Anzeige

Leos Wochenrückblick

Der Rechtspopulist als Terrorist: Anders Behring Breivik

Die ersten Reaktionen. Der Täter: ein Rechtspopulist. Rechtspopulistische Reaktionen. Schlussfolgerung: Der Verfassungsschutz hat eine neue Aufgabe.

Von Leo Brux Montag, 25.07.2011, 8:22 Uhr|zuletzt aktualisiert: Mittwoch, 27.07.2011, 0:29 Uhr Lesedauer: 9 Minuten  |  

Die ersten Reaktionen
Seit Freitagabend sammeln die Medien Informationen über den Terroristen und sein Tatmotiv.

Anzeige

Zunächst freilich – ohne irgendeine Information dazu von den norwegischen Behörden – war es unklar, wer hinter dem Anschlag stand.

___STEADY_PAYWALL___

Etwa um Viertel vor vier Uhr nachmittags meldete Der Standard neutral den Terroranschlag in Oslo. Michael Vosatka berichtet, was dann geschah:

Anzeige

Vier Minuten später hat schon ein User im allerersten Posting zu der Meldung, die zu dem Zeitpunkt nur aus einer Überschrift besteht, die Schuldigen parat: „Emigranten, Habn wohl was gegen die grenzen“. Selbiger User ist sich ein paar Minuten später sicher: „Das waren wieder Islamisten!!“, um sich weitere Augenblicke später zu beklagen, dass seine „Meinung“ nicht veröffentlicht wurde: „Halo Wenn du das liest du standardarsch. Fuck you! Hier herrscht meinungsfreiheit du gekaufter arsch“.

Nun mag es sich bei diesem User um ein besonders nerviges Exemplar handeln, aber er gab einen Vorgeschmack auf das, was bei Meldungen dieser Art immer kommt wie das Amen im Gebet: Schuldzuweisungen meist rassistischer Natur werden von anonymen Anklägern im Stakkato ins Forum abgefeuert, ohne auch nur einen Funken über die Hintergründe zu wissen.

Natürlich tauchen auch sofort die üblichen Verschwörungstheoretiker auf, die eine „false flag operation“ eines Geheimdienstes als Hintergrund vermuten oder andere bizarre Hypothesen als Erklärung anbieten.

Doch die überwiegende Anzahl der Postings hat Muslime als Schuldige im Fokus, sei es in Form von Islamisten oder einer libyschen Revancheaktion für Norwegens Engagement in der Nato. Wie jedesmal bei derartigen Gelegenheiten macht sich eine gewisse Pogromstimmung im Forum breit. Doch was will man den Usern vorwerfen, hat doch das von den Rechten seit Jahren getrommelte Feindbild „Islam“ längst auch die meisten Medien durchdrungen.

Die meisten Zeitungen halten sich mit Mutmaßungen und Schuldzuweisungen zurück. Nicht die WELT. Der Aggromigrant hat den Screenshot vom Abend und den Erlebnisbericht eines Muslims bei der Nachricht.

Jacob Jung nimmt sich auf seinem Blog die voreiligen Reaktionen zur Brust. Mokant stellt er fest:

Journalisten, Sicherheitskräfte und Politiker müssen sich vor die Frage stellen, ob sie noch in der Lage sind das Wort „Bombe“ auszusprechen, ohne dabei „Islam“ zu denken.

Es ginge auch anders:

Vorbildlich dagegen die Reaktion des norwegischen Regierungschefs Jens Stoltenberg, unmittelbar nach den Anschlägen: „Diese Anschläge werden unser Land verändern. Unsere Antwort muss mehr Demokratie und Offenheit sein“.

Der Standard erinnert daran, dass allen Journalisten auch diese Information vorliegt: 2010 wurden in Europa 249 Terroranschläge verübt. 3 davon (drei!) gingen auf islamistische Täter zurück.

Der Täter: ein Rechtspopulist

Zwei Artikel der Süddeutschen Zeitung (Manifest; zur Person)sammeln Informationen über den Täter.

Er habe im Laufe von neun Jahren ein 1500-seitiges Manifest verfasst: „2083. A European Declaration of Indepence“ – eine Collage aus rechtspopulistischen Texten anderer und eigenen, auch tagebuchartige Einträge – und diese kurz vor der Tag an 7000 facebook-Freunde verschickt.

