TV-Tipps des Tages
15.10.2011 – Srebrenica, Türkei, Ausländer, Roma, Tunesien, Akın, Takva
TV-Tipps des Tages sind: Srebrenica - Opfer klagen an; Cosmo TV: 50 Jahre ALMANYA: Halal im Alltag, Der erste türkische Schornsteinfegermeister Deutschlands; ARD-exclusiv: Zwischen Kaktus und Jasmin: Tunesien nach der Revolution; Volk ohne Land: Die Roma in Südosteuropa; Russisch, bitte!; Auf der anderen Seite; Takva – Gottesfurcht
Von Ümit Küçük Samstag, 15.10.2011, 8:00 Uhr|zuletzt aktualisiert: Sonntag, 09.10.2011, 17:21 Uhr Lesedauer: 11 Minuten |
Cosmo TV
Bulgaren und Rumänen – die neue Unterschicht Deutschlands?
DUISBURG. Seit 2007 kommen jährlich zehntausende Bulgaren und Rumänen nach Deutschland – ganz legal. Als EU-Bürger dürfen sie frei reisen. Doch: Die meisten von ihnen arbeiten hier illegal, sind nicht versichert, leben von wenigen Euro am Tag. Sie gelten als neue Unterschicht. Bei den deutschen Mitbürgern sorgt das nicht für Begeisterung. Viertel, in denen sich Bulgaren und Rumänen ansiedeln, verkommen meist. Schulen sind überfordert, mit den vielen neuen Schülern, die kein Deutsch können. Doch engagierte Menschen wie Eduard Pusic und Ivelina Rohn und ihre Kollegen versuchen, genau dort zu helfen und zu vermitteln. Cosmo TV hat sie begleitet und sucht nach Antworten, wie Land und Kommunen verhindern können, dass die Probleme sich noch weiter verschärfen.
50 Jahre ALMANYA: Halal im Alltag
KÖLN. Dass Muslime kein Schweinefleisch essen, ist lange bekannt. Auch dass das Fleisch, das Muslime essen, halal sein sollte. Doch für Muslime in Deutschland ist es heute viel einfacher geworden, die Lebensmittel nach halal zu unterscheiden als für die erste Gastarbeitergeneration, die ihr Fleisch teils notgedrungen noch selbst geschächtet hat. Cosmo TV besucht Saadet Karaoglu und ihre Familie und zeigt, wie sie es im Alltag bewerkstelligen halal zu essen. Das heißt: Einkaufen nach den Geboten des Islam, nicht nur in türkischen, sondern auch in ganz konventionellen Supermärkten, Kantinenessen und Kita-Frühstück halal organisieren. Und natürlich die große Frage: Sind Gummibärchen nicht vielleicht doch eine Sünde wert?
Der erste türkische Schornsteinfegermeister Deutschlands
DUISBURG. Sein Vater hat kilometertief unter der Erde Kohle abgebaut, Bülent Özden zog es in die Gegenrichtung. Der bei Türken eher als „Drecksjob“ angesehene Beruf des Schornsteinfegers war für den gebürtigen Duisburger schon als kleiner Junge ein Traumjob. Doch als er die Ausbildung beginnen will, muss Bülent Özden seine türkische Staatsbürgerschaft abgeben – denn Schornsteinfegermeister konnte man bis vor wenigen Jahren nur mit dem deutschen Pass werden. So ließ Bülent sich damals einbürgern und wurde Deutschlands erster Schornsteinfegermeister mit türkischen Wurzeln. Cosmo TV steigt mit dem Schornsteinfegermeister auf Dächer in Duisburg. 09:00-09:30 • WDR
Srebrenica – Opfer klagen an
Der Bosnier Hasan Nuhanovic war während des Krieges Dolmetscher in Srebrenica. Der damals 27Jährige war stolz darauf, für die niederländischen Blauhelmsoldaten zu arbeiten, denn bei ihnen wähnte er sich, seine Familie und tausende andere Muslime in Sicherheit. Dann kommt der 12. Juli 1995. Die bosnisch-serbische Armee hat die UN-Schutzzone erobert. Der Standort der Niederländer ist umzingelt. Draußen steht der berühmt-berüchtigte bosnisch-serbische General Mladic. Innen muss Hasan Nuhanovic erleben, dass seine „Beschützer“ den Serben nichts entgegenzusetzen haben. 11:30-12:15• PHOENIX
ARD-exclusiv: Zwischen Kaktus und Jasmin
In Tunesien hat sie begonnen: die Revolution der arabischen Länder. Mit ihrem Ruf nach Freiheit und Demokratie begeisterten die Tunesier die Welt, sie überraschten mit ihrem Mut und der Beharrlichkeit ihres friedlichen Protestes.
