Gewalt-Studie
Zwischen deutschen und ausländischen Jugendlichen gibt es keine Unterschiede
Vergleicht man ausländische und deutsche Jugendliche aus vergleichbaren Verhältnissen, gibt es in Bezug auf Gewaltkriminalität „keine Unterschiede“. Das ist das Fazit des Kriminologen Christian Pfeiffer. Punktuelle Unterschiede sind aber vorhanden.
Donnerstag, 20.10.2011, 8:30 Uhr|zuletzt aktualisiert: Mittwoch, 08.01.2020, 15:45 Uhr Lesedauer: 3 Minuten |
Ein Vergleich zwischen Jugendlichen mit Migrationshintergrund und deutschen Jugendlichen aus vergleichbaren Verhältnissen kommt zu dem Ergebnis, dass es in Bezug auf Gewaltkriminalität „keine Unterschiede“ gibt. Darauf wies der Kriminologe Christian Pfeiffer gestern bei der Vorstellung der Studie „Jugendliche als Opfer und Täter von Gewalt in Berlin“ mit.
Da wo es Unterschiede gibt, gibt es auch Ursachen, die vielfältig sein können. So weist die Studie beispielsweise darauf hin, dass erlebte Diskriminierungserfahrungen die Bereitschaft erhöhen, Gewalt auszuüben. Und hiervon seien Jugendliche mit muslimischem Hintergrund überdurchschnittlich häufig betroffen.
Ein weiterer Faktor seien Diskriminierungserfahrungen in der Schule. Aus der Studie geht hervor, dass 13,1 % der Schüler zustimmen, dass es von Seiten der Lehrkräfte eine Diskriminierung von Schülern mit Migrationshintergrund gibt. Am höchsten fällt der Anteil zustimmender Jugendlicher bei türkischen und südeuropäischen Schülern aus; nord- und westeuropäische Schüler sehen hingegen keine Diskriminierung von Migranten im Schulbetrieb.
Gymnasiasten lehnen Assimilation eher ab
Kaum einen Unterschied gibt es bei der Frage, welche Migrantengruppen Integration befürworten, die Werte variieren zwischen 56 % und 73 %. Hinzu kommt die Befürwortung von Assimilation, die unter Jugendlichen aus dem ehemaligen Jugoslawien mit 20 % am höchsten und bei Jugendlichen aus Polen mit 5,9 % am niedrigsten ausfällt; bei der größten Migrantengruppe, der Türken, liegt dieser Wert bei 10 %.
Merkliche Unterschiede sind zu sehen, wenn man zusätzlich nach der besuchten Schulform differenziert. So ist die Befürwortung von Integration unter Gymnasiasten mit fast 76 % am höchsten. Unter Schülern der Haupt-, Real- und Gesamtschule liegen die Werte zwischen 54 % und 60 %. Assimilation hingegen wird von Gymnasiasten am wenigsten befürwortet (5,4 %); unter Haupt-, Real-, und Gesamtschülern liegen hier die Werte zwischen 13 % und 17 %.
Strukturelle Integration wesentlicher Faktor
Bildung, finanzielle Kaufkraft der Eltern sowie das familiäre Umfeld sind weitere Indikatoren, die die Gewaltbereitschaft von Jugendlichen beeinflussen. Während deutsche Jugendliche zu 10,2 % im zurückliegenden Jahr mindestens eine Gewalttat begangen haben, sind es bei Jugendlichen aus Ländern der ehemaligen Sowjetunion 17,1 %, bei türkischen Jugendlichen 14,0 % und bei polnischen Jugendlichen 13,8 %. Seltener als deutsche Jugendliche haben unter anderem asiatische und nord-/westeuropäische Jugendliche Gewalt ausgeübt.
Download: Im Zeitraum Juni 2010 bis April 2011 wurde in Berlin eine repräsentative Befragung von Jugendlichen der neunten Jahrgangsstufe im Rahmen des Schulunterrichts durchgeführt. Im Fokus der Untersuchung standen die Verbreitung und die Bedingungsfaktoren des delinquenten Verhaltens von Jugendlichen. Die vollständige Studie: „Jugendliche als Opfer und Täter von Gewalt in Berlin“ gbit es kostenlos unter www.kfn.de.