Auch auf der Internetseite document.no finden sich unter dem Namen Anders B. dutzende islamfeindliche und nationalistische Einträge – alle wortgewandt. Demnach teilt Breivik die Welt in Multikulturalisten und kulturkonservative Menschen. In den schon älteren Einträgen wird Multikulturalismus als „kultureller Marxismus“ und eine „anti-europäische Hassideologie“ bezeichnet. Das würde die Linke vertreten und Ziel der Linken sei es, die europäische Kultur, die Nationalstaaten und das Christentum zu zerstören. Er warnt vor „Überfremdung“, die allerdings schon längst Realität sei, da sie sozialistische Politiker Hand in Hand mit Journalisten herbeigeführt hätten.

Kulturkonservative, zu denen sich der Autor selbst zählt, würden dagegen als Rassisten abgestempelt – was genauso schlimm sei wie Judenverfolgung und Inquisition. „Wie viele Tausende von Europäer müssen sterben, wie viele Hunderttausend europäische Frauen vergewaltigt und Millionen ausgeraubt werden, bevor Sie verstehen, dass Multikulturalismus und der Islam nicht funktionieren?“, schreibt er. Zieht über verweichlichte norwegische Männer her und das den Kindern in der Schule kein Stolz mehr auf Norwegens Geschichte beigebracht werde.

Breivik war zwischen 1999 und 2006 Mitglied der rechtspopulistischen Fortschrittspartei FrP und seiner Jugendbewegung. Der Rechtsextremismus-Forscher der Freien Universität Berlin, Hajo Funke, wird von der SZ mit folgender Analyse zitiert:

dass es mit der norwegische Fortschrittspartei FrP eine Formation gebe, die bis zu 25 Prozent der Wähler erreichen könne. Diese sei zwar „nicht unmittelbar verantwortlich für solche Gewalttaten, aber das kann das Klima anheizen„, sagte Funke. „Jede Form von Rechtspopulismus senkt die Hemmschwelle für solche vermutlichen Einzeltäter“.

Auch die WELT charakterisiert den  Terroristen als Rechtspopulisten.

Offensichtlich erhoffte sich Anders B. eine Hinwendung der Norweger zu einer nationalistischen Politik auf christlicher Wertebasis. Der wahre Kampf sei nicht mehr Kapitalismus gegen Kommunismus, sondern Internationalismus gegen Nationalismus.

Zwei wichtige Hinweise finden sich im oben angesprochenen Manifest Breiviks – hier zitiert nach dem Guardian:

September 2010
I have now sent an application for a Ruger Mini 14 semi-automatic rifle (5.56). It is the most „army like“ rifle allowed in Norway,
On the application form I stated: „hunting deer“. It would have been tempting to just write the truth; „executing category A and B cultural Marxists/multiculturalist traitors“ just to see their reaction:P

Der Terrorist formuliert hier sein Ziel: „Kulturmarxisten“ und „Multikulturalistische Verräter“ der obersten Kategorien zu exekutieren. Das sind zum Beispiel diese Jugendlichen im sozialistischen Sommerlager. Sie gehören zu Breiviks Todfeinden – sie waren multikulturell verseuchte Menschen.

Der letzte Eintrag in diesem „Tagebuch“ zeigt einen interessanten Unterschied zwischen den Virtual-Tätern der Cyber-SA, die nur hetzen und dabei auch wert darauf legen, anonym zu bleiben, und dem Real-Täter Breivig:

Friday July 22 2011
The old saying; „if you want something done, then do it yourself“ is as relevant now as it was then. More than one „chef“ does not mean that you will do tasks twice as fast. In many cases; you could do it all yourself, it will just take a little more time. AND, without taking unacceptable risks. The conclusion is undeniable.
I believe this will be my last entry. It is now Fri July 22nd, 12.51.

Willst du, dass etwas getan wird, dann tu es selbst. Und allein, auch wenn es etwas mehr Zeit erfordert. Und nimm dabei keine unakzeptablen Risiken in Kauf. (Womit er wohl meint, keine Risiken, die die Terroristentat zum Scheitern bringen könnten.)

Spiegel Online hat einen hervorragenden Artikel, der den Mann und die Szene interpretiert. Frank Patalong rechnet mit den „Hassbloggern“ ab.