Sommer nach diesem historischen arabischen Frühling hat sich ein Team des Hessischen Rundfunks auf den Weg durch das Land gemacht und sich von Hoffnung und Zweifeln erzählen lassen. Lamia Farhani zum Beispiel ist Anwältin, die Schwester von Ansi Farhani. Er wurde am 13. Januar 2011 von einer Polizeikugel tödlich getroffen. Die Flucht des tunesischen Diktators Ben Ali erlebte er nicht mehr. Obwohl er für die Freiheit starb, fürchtet seine Schwester, dass die alten Kräfte wieder an Macht gewinnen. Am 23. Oktober werden die Tunesier die verfassungsgebende Versammlung ihres Landes wählen, mehr als 100 Parteien haben sich inzwischen gegründet, noch weiß keiner, wohin das führt. Bereits jetzt scheint der Erfolg der gemäßigten Islamisten absehbar: Bei etwa 30 Prozent liegt ihre Partei, die ENNAHDA, in den Schätzungen. Vor allem im Hinterland Tunesiens wächst die Ungeduld, viele werden hier für die Islamisten stimmen. „Wir haben keine Jasminrevolution gemacht, sondern eine Brotrevolution“, sagen die Menschen in Thala. Sie sind zwar stolz darauf, dass sie den Diktator gestürzt haben, doch der Hunger ist geblieben, die wirtschaftliche Lage sogar noch schwieriger geworden. Die Welt hofft auf Demokratie, aber die Touristen bleiben weg. 11:50-12:20 • HR
Volk ohne Land
Die Roma in Südosteuropa – Sie sind ein uraltes Volk, ihre Probleme sind hochaktuell: die Roma in Europa. In den Mitgliedsstaaten der EU leben über zehn Millionen Sinti und Roma, sie sind die größte ethnische Minderheit. Zahlenmäßig sind es meist so viele, dass man kaum noch von einer Minderheit sprechen kann. Ihre Heldenmärchen, in ihrer Sprache „Paramisa“, schildern eine Welt, die es schon sehr lange nicht mehr gibt. Das Märchen von der friedlichen Integration bleibt oft ein Traum. 12:15-13:00 • PHOENIX
Russisch, bitte!
7/30 – Russisch lernen vom Fernsehsessel aus! Eine nützliche Einführung beispielsweise für Touristen, die nach Russland reisen wollen. 13:45-14:15 • BR-alpha
Pfarrer Braun: Ein Zeichen Gottes
Fernsehfilm – Höchststrafe für Pfarrer Braun (Ottfried Fischer): Der waschechte Bayer wird ausgerechnet nach Franken versetzt. An seiner ungeliebten neuen Wirkungsstätte erlebt der passionierte Hobbyermittler auch gleich eine faustdicke Überraschung.