Im Vergleich mit der deutschlandweiten Schülerbefragung 2007/2008 zeigt sich für alle Migrantengruppen aber eine niedrigere Gewaltbereitschaft. Türkische Jugendliche im Bund haben bspw. zu 20,3 % mindestens eine Gewalttat verübt. „Das niedrigere Gewaltniveau der Berliner Migranten korrespondiert“, so die Studie „mit einer hohen strukturellen Integration“. Für Jugendliche sei insbesondere die Platzierung im Bildungssystem entscheidend. Auskunft hierüber gebe der Anteil an Jugendlichen, die ein Abitur anstreben. Und dieser Anteil fällt für Berliner Migranten deutlich höher aus. Die türkischen Migranten Berlins streben zu 42,7 % das Abitur an, deutschlandweit liegt die Quote dieser Gruppe nur bei 17,5 %.
Deutschen- und Ausländerfeindlichkeit
Die Studie kommt auch zu dem Schluss, dass sich unter den Migranten zum Teil recht häufig Ressentiments gegenüber bestimmten Bevölkerungsgruppen finden. So äußern 7,8 % der Migranten deutschenfeindliche Einstellungen.
Auf der anderen Seite ist fast jeder dritte deutsche Schüler der Auffassung, dass die meisten Ausländer kriminell seien. Und fast jeder Vierte würde Ausländer wieder in ihre Heimat zurückschicken, wenn in Deutschland die Arbeitsplätze knapp werden. 13 % geben an, dass Muslimen die Zuwanderung nach Deutschland untersagt werden sollte. Und fast die Hälfte aller befragten deutschen Schüler (44 %) hätte ein Problem damit, in eine Gegend zu ziehen, wo viele Muslime leben. (bk)
Gesellschaft Leitartikel Studien
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Zitat:
„Die türkischen Migranten Berlins streben zu 42,7 % das Abitur an, deutschlandweit liegt die Quote dieser Gruppe nur bei 17,5 %.“
Wieviele türkische Migranten erlangen denn nun tatsächlich ein Abitur ?
Wieviele türkische Migranten brechen ohne irgendeinen Schulabschluss die Schule ab?
Die Beantwortung dieser Fragen würde vielleicht mehr Erkenntnisse bringen über die Realität, darüber wieviel sich türkische Migranten wirklich Mühe geben…
Schade es wäre redlicher diese Fakten im Artikel zu verwenden, statt zu fragen was sich jemand wünscht bzw.anstrebt:
( Wenn man Fragen würde, möchtest du Millionär werden werden auch viel ja sagen, werden aber nur sehr wenige schaffen, meistens durch großen Fleiß und Gute Ideen )
Gruß
Kamill
Interessante Studie, wurde auch gestern in der PHÖNIX Talkrunde durch Herrn Pfeiffer erläutert.
Was hier bei Migazin erschreckend festzustellen ist, ist die Verfälschung der Studienergebnisse durch selektive Zitierung,Neu-Konstruierung von Einzelaussagen, so das ein anderes Bild entsteht, besonders aber das grobe „Weglassen“ von markanten Aussagen. Hier einige Beispiele, die wichtig sind, den Machern von Migazinj aber anscheinend nicht in ihr Konzept passt:
-A-
Als beson-ders antisemitisch und homosexuellenfeindlich erweisen sich die Jugendlichen, die aus islamischen Ländern stammen (u.a. türkische Jugendliche, libanesische Jugendliche). In diesem Zusammenhang ergibt sich zweitens wie bereits in der deutschlandweiten Schülerbefragung 2007/2008 auch unter Berliner Muslimen ein Zusammenhang zwischen der Stärke der religiösen Bindung und dem Gewaltverhalten: Eher nicht religiöse Muslime haben zu 6,9 % mindes-tens eine Gewalttat ausgeführt, eher religiöse Muslime zu 13,5 %; für christliche Jugendliche ist der Zusammenhang umgekehrt. Für den Zusammenhang zwischen der Religiosität und dem Gewaltverhalten bei Muslimen ist im Wesentlichen der Faktor der Männlichkeitsnormen verantwortlich. Religiöse Muslime stimmen doppelt so häufig Gewalt bejahenden Männlich-keitskonzepten zu wie nicht religiöse Muslime. Die Frage, die sich an diesen Befund an-schließt, ist, wie die Verbindung von Religiosität und Männlichkeit im Islam zustande kommt und welche Möglichkeiten bestehen, die übersteigerten Männlichkeitskonzepte von anderen Inhalten des Islam zu entkoppeln.