Es ist eine seltsame Szene, die ihren Ausdruck in solchen Blogs findet und in der sich Breivik bewegte: tatsächlich pro-westlich und ausgesprochen pro-amerikanisch, Israel freundlich zugetan, dagegen aber deutlich anti-muslimisch, aggressiv christlich und „wehrhaft“, „mono-kultistisch“ und offen feindlich gegen alles, das liberal, links, „Multi-Kulti“ und „internationalistisch“ ist. Nazis verabscheut diese „patriotisch-nationalistische“ Szene dabei, Sympathien und informelle Kontakte pflegt man hingegen mit der US-amerikanischen Tea-Party-Bewegung, zur FPÖ, aber auch in die rechte Fußball-Fan-Kultur der „Casuals“ – und zur britischen „English Defence League“ (EDL).

Die gilt zwar als militant und ultrarechts, kooperiert aber auch schon mal mit der unter Terrorverdacht stehenden Jewish Defence League (JDL) – undenkbar bei der „Konkurrenz“ aus dem Neonazi-Lager. Das geht bis zu gemeinsamen Veranstaltungen und Demonstrationen. Die Allianzen in dieser Szene sind so überraschend wie eindeutig: Hauptsache, es geht gegen Muslime.

Breiviks Standpunkt ist nicht der eines Neonazis. Er ist kein Antisemit, sondern israelfreundlich, er schätzt die US-Rechte, er sieht sich als konservativ-religiös. In seinem Manifest schließt er sich ausdrücklich Geert Wilders an, auch Henryk M. Broder wird zustimmend zitiert. Wäre Breivik Deutscher, hätte er bei PI Artikel geschrieben und Sarrazin beklatscht. Er verkörpert alle die Überzeugungen, die auch unsere deutschen Rechtspopulisten teilen – und tut dann das Unglaubliche: Er zieht daraus praktische Konsequenzen und schreitet zur Tat.

Es geht ihm um die Vernichtung der zwei Feinde, die ihm zu einem zusammenwachsen: die Einwanderer und diejenigen, die ihnen den Weg in unsere Heimatländer bahnen – er nennt sie Kulturmarxisten und Multikulturalisten.

Im oben zitierten Artikel des Guardian heißt es, Breivik bekenne sich zu den Taten, bestehe aber darauf, dass er strafrechtlich unschuldig sei, denn seine Taten seien zwar grausam, aber notwendig gewesen.

Breivik selbst sieht sich als Martyrer, der mit seiner Tat ein Fanal setzt. Er hofft, andere werden ihm nachfolgen. Denn er nimmt seine Warnungen vor der Islamisierung Europas ernst. Das vor allem unterscheidet ihn von den tausenden von rechtspopulistischen Postern, die immer nur vor dem Computer hocken und ihre Hasstexte tippen – und zu irgend einer Tat nicht fähig sind, nicht einmal dazu, aktiv in einer Partei ihrer Wahl zu werden oder auf einer Demo mitzumarschieren.

Jetzt stehen diese Hetzer vor der unangenehmen Frage, wie sie auf die Materialisierung ihres Hasses in der Untat eines der Ihren antworten sollen.

Rechtspopulistische Reaktionen

Machen wir uns gefasst darauf, dass das Massaker in Norwegen ebenso Gegenstand einer truther-Bewegung werden wird wie 9/11.

Den Anfang davon findet man schon jetzt im Online-Universum – neben der seltenen Ausnahme, die überraschenderweise PI macht. Dort steht ein bemerkenswert nachdenklicher und selbstkritischer Text.

Ich werde hier nicht zu rechtspopulistischen Webseiten oder Texten verlinken, ich fasse nur kurz zusammen, was mir alles untergekommen ist. Die letzten fünf Punkte sind nur eine Auswahl unter den vielen Verrücktheiten, die im Moment umlaufen.