Ein wundersames Jesusbild an einer Felswand, das blutige Tränen weint, lockt Pilger, Gläubige und Esoteriker aus aller Welt in das verschlafene Örtchen Kursdorf. Kein Wunder, dass die Kirche da gähnend leer bleibt. Braun will diesem Wunder auf den Grund gehen – und entdeckt dabei sogleich eine Leiche. Der ebenso bekannte wie ungeliebte Lokalreporter starb gewiss keines natürlichen Todes. Aber warum hat seine Leiche Stigmata an Händen und Füßen? Verdächtig sind der windige Devotionalienhändler Treulieb (Eisi Gulp), der Jesu‘ Tränen in kleine Fläschchen abfüllt, und der umtriebige Tourismusmanager Bernhardt „Bernie“ Kammler (Martin Glade), der das Wunder vermarkten will. Aber auch der allzu fromme Laienprediger Ruprecht Krahl (Jürgen Tarrach) ist Braun nicht ganz geheuer. Zu allem Überfluss erscheint Bischof Hemmelrath (Hans-Michael Rehberg), ein Experte für übersinnliche Erscheinungen, der durch die offizielle Bestätigung des Wunders von Kursdorf endlich seine Berufung in den Vatikan erhofft. Doch die Chancen stehen schlecht. Denn mit Hilfe von Kommissar Geiger (Peter Heinrich Brix), der im Schlepptau seiner esoterischen Mutter (Ingrid van Bergen) angereist ist, entdeckt Braun bald eine höchst profane Ursache für das Wunder. Am Ende klärt Braun den Mordfall auf, aber ein Rätsel bleibt ungelöst: Das plötzliche Verschwinden des ominösen Jesusbildes ist offenbar ein echtes Wunder …
Hintergrundinformationen:
„Pfarrer Braun: Ein Zeichen Gottes“ ist ein weiter Film der komödiantischen Krimireihe mit Ottfried Fischer als bibelfestem Hobbydetektiv. Mit Hansi Jochmann, Hans-Michael Rehberg, Peter Heinrich Brix, Gilbert von Sohlern, Jürgen Tarrach, Martin Glade, Eisi Gulp und Ingrid van Bergen.
Auch dieses Pfarrer-Braun-Abenteuer überzeugt durch zündenden Wortwitz, eine humorvoll durchdachte Krimihandlung und eine ganze Reihe liebevoll gezeichneter Figuren. Allen voran der sympathische Schauspieler und Kabarettist Ottfried Fischer („Der Bestseller“, „Der Bulle von Tölz“), der erneut in die perfekt auf ihn zugeschnittene Rolle des bibelfesten Hobbyschnüfflers schlüpft. Unter der Regie des Krimispezialisten Wolfgang F. Henschel („Pfarrer Braun: Kein Sterbenswörtchen“) verschlägt es Braun diesmal ins „feindliche Ausland“ nach Franken. Neben dem bewährten Team um Hansi Jochmann, Peter Heinrich Brix, Antonio Wannek, Hans-Michael Rehberg und Gilbert von Sohlern sind in den Episodenrollen diesmal Jürgen Tarrach („Neger, Neger, Schornsteinfeger“), Martin Glade („Auf Herz und Nieren“), Eisi Gulp („Polizeiruf 110: Er sollte tot“) und Ingrid van Bergen („Utta Danella – Der schwarze Spiegel“) zu sehen. Gedreht wurde in Bamberg und Umgebung. 20:15-21:45 • SWR BW, SWR RP, SWR SR
Auf der anderen Seite
Spielfilm – Als der pensionierte Witwer Ali der Prostituierten Yeter begegnet, glaubt er, dass sie seiner Einsamkeit ein Ende setzen könnte. Er schlägt ihr vor, gegen eine regelmäßige monatliche Unterstützung, mit ihm zusammen zu leben.
Nejat, Alis belesener Sohn, der als Germanistik-Professor an der Hamburger Universität arbeitet, missbilligt die Wahl seines halsstarrigen Vaters. Allerdings wächst sein Respekt gegenüber der liebenswürdigen Yeter, als er entdeckt, dass sie seit langem den größten Teil ihres schwer verdienten Geldes nach Hause in die Türkei schickt, um das Studium ihrer Tochter zu finanzieren. Als Yeter tödlich verunglückt, werden sich Vater und Sohn noch fremder. Nejat reist nach Istanbul, um Yeters Tochter Ayten aufzuspüren. Er beschließt, in der Türkei zu bleiben und übernimmt von einem deutschen Buchhändler, der zurück nach Deutschland möchte, dessen Geschäft. Was Nejat allerdings nicht weiß, ist, dass die politische Aktivistin Ayten bereits illegal in Deutschland ist – nachdem sie von der türkischen Polizei geflohen war.