-B- (zu Diagramm 5.9, in Zusammenhang mit 5.11)
Zudem hat sich
gezeigt, dass die Ausübung von innerfamiliärer Gewalt die Akzeptanz dieser Normen verstärkt,ebenso wie der Konsum von Gewaltmedien.
In den Auswertungen hat sich ebenfallsgezeigt, dass mit steigender
muslimischer Religiosität die Zustimmung zu den Normen steigt;bei
christlichen Jugendlichen ist ein solcher Zusammenhang hingegen nicht feststellbar.
-C- (in Verbindung mit Diagramm 5.12)
Der Zusammenhang zwischen der Religionszugehörigkeit und der Delinquenz ist in Abbildung 5.12 dargestellt. Dabei ist zunächst festzuhalten, dass eine Zugehörigkeit zu einer Konfession zunächst
keine Gewalt senkende Wirkung entfaltet: Christen haben zu 9,3 % in den
letzten zwölf Monaten mindestens eine Gewalttat ausgeführt, Muslime zu 11,8 %, Befragte ohne Zugehörigkeit zu 11,0 %. Entscheidender als die reine Mitgliedschaft ist vielmehr die Stärke des Glaubens. Hierbei
existieren aber entgegengesetzte Zusammenhänge: Je stärker
christliche Jugendliche an ihren Glauben gebunden sind, umso seltener haben sich Gewalt ausgeübt. Christliche Jugendliche, die eher nicht
religiös sind, weisen eine Gewaltprävalenzratevon 10,1 % auf, christliche
Jugendliche, die als eher religiös einzustufen sind, hingegen zu 7,1 %
Bei den muslimischen Jugendlichen ist es genau umgekehrt: Religiöse Muslime weisen mit 13,5 % eine doppelt so hohe Prävalenzrate auf als
eher nicht religiöse Muslime.
und weiter…
Weil eher religiöse, muslimische Jugendliche deutlich häufiger
Gewalt legitimierenden Männlichkeitsnormen zustimmen als eher nicht religiöse, muslimische Jugendliche, und weil diese Normen mit dem
Gewaltverhalten in enger Beziehung stehen,sind eher religiöse,
muslimische Jugendliche häufiger Gewalttäter. Das Gewalt betonenden
Männlichkeitsbild ist damit der problemverschärfende Faktor; dieses Bild wird z.T. durch den muslimischen Glauben gestärkt.
-D- ( in Verbindung mit Diagramm 6.18)
Die Migrantenjugendlichen wurden zuletzt auch danach gefragt, ob sie in rechten Vereinigungen (z.B. Graue Wölfe) oder anderen rechten
Cliquen bzw. Gruppen Mitglied sind. Dies bejahten 4,3 (rechte Vereinigung) bzw. 4,2 % (rechte Clique/Gruppe) der Migranten. Die
Mitgliedschaft in rechten Vereinigungen ist dabei unter türkischen Jugendlichen am verbreitetsten: 10,5 % der türkischen Jugendlichen
gaben dies an; bei den anderen Gruppen beträgt der Anteil zwischen 0,0
und 5,6 %. Die Zugehörigkeit zu rechten Cliquen bzw. Gruppen findet sich
am häufigsten bei südeuropäischen Jugendlichen (11,4 %). Der Anteil bei den anderen Gruppen schwankt hier zwischen 0,0 und 7,7 %.