1. Der Täter ist einfach nur ein psychopathischer, ein kranker Einzelgänger und hat mit dem politischen Anliegen der „Islamkritiker“ oder sonst einer politischen Richtung nichts zu tun.
2. Die Tat ist natürlich unbedingt zu missbilligen, aber man kann die Gründe Breivigs verstehen.
3. Ein Nationalist wäre niemals fähig, Landsleute zu ermorden. Breivik ist weder rechts noch national noch Christ.
4. Jetzt überdeckt leider der Schrecken des Massakers in Norwegen die eigentliche Gefahr, die Gefahr der Islamisierung Europas.
5. Die Linke instrumentalisiert den Amoklauf eines Wahnsinnigen für ihre Zwecke.
6. Im Grunde sind doch die Muslime und die Einwanderer und ihre Wegbereiter schuld – sie haben Breivik zu seinem Anschlag getrieben.
7. Der Sprengstoffanschlag in Oslo sei eine Insider-Aktion gewesen, das ganze ein False-Flag-Unternehmen, um die Rechte zu desavouieren.
8. Daraus, dass Breivik mit den Freimaurern zu tun hatte, müsse man schließen, der Auftrag zum Terrorakt komme aus dem Vatikan.
9. Michael Mannheimer, der schon mal öffentlich zum bewaffneten Aufstand gegen diese Republik aufgerufen hat, begrüßt die terroristische Tat Breiviks als Beginn des europäischen Bürgerkriegs gegen die Muslime und ihre Dhimmis.
10. Jemand beweist, akribisch ins Detail gehend, dass das Massaker auf der Insel überhaupt nicht stattgefunden hat.

Wir grenzen an ein Irrenhaus, und über die Blogs haben die Insassen permanent Freigang.

Eine Schlussfolgerung

Im Falle der Salafisten argumentieren Verfassungsschutz und Innenminister: Deren Vertreter und Organisationen mögen zuverlässig gewaltfrei sprechen und handeln – durch ihre Radikalität können sie dennoch zum Durchlauferhitzer für anfällige Menschen werden, die radikalisiert werden und am Ende eben doch zu Gewalttätern, zu Terroristen. Ein Beispiel dafür ist der Frankfurter Attentäter. (Siehe Verfassungsschutzberichte und Präventionsgipfel!)

Muss man nun diese Argumentation nicht auch auf die rechtspopulistischen Organisationen und Vereine und Internetauftritte anwenden?

Natürlich werden nur wenige Rechtspopulisten den Weg zur radikalen Tat gehen. Aber für einen Terroranschlag mit an die 100 Toten genügt schon ein einziger Fall.

Mir scheint, der Verfassungsschutz sieht sich vor einer neuen Aufgabe. Aktuell Meinung

Zurück zur Startseite
MiGLETTER (mehr Informationen)

Verpasse nichts mehr. Bestelle jetzt den kostenlosen MiGAZIN-Newsletter:

UNTERSTÜTZE MiGAZIN! (mehr Informationen)

Wir informieren täglich über das Wichtigste zu Migration, Integration und Rassismus. Dafür wurde MiGAZIN mit dem Grimme Online Award ausgezeichnet. Unterstüzte diese Arbeit und verpasse nichts mehr: Werde jetzt Mitglied.

MiGGLIED WERDEN
Auch interessant
MiGDISKUTIEREN (Bitte die Netiquette beachten.)

  1. BlauerBär sagt:

    @ Leo Brux

    Das ist für Sie ja ein schöner Aufhänger, jedwede Kritik abzubügeln, denn Kritik stellt den Kritisierenden ja auf die Stufe mit dem Attentäter. Und schon gibt es keine (erlaubte) Kritik mehr.

    So clever wie totalitär.

    • Leo Brux sagt:

      BlauerBär,
      mal abgesehen davon, dass Sie doch jederzeit kritisieren können – auf Ihren Foren und über die rechtspopulistichen Kommentatoren und sogar hier beim für Sie feindlichen MiGAZIN — was jammern Sie bloß rum! —
      abgesehen davon:
      Stelle ich die „Islamkritiker“ auf die gleiche Stufe mit dem Terroristen?
      Genau das tu ich nicht. Ich betone ausdrücklich: Die, die sich „Islamkritiker“ nennen, verurteilen Breiviks Tat.
      Geben Sie es zu, ich hab das hier und anderswo immer wieder deutlich gemacht.

      Und jetzt kommen Sie und unterstellen mir das Gegenteil von dem, was ich geschrieben habe.

      Wie kommt das?
      Was Ihnen weh tut, ist, dass ich genau differenziere.
      Dass ich zum Beispiel feststelle: Breivik und BlauerBär haben ungefähr die selben Ansichten, die selben Ziele, die selbe Wut, dieselben Feinde — aber BlauerBär ist harmlos und macht nichts Gewalttätiges, während Breivik radikale praktische Konsequenzen aus den selben Ansichten zieht, die BlauerBär hat.