Allein und abgebrannt hat sich Ayten mit der etwa gleichaltrigen deutschen Studentin Lotte angefreundet, die ebenso von der Herzlichkeit der jungen Türkin wie von ihrer politischen Situation eingenommen ist. Lotte bietet Ayten an, bei ihr zu wohnen, wovon ihre konservative Mutter Susanne alles andere als erfreut ist. Aber Ayten wird festgenommen und für viele Monate in einem Asylbewerberheim untergebracht. Als ihr Antrag auf politisches Asyl abgelehnt wird, muss sie zurück in die Türkei und wird dort inhaftiert. Die leidenschaftliche Lotte will sich damit nicht abfinden und gibt alles auf, um Ayten zu helfen.
In der Türkei angekommen, verfängt sich Lotte schnell in den Fallen der Bürokratie. Ihr Vorhaben, Ayten frei zu bekommen, scheint hoffnungslos. Eine zufällige Begegnung in Nejats Buchladen führt aber dazu, dass Lotte in Nejats Wohnung unterkommt. Tragische Umstände lassen auch Susanne nach Istanbul reisen. Die Emotionalität, die Nejat in der Begegnung mit dieser Frau empfindet, veranlassen ihn schließlich, nach seinem ihm fremdgewordenen Vater, der sich inzwischen an der türkischen Schwarzmeerküste niedergelassen hat, zu suchen. 23:10-01:00 • NDR Mecklenburg-Vorpommern, NDR Mecklenburg-Vorpommern, NDR Niedersachsen, NDR Schleswig-Holstein
Takva – Gottesfurcht
Spielfilm – Muharrem, ein einfacher und streng gläubiger Mann, wird zum Verwalter der Besitztümer seiner Glaubensbruderschaft bestimmt. Er wird aus seiner überschaubaren Welt in ein Leben katapultiert, in der die gängigen Währungen Sex und Geld sind.
Muharrem lebt in einem der ältesten Stadtteile Istanbuls. Sein Leben ist einsam und aufgeteilt zwischen seiner bescheidenen Arbeit, dem Gang zur Moschee und zurück nach Hause, wo er nach dem Tod seiner Eltern schon lange alleine wohnt. Einzig die Gemeinschaft der Glaubensbrüder gibt ihm Kraft. Sein streng ritualisiertes Leben schützt ihn vor den Gefahren der modernen Welt. Dem wird jäh ein Ende gesetzt, als der Scheich seiner islamischen Gemeinschaft beschließt, Muharrem aufgrund seines verlässlichen Wesens mit der Verwaltung der weltlichen Güter der Glaubensbrüder zu betrauen.
Angetan mit neuem Anzug, Laptop, Handy und Chauffeur kümmert sich Muharrem von nun an um die klösterlichen Immobilien, durch die sich die Glaubensbruderschaft finanziert. Muharrem wird zu einem gefragten, einflussreichen Mann, der ständig in Istanbul unterwegs ist. Die Verlockungen, mit denen Muharrem durch Geld, Macht und Sex konfrontiert wird, überfordern ihn jedoch und zermürben sein strenggläubiges Herz. Besonders seine erotischen Träume, in denen er immer wieder von ein und derselben Frau verführt wird, kann Muharrem sich nicht verzeihen.
Der Scheich, der seinen inneren Konflikt erkennt, bietet Muharrem seine Tochter als Frau an, doch dieser lehnt ab. Um seine Verwirrung zu kompensieren, wirft er sich immer mehr in das Ritual des gemeinsamen, ekstatischen Gebets. Als er die Frau, die ihn nachts heimsucht in der Realität trifft und erfährt, dass sie die Tochter des Scheichs ist, verliert er endgültig die Fassung. Seine völlige Selbstaufgabe stürzt ihn letztendlich in die Katastrophe …
Hintergrundinformationen:
Die Faszination von „Takva – Gottesfurcht“ leitet sich aus dem Zusammenspiel zwischen einer zutiefst universellen Geschichte und dem exotischen, Istanbuler Milieu ab. So fremd und faszinierend die ekstatischen, derwischartigen Gebetsriten der Glaubensbrüder aus Muharrems Orden sind, so vertraut ist die Geschichte vom gottesfürchtigen Mann, der durch den Kontakt mit Sex und Geld die innere Richtschnur verliert.
