heinrich Schliemann war überzeugt, das dichterische Troia vor sich zu haben. Doch nicht nur das. Neun Siedlungsschichten lagen übereinander, von der frühen Bronzezeit bis ins Römische Reich, mit mehreren Blütezeiten. Heute zählt Troia zu den modernsten Ausgrabungsstätten unserer Zeit. Geschichte wird neu geschrieben: Homers Troia gehörte zum Hethiterreich. Das antike Epos, Grundlage und Quelle europäischer Literatur, könnte ein Zeugnis anatolischer Hochkultur sein. Noch dazu ein ziemlich genaues. Der Schicksalsberg birgt noch viele Überraschungen: ein sagenhafter Ausflug vom Mythos zur Wahrheit.
Die wertvollsten Natur- und Kulturdenkmäler der Welt schützt die UNESCO seit 1972 als „Erbe der Menschheit“. Die Fernsehreihe „Schätze der Welt“ erzählt von diesen Orten in eindrucksvollen Bildern. (10:30-10:45 • BR-alpha)
Thema
Magazin (Gesellschaft) – Themen: Mordfall Paulina – Rätsel um Motiv; Fragen im Fall Kührer; Urlaub in „Krisenland“; FC International – Integration einmal anders
Das Magazin aus Österreich informiert über aktuelle Ereignisse und außergewöhnliche Schicksale. Nach der Top-Story mit einer aktuellen Reportage und einem weiterführenden Hintergrundbericht folgt das Schwerpunktthema der Woche. Bunte, exotische Geschichten aus aller Welt runden die Sendung ab. (11:45-12:35 • 3sat)
An einem Tag in Duisburg Todesfalle Loveparade
Dokumentation (Gesellschaft – Unfälle, Unglücke)– Film von Kaspar Heidelbach, Ute Waffenschmidt, – Thomas Münten und Dirk Kämper
Duisburg im Juli 2010. Die Stadt ist im Vorgefühl des „Mega-Events“ Loveparade. Eine Million „Raver“ ist auf dem Weg in den Ruhrpott, in eine Stadt, die sonst nur wegen Schimanski, Moscheen und einer enorm hohen Arbeitslosenzahl für Schlagzeilen sorgt. Doch in diesem Jahr feiert sich das ganze Ruhrgebiet als Europas Kulturhauptstadt. Und Duisburg will mit der Riesenparty den Vogel abschießen.
Die Nachbarstadt Bochum hatte abgesagt. Die „LoPa“ sei zu groß, zu problematisch, würde zu viele Menschen in die Stadt bringen. Dafür sei die Infrastruktur Bochums nicht geeignet, so die Bochumer Oberbürgermeisterin Scholz. Duisburg glaubt, es zu schaffen, obwohl ein ranghoher Polizist vor Sicherheitsmängeln warnt. Nach einem monatelangen Hin und Her wird der Duisburger Güterbahnhof zum Standort auserkoren. Bis zuletzt gibt es Bedenken im Baudezernat. Aber die Kommunalpolitik, die Landespolitik und viele andere wollen die Loveparade unbedingt in Duisburg haben.
Am 24. Juli 2010 beginnt das Fest. Die Stadtoberen freuen sich auf einer Pressekonferenz über den Coup. Die Musikbeats hämmern, die Menschen sind gut drauf, alles scheint großartig zu werden. Bis es gegen 17.00 Uhr zu einem „Menschenstau“ in der Unterführung und auf der Rampe zum Veranstaltungsgelände kommt. Tausende Menschen strömen von hinten nach, es wird gedrückt, geschoben. Menschen fallen zu Boden, und die Masse schiebt sich über sie. Das ausgelassene Fest wird zur Katastrophe. Über 1000 Menschen liegen wie in einem Block, so die Rettungskräfte später. 21 Menschen sterben, Hunderte werden verletzt. Bis heute sind die Verantwortlichen nicht ausgemacht. Schuldzu-weisungen gibt es viele, jeder beschuldigt jeden. Hunderte Menschen leiden bis heute, haben traumatische Störungen, Schüler brechen die Schule, Auszu-bildende die Lehre ab, Menschen werden arbeitsunfähig.
Der Doku-Film „Todesfalle Loveparade“ erzählt, wie es zu diesem tragischen Ereignis kommen konnte. Was spielte sich an diesem Tag ab? Wer hätte was verhindern können? Zusammen mit Überlebenden, Angehörigen, Experten und Verantwortlichen geht der Film den vielen unbeantworteten Fragen nach und macht noch einmal das ganze Ausmaß der Katastrophe deutlich. In den Hauptrollen spielen unter anderen Waldemar Kobus, Arved Birnbaum und Jochen Kolenda.
„An einem Tag in …“ mischt Interviews und dokumentarische Aufnahmen mit fiktionalen Szenen, ohne den Anspruch auf Authentizität und wortwörtliche reale Dialoge zu erheben. Es wird erzählt, wie sich bestimmte Entscheidungen, mal politische, mal ökonomisch motivierte, dramatisch auf das private Schicksal von Menschen auswirken können.
Zwei weitere Folgen „An einem Tag in “ werden dienstags, 20.15 Uhr, im ZDF ausgestrahlt: Thema am 19. Juli ist das Minendrama in Chile, am 2. August der Bombenangriff von Kunduz. (20:15-21:45 • ZDF)
Srebrenica – Die Heimkehr der Toten
Dokumentation (Gesellschaft – Zeitgeschichte allgemein) – 11. Juli 1995. Nachdem die Sicherheitszone Srebrenica von den bosnischen Serben erobert worden ist, strömen Tausende muslimische Flüchtlinge in Richtung der holländischen Militärbasis. Frauen, Kinder und ältere Männer suchen Schutz in der alten Fabrik in Potocari, wo das holländische Bataillon im Auftrag der UN stationiert ist. Männer im wehrfähigen Alter flüchten durch den Wald. Schon an diesem Tag beginnt das große Schlachten. Mehr als 8.000 Muslime werden von den bosnischen Serben exekutiert und in Massengräbern verscharrt. 13 Jahre danach warten viele Witwen und Waisen noch immer darauf, dass die sterblichen Überreste ihrer Lieben gefunden und identifiziert werden. In Srebrenica und Umgebung sprechen Hinterbliebene und Wissenschaftler, die an den Exhumierungen arbeiten, über das Trauma einer Nation. Der Film „Srebrenica – Die Heimkehr der Toten“ berichtet von der Lage in Srebrenica 13 Jahre nach dem Massaker. (22:35-23:20 • 3sat)
Europas letzter Diktator
Dokumentation (Gesellschaft – Zeitgeschichte allgemein) – Monothema – Sturz und Ende von Slobodan Milosevic – Film von Dai Richards
Der Tod des früheren Präsidenten Serbiens Slobodan Milosevic war für das UN-Kriegsverbrecher-Tribunal in Den Haag eine Katastrophe. Viele Jahre Arbeit, so die Chefanklägerin Carla del Ponte, seien vergeblich gewesen. Der Nachweis, wie der Völkermord an den bosnischen Muslimen geschehen konnte, wird im Gerichtsfall Milosevic nun nicht mehr zu erbringen sein. Der Prozess ist ohne Urteil zu Ende gegangen. Der Film „Europas letzter Diktator“ zeigt, wie Milosevic, der sein Land in den 1990er Jahren in vier Kriege geführt und alle verloren hat, nach dem letzten, dem Kosovo-Krieg, politisch gescheitert, verhaftet und angeklagt worden ist. Ein Urteil konnte nicht gesprochen werden, da Milosevic zuvor in der Haft verstarb. (23:20-00:05 • 3sat)
Gesichter des Islam
Glaube und Kultur – Die erste Folge spürt den religiösen Grundlagen und der Vielfalt der muslimischen Welt nach – von der laizistischen Türkei über das fundamentalistische Saudi-Arabien bis nach Indonesien mit seinem bunten Mix an Religionen.
Die „Fünf Säulen des Islams“ haben alle gemeinsam: Glaubensbekenntnis, Gebet, Fasten, das Almosengeben und die Pilgerfahrt nach Mekka. Daneben herrscht Vielfalt: In Istanbul beginnt eine junge Familie den Tag mit dem Einkauf des festlichen Prinzengewandes für die Beschneidung des dreijährigen Sohnes Efe. Wir erleben junge Rockmusiker zwischen Glauben und Selbstverwirklichung. In der Wüste Saudi-Arabiens pflegen Beduinen, wie zu Zeiten des Propheten, das einfache Leben der Kamelzüchter. In Mekka umrunden Pilger die Kaaba, den zentralen Ort der Muslime, und in Indonesien führt die Schwester des Sultans von Cirebon durch die Feierlichkeiten zum Geburtstag des Propheten. In Istanbul leitet die Architektin Nilgün Olgun die Restaurierungsarbeiten in der prächtigen Süleymaniye-Moschee, und in einer religiösen Eliteschule üben sich Halbwüchsige in Anzug und Krawatte in Koranrezitation, büffeln Englisch und pauken moderne Naturwissenschaften. (00:40-01:10 • RBB Berlin, RBB Brandenburg)
Balkan-Express
Dokumentation (Gesellschaft – Alltagskultur) – Kosovo – das gekappte Rettungsseil von Gernot Stadler
Mit der einseitigen Unabhängigkeitserklärung des Kosovos am 17. Februar 2008 ist der Konflikt zwischen Serben und Kosovoalbanern in den Mittelpunkt medialer Berichterstattung gerückt. Was bedeutet die Unabhängigkeit für die Stabilität des Kosovos? Der Film aus der Reihe „Balkan-Express“ nähert sich dieser Frage an, indem er die wirtschaftliche Lage im Kosovo beleuchtet. (02:50-03:35 • 3sat) TV-Tipps
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