      Ich schlage also eine Brücke zwischen BlauerBär und Breivik. Die beiden sind kategorisch zu unterscheiden – denn natürlich macht es einen fundamentalen Unterschied, ob einer 70 Kinder abknallt oder bloß beim MiGAZIN gemein daherredet. Mit letzterem können wir gut leben, mit ersterem nicht. Aber Breivik und BlauerBär sind in einer anderen Hinsicht grundsätzlich ähnlich – sie haben sehr ähnliche Ansichten. Siehe Breiviks Manifest.

      Da stellt sich dann die schmerzhafte Frage, ob nicht aus den paranoischen Ansichten à la Breivik/BlauerBär gelegentlich wenigstens, bei einigen wenigstens paranoische Taten folgen könnten. Und INSOFERN sind Sie dank Breivik jetzt dran, BlauerBär. Nur INSOFERN. Aber immerhin INSOFERN.

      Diese Nuss haben SIE jetzt zu knacken.

  2. BlauerBär sagt:

    Diese Brücke können sie keineswegs schlagen. Es ist geradezu infam, wie sie hier Unterstellungen verbreiten. Widerlich. Und stillos.

  3. BlauerBär sagt:

    Ach ja. Ihr Text unterstreicht nur, wie sie sehr wohl diese Tat nutzen, um Menschen anderer Meinung zu diffamieren.

    • Leo Brux sagt:

      BlauerBär,
      fällt Ihnen nicht auch auf, dass Sie hier kein Argument vorbringen?

      Offensichtlich fällt Ihnen einfach keines ein.

      Woraus ich schließe: Sie geben mir indirekt recht.
      Emotional ist für Sie alles klar: SIE sind GUT, also kann es keine Brücke zum Bösen Breivik geben.
      Aber leider ist das bloß Emotion. Keine Argumentation.
      Die Fakten sprechen gegen Sie, BlauerBär.

      Drum drei Tipps:
      1. Es hat gar kein Massaker auf der Insel gegeben.
      2. Breivik ist selber ein Muslim in Verkleidung, und seine Tat ist eine Tat des Djihad gegen die Rechte.
      3. Die Regierung von Norwegen hat das alles inszeniert, um der rechten Opposition zu schaden. (Oder der CIA war’s. Oder die Freimaurer. Oder der Vatikan. Etc.) Breivik hat also im Auftrag der kulturmarxistischen Regierung gehandelt.

      Suchen Sie sich eins aus. Alles das wird tatsächlich hier und dort im Internet vertreten.

      Aber so sehr reif für die Klapsmühle sind Sie dann doch wieder nicht, um sowas zu glauben. Sie sind also ein relativ vernünftiges Opfer Ihres rechtspopulistischen Kollegen Breivik und ehrlich entsetzt über seine terroristische Tat. Jetzt sollten Sie den nächsten Schritt wagen und sich fragen: Wie kommt es, dass einer IHRE Ansichten hat und dann so handelt wie Breivik?

  4. BlauerBär sagt:

    Und sie unterstellen weiterhin, ich würde die gleichen Ansichten haben wie dieser Irre. Belegen sie das bitte. Durchforsten sie mal das Forum. Gut, sie werden da nichts finden, denn sie argumentieren wie ein typischer Troll: Sie stellen eine völlig aus der Luft gegriffene Behauptung auf (hier: Ich wäre ein Gesinnungsgenosse dieses Typen), gegen die ich dann gegenanargumentieren soll, gegen die man sich aber nur schwer verteidigen kann (das erwarten sie wohl, demütig ihren Unsterstellungen begegnen), weil sie dann einfach wieder mit einem „Nänänä“ daherkommen.

    Ach, lassen sie es. Mir ist das mittlerweile zu blöd hier.

    Unser Mitbürger mit koreanischen Wurzeln, bei dem man nach Lektüre seiner Beiträge gleich ein Fluchtkomitee gründen will um ihn aus dem faschistischen Staat herauszuholen, in dem er ganz offensichtlich darbt (bis man sich wieder ddaran erinnert, dass er ja in Deutschland sitzt).

    Ein Herr Brux, der einem 100-Wörter-Kommentar gefühlt 27 Mal das Wort „Rechtspopulist“ gebraucht.

    Das völlige Negieren der Leistung und des guten Willens dieses Staates und seiner Einwohner, die 20 Prozent Migranten ohne großartige Reibungsverluste integriert hat. Das Fehlen einer rechtspopulistischen Partei, wie es sie fast überall in Europa mit großen Wahlanteilen gibt.