-E-
Besonderer Aufmerksamkeit bedarf der Zusammenhang zwischen muslimischer Religiosität und Männlichkeitsnormen. Es erscheint geboten, Maßnahmen zu ergreifen, die sich mit den Normen und deren Entstehungshintergründen auseinandersetzen. Dies könnte bspw. im Rah-men des Schulunterrichts geschehen. In durch die Lehrkräfte moderierten Diskussionen müss-te es darum gehen, zu vermitteln, wie der Dominanzanspruch von Männern gerade in musli-mischen Familien kulturhistorisch zu erklären ist und welche ökonomischen, gesellschaftli-chen und religiösen Rahmenbedingungen die Entstehung der Normen gefördert haben. Dane-ben ist in der Religionsvermittlung stärker darauf zu achten, welche Männlichkeitsbilder an die muslimischen Jugendlichen weitergegeben werden. Eine engere Zusammenarbeit mit den Imamen, den zentralen Instanzen der Vermittlung religiöser Inhalte, ist bzgl. dieses Themas sinnvoll. Letztlich sollte das Unterrichten von Religion, wie das bei anderen Berufsbildern der Fall ist, an den Nachweis einer Qualifikation gebunden sein. Dies ist eine Voraussetzung da-für, dass die religiösen Inhalte in reflektierter Weise an Kinder und Jugendliche weiter gegeben werden, was wiederum dem vorbeugt, dass diese nur Versatzstücke einer Religion als Legitimation ihres Handels nutzen. In Bezug auf muslimische Jugendliche ist zudem Hand-lungsbedarf bezüglich verschiedener Einstellungen zu erkennen. Die Feindlichkeit gegenüber anderen Bevölkerungsgruppen (Deutsche, Homosexuelle, Juden) ist unter muslimischen Ju-gendlichen mit am höchsten ausgeprägt. Maßnahmen zur Reduktion von Vorurteilen scheinen daher notwendig.
Ende der Auszüge
Wer die ges. Studie liest, bekommt einen guten Einblick in die Situation und ihre Gründe.
@ curator
„Wer die ges. Studie liest, bekommt einen guten Einblick in die Situation und ihre Gründe.“
Wenn Sie hier weiter lesen, bekommen Sie einen guten Einblick in die Situationj und ihre Gründe:
http://saydam.de/front_content.php?idcat=229&idart=3508
Die Zusammenfassung im MiGAZIN ist durchaus korrekt. Die Zitate, die der PI-Mann präsentiert, sind eher ein Best-Of der Pfeiffer-Interpretationen von über 200 Seiten. (Der PI-Mann hat noch übersehen, dass mit „Südeuropäer“ nicht der „Südländer“ gemeint ist, so wie er ihn versteht. Diesen Satz hätte er besser streichen sollen.)
Die Zahlen alleine sind nicht gerade das gefundene Fressen für gewisse Gruppen. Alles doch sehr überschaubar. Pfeiffer würzt ein wenig dazu. Etwas Patriarch, eine Prise Macho, das ganze in den Islam-Topf, kurz aufkochen und schon schmeckt die Brühe. Der Ansatz der Studie ist sowieso läppisch. Ein paar wüste Bilder aus Berliner U-Bahnen und schon setzt sich der Betrieb in Gang. Der Boulevard treibt Politik und Wissenschaft vor sich her.
Eine Passage finde ich besonders ulkig. Auf Seite 47 schreibt Pfeiffer, es sei Vorsicht geboten, es könnten bei den Eltern, die in Deutschland geboren und deutsche Staatsbürger sind, auch welche mit Migrationshintergrund sein, die in der Studie fälschlicherweise als Deutsche angesehen werden. (Ich fasse in einem Satz zusammen, wie es gemeint ist.)
Ich glaube hier kommt auf das statistische Bundesamt Arbeit zu. Man muss den Begriff des Migrationshintergrundes neu definieren, sodass möglichst viele der gemeinten dauerhaft eingepackt werden. Und seriös sollte es auch klingen. Keine leichte Aufgabe.
@ curator
deshalb lese ich ja das migazin :) würde ich hier auch nur das gequatsche des mainstream wiederfinden, bräuchte man migazin ja gar nicht. oder haben sie – die aus meiner sicht höchst interessanten zahlen über die ausländerfeindlichkeit unter deutschen jugendlichen irgendwo anders gelesen? nein? ach! dabei ist die ausländerfeindlichkeit und muslimfeindlichkeit viel höher und trotzdem schreiben deutsche leitmedien über den muslimischen antisemitismus. klar gibts den. nur schauen sie sich mal die quoten an und vergleichen es mit der ausländerfeindlichkeit unter deutschen jugendlichen.