„Takva – Gottesfurcht“ zeigt eindrucksvoll die verschiedenen Gesichter der europäischen Kulturhauptstadt Istanbul und setzt diese durch die filmische Handlung zueinander in Beziehung. Die Koproduktion zwischen der Türkei und Deutschland (mit Fatih Akins Produktionsfirma Corazón International) schlägt also Brücken: Zwischen den traditionellen, tief religiösen Milieus, in denen sich die Hauptfigur bewegt und dem aufgeklärten, westlich orientierten Istanbul, dem der Film durch seine Ästhetik und Problemstellung selbst angehört. Der Film schlägt sich dabei weder auf die eine noch auf die andere Seite. Er benennt einige der Probleme, die beim Aufeinanderprallen der verschiedenen Kulturen entstehen und leistet dadurch einen Beitrag zum Verständnis der jeweils anderen Welt – wie Istanbul selbst, die Brückenstadt zwischen dem Okzident und dem Orient.
„Takva – Gottesfurcht“ wurde vielfach ausgezeichnet (mehr als 15 internationale Auszeichnungen, darunter der Fipresci-Preis auf der Berlinale 2007 und sieben Preise beim Antalya Filmfestival 2006) und war ein großer Publikumserfolg in der Türkei, die er bei der Oscarverleihung 2008 repräsentierte. 02:30-04:05 • NDR Mecklenburg-Vorpommern, NDR Mecklenburg-Vorpommern, NDR Niedersachsen, NDR Schleswig-Holstein TV-Tipps
Wir informieren täglich über das Wichtigste zu Migration, Integration und Rassismus. Dafür wurde MiGAZIN mit dem Grimme Online Award ausgezeichnet. Unterstüzte diese Arbeit und verpasse nichts mehr: Werde jetzt Mitglied.
MiGGLIED WERDEN- Fachkräftemangel vs. Abschiebung Pflegeheim wehrt sich gegen Ausweisung seiner Pfleger
- „Diskriminierend und rassistisch“ Thüringer Aktion will Bezahlkarte für Geflüchtete aushebeln
- Verwaltungsgerichtshof Nürnberg muss Allianz gegen rechts verlassen
- Brandenburg Flüchtlingsrat: Minister schürt Hass gegen Ausländer
- Ein Jahr Fachkräftegesetz Bundesregierung sieht Erfolg bei Einwanderung von…
- Chronisch überlastet Flüchtlingsunterkunft: Hamburg weiter auf Zelte angewiesen
Der Bericht über den türkischstämmigen Schornsteinfeger von Diana Zulfoghari war der einzige Lichtblick bei Cosmo-TV diesmal, bis auf ein kleines Detail. Angeblich sei der Beruf des Schorsteinfegers bei Türken verpönt.
Ich frag mich, wie man auf sowas kommt. Bülent Özden erzählt im Film – mehr spaßhaft – wie sie damals den Schornsteinfeger gar nicht mehr reingeließen, weil der immer alles schmutzig machte. Wie wir alle wissen, sind deutsche Handwerker nur so lange zivilisiert, wie sie das Rotlicht der Kamera sehen. Sobald sie sich sicher fühlen, zum Beispiel im Beisein von Ausländern, sind sie völlig ungeniert. Sie fluchen, pöbeln, geben Körpergeräusche von sich oder benehmen sich sonstwie unmöglich. So wird es auch damals bei der Familie Özden gewesen sein. Der Mann hat sich einfach wie die Axt im Walde benommen und wenig Mühe gegeben, Dreck zu vermeiden. Und irgendwann hat die Familie gesagt, oh nein, der schon wieder, lass bloß die Tür zu. Oder der Vater hat zu seinem Sohn gesagt, Junge, warum denn Schornsteinfeger, da wirst du doch immer ganz schmutzig.
Aus solchen ganz normalen, noch so menschlichen Dingen wird heutzutage regelmäßig ein Fremde-Kultur-Popanz konstruiert.