    Etc.etc….

    Das war jetzt definitiv mein letzter Post hier. Also freuen sie sich.

    • Leo Brux sagt:

      Ciao,
      BlauerBär.
      Unter welchem Namen kommen Sie wieder?

      Was Ihre Nähe zum Massenmorder angeht:
      Wieso hat Breivik gemordet? – Weil er ein Widerstandsfanal setzen wollte gegen das, was Sie doch auch zu Ihren Kommentaren treibt: die Islamisierung Europas. Nur dass Sie die Gefahr natürlich nicht so grauenhaft und idiotisch ernst nehmen, um gleich zum Terroristen zu werden.

      Wenn Sie wieder kommen werden, werden Sie mit Ihren Äußerungen vorsichtiger sein. Da bin ich mir sicher. Breivik steckt Ihnen jetzt in den Nerven …

  5. Malte Oelschlegel sagt:

    Also haben Rechtspopulisten Ihrer Meinung nach Breivik zu dieser abscheulichen Tat motiviert.
    Mag sein, das ist nicht auszuschließen.
    Und wer oder was motiviert (oder inspiriert ) Muslime dazu Anschläge zu verüben? Ich denke es ist deren Religion.Was meinen Sie, Leo?
    Soll man jetzt allen „Rechtspopulisten“ den Mund verbieten? Und soll man dann auch allen Muslimen den Mund verbieten wenn mal wieder ein Anschlag im Namen Allahs verübt wird?

  6. Leo Brux sagt:

    Malte,
    haben Sie meinen Artikel und meine Repliken eigentlich gelesen?
    Da steht doch alles, was Sie wissen möchten.

    Breivik IST ein Rechtspopulist. Er hat die rechtspopulistischen Auffassungen ernster genommen als andere und ist darum zum Massenmörder geworden. Die anderen, wie Fjordmann und Wilders, haben ihn in seinen Überzeugungen bestätigt.

    Der Islam motiviert nicht zu terroristischen Anschlägen. So wenig wie das Christentum. Eine bestimmte Interpretation des Islam oder des Christentums kann zu terroristischen Anschlägen oder Gewalttaten motivieren.

    Bei Breivik ist es aber nicht eine bestimmte Interpretation der rechtspopulistischen Überzeugungen, sondern es sind schlicht diese selbst: Europa droht die Islamisierung, Europa muss sich dagegen wehren …

    Wieso sollte man den Rechtspopulisten den Mund verbieten? Hat das irgend jemand gefordert?
    Sie, Malte, und jeder andere, der will, darf weiter rechtspopulistisch schreien und hetzen, wie er oder sie grade lustig ist. ICH bin strikt gegen eine Begrenzung der Meinungs- und Hetzfreiheit. Aber ich möchte gern das Recht für mich in Anspruch nehmen, Hetze als Hetze und Paranoia als Parania zu bezeichnen. Und ich möchte diejenigen, die hetzen, auf die möglichen Folgen hinzuweisen.

    Wenn ein Anschlag im Namen Allahs verübt wird … Wie Sie wissen, Malte, sind schon so einige mörderische Anschläge im Namen Deutschlands verübt worden, etwa in den 90er Jahren in Solingen und Mölln, und 2009 in Dresden, und wer weiß, wann wieder mal jemand im Namen Deutschlands ein Verbrechen an Einwanderern verübt. Wenn jemand den Namen Deutschlands missbraucht, muss man dann Deutschland abschaffen? Wenn jemand den Namen Gottes missbraucht, etwa GWBush, der meinte, Gott habe ihn dazu aufgerufen, in den Irak einzumarschieren, heißt das, dass jetzt das Christentum insgesamt an den Pranger gestellt werden muss?

  7. Jürgen Kluzik sagt:

    @ Leo Brux

    Breivik ist Christ?

    Das waren Cesare Borgia und die Paten in den Mafiafilmen auch.

    Und Gaddafi ist Moslem?

    Gucken wir doch mal hinter die religiös und ideologisch geschminkten Masken.

    Beurteilen wir Menschen nicht nach dem was sie sagen und denken, sondern nachdem was sie tun!

    Christ, Kommunist, Sozialist, Demokrat, Anarchist. Schöne Begriffe. Man kann sich selbst so gut dahinter verstecken!

    Christ, Kommunist, Sozialist

    • Leo Brux sagt:

      Jürgen Kluzik
      Breivik hat ausdrücklich für sich reklamiert, dass er auch als Christ so Position bezieht, wie er es inhaltlich in seinem Manifest getan hat, und dass er auch als Christ handelt.
      ICH sehe Breivik auch nicht als Christen, sondern als Christianisten.
      So, wie die islamistischen Terroristen ja auch keine wirklichen Muslime sind – wenn wir auf das schauen, was sie tun.

      Ja, schauen wir drauf, was sie tun – und wie sie ihr Tun begründen.
      Zum Tun von Breivik gehört auch das Manifest.
      Zum Tun von Breivik gehören auch die Gründe für seine Tat.

  8. Pingback: Die Biedermänner sind die Brandstifter | denkbonus

  9. Deggial sagt:

    @ Blauer Bär
    Die Brücke die Herr Brux schlägt ist tatsächlich vorhanden. Denn diese lässt sich völlig unabhängig von der Ideologie schlagen. Ein Psychopath kann sich auch Pazifist nennen und für dessen Durchsetzung töten.

    @ Leo Brux

    ich denke Sie übersehen einen wichtigen Punkt: Rechtspopulismus ist mWn u.a. durch Verfassungstreue/Rechtsstaatlichkeit definiert, insbesondere als Unterscheidungsmerkmal zum Rechtsextremismus. Man kann also sagen, mit der Tat fällt der Terrorist aus der Kategorie Rechtspopulist heraus. Er kann aus diesen Ansichten nicht den Terror ableiten.
    Meine These (man muss folgende Gutachten abwarten) ist: Anders Breivik ist ein Psychopath der rechtspopulistische Ansichten als Vorwand (für sich und die Öffentlichkeit) zu dieser schrecklichen Tat benutzt.
    Ein Hinweis darauf könnte das Manifest sein. Anscheinend ist dieses ein zusammengesetztes Plagiat aus rechtspopulistischen Artikeln bekannter Autoren und dem leicht veränderten Manifest des Unabomber und etwas Tempelrittermystery.
    Eine selbst verfasste Schrift, die auch einen Prozess der Verarbeitung/Verinnerlichung aufzeigen würde, ergäbe schon eine anderes Bild.

    • Leo Brux sagt:

      Deggial,
      Breivik ist ein massives Beispiel dafür, dass Rechtspopulisten keineswegs durch Verfassungstreue und Rechtsstaatlichkeit zu definieren sind. Man sieht das auch an ihren Phantasien, die sich nicht sonderlich um Verfassung und Rechtsstaatlichkeit kümmern. Es geht da eher um das, was man zu Zeiten der Nazis das „gesunde Rechtsempfinden des Volkes“ nannte.

      Breivik war konsequent. Er hat die Diagnose der Rechtspopulisten, wie er sie in seinem Manifest gesammelt hat, ernst genommen und ist zur Tat geschritten. Not kennt kein Gebot.

      In einer anderen Hinsicht könnte ich Ihnen aber recht geben: Normalerweise ziehen Rechtspopulisten den Weg über den Staatsterror vor. Das heißt, sie würden die ethnische Säuberung des Landes gern durch ordentliche staatliche Gesetzgebung und die daraus folgenden von den Behörden vorgenommenen Maßnahmen durchgeführt sehen – und nicht durch anarchistisch-terroristische oder mob-ähnliche Aktionen.

      Das war auch der Einwand vieler Deutscher 1938 gegen das Vorgehen in der Reichspogromnacht. Das Wilde, das Ungeregelte, das Pöbelhafte an diesem Pogrom was den meisten recht unangenehm. Sie hatten aber nichts dagegen, dass die Staatsbehörden das „Fremdvolk der Juden“ auf sozusagen rechtsstaatlichem Weg aus dem deutschen Volkskörper entfernt haben, durch Ausgrenzung, Enteignung, Verjagen ins Exil.

      Wie wenig Breivik einfach ein Psychopath ist, zeigt sich an der Rationalität seiner Vorbereitung, seiner Vorgehensweise. Es ist natürlich etwas Paranoisches in seinem Denken – man muss schon paranoisch sein, um wirklich glauben zu können, es finde eine Islamisierung in Norwegen oder Europa statt. Aber sowas ist sozusagen ein normaler seelischer Defekt, wie ihn viele Leute haben, die ansonsten tüchtig und vernünftig ihrer Arbeit nachgehen. So war es ja auch mit den meisten Antisemiten. Die waren keine Psychopathen.

      Breivik unterscheidet sich vom durchschnittlichen Rechtspopulisten dadurch, dass er
      1. die schreckliche Diagnose ernster genommen hat als üblich (insofern denkt er etwas verrückter als der Durchschnitt)
      2. der Überzeugung war, dass man nicht bloß reden, sondern auch handeln muss (insofern denkt er etwas vernünftiger als der Durchschnitt)
      3. der Meinung ist, es komme auf die Tat des einzelnen an, um wenigstens einmal ein Fanal zu setzen (insofern denkt er etwas politischer als der Durchschnitt).

      In Punkt 3 zeigt sich die generelle Politikunfähigkeit von Rechtspopulisten. Natürlich ist Breiviks Tat ziemlich kontraproduktiv. Klares pragmatisches politisches Denken ist aber ganz allgemein nicht die Stärke von Rechtspopulisten, da unterscheidet sich Breivik nicht vom Rest.

      Tatsache ist jedenfalls:
      Das Motiv von Breiviks Tat erwächst aus der Annahme, Europa werde islamisiert.
      Diese Annahme ist die Brücke zwischen Breiviks Tat und jedem, der diese Annahme mit Breivik teilt.
      Dabei ist es – rein logisch gesehen – immer noch möglich, dass die gemeinsame Diagnose zutrifft. Also: Breiviks Tat WIDERLEGT nicht die Annahme der Islamisierung. Aber diejenigen, die eine Islamisierung Europas annehmen, müssen zugeben, dass aus dieser Annahme eine Tat wie die von Breivik folgen kann.

      Ich frage mich ja auch ständig: WENN jemand behauptet, Europa werde islamisiert, und WENN diese Person diese Behauptung ernst nimmt – was folgt dann daraus für eine politische Praxis? Ein paar weniger Euro für Integrationsmaßnahmen – das wären peanuts in diesem dramatischen Zusammenhang.

  10. Jürgen Kluzik sagt:

    @ Leo Brux

    Ich denke im Wesentlichen (in Frage und Antwort nach dem Sinn des Ganzen) religiös und ich bin kein Pazifist. Gaddafi töten? Ich sehe in der heutigen Situation kein Argument dagegen. Was aber sofort wegfiele, könnte man ihn stattdessen auch gefangen nehmen und vor ein Gericht stellen.

    Wie und mit was Breivik seine Verbrechen rechtfertigen will, ist für mich absolut uninteressant. Nicht in der politischen Diskussion. Aber in der ethischen Bewertung für mich. So ein Handeln ist immer falsch und
    pervers. Egal in welceh „Religion“ oder Weltanschauung sich der Täter hüllt. Mit der Bombe hat er wahllos Menschen getötet, die nur das Pech hatten zufällig in der Nähe zu sein. Und in eine friedlich versammelte und völlig überraschte Menschenansammlung hineinzuschießen, ist nie zu rechtfertigen. Ganz unabhängig davon, ob es „Multi-Kulti“_Leute oder Faschos sind.
    In Norwegen ist kein Bürgerkrieg. Daher hat, von individuellen Notwehrsituationen mal abgesehen, der Staat das Gewaltmonopol. Schluß. Punkt.
    Und was die angebliche „Islamisierung“ betrifft. Ich weiß aus Erfahrung im eigenen Verwandtenkreis, dass eine orthodoxe Muslima, die durch Heirat, d. h. durch eine Mischehe, in unseren Kulturkreis kam, heute nicht mehr so denkt und empfindet wie vor fünf Jahren. Das aber war und sind kulturelle Reibungen. Ihre Religiösität berührt(e) es überhaupt nicht.
    Leute wie Broder und Sarrazin empfinden gegenüber Moslems schwach und ängstlich. Und was ihnen an Stärke fehlt, übertünchen sie mit Arroganz und Aggressivität. Das entsteht aus ihrer eigenen Starrheit und aus ihrem eigenen konservativen Inzuchtmilieu. Sie wollen von oben herab belehren. Sarrazin ja nicht nur Moslems, sondern auch eingeborene Hartz-IV-Empfänger. Diese Hierarchie im Kopf, diese „ich sag euch wo es langgeht“-Attitüde ist überhaupt nicht mehr aktuell.