Allensbach-Studie
Kaum Ausländer in den Chefetagen deutscher Unternehmen
Ausländer haben es in Deutschland immer noch schwerer, in die Chefetage zu kommen. Das belegen Zahlen einer aktuellen Allensbach-Studie. Die Quote der ausländischen Führungskräfte liegt zwischen drei und zehn Prozent.
Donnerstag, 25.08.2011, 8:30 Uhr|zuletzt aktualisiert: Mittwoch, 08.01.2020, 15:45 Uhr Lesedauer: 3 Minuten |
Nur sechs Prozent der Führungskräfte in deutschen Unternehmen kommen aus dem Ausland. Bei großen Unternehmen mit mehr als 1.000 Mitarbeitern sind es heute fast zehn Prozent. Bei kleineren Unternehmen liegt die Quote von ausländischen Führungskräften zwischen drei und fünf Prozent. Das hat eine aktuelle repräsentative Befragung des Instituts für Demoskopie Allensbach von 501 deutschen Unternehmen im Auftrag der Personalberatung Penning Consulting ergeben.
„Das Ergebnis dieser Befragung sollte Unternehmen aufrütteln“, sagt Personalexperte Stephan Penning, Gründer und Geschäftsführer des gleichnamigen Beratungsunternehmens. Der demografische Wandel sorgt bereits heute dafür, dass vielen Unternehmen die qualifizierten Arbeitskräfte fehlen. „In einer solchen Situation müssen wir exzellente Bewerber aus dem Ausland anlocken“, sagt Penning. „Das funktioniert aber nicht, wenn unsere Führungsfunktionen bisher so gut wie gar nicht internationalisiert sind. Die Untersuchung belegt: Ausländische Arbeitskräfte haben es in Deutschland immer noch schwerer, in die Chefetage zu kommen.“
Kaum strategische Personalpolitik
Dies hängt auch mit der mangelnden strategischen Ausrichtung der Personalpolitik in vielen Unternehmen zusammen. So verfügen heute noch immer fast ein Drittel der deutschen Firmen über kein klar definiertes strategisches Personalentwicklungskonzept. „Viel zu wenige adressieren auch die ausländischen Bewerbermärkte, um die Qualität und Quantität des Kandidatenpools zu steigern“, sagt Penning.
Zwar bieten ausnahmslos alle Unternehmen Schulungen an, klar strukturierte Einarbeitungs- und Trainingsprogramme sind aber vor allem im Mittelstand noch nicht flächendeckend vorhanden. Jedes Fünfte Unternehmen hat noch kein solches Programm aufgelegt. Penning: „Pragmatische Einarbeitungsprogramme, vor allem auch zur kulturellen Integration neuer Mitarbeiter, gibt es noch viel zu wenige.“
Info: Die Befragung hat im 1. Quartal 2011 stattgefunden und ist durch das Institut für Demoskopie Allensbach im Auftrag von Penning Consulting durchgeführt worden. Befragt worden sind 501 Top-Entscheider aus allen Branchen, in der Regel Inhaber, Geschäftsführer und Vorstände.
Unternehmen unflexibel
Auch im weiteren Karriereverlauf zeigen sich die Unternehmen unflexibel: Nur 37 Prozent der Unternehmen bieten ihren Mitarbeitern eine Job-Rotation an, um unterschiedliche Bereiche ihres Unternehmens kennen zu lernen. Die Lage bei den großen Unternehmen mit mehr als 1.000 Mitarbeitern ist leicht besser: Jedes zweite Unternehmen hat Job-Rotation für die Karriereverläufe seiner Mitarbeiter vorgesehen. „Gerade ausländische Mitarbeiter sollten die Chance haben, viele verschiedene Unternehmensbereiche kennen zu lernen, um zu erfahren, wie ein Unternehmen tickt“, erklärt Penning. „So können sie sich ein Netzwerk aufbauen, das sie aufgrund ihrer Herkunft nicht unmittelbar mitbringen.“
Die Integration in eine neue Gesellschaft bedeutet vor allem für qualifizierte Mitarbeiter und damit potentielle Fach- und Führungskräfte auch die Integration der Familie. „Auch in diesem Fall haben deutsche Unternehmen ausländischen High Potentials noch immer wenig zu bieten“, resümiert der Unternehmensberater. Ein Viertel der deutschen Unternehmen bietet Jobangebote für den Partner sowie betriebliche Kinderbetreuung an. Bei kleinen Unternehmen mit weniger als 250 Mitarbeitern ist dies aber noch viel seltener ausgeprägt: Nur sieben Prozent der Mittelständler haben eine betriebliche Kinderbetreuung eingerichtet.
Zukunftsorientiert aufstellen
Piening abschließend: „Unternehmen müssen sich heute zukunftsorientiert aufstellen. Dazu gehört, schon jetzt stärker nach Talent als nach Fachkompetenz einzustellen, um diese Talente bei der Zuspitzung des demografischen Wandels zur Verfügung zu haben. Dazu gehört aber auch zusätzliches Personal aus dem Ausland anzuwerben – denn nur die Deutschen selbst werden Deutschland als führende Wirtschaftskraft nicht in gewohnter Tradition fortführen können.“ (pm/etb)
Leitartikel Studien Wirtschaft
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Schön, dass wir in Deutschland mindestens ein Beispiel haben: Herr Josef Ackermann (ein Schweizer) *smile* hm… er wohnt aber nicht in Deutschland, arbeitet nur hier, u.A. als Gastprofessor (dank Wiki für die Infos)
Der Chef der Lufthansa kommt aus Österreich !!
Der Ausländeranteil in den Vorständen der DAX 30 Unternehmen in 2009 betrug 26,3%. Was will denn der Autor dieses Migazin-Artikels suggerieren?
Quelle: http://www.dw-world.de/dw/article/0,,4544121,00.html
@Chang
Dass das mittelständische fränkische Familienunternehmen doch bitte einen Chef aus dem Ausland holen soll? Man weiss es nicht. Auch nicht, warum die einen ausländischen Chef haben sollen.
Wieder mal ein: „Wir sterben aus und deshalb Schleusen auf!“ Artikel in bester Migazin Tradition. Diesmal mit einem selbsternannten „Personalexperten“, von dem noch nie jemand was gehört hat. Naja…
Übrigens: „Nur sechs Prozent der Führungskräfte in deutschen Unternehmen kommen aus dem Ausland.“
Der Anteil der Ausländer in Deutschland beträgt etwa 8 Prozent. Laut Artikel sind 6 Prozent aller Führungskräfte Ausländer. Nimmt man noch beispielsweise die Sprachbarrieren, die Tatsache, dass man sein ererbtes Unternehmen in der Regel selber leitet etc. dazu, dann ist diese Zahl im Gegenteil eher beeindruckend.
Ich muss mich Chang anschließen: Was genau soll der Artikel bezwecken?
Nicht nur in Chefetagen, auch bei anderen Berufen ist die Diskriminierung sichtbar…
„Kaum Ausländer in den Chefetagen deutscher Unternehmen“
Kann mir jemand mal EINEN Grund nennen, warum überhaupt Ausländer in deutschen Chefetagen sitzen sollen?
„Der Anteil der Ausländer in Deutschland beträgt etwa 8 Prozent. Laut Artikel sind 6 Prozent aller Führungskräfte Ausländer.“
Das ist doch schon mehr als genug.
Ja Ritter, aber es gibt nicht genug muslimische Ausländer in den Chefetagen deutscher Unternehmen. Das ist das was dem Migazin offensichtlich stört.
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