Nordrhein-Westfalen
Landesweite Fachkräfteinitiative soll Potenziale von Migranten wecken
Nordrhein-Westfalen startet landesweite Initiative zur Fachkräftesicherung. Im Fokus: Migranten, die unter ihren Möglichkeiten beschäftigt sind, ausländische Studierende und Fachkräfte, deren Abschlüsse nicht anerkannt werden.
Donnerstag, 13.10.2011, 8:26 Uhr|zuletzt aktualisiert: Montag, 17.10.2011, 1:37 Uhr Lesedauer: 2 Minuten |
Nach Berechnungen des Prognos-Instituts fehlen in Nordrhein-Westfalen bis 2020 rund 630.000 Fachkräfte. Um diesen Trend zu stoppen, haben das nordrhein-westfälische Arbeits- und Wirtschaftsministerium gestern in Düsseldorf eine landesweit angelegten Initiative zur Sicherung des Fachkräftebedarfs gestartet.
Gemeinsamen mit Arbeitgebern, Hochschulen, Kammern, Arbeitsverwaltungen und Arbeitnehmervertretungen sollen Strategien und Konzepte entwickelt werden. „Der Fachkräftemangel besteht nicht generell, sondern ist regional und branchenspezifisch unterschiedlich“, erklärte Integrations- und Arbeitsminister Guntram Schneider (SPD) gestern bei der Vorstellung der Initiative. „Deshalb setzen wir bei der Fachkräfteinitiative auf Regionalisierung“, ergänzte Wirtschaftsminister Harry K. Voigtsberger (SPD).
Viele Potenziale unter Migranten
„Alle Welt redet von Fachkräftemangel und viele fordern die Anwerbung im Ausland. Dabei haben wir ein enormes, nicht ausgeschöpftes Potenzial im eigenen Land, das wir endlich nutzen müssen“ erklärte Schneider. Zu den Potenzialen gehörten unter anderem Migranten, die unter ihren Möglichkeiten beschäftigt sind, ausländische Studierende, die an deutschen Hochschulen studieren oder Fachkräfte, deren Abschlüsse aus dem Ausland nicht anerkannt werden.
Weitere wichtige Eckpfeiler der landesweiten Initiative seien eine verbesserte duale Berufsausbildung, eine Verringerung der bis zu 30-prozentigen Abbrecherquoten bei beruflicher Ausbildung und Studium sowie eine intensivere berufliche Weiterbildung. Hochschulen, Industrie, Handwerk und Arbeitsagenturen müssten noch gezielter auf den Fachkräftebedarf der jeweiligen Region hin qualifizieren. „Mit unserer Initiative wollen wir einerseits eine Facharbeiterlücke verhindern und andererseits den Nachwuchs an Akademikern sichern“, betonte der Arbeitsminister Scheider.
50 Millionen Euro bis 2015
Sollte das nicht gelingen, steht gerade für kleinere und mittlere Unternehmen die Wettbewerbsfähigkeit auf dem Spiel. Ihnen zu helfen, sei nun Aufgabe in den 16 Arbeitsmarktregionen. Noch in diesem Monat sollen diese ihre Handlungspläne der Landesregierung vorstellen. Die ersten Projekte sollen noch vor Weihnachten umgesetzt werden. Für die Umsetzung der Konzepte stehen bis zu 50 Millionen Euro bis 2015 bereit.
Aktionismus?
Das überzeugt den arbeitsmarktpolitische Sprecher der FDP-Landtagsfraktion, Stefan Romberg (FDP) überhaupt nicht. „Für puren Aktionismus planen SPD und Grüne bis zu 50 Millionen Euro Steuermittel auszugeben. Die Landesregierung sollte vielmehr endlich die Punkte abarbeiten, die längst überfällig sind und zügig umgesetzt werden müssen: Studienplätze schaffen, ausländische Bildungsabschlüsse anerkennen, gezielte Zuwanderung fördern und die Vereinbarkeit von Familie und Beruf stärken“, erklärte der FDP-Politiker.
Die rot-grüne Landesregierung habe keine neuen Erkenntnisse und weder ein Konzept noch Antworten zur Bekämpfung des Fachkräftemangels in NRW vorzuweisen. „Stattdessen unternimmt die Landesregierung den durchschaubaren Versuch, ihre Ahnungslosigkeit zu vertuschen und die Verantwortung an die Regionen abzuschieben“, so Romberg abschließend. (etb)
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