Ins Bewusstsein rücken
70. Jahrestag der Deportation der Russlanddeutschen
Am 28. August 1941 jährte sich der Stalin-Erlass zur Deportation der Russlanddeutschen zum siebzigsten Mal. Zu diesem Anlass veranstaltet das Bundesinnenministerium eine Konferenz mit dem Ziel, das Kriegsfolgenschicksal der Russlanddeutschen mehr ins öffentliche Bewusstsein zu rücken.
Mittwoch, 31.08.2011, 8:26 Uhr|zuletzt aktualisiert: Freitag, 02.09.2011, 3:54 Uhr Lesedauer: 2 Minuten |
In diesem Jahr jährt sich zum siebzigsten Mal der Stalin-Erlass zur Deportation der Russlanddeutschen. Aus diesem Anlass hat der Beauftragte der Bundesregierung für Aussiedlerfragen und nationale Minderheiten, der parlamentarische Staatssekretär beim Bundesminister des Innern, Dr. Christoph Bergner, am 30. August zu einer Konferenz eingeladen, die an das Schicksal der Zwangsumgesiedelten erinnert. „Der 28. August 1941 ist zum Schlüsselereignis für die Leidensgeschichte der Russlanddeutschen geworden“, sagte Bergner zu Beginn der zweitägigen Tagung.
Vor genau 70 Jahren gab das Präsidium des Obersten Sowjets der UdSSR per Erlass bekannt, dass alle Deutschen der Wolgagebiete unverzüglich und restlos umgesiedelt werden müssen. Das gleiche Schicksal erfuhren weitere Deutsche in anderen Siedlungsgebieten der Sowjetunion. Sie wurden aus den europäischen Teilen der Sowjetunion nach Osten in sogenannte Sondersiedlungen deportiert und anschließend vielfach zur Zwangsarbeit im Lagersystem des GULAG verpflichtet. Die Maßnahme stand im Kontext des deutschen Angriffs auf die Sowjetunion im Juni 1941. Alle Sowjetdeutschen wurden kollektiv angeschuldigt, mit Hitlerdeutschland zu kollaborieren – eine unrechtmäßige Annahme, die Stalin als Begründung für seine Politik diente. Repressionen gegenüber Russlanddeutschen hielten auch nach Kriegsende an. In ihre Heimatgebiete durften sie nie zurückkehren.
Eine besondere Verantwortung
Ziel der Konferenz, die in der Akademie der Konrad-Adenauer-Stiftung in Berlin stattfindet, ist es u.a. das Kriegsfolgenschicksal der Russlanddeutschen mehr ins öffentliche Bewußtsein zu rücken. „Mir begegnet mancherorts eine schreckliche Oberflächlichkeit gegenüber russlanddeutschen Aussiedlern“, betonte Bergner. Dabei seien Verständnis für ihre Lebensgeschichte und Empathie für das generationenumfassende Schicksal Voraussetzung für die erfolgreiche Integration der rund 2,3 Millionen Aussiedler und Spätaussiedler aus der ehemaligen Sowjetunion, die heute in der Bundesrepublik leben.
Die Bundesregierung trage eine besondere Verantwortung für die Russlanddeutschen, welche auch in der Unterstützung der deutschen Minderheiten in den Herkunfsgebieten zum Ausdruck komme. „Wir haben eine historisch-moralische Verpflichtung gegenüber den Russlanddeutschen, die Opfer Hitlers und Stalins wurden“, so Bergner vor rund 200 Teilnehmern, darunter Abgeordnete des Bundestags und der Landtage, Botschafter ehemaliger Sowjetrepubliken sowie Vertreter von Kirchen und Wohlfahrtsverbänden.
Integration russlanddeutscher Spätaussiedler
Gegenstand der Konferenz sind Diskussionen und Referate von und mit Historikern und Experten. Im Mittelpunkt steht die Frage, welchen Beitrag man heute zur Aufarbeitung der Geschichte leisten kann und wie die Integration russlanddeutscher Spätaussiedler vorangebracht werden kann. Eine Ausstellung im Foyer der Stiftung, die Werke von russlanddeutschen Künstlern zeigt, unterstreicht die kulturelle Identität der Russlanddeutschen. Einen besonderen Programmpunkt boten am ersten Konferenztag Vertreter des Jugend- und Studentenrings der Deutschen aus Russland. Sie hatten im Vorfeld Interviews mit Zeitzeugen geführt und stellten dem Publikum nun ihre Ergebnisse und Eindrücke vor.
Den Abschluss der Konferenz bildet am 31. August eine Kranzniederlegung auf dem Parkfriedhof Marzahn am Gedenkstein für die Opfer des Stalinismus mit anschließender Andacht. (pm/ak